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KINDERTRAINING

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2. Entwicklung und sportliche Leistungsfähigkeit

a) Entwicklung

Definition: Entwicklung bezeichnet beobachtbare Veränderungen und Differenzierungen individueller Merkmale, bezogen auf einen bestimmten Zeitabschnitt. Sie vollzieht sich unter konkreten Umweltbedingungen und -anforderungen und ist an die Handlungen und Tätigkeiten eines Individuums gebunden.

Die neuere Entwicklungspsychologie sieht in den menschlichen Entwicklungsprozessen ein "integratives Modell" von Reifungs-, Sozialisations-, Lern- und Selbststeuerungsprozessen mit dem Kind als Mittelpunkt. Diese Prozesse wirken und bedingen sich wechselseitig, wobei mit zunehmendem Alter die Reifungsprozesse zugunsten von Lern- und Selbststeuerungsprozessen abnehmen.

Sportliche Leistungsentwicklung ist das Produkt von Faktoren der Anlage und der endogenen Reifung auf der einen Seite und Faktoren der Umwelteinflüsse auf der anderen Seite.

Es ist sehr schwierig, verallgemeinerte Modelle (Theoriemodelle!) der Erklärung von Entwicklungsprozessen zu benutzen. Entwicklungsstufenmodelle können nur die Funktion von Orientierungshilfen haben. Sie dienen im Sport hauptsächlich zur Einschätzung des sog. biologischen Alters, d.h. mit ihrer Hilfe läßt sich einschätzen, ob ein Kind normal, spät oder früh entwickelt ist. In diesem Sinne ist auch das folgende Modell aus der Traingslehre nach GRIMM und KIRCHMAIR zu verstehen. Es verbindet biologische Reifemerkmale mit Alterseinteilungen.

Oberer Teil des Entwicklungsstufenmodells nach Grimm und Kirchmair (auf "Kinder" bezogen):

1. Gestaltungswandel   
 Vorschulalter - 3. bis 7. Lebensjahr
- Entwicklung von der Kleinkindform (gedrungener nicht taillierter Rumpf, betonter Bauch, relativ großer Kopf, kurze Extremitäten) bis zur Schulkindform (gestreckter taillierter Rumpf, längere Extremitäten, relativ kleiner Kopf)
 Frühes Schulkindalter - 1. bis 3. Schuljahr bzw. 7. bis 10. Lebensjahr
- eine Übergangsform bis zum Auftreten der ersten Reifezeichen
 Spätes Schulkindalter (vorpuberale Phase) Mädchen: 3./4. bis 5./6. Schuljahr bzw. 10./11. bis 11./12. Lebensjahr

Jungen: 3./4. bis 6./7. Schuljahr bzw. 10./11. bis 12./13. Lebensjahr

- Beginn der Längenwachstumsbeschleunigung, rasche Genitalentwicklung, erste Mammaebildung

Die kindliche Entwicklung ist ein positiver Vorgang des Wachstums. Es gibt keine Rückschritte, sondern nur Verzögerungen und Beschleunigungen.

Entwicklungsstufenmodelle sollten also, pädagogisch betrachtet, nicht Schonung, sondern vielmehr Unterstützung bedeuten. Es sollten größere Entwicklungssprünge erkannt werden, um intensive Lern- und Traingsschwerpunkte zu setzen. Andersherum sollten genauso Entwicklungsverzögerungen oder -stagnationen erkannt werden, damit stabilisierende Wirkweisen zur Anwendung kommen können.

Zur Skelettentwicklung: die Knochen des Erwachsenenskeletts bestehen zu 27% aus organischer Substanz, dem Knorpel, zu 52% aus anorganischer Substanz, der Knochenerde und zu 21% aus Wasser, wohingegen das Skelett des Kindes und des Jugendlichen mehr Knochenknorpel enthält und daher biegsamer und weicher ist (Knochenbrüche kommen seltener vor). Für das Training ist dies bdeutsam, da sich hierdurch eine verminderte Belastbarkeit des Skeletts ergibt.

Bei in der Entwicklung befindlichen Kindern sind übermäßige Belastungen der Wirbelsäule zu vermeiden. In Extremfällen können sie zu Wirbelsäulen- und Knochendeformationen, Wachstumsunterbrechungen, Brustkorbverformungen und verminderter Beweglichkeit führen.

Wodurch genau ist die normale Skelettentwicklung im Training gefährdet? - Durch

a) zu frühe, sehr einseitige, spezielle Trainingsarbeit,

b) durch die Sportarten Wasserspringen, Turnen, Trampolinspringen, Rudern und

c) durch Krafttraining.

Die Gefährdung liegt weniger in einer mechanischen Überbelastung als vielmehr hauptsächlich in der Summierung von Sportverletzungen. Deshalb müssen die Kinder und Jugendlichen gezwungen werden, ihre Verletzungen auszukurieren und ihr Training entsprechend lange zu unterbrechen.

Akzeleration und Retardierung:

Akzeleration ist die Bezeichnung für eine beschleunigte Aufeinanderfolge der körperlichen Entwicklungsphasen eines Individuums. Das Knochen- und Skelettalter ist der Normalentwicklung um ein Jahr und mehr voraus.

Retardierung nennt man insofern eine Verzögerung der Geschlechtsreife und des gesamten Entwicklungstempos. Das Skelettalter ist hier um mehr als ein Jahr zurück.

Auch wenn es dem Praktiker schwer möglich ist, das biologische Alter genau zu bestimmen, muß er zumindest abschätzen können, ob bei einem Kind die Entwicklung normal, beschleunigt oder verzögert verläuft. Kinder (und Jugendliche) sind nur nach ihrem biologischen Alter und nicht nach dem Lebensalter in die entsprechende Entwicklungsstufe einzuordnen (allein der Beginn der Pubertät kann bei gleichaltrigen Jungen und Mädchen um vier Jahre differieren!). Aber auch das biologische Alter ist für die Bemessung der Trainingsbelastungen, die toleriert werden, nur in Verbindung mit dem Trainingsalter, der Leistungsfähigkeit sowie den genetischen Anlagen aussagefähig.

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 Themen:  Untertitel:  
1. Allgemeine Vorbemerkungen Ziele und Inhalte, Zeitraum {Hier klicken!}
2. Entwicklung und sportliche Leistungsfähigkeit a) Entwicklung  
b) Leistungskomponenten {Hier klicken!}
c) Konditionelle Fähigkeiten {Hier klicken!}
d) Psychomotorische Leistungsfähigkeit (koordinative Fähigkeiten) {Hier klicken!}
e) Persönlichkeit {Hier klicken!}
3. Aufbau und Systematik a) Systematische Veränderung der Zielsetzung {Hier klicken!} 
b) Die Problematik der Ausbildungsabschnitte {Hier klicken!}
c) Inhaltliche Gestaltung des Trainings {Hier klicken!}
4. Periodisierung Entwicklungsspezifische Unterscheidung,... {Hier klicken!}

Die hier zusammengefaßten Ergebnisse zum Training im Kindesalter sind nachzulesen im Studienbrief 23 der Trainerakademie Köln des DSB, ausgearbeitet von Dietrich Martin, erschienen 1988 im Verlag Karl Hofmann (Schorndorf).

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