Gleichgewichtbrechen:KUZUSHI
Einen fest auf beiden Füßen stehenden Partner kann man nur werfen, wenn man selbst viel stärker ist. Ist sein Gleichgewicht aber gebrochen, steht er unsicher auf den Fußspitzen, den Hacken oder sogar nur
auf einem Fuß, steht er irgendwie auf der »Kippe«, so genügt nur sehr wenig Kraft, um ihn endgültig zu werfen. Diese simple Überlegung verlangt als Konsequenz, daß man vor jedem Wurf das Gleich-gewicht des
Partners in irgendeine Richtung zerstört, um mit der eigenen Kraft möglichst ökonomisch umgehen zu können. Diese wichtige Phase bei allen JudoÂWürfen (KUZUSHI) ist auch hauptsächlich gemeint, wenn man sagt:
»Im Judo kann der Schwächere den Stärkeren besiegen.« Wenn der schwächere Kämpfer stabil auf beiden Beinen steht und den größeren, eigentlich stärkeren Partner so in eine unsichere Stellung manövriert hat,
daß dieser seine Kraft nicht mehr einsetzen kann, dann wird deutlich, unter welchen Umständen dieser schöne Satz gilt.
Es ist grundsätzlich möglich, das Gleichgewicht auf zwei Arten zu brechen. Man kann
- direkt durch starken Druck und Zug der Hände den Partner nach vorne, hinten oder zur Seite aus dem Gleichgewicht bringen, oder man kann
indirekt durch leichten Druck oder Zug die Reaktion des Partners in die entgegenÂgesetzte Richtung herausfordern und sein Gleichgewicht dann in diese neue RichÂtung brechen.
Gemeinsam ist beiden Arten, daß der Druck und Zug der Hände kein Zerren und Reißen aus den Armen heraus ist, sondern jeweils nur die Übertragung der Kräfte, die aus dem Körper heraus wirksam werden.
Steht man dem Partner in der Grundstellung gegenüber, kann man sein Gleich-gewicht in acht Richtungen brechen:
hinten
hinten rechts hinten links
seitlich rechts O seitlich link
vorne rechts vorne links
vorne
Von den vielen Möglichkeiten, die Kraft, die der sich bewegende Körper entÂwickelt, mit den Händen auf den Partner zu übertragen und dadurch sein Gleich-gewicht zu zerstören, sind drei Methoden, die Hände zu
führen, besonders wichtig:
1. Gleichgewichtbrechen nach vorn
Die rechte Hand führt eine »Angelbewegung« nach oben aus, die linke zieht mit nach außen gedrehtem kleinen Finger nach vorne. Der rechte Unterarm legt sich auf die Brust des Partners, der Handrücken ist immer
die Verlängerung des Unter-arms, d.h. das Handgelenk darf nicht nach vorn oder hinten abgekippt werden.
2. Gleichgewichtbrechen nach links oder rechts vorn
Die linke Hand zieht kleiner Finger nach außen gedreht - nach links, die rechte drückt mit steifem Handgelenk und angelegtem Unterarm synchron in die gleiche Richtung. Gleichzeitig wird ein Schritt nach links
seitlich gemacht.
3. Gleichgewichtbrechen nach links hinten
Die linke Hand zieht den rechten Ellenbogen des Partners nach unten und dann auf seinen eigenen rechten Hüftknochen zu. Die rechte Hand und der rechte Unterarm legen sich auf die Brust und drücken nach hinten.
Gleichzeitig wird ein Schritt nach rechts vorwärts gemacht.
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