Der Jeep fuhr durch die staubige
Wüste. Es bewegte sich kein dürres Gras und nur der durch den
Jeep aufgewirbelte Sand setzte sich hinter ihm. Um ihn herum gab es nichts
als Staub, verdorrte Gräser, Sonne und Himmel. Der Jeep holperte mit
70 Meilen pro Stunde über die Strasse und nahm keine Rücksicht
auf die wenigen, kleinen Nager, die es wagten, sich auf der Strasse niederzulassen.
Hätte jemand den Wagen beobachtet, hätte er ohne Zweifel feststellen
können, dass die Insassen auf der Flucht waren. Es waren zwei Männer
und eine Frau, zwei schuldig, der eine ein hilfloses Opfer in einer Reihe
von blöden Zufällen. Tom Penn, gelernter Computertechniker, jetzt
Computerspezialist in einer Firma für aussergewöhnliche Fälle,
lag gefesselt auf dem Hintersitz und versuchte, wenn er bei Bewusstsein
war, meistens vergeblich den Kopf von der Wand fernzuhalten. Seine ...,
nicht gerade Entführer, eher seine vorläufigen Gastgeber waren
in eine laute Diskussion verwickelt, die trotz der Schleiers, der Toms
Kopf umgab, von ihm gehört wurde.
"Wir hätten ihn liegenlassen
sollen. Wenn du weiter so schnell fährst, wird er sterben und dann
kommen wir wegen Mord ins Gefängnis."
Während den letzten Stunden
hatte Tom ziemlich viel Blut wegen einer Schusswunde verloren und das Holpern
trug nicht dazu bei, dass die Wunde heilen konnte.
"Er hat unsere Gesichter gesehen
und hätte uns sofort an die Polizei verpfiffen. Wir konnten ihn nicht
einfach liegenlassen."
Tom hatte diese Diskussion
schon ein paar Mal gehört und immer endete sie mit dem gleichen: Der
Mann hielt den Wagen an, die Frau stieg aus und kam erst nach einer gewissen
Zeit wieder zurück. Während dessen wechselte der Mann seinen
Verband um die Schulter, in dem er eine Decke zerriss. Er gab ihm etwas
zu trinken und setzte sich dann wieder ans Steuer, um auf die Frau zu warten.
Wenn sie dann wieder kam, fuhren sie schweigend weiter. Auch diesmal hielt
der Mann wieder abrupt, aber die Frau stieg nicht aus.
"Wir können nicht immer
anhalten und unsere Wut alleine unter Kontrolle bringen. Wir müssen
uns einmal überlegen, ob wir verfolgt werden. Wenn ja, dann haben
sie schon recht aufholen können. Ausserdem wird es bald Nacht und
wir müssen uns etwas zum Übernachten suchen."
Der Mann blieb still. Scheinbar
hatte er seine Gefühle nicht so gut unter Kontrolle wie die Frau.
"Hör' zu, wir können
ihn nicht noch länger mitnehmen. Spätestens wenn wir irgendwo
in einem Motel sind, wird jemand Fragen stellen. Alle werden erkennen,
dass er einen Arzt braucht. Ausserdem wird er sich wahrscheinlich sowieso
nicht erinnern. Er hat vermutlich eine Gehirnerschütterung. Wir müssen
ihn nur irgendwo abladen, und dann sind wir in los."
Tom stöhnte. Wollten
sie ihn etwa einfach hier in der Wüste liegenlassen? Das konnten sie
doch nicht tun. Er musste sie davon überzeugen, dass er sie noch erkennen
würde. Aber konnte er das? Er wusste ja nicht einmal mehr, warum er
eigentlich hier war. Doch, er erinnerte sich noch an etwas. Er war an einer
Tankstelle gewesen. Um zu tanken und etwa zu essen, bevor er eine weitere
Strecke durch die Wüste ohne Halt fahren wollte. Er hatte getankt
und wollte dann etwas essen gehen. Was war dann passiert? Hatte er etwas
essen können? An seinem knurrenden Bauch stellte er fest, dass das
nicht der Fall gewesen war.
In diesem Fall, dachte Tom,
müssen sie gekommen sein.
Plötzlich sah er alles
wieder ganz genau vor sich. Mit Pistolen zielten sie auf ihn und verlangten
vom Kassierer das Geld in der Kasse. Tom hatte einmal der Highway - Patrol
gearbeitet und wollte jetzt trotzt des Schockes, den er von der an seine
Schläfe gedrückte Pistole hatte, nicht zulassen, dass diese Tankstelle
ausgeraubt wurde. Irgendwie schaffte er es, sich zu befreien. Doch sie
hatten das Geld schon in Empfang genommen und rannten weg. Er rannte ihnen
nach und erwischte den Mann. Es gelang ihm, die Maske wegzureissen. Er
schaute in zwei dunkle, vor Wut glitzernde Augen. Der andere, nein, die
andere rief, er solle sich beeilen. Scheinbar bemerkte sie gar nicht, dass
ihr Freund in einen Kampf verwickelt war. Ein Schuss fiel, fast keinen
Augenblick danach einen grossen Schmerz. Der Mann hatte sein Herz nur knapp
verfehlt und die Kugel drang in seine Schulter. Doch er hatte das Gesicht
gesehen. Dunkle Augen, schwarze, lange Haare und rostbraune Haut. Die Frau
hatte den Schuss gehört und war zurückgeeilt. Sie hatte ihre
Maske abgezogen, was sehr unvorsichtig von ihr war, und beugte sich über
ihren Partner. Es war noch unvorsichtiger, sich ebenfalls über ihn
zu beugen. Jetzt konnte er auch ihr Gesicht sehen. Sie hatte kurz geschnittene,
braune Haare, die sie vermutlich braun gefärbt hatte, denn sie hatte
hellblaue Augen und blonde Augenbrauen.
"Verdammt, er hat uns gesehen,
wir müssen ihn mitnehmen", knurrte der Mann und nahm Toms unverletzten
Arm. Er zog ihn schnell zu einem Jeep und legte ihn auf den Rücksitz.
Dort verlor Tom das Bewusstsein.
Jetzt war er gerade zum x-ten
Mal wieder aufgewacht und lauschte einer neuen, ungewohnten Diskussion.
"Auch wenn er eine Gehirnerschütterung
hat erinnert er sich sicher noch an uns", protestierte der Mann.
Die Frau warf einen Blick
über die Schulter auf Tom. Seine halb geöffneten Augen starrten
in ein verschwommenes Gesicht. Sofort wandte sie sich wieder ab, um ihm
keine Gelegenheit zu geben, sich ihr Gesicht einzuprägen, falls er
es wirklich vergessen hätte.
"Er ist wach. Vermutlich hat
er alles gehört, was wir gesagt haben." Sie zog sich ihre Maske wieder
an und drehte sich erneut zu ihm um.
"Na, was meinen Sie, Mister?
Sollen wir Sie einfach abladen oder wollen Sie uns noch eine Weile Gesellschaft
leisten?"
Tom versuchte etwas zu sagen,
aber er konnte es nicht. Er schloss die Augen, was die Frau anzunehmen
brachte, dass er das Bewusstsein wieder verloren hatte.
"Er hat ... braune Augen und
... schwarze Haare ... Indianer", flüsterte Tom plötzlich gerade
so laut, dass sie es hören konnten.
Der Mann war unterdessen wieder
angefahren, stoppte den Mann aber schnell wieder.
"Was hat er gesagt?" fragte
die Frau, obwohl sie genau verstanden hatte, was Tom gesagt hat.
"Dass ich ein Indianer bin",
antwortet der Mann.
Tom schloss wieder die Augen.
Wenn sie ihn jetzt nur nicht töteten. Er brauchte Hilfe, die er in
der Wüste bestimmt nicht bekam.
"Wenn er sich nicht erinnert
hätte, wäre er nicht mehr lange in diesem Wagen gelegen", sagte
die Frau mehr zu sich selbst und fragte dann Tom, ohne ihn anzusehen: "Und
wie sehe ich aus, Mister?"
Tom hatte schon wieder halb
das Bewusstsein verloren, zwang sich jetzt aber, sich zu erinnern und zu
sprechen.
"Braune Haare ... gefärbt
... blaue Au ..."
Die Frau lehnte sich wieder
zu ihm, ohne Maske und flüsterte beschwörend: "Falls wir Sie
tatsächlich irgendwo abladen sollten, wo Sie Hilfe bekommen, werden
Sie schweigen, verstanden? Kein Wort über uns oder was passiert ist!"
Tom war nicht sicher, ob er
verstanden hatte. Dass er nichts über sie sagten sollte, war ihm klar,
aber warum nichts, über das, was geschehen war? Der Tankwart hatte
sowieso schon längst die Polizei alarmiert.
"Warum haben Sie ... solche
Angst ge ... geschnappt zu werden? ... bekommen doch ... nur eine Geld
... strafe?"
Die Frau lachte. "Glauben
Sie, wir haben das zum ersten Mal gemacht? Wir werden in acht Staaten von
Amerika und in drei ausländischen Ländern gesucht."
Nun sah die Sache auch für
Tom ganz anders aus. In elf Nationen gesucht!
"Warum?" fragte er gepresst.
Er war unterdessen so wach, dass er den Schmerz seiner Wunde wieder spürte,
sehr gut spürte sogar.
Die Frau lachte wieder. "Warum?
Nun, wegen unerlaubten Waffenbesitzes, Raubüberfall, Einbruch und
solchen Sachen. Vielleicht denken Sie jetzt, dass man wegen solchen Dingen
nicht gesucht wird, jedenfalls nicht so fest, aber wissen Sie, wenn man
es genug macht, sehen die Polizisten ihre Ehre verletzt, weil sie uns nicht
geschnappt haben, und machen die Verfolgung zu einer persönlichen
Rache."
Tom verstand die Leute nicht,
die Raubüberfälle machten oder mordeten. Was hatte es für
einen Sinn, wenn man nachher im Gefängnis sass oder immer auf der
Flucht war, bei jedem Polizisten, der in Sicht kam, sofort nach einem Versteck
suchen musste?
"Halt mal hier an. Wir müssen
besprechen, was wir jetzt machen werden", meint die Frau zum Indianer.
Er lenkte den Wagen an den Strassenrand und stellte den Motor ab.
"Klar ist jetzt schon, dass
wir ihn nirgendwo einfach abladen können, wo er nicht stirbt. Entweder
müssen wir ihn töten und wir haben, wenn es die Polizei herausfindet,
einen Mord am Hals, oder er kommt weiter mit und stirbt dann vermutlich
auch, weil er keine Hilfe bekommt. Natürlich können wir in auch
in ein Krankenhaus bringen und hoffen, dass er schweigt, was er aber vermutlich
nicht tut."
Die Frau sah den Mann fragend
an. Er warf einen kurzen Blick auf Tom.
"Wir haben noch nie jemanden
umgebracht und ich will jetzt auch nicht damit anfangen", meinte er dann
schliesslich.
"Willst du ihn dann immer
mitnehmen, so dass er sowieso auch stirbt oder willst du das Risiko eingehen,
dass er uns verrät?" fragte die in einem sehr gefühllosen Ton.
Sie wäre bestimmt bereit,
mich umzubringen, kam es Tom in den Sinn, bevor er erneut das Bewusstsein
verlor.
Der Mann mustert ihn eingehend,
bis er schliesslich nachdenklich sagte: "Ich glaube, ich habe ihn schon
einmal gesehen."
Die Frau musterte Tom auch
und suchte in ihrem Gedächtnis nach seinem Gesicht.
"Ist er ein Polizist?
"Ich habe keine Ahnung, aber
ich bin mir fast sicher, dass ich ihn kenne. Er kommt mir bekannt vor,
sehr sogar." Er schüttelte schulterzuckend den Kopf.
"Wir können ihn nicht
mitnehmen. Also müssen wir ihn zu einem Arzt bringen", entschied schliesslich
die Frau. Sofort startete der Indianer das Auto und fuhr ins nächste
Dorf hinein, von dem sie schon die Lichter gesehen hatten. Die Sonne war
schon fast untergegangen und die Strassenlampen erhellten die Strassen.
Sie fuhren langsam durch die Hauptstrasse, in der Hoffnung, dass sie irgendwo
eine Klinik entdeckten.
Tatsächlich fanden sie
ziemlich schnell ein Krankenhaus und riefen einem Arzt zu, der gerade hineingehen
wollte.
"Warten Sie, Mister, wir haben
einen Verletzen im Auto!' rief die Frau und öffnete die Tür zum
Hintersitz. Der Arzt winkte sofort zwei Pfleger mit einer Barre herbei
und half, Tom aus dem Wagen zu nehmen.
"Was haben Sie denn mit dem
gemacht?" fragte er, nachdem er Toms blutiges Hemd gesehen hatte.
"Wir haben ihn am Strassenrand
aufgelesen", antwortete die Frau schnell, dem Mann einen Seitenblick zuwerfend.
Er kam mit einem 'Rollbett' zurück und zog Tom mit dem Mann zusammen
heraus.
"Hat schon ziemlich viel Blut
verloren, der arme Teufel. Hatte Glück, dass es kein guter Schütze
war, sonst wäre er vermutlich tot."
Obwohl die Bemerkung über
den Schützen eigentlich nicht komisch war, grinste die Frau ihren
'Partner' an. Der Doktor rollte das Bett in das Krankenhaus und rief ein
paar Schwestern und andere Ärzte zusammen, die sich um Tom kümmerten.
"Wir müssen sofort operieren."
Die Ärzte nickten und
zogen sich ihre sterilen Kleider an.
"Sie können warten, wenn
Sie wollen, aber bleiben Sie bitte draussen. Das Krankenhaus ist sowieso
schon überfüllt."
Sie nickten und setzten sich
in ihrem Wagen.
"Was machen wir jetzt?" fragte
der Mann. Er fuhr einem Krankenwagen aus dem Weg, der gerade kam.
"Wir können ihn sicher
nicht gleich wieder mitnehmen, jetzt schon gar nicht mehr, nachdem du dem
Arzt diese Geschichte erzählt hast."
Die Frau schnaubte und starrte
auf die andere Seite des Wagens.
"Was hättest du ihm denn
erzählt? Dass er dich aufhalten wollte, als du mit gestohlenem Geld
abhauen wolltest? Dass es aber reine Notwehr war?"
Der Mann schwieg.
"Also komm, wir müssen
sowieso etwas zum Übernachten suchen. Warum nicht gleich hier?"
Der Indianer startete den
Motor und fuhr zum nächsten Motel.
In ihrem Zimmer meinte die
Frau: "Auf jeden Fall muss er mitkommen. Er weiss viel zu viel."
Der Mann trug ihre Gepäcktaschen
ins Zimmer und fragte: "Wie willst du das machen? Der Arzt hat unsere Gesichter
ebenfalls gesehen."
Sie zuckte mit den Schultern.
"Der Arzt weiss ja nicht, dass wir es sind, wenn wir unseren jungen Freund
entführen."
Er sah sie fassungslos an.
"Du hast doch selbst gesagt, dass wir es bei den Überfällen lassen.
Willst du unbedingt auch noch wegen Entführung sitzen?"
Die Frau schüttelte mit
dem Kopf. "Wenn wir wegen Entführung sitzen, dann tun wir das schon
lange. Wir haben ihn bis hierher mitgenommen, und wir haben ihn vor etwa
300 Meilen aufgegabelt. Nennst du das keine Entführung?"
Sie schwiegen eine Weile,
bis der Indianer schliesslich sagte: "Wenn wir jetzt weiterfahren, sind
wir am morgen schon weit weg. Es spielt dann keine Rolle mehr, ob er redet
oder nicht. Die Polizei hat unsere Phantombilder sowieso schon und wegen
einem Überfall mehr, den man uns anhängen kann, werden wir auch
nicht sterben."
Jetzt starrt sie ihn fassungslos
an.
"Du meinst, wir sollen ihn
einfach hier lassen, damit er gleich zur Polizei rennt? Dann können
wir uns ja gleich selbst stellen."
"Bis er aufwacht geht es mindestens
bis morgen früh."
Sie seufzte. Warum sollten
sie es nicht tun? Die Polizei kannte sie, hatte wahrscheinlich auch schon
ihren letzten Überfall auf ihr Konto geschoben. Eine Zeugenaussage
mehr oder weniger spielte keine Rolle.
"Okay, gehen wir."
Der Mann nickte und trug die
Taschen wieder zum Jeep zurück. Sie fuhren schnell aus dem Dorf und
in die Wüste zur nächsten Stadt.
"Wie geht es Ihnen?" fragte
der Arzt.
Tom hatte die Augen halb geöffnet
und blinzelte in das Gesicht des Mannes über ihm.
"Was ist ... passiert?" fragte
er flüsternd.
"Eine Frau und ein Mann haben
Sie hier abgeladen und gesagt, sie hätten Sie am Strassenrand aufgelesen.
Sie haben eine Wunde an der linken Schulter."
Am Strassenrand aufgelesen?
Was hatte er am Strassenrand zu suchen? Ein stechender Schmerz brachte
alle Erinnerungen zurück. Der Überfall. Der Schuss. Die Reise
im holprigen Wagen. Aber warum hatten sie ihn hier gelassen? Hatten sie
keine Angst mehr, geschnappt zu werden?
"Wo ... sind sie?"
Der Arzt zuckte mit den Schultern.
"Vermutlich haben sie sich
irgendwo eine Unterkunft für die Nacht gesucht und sind jetzt weitergefahren."
War denn jetzt schon morgen?
Gerade eben war er noch im Wagen gewesen und die Frau fragte ihn, was er
wolle. Wollten sie ihn hier lassen? Hatten sie nicht gesagt, dass sie ihn
mitnehmen wollten?
"Wie lange ... muss ich hier
... bleiben?"
Wieder zuckte der Arzt mit
den Schultern.
"Sie haben ausser der Schusswunde
noch eine leichte Gehirnerschütterung. Wenn diese gut heilt, kann
man Sie schon in ein paar Tagen entlassen."
Tom schloss die Augen. Ein
paar Tage. Er musste seiner Firma sagen, was passiert war, dass er nicht
kommen konnte.
"In meiner Tasche ... man
muss meine Firma ... anrufen."
Der Arzt nickt beruhigend.
"Ich habe Ihrer Firma bereits
telephoniert. Sie wollte einen jemanden schicken, um Sie abzuholen. Ich
denke, er wird jetzt dann bald hier sein."
Erleichtert atmete Tom auf.
Sie würden ihn abholen. Er würde sich zu Hause erholen können.
"Eines würde mich aber
noch interessieren, Mr. Penn; Wer hat Sie angeschossen? Wissen Sie das?"
Seine Erleichterung verflog.
Sie hatten ihn angeschossen. Wegen ein paar hundert Dollar.
"Die, die mich .. gebracht
haben", antwortete er ohne grosses Zögern.
"Ich wusste, dass etwas mit
denen nicht stimmte. Aber schlafen Sie jetzt wieder. Wenn Sie aufwachen,
sind Sie vielleicht schon wieder fast gesund."
Er schloss die Tür zu
Toms Zimmer. Tom versuchte, sich zu entspannen. Er würde nicht mehr
mit diesen Verbrechern mitfahren müssen. Nie mehr. Die Gedanken an
sie zu verdrängen war schwierig für Tom, denn er wusste nur zu
gut, dass er, sobald er wieder arbeiten konnte, Nachforschungen über
diese beiden machen wird. Er musste wissen, wer sie waren, sonst würde
er lange keine Ruhe haben. Leider war seine Neugier nicht immer gut gewesen.
Als er noch bei der Highway
- Patrol arbeitete, musste er ja eigentlich nur auf die Autos achten, die
etwas machten, was sie eigentlich nicht durften, aber einmal, nein sogar
zweimal fiel im ein Wagen auf, der von ihm aus gesehen Schmuggelware transportierte.
Als er in der Nacht dann mit dem Computer nach der Autonummer suchte, wurde
er vom scharfen Sicherheitssystem entdeckt und sein Chef musste ihn verwarnen,
kontrollierte die Schmuggler aber nicht.
Als er Tom feuerte, wurde
diesem bewusst, dass er nicht weiter in einem Beruf arbeiten konnte, in
dem nicht einmal seine Vorgesetzten ihren Job richtig erledigten. Er nahm
einen Job bei einer Firma an, die die Sicherheitssysteme anderer Firmen
und Banken, manchmal auch Privatbenützer überprüfte. Er
musste dabei diese Sicherheitssysteme abschalten, ohne selbst bemerkt zu
werden und so konnten sie feststellen, wie gut die geheimen Informationen
geschützt waren.
Ein lautes Geräusch holte
ihn aus seinem Schlaf. Er kannte es gut. Er war schon viele Male von einem
Helikopter abgeholt worden, aber dieses Mal hatte er es nicht erwartet.
Mehrere Männer kamen
herein, darunter der Arzt, der ihn behandelte. Sie verschoben ihn wieder
in ein Rollbett, das hinaus zum Helikopter geschafft wurde. Er spürte
die Gegenluft nicht, aber die Pfleger scheinbar ziemlich gut. Sie hatten
Mühe, ihn in den Helikopter zu schaffen.
Aber schliesslich war er dann
drin und spürte das vertraute Vibrieren.
"Wie geht es Ihnen, Tom?"
fragte eine leise Stimme.
Tom hatte plötzlich eine
Art Kopfhörer an, und konnte den Mann über ihm erkennen, der
ebenfalls ein solcher Kopfhörer anhatte. Der Mann war sein Chef.
Er ist persönlich hierher
gekommen, um mich abzuholen? Das macht der doch sonst nie bei Angestellten.
"Ich habe mir Sorgen um Sie
gemacht. Sie hatten versprochen, am Nachmittag anzurufen und ich weiss,
dass Sie immer pünktlich sind," fuhr der Chef weiter, "Als ich dann
endlich den Anruf dieses Arztes bekam, wollte ich schon fast die Polizei
informieren."
Tom muss innerlich lächeln.
Typisch Chef. Er machte sich immer Sorgen. Aber diesmal hatte er recht
gehabt. Auch wenn Tom es nicht zugeben wollte, wusste er, dass er der beste
Mann für diesen Job war. Niemand konnte besser die Systeme knacken.
Jedenfalls war ihm bis jetzt noch niemand begegnet, der es besser konnte.
So legte auch sein Chef grossen
Wert um ihn und sorgte sich, als wäre er sein Kind, dass dauernd Unfug
machte. Allerdings brachte das auch gewisse Vorteile. Man konnte sozusagen
alles machen, zu dem man Lust hatte, und der Chef stimmte zu, da er damit
drohend konnte, er würde gehen und einen anderen Job suchen.
Bis jetzt hatte er das noch
nicht viele Male gemacht, aber ein paar Mal musste er es tun.
"Ich habe ein paar gute Neuigkeiten
für Sie. Wir haben weitere Angebote von Firmen bekommen, die wollen,
dass Sie ihre Sicherheit testen. Dazu noch eine Privatangelegenheit. Um
die sollen Sie sich zuerst kümmern. Es wird auch gut bezahlt."
Der Mann lachte laut.
"Aber was rede ich denn da.
Ich vergesse immer wieder, dass Sie krank sind und dass Sie Erholung brauchen.
Sie werden dann nachher genug unter Druck gesetzt, wenn Sie wieder gesund
sind."
Tom sah das verschwommene
Lächeln seines Chefs. Dann verschwand das Gesicht und ging vermutlich
ins Cockpit.
Er versuchte, wieder einzuschlafen,
aber er schaffte es bei dem Lärm einfach nicht. Er war schon so viele
Male in diesem Helikopter, so dass er manchmal glaubte, den Lärm gar
nicht mehr zu hören, aber jetzt schaffte er es nicht, wie bei anderen
Flügen zu schlafen. Vermutlich lag es daran, dass er noch nie liegend
und verletzt geflogen war.
Er wachte in einem grossen,
hellen Zimmer auf. Niemand ausser ihm war da, obwohl es noch mehrere Betten
hatte. Er spürte nur noch ein leichtes Surren in der Schulter. Langsam
hob er seinen gesunden Arm mit der gesunden Hand, an der ein merkwürdiges
Ding angemacht war und hob damit die Decke auf, um aufzustehen. Sofort
spürte er eine weitere Bewusstlosigkeit auf sich zukommen.
Scheinbar merkte das nicht
nur er, sondern auch der Apparat, an den er angeschlossen war. Er piepste
laut auf und gleich darauf kamen mehrere Personen in weissen Kitteln herein
und untersuchten ihn.
"Versuchen Sie nicht wieder,
aufzustehen. Sie sind zu schwach und haben zu viel Blut verloren", befahl
ihm einer der Personen.
Tom sank seufzend zurück
und liess sich wieder zudecken. Er schloss wieder die Augen.
"Wir sind sehr zufrieden mit
Ihnen. Ich glaube, wir können Sie mit gutem Gewissen entlassen."
Der Arzt lächelte Tom
freundlich zu und überliess ihn dann seinem Chef. Dieser rollte ihn
vorsichtig mit seinem Rollstuhl über die glatten Steine hinweg zu
einer wartenden Limousine.
Seit zwei Tagen war er an
diesen Rollstuhl gefesselt, den ersten musste er im Bett bleiben. Tom war
eher ein sportlicher Typ, der es nicht haben konnte, wenn man immer nur
liegen oder sitzen konnte. Nur vor dem Computer konnte er stundenlang sitzen.
Aber jetzt war er dann bald
befreit. Sobald er zu Hause war, konnte er wieder das tun, was er wollte.
Er schob sich vorsichtig in
die Limousine hinein. Dort war es angenehm kühl, im Gegensatz zu der
Wärme draussen.
"Wollen Sie etwas trinken?"
fragte der Chef, nachdem er ebenfalls eingestiegen war.
"Sie wissen doch, dass ich
nicht trinke", antwortete Tom.
Der Mann nickte erinnernd.
"Wissen Sie, als Sie nicht
angerufen haben, habe ich mir ein paar von diesen Dingern gegönnt.
Es war ein richtiger Schock für mich. Sie wissen, dass Sie der beste
Mann sind, den wir haben könnten. Ich glaube, ich bin auch jetzt noch
nicht ganz über den Schock hinweg."
Tom seufzte leise.
"Sie sollten weniger trinken,
Chef, das ist weder gut für Ihren Körper noch für Ihren
Geist."
Er nickte und meinte, einen
Schluck trinkend: "Ich weiss. Das ist auch der letzte für die nächste
Zeit. Schliesslich müssen wir uns dann wieder um das Geschäft
kümmern."
Er lächelte freundlich
und stellte den Rest zurück. Tom lächelte zurück.
"So gefallen Sie mir besser,
Chef."
"Sir, wo wollen Sie hin?"
fragte der Fahrer.
Der Chef sah ihn fragend an.
Tom zuckte mit den Schultern.
"Am besten nach Hause."
Sein Chef musterte ihn. Verwirrt
sah Tom zurück und fragte: "Was ist denn?"
"Wie viele Computer haben
Sie zu Hause?"
Tom seufzte. Der Chef wusste
immer, was er vorhatte.
"Was soll ich denn sonst tun,
wenn ich mit dieser blöden Schlinge herumlaufen muss? Alles, was ich
damit machen kann, ist die Maus bedienen."
Er hob den Arm so gut es ging,
und streckte ihn dem Chef entgegen.
"Hat der Arzt nicht gesagt,
dass Sie sich noch schonen müssen?"
"Sie wollen doch genauso wie
ich, dass ich so schnell wie möglich wieder arbeite, Chef", erwiderte
Tom ungerührt.
"Schon, aber nicht, wenn Ihre
Gesundheit auf dem Spiel steht."
Tom schüttelte lächelnd
den Kopf.
"Ich bin gesund, Chef, vollkommen
gesund. Ich habe nur noch ein Loch in der Schulter, aber das wird mich
nicht umbringen."
"Wenn Sie so erpicht darauf
sind, wieder zu arbeiten, kann ich Ihnen ja gleich die Unterlagen geben."
Er erhob sich aus seinem Sessel
und langte nach vorne zum Fahrer, wo vier Akten lagen. Er nahm sie und
streckte sie dann Tom entgegen.
"Die oberste ist die Privatangelegenheit.
Um die müssen Sie sich zuerst kümmern. Am Telefon sagte sie,
ihr Leben stehe auf dem Spiel, wenn sie nicht wüsste, wie gut ihre
Informationen geschützt sind."
"'Sie' sagte?" fragte Tom
erstaunt zurück.
"Ja, ich glaube, sie heisst,
warten Sie mal, sie heisst ... Benett, Angela Benett"
Tom sah ihn erstaunt an.
"Benett? Ist sie mit Jack
Benett verwandt?
"Sie ist seine Tochter."
Verwirrt grinsend lehnte er
sich zurück und lachte dann laut.
"Warum will sie, dass wir
ihre Sicherheit testen?"
Der Chef schüttelte den
Kopf.
"Sie will nicht, dass wir
ihre Sicherheit testen, sondern dass Sie das tun."
Sein Lachen hörte abrupt
auf.
"Hat sie das gesagt?"
Sein Chef lächelte nickend,
aber er war genauso verwirrt wie Tom.
"Das verstehe ich nicht. Warum
will sie, dass ich das mache? Klar, ich hätte es sowieso gemacht,
aber warum sagt sie das persönlich?"
Der Chef hob unwissend die
Hände.
"Ich weiss nur, wie sie ganz
klar und deutlich gesagt hat, dass sie Sie will und keinen anderen, aber
..."
"Aber was?"
"Ich habe den Verdacht, dass
diese Angela einfach einen ihrer kleinen Eroberungszügen macht. Ausserdem
hat sie Sie für heute Abend zum Abendessen bei ihr eingeladen."
Wieder war Tom verwirrt.
"Was macht sie? Was meinen
Sie damit? Einen ihrer Eroberungszügen?"
"Sie wissen genau, was ich
meine. Auch wenn ich schon ein alter Mann bin, weiss ich doch noch, was
die Frauen wollen. Sie wollen nämlich gut aussehende Männer,
die ein bisschen Grips im Kopf haben. Und ich habe das Gefühl, dass
Miss Benett ganz besonders auf Asiaten steht."
Tom Penn war Japaner. Wollte
Angela etwa nur ihn, weil sie ein Verhältnis mit ihm wollte? Oder
wollte sie ihn nur als kleines Abenteuer, damit sie wieder einmal jemanden
gehabt hat?
"Wollen Sie damit sagen, dass
sie mich nur will, weil ich Japaner bin?
"Und weil Sie gut aussehen
und etwas Grips im Kopf haben. Und dass Sie sind nicht verheiratet sind
oder eine feste Freundin haben, was Sie sich aber endlich langsam zu tun
sollten, ist vermutlich ein weiterer Grund."
Tom lachte wieder.
"Das glauben Sie doch selbst
nicht. Sie hat mich ja noch gar nie gesehen."
Der Chef musste passen.
"Vielleicht hat sie das Foto
von Ihnen gesehen, dass einmal in der Zeitung war, als Sie diese Hacker
entdeckt haben."
"Aber dieses Foto ist uralt.
Darauf erkenne ich mich ja nicht einmal selbst!"
Der Fahrer hielt an und öffnete
ihnen die Tür. Ein bisschen schwach auf den Beinen stieg Tom aus und
machte ein paar Schritte.
"Auch wenn das Foto alt war,
man sieht doch genau, wie Sie aussehen. Ausserdem könnte sie Sie einmal
bei der Arbeit zu gesehen haben. Sie wissen doch, einmal war sie bei uns
in der Firma, im Auftrag ihres Vaters."
Tom erinnerte sich daran,
aber er glaubte nicht, dass sie ihn da gesehen hatte.
"Schon, aber da war ich in
einem anderen Raum als sie. Ich war nur einmal kurz herein gekommen, um
etwas abzugeben und da hat sie mich nicht einmal beachtet."
"Haben Sie schon einmal von
der unauffälligen Musterungen der Frauen gehört? Sie könnte
Sie also gesehen haben, ohne den Blick von etwas anderem zu nehmen. Ausserdem
ist Angela Benett reich. Es wäre kein Problem für sie gewesen,
einen Privatdetektiv anzuheuern.“
Sein Chef hatte recht. Sie
konnte ihn gut gesehen haben. Aber warum ausgerechnet er? Warum wollte
sie mit ihm zu Abend essen?
"Ich weiss, dass Sie nicht
gerne mit anderen Menschen zusammen sind, aber gehen Sie mit ihr essen,
Tom. Wenn Sie es nicht tun, zieht sie den Auftrag vielleicht wieder zurück
und wird der Presse erzählen, was für eine Scheissfirma wir doch
sind und so. Sie wird kein gutes Haar mehr an uns lassen."
Tom seufzte und nahm die Akten
in Empfang, die der Chef ihm entgegenstreckte.
"Okay, ich gehe mit ihr essen.
Aber ich habe das Recht sie abzuwehren, wenn sie zu aufdringlich wird,
oder?"
Der Chef nickte und lachte
dann.
"Ich schicke Ihnen Frank,
damit er Sie zu Miss Benett bringt. Um sieben ist er hier, einverstanden?
Tom nickte und hob kurz die
Hand zum Abschied.
Er schloss die Tür zu
seinem Haus auf und ging hinein. Die Akten legte er auf einen Tisch und
untersuchte zuerst seinen Kühlschrank nach etwas anständigem
zu essen. Im Krankenhaus hatte er immer nur dieses nahrhafte, gesunde Zeug
bekommen, dass ihm jetzt langsam zum Hals heraushing.
Er nahm sich ein Stück
Schokolade und ging damit zu seinem Computer. Er stellte ihn an und besah
sich dann die Akte von Angela Benett. Sie war siebenundzwanzig Jahre alt,
vier Jahre älter als Tom. Ihre Information waren zum Teil vom Geschäft
ihres Vaters und zum Teil persönliche Eintragungen, die um keinen
Preis in falsche Hände fallen durften, wie sie es ausdrückte.
Wenn sie es doch tun sollten, wäre ihr Leben zerstört.
Tom seufzte, als er es gelesen
hatte. Diese Frau hatte Angst um ein paar persönliche Informationen,
die, wie er zwar verstehen konnte, vielleicht für sie viel Wert hatten,
für jeden anderen jedoch nichts als vielleicht eine komische Lektüre
waren.
Er setzte sich vor seinen
Computer und begann nach neuen Informationen zu suchen, die seit dem letzten
Mal, als er in diesem Programm war, hinzugekommen war.
Eigentlich sollte er ja schon
beginnen, die Sicherheitssysteme dieser Frau zu überprüfen, aber
er wollte noch warten, um Angela kennenzulernen. Vielleicht war ihm die
Frau so unsympathisch, dass er den Job nicht mehr machen wollte.
Die meisten der Kunden der
Firma kannte er nicht, höchstens vom Namen her und von Bildern, aber
nie persönlich. Darum ist es auch noch nie vorgekommen, dass er jemanden
nicht helfen wollte. Aber bei dieser Frau hatte er ein ziemlich komisches
Gefühl, vielleicht weil sie eine der wenigen Frauen war, die die Firma
anrief, um persönliche Informationen zu testen, und bis jetzt die
einzige von diesen war, die ihn zum Essen einlud. Viele von den Kunden
der Firma wollten gar nicht wissen, wer ihren Auftrag erledigte; sie wollten
nur das Ergebnis sehen. Die wenigen, die fragten, hörten seinen Namen,
speicherten in einer Ecke ihres Gehirns und vergassen ihn nach ein paar
Tagen wieder.
Er selbst hatte ein ausgezeichnetes
Gedächtnis für Namen und Gesichter, so dass er genau wusste,
wie Angela Benett aussah. Sie hatte viele Aufträge ihres Vaters erledigt
und war viel in der Zeitung gekommen. Auch im Internet waren schon Bilder
von ihr gekommen. Auch wenn Tom es lieber hätte, wenn Angela eine
nicht gerade hässliche, aber auch keine hübsche Frau wäre,
so dass sie keine Chance hatte, dass er sich in sie verliebte, war sie
eine mehr als hübsche Frau. Ihr Gesicht hatte feine Linien und keine
Falten. Die Haut musste aus Porzellan sein, aber sie konnte recht streng
und hart aussehen.
Erneut seufzte Tom, als er
sah, dass nicht viele neue Informationen da waren. Er konnte nicht zu spät
zu seiner Verabredung kommen, und als Ausrede bringen, dass er noch etwas
wichtiges zu lesen hatte. Manchmal hatte er das bei Geschäftsessen
gemacht, die in einem grossen, noblen Restaurant stattgefunden hatten.
Er war nicht gerne unter Menschen.
Aber bei diesem Essen hätte
er es lieber, wenn andere Leute auch noch da wären. Er wollte nicht
mit dieser Frau zusammen sein, die vermutlich alles bekam, was sie wollte,
ob das jetzt eine Sache war, oder ein Mensch.
Das Telefon läutete.
Abwesend nahm Tom den Hörer ab, während er weiterlas.
"Ja?"
"Ich wollte Sie nur noch einmal
daran erinnern, dass Sie jetzt dann eine Verabredung haben. Ziehen Sie
sich etwas anständiges an."
Tom seufzte. Sein Chef war
fast eine Art Mutter für ihn und er schien das auch sein zu wollen.
"Ach, Sie sind es Chef. Ich
weiss, dass ich eine Verabredung habe, und ich werde auch etwas anständiges
anziehen."
"Vergessen Sie das nur nicht.
Wenn Miss Benett den Auftrag zurückzieht, wird unsere Firma gestorben
sein, dass können Sie mir glauben."
Tom nickt, obwohl der Chef
das nicht sehen kann.
"Am besten, Sie fangen jetzt
schon an, Ihren Computer auszuschalten, da ich weiss, wie lange Sie dafür
brauchen. In einer halben Stunde kommt Frank."
Er legte den Hörer wieder
auf, während Tom ihn immer noch in den Händen hielt. In einer
halben Stunde? War es schon so spät?
Er legte auf und sah auf die
Uhr. Tatsächlich, halb sieben. Er seufzte und las den Text fertig.
Sein Chef hatte tatsächlich recht, ihn zu ermahnen, jetzt dann abzustellen.
Er fand immer wieder etwas, dass er noch lesen wollte und brauchte lange,
bis er den Computer abgestellt hat.
Als er ihn dann endlich abgestellt
hatte, waren zwanzig Minuten vergangen, und da er wusste, dass Frank immer
pünktlich war, musste er sich beeilen.
Er stellte sich schnell unter
die Dusche und versuchte seine Schulter nicht anzusehen. Er konnte keine
Wunden sehen, egal ob an sich oder an jemandem anders. Er suchte sich einen
Anzug aus, die er sich einmal zu tun musste, und zog ihn nicht gerade begeistert
an. Er hasste diese Kleider. Man konnte sich in ihnen nicht richtig bewegen.
Irgendwie wurde er in ihnen eingeschränkt, wie in einem Gefängnis.
Die Haustürglocke läutete
pünktlich um sieben, gerade als Tom fertig war. Er hatte seine schwarzen,
zu einer 'Kaffeetassen' - Frisur geschnittenen Haare getrocknet und gekämmt
und sich sogar noch rasiert, was er sonst nur tat, wenn er aus dem Haus
ging, was ziemlich wenig vorkam. Vielleicht zwei oder dreimal in der Woche.
Sein Arm war noch immer in einer Schlinge.
Er machte die Tür auf
und ging zu Frank, der wieder neben dem Wagen wartete.
"Guten Abend, Sir", begrüsste
er Tom.
Tom nickte ihm zu und stieg
ein.
Während er zum Anwesen
von Angela Benett für, merkte er, wie er immer weiter in ein Gebiet
kam, das den besseren Leuten gehörte. Die Gärten waren gepflegt,
kein einziges Unkraut wuchs, die Strassen waren sauber und niemand schien
es zu wagen, sein Auto einfach auf das Trottoir zu stellen.
"Wir sind da, Sir. Wann soll
ich Sie wieder abholen?" fragte Frank, als er ihm die Tür geöffnet
hatte.
Tom hatte keine Ahnung, wie
lange Miss Benett die Verabredung machen wollte, darum sagte er: "Ich rufe
Sie an, wenn ich wieder gehen will, in Ordnung?"
Frank nickte und stieg wieder
ins Auto.
Tom stand vor einer grossen
Tür, die wie alle anderen Türen in der Gegend aus gutem Eichenholz
war und in makellosem Zustand war. Er läutete schweren Herzens und
wartete. Ein Mann und einer Butlerkleidung machte auf und lächelte
freundlich.
"Ah, Mr. Penn! Miss Benett
freut sich sehr auf Sie. Kommen Sie doch gleich mit. Sie wartet bereits
im Esszimmer."
Tom nickt mit einem versuchten
Lächeln. Sie freut sich sehr auf ihn. Was bedeutet das?, geht es Tom
durch den Kopf.
Er folgte wortlos dem Butler,
der in durch die riesige Eingangshalle führte. Er konnte sich ein
beeindrucktes Pfeifen nicht verkneifen.
Sein Führer öffnete
eine fast so grosse Tür wie die Eingangstür und machte ein Zeichen,
dass er hinein gehen solle.
Langsam ging Tom hinein. Wieder
pfiff er erstaunt. Dieser Raum war noch grösser als der andere, aber
wesentlich moderner eingerichtet. In der Mitte war ein grosser Tisch, schon
gedeckt, und an der Wand eine breite Couch.
"Ich freue mich, dass Sie
kommen konnten, Mr. Penn", sagte plötzlich eine süsse Frauenstimme.
Angela kam vom anderen Ende
des Zimmers, wo es auch noch eine Tür hatte. Sie hatte ein schwarzes,
recht kurzes Kleid an, mit einem weiten Ausschnitt. Tom schluckte und lächelte
dann freundlich.
"Ich freue mich, dass Sie
mich eingeladen haben", antwortete er.
Angela hatte ein zauberhaftes
Lächeln. Ihre weissen Zähne schienen im Licht zu blitzen und
ihre dunkelbraunen, fast schwarzen, leicht gewellten Haare hingen ihr offen
über die Schultern. Sie war noch hübscher als sie auf den Bildern
ausgesehen hatte.
Sie gab Tom die Hand und zeigte
dann an den Tisch.
"Setzen Sie sich doch."
Tom nickte und schob Angela
den Stuhl zurecht, damit sie zuerst absitzen konnte. Dann setzte er sich
ihr gegenüber hin.
"Wie geht es Ihrer Schulter?"
fragte sie leicht besorgt.
"Es geht, danke. Es ist nicht
mehr so schlimm."
Sie lächelte erfreut
und fuhr dann fort: "Ich habe gehört, dass Sie Lebensgefahr waren,
als die Verbrecher Sie beim Krankenhaus abgeliefert haben."
"Da wissen Sie mehr als ich."
Angela musterte ihn verwirrt.
"Was meinen Sie damit?"
"Mir hat nie jemand gesagt,
dass ich in Lebensgefahr war. Ich höre es von Ihnen das erste Mal."
"Oh, das wusste ich nicht.
Aber Sie müssen das doch gespürt haben, dass Sie nicht okay sind."
Tom lächelte und fragte:
"Waren Sie schon einmal bewusstlos, Miss Benett?"
Sie schüttelte den Kopf.
"Nennen Sie mich Angela."
Er nickte und sagte dann:
"Wenn man bewusstlos ist, scheint es so, als wäre man nicht mehr da.
Man träumt nicht oder so etwas. Man verliert einfach das Bewusstsein,
wacht wieder auf und hat das Gefühl, dass keine Sekunde vergangen
ist."
"Haben Sie denn keine Schmerzen
gefühlt? Ich meine, Sie hatten doch eine Kugel in Ihrer Schulter."
Tom zuckt unsicher mit den
Schultern. Er wollte sich eigentlich nicht daran erinnern, aber er konnte
nicht einfach sagen, dass sie still sein soll.
"Ich war selten so wach, dass
ich etwas fühlen konnte. Und wenn, dann war es nicht schlimm. Richtig
schlimm wurde es erst, als ich wieder auf dem Weg zur Besserung war."
Sie nickte nachdenklich. Vermutlich
überlegte sie sich, wie es war, entführt zu werden, oder angeschossen
zu sein.
"Wissen Sie, warum Sie entführt
wurden?"
Tom lächelte leicht und
antworte: "Ich wurde nicht entführt. Die Verbrecher hätten mich
nie mitgenommen, wenn ich nicht ihre Gesichter gesehen hätte. Sie
waren sozusagen gezwungen, mich mitzunehmen, damit ich sie nicht verrate."
Scheinbar sah dass die Frau
nicht ganz ein.
"Warum haben sie Sie dann
wieder gehen lassen? Warum haben sie Sie nicht einfach ganz erschossen?"
"Bis jetzt hatten sie immer
nur Überfälle gemacht, und noch nie jemanden umgebracht. Ich
habe das Gefühl, dass sie mich nicht umbringen wollten, weil sie nicht
noch mehr angehängt haben wollten."
"Aber warum liessen sie Sie
gehen?" fragte sie noch einmal.
"Ich bin nicht sicher. Entweder
erschossen sie mich, oder nahmen mich mit, dann wäre ich auch gestorben.
Also mussten sie mich zu einem Arzt bringen. Das haben sie getan, aber
ich weiss nicht, warum sie mich dann nicht mehr mitgenommen haben. Als
ich aufgewacht bin, sagte mir der Arzt, dass sie vermutlich schon wieder
weitergefahren sind."
Ein paar Angestellte brachten
als Vorspeise ein Suppe.
Sie fragte ihn noch ein bisschen
weiter nach seiner Entführung aus, bis die Hauptspeise kam.
"Darf ich Sie einmal etwas
fragen?"
Angela nickte.
"Warum wollen Sie unbedingt,
dass ich ihre Sicherheitssysteme teste? Und warum haben Sie mich jetzt
zum Essen eingeladen?"
Sie lächelte.
"Sie müssen wissen, dass
ich Sie für sehr qualifiziert halte und Sie kennenlernen wollte. Schliesslich
muss ich doch wissen, wer vielleicht meine privaten Sachen liest, oder?"
Sie sah ihm mit einem fragenden
Blick an, den manche Kinder auch haben, aber er war viel fragender, viel
... süsser, begehrenswerter.
"Ich würde Ihre Sachen
nicht lesen, wenn ich durchkäme", antwortete Tom.
Er hatte noch nie den Vorteil
genutzt, den er hatte, wenn er durch die Systeme kam.
"Bis jetzt haben Sie das vielleicht
nicht getan, aber wer weiss, ob Sie es nicht doch einmal tun würden."
Sie stand auf und kam auf
seine Seite. Sein Blick ging ihr nach und als sie sich auf dem Stuhl neben
ihm niederliess, spürte er, dass er ihr nicht widerstehen können
würde, wenn sie ihn wollte. Er lehnte sich ein bisschen zurück,
damit er nicht zu nah bei ihr war.
"Wissen Sie, Tom, als ich
Sie zum ersten Mal auf diesem Foto in der Zeitung sah, wusste ich, dass
ich Sie einmal kennenlernen würde. Und jetzt werde ich Sie kennenlernen."
Sie kam näher und strich
mit ihren Hände über seine Brust und unter seinen Anzug. Ihre
Lippen suchten sein Gesicht.
Tom war sich nicht gewöhnt
im Umgang mit Frauen, darum umklammerte er ihre Hände und drückte
sie von sich weg und stand auf, bevor er nicht mehr zurück konnte.
"Bitte, hören Sie damit
auf. Ich möchte das nicht, okay?“ fragt er schroffer, als eigentlich
vorgesehen.
Doch sie liess sich nicht
beeindrucken und drückte sich an ihn. Ihre Arme umklammerten seinen
Hals. Er spürte ihren Atem im Gesicht, einen warmen, frischen Atem,
der reizend an seinen Hals blies.
"Aber warum denn? Gefällt
es Ihnen nicht? Oder haben Sie eine Freundin?"
Tom wollte schon nicken, aber
er wusste, dass sie es merken würde, wenn er log. Wieder versuchte
er ihre Hände wegzunehmen, aber sie drückte sich um so mehr an
ihn. Ihre Lippen drückten sich an seine und bevor er sich wehren konnten,
untersuchte ihre Zunge schon seinen Mund.
Plötzlich drückte
er sie von sich weg.
"Hören Sie sofort auf",
sagte er leise, aber drohend, "Ich werde jetzt meinen Fahrer anrufen, und
Sie werden mich in Ruhe lassen, klar?"
Sie schien alles verstanden
zu haben, aber sie lächelte noch mehr und kam wieder näher.
"Das Telefon ist tot, Tom,
genauso wie die Türen verschlossen und alle anderen aus dem Haus sind."
Verwirrt versuchte Tom die
Türen zu öffnen, doch sie gingen nicht auf. Er drehte sich wieder
um und spürte eine Angst aufsteigen, eine Angst, dass er sich nicht
mehr kontrollieren konnte. Entweder würde er ihr weh tun, oder er
würde es nachher bereuen.
"Öffnen Sie sofort die
Tür. Sie können mich nicht einfach so hier festhalten."
"Doch das kann ich. Erinnerst
du dich nicht? Mein Vater ist Jack Benett, die berühmteste und beliebteste
Persönlichkeit in dieser Stadt."
Er atmete schneller, als sie
wieder auf ihn zu kam. Er hatte keine Chance, um die Tür aufzumachen,
und wenn Angela recht hatte, würde auch niemand ihn hören.
"Ich habe dich immer bewundert,
seit ich dich kenne. Niemand kann so mit Computern umgehen wie du."
Er versuchte, vor ihr zurückzuweichen.
Ihr Lächeln würde breiter.
Tom war kein Schlägertyp.
Wenn jemand mit ihm kämpfen wollte, konnte er sicher sein, dass er
auch gewinnt. Tom hätte nicht einmal eine Frau so schlagen können,
dass sie das Bewusstsein verlor, nicht nur, weil er es nicht wollte.
Er wich also vor ihr zurück,
und kam dann schliesslich zur grossen Couch an der Wand des Zimmers. Doch
sie war keine Couch mehr, sondern ein richtiges Bett.
"Tom, was hast du denn? Willst
du dich nicht wenigstens verabschieden, bevor zu gehst?"
Er spürte plötzlich
einen Schlag gegen den Kopf. Es schien ihm, als würde alles explodierte
und in Funken aufgehen. Dann wurde alles schwarz.
Tom wachte mit wahnsinnigen
Kopfschmerzen auf. Er stöhnte und wollte seinen Kopf untersuchen,
als er merkte, dass er sein Hände nicht bewegen konnte. Das heisst,
er konnte sie bewegen, aber sie waren gefesselt. Er lag auf dem Bett und
seine Hände waren an dem Geländer gefesselt, das über oder
hinter ihm an der Wand war. Auch sein verletzter Arm war so gegen oben,
und er spürte, wie er schmerzte.
Entsetzt erinnerte er sich
wieder, was passiert war und sah sich, die Kopfschmerzen vergessend, um.
Angela sass neben ihm, hatte
nur noch ihre Unterwäsche an und lächelte ihn freundlich an.
"Wie geht es dir?" fragt sie
wieder mit ihrer süsser Stimme.
Er sah sich weiter um und
jetzt bekam er Angst, richtige Angst. Diese Frau war verrückt, sie
war zu allem fähig. Sie würde ihn umbringen, wenn er nicht machte,
was sie wollte. Und er konnte nichts gegen sie tun. Er konnte seine Arme
nicht benutzen und wenn er seinen Körper bewegte, schmerzte die Schulter
noch mehr.
"Was .. was wollen Sie von
mir?" fragte er und versuchte, seine Angst zu verbergen.
Sie lächelte weiter und
antwortete: "Ich wollte schon immer ein Kind, aber ich habe bis jetzt nie
den richtigen Mann gefunden. Jetzt habe ich dich getroffen und bin mir
sicher, dass du der richtige Mann, der richtige Vater für mein Kind
bist."
Er verstand sie sehr gut,
aber irgendwie verstand er es trotzdem nicht. Er sollte was machen? Ihr
ein Kind geben, weil sie ihn für den Richtigen hielt?
"Was meinen Sie damit?" fragte
er schliesslich, während er versuchte, seine Hände aus den Fesseln
zu nehmen, was ihm allerdings nicht gelang. Im Gegenteil, er hatte das
Gefühl, als werden sie immer enger und beginnen zu brennen.
"Ich will ein Kind von dir.
Eines, dem ich erzählen kann, was für einen guten Vater es hat
und nicht irgendein Penner."
Sie lehnte sich über
ihn und erst jetzt merkte er, dass er total nackt war.
Angela setzte sich auf seinen
Bauch und beugte sich zu ihm herunter. Ihre Zunge drang wieder in seinen
Mund ein und ging dann weiter den Hals entlang hinab. Er wollte sich wehren,
wollte sie am liebsten anschreien und schlagen, am besten totschlagen,
aber was hatte es für einen Sinn? Wenn sie tot war, wie konnte er
dann frei kommen?
Ihre Beine bewegten sich zwischen
seinen, ihre Hände streichelten seine Brust und ihr Gesicht war immer
nah beim ihm. Er konnte nicht verhindern, dass er erregt wurde. Er schlief
nicht so viel mit Frauen, um sich unter Kontrolle zu haben.
"Na, mein Liebling, wie gefällt
es dir? Ich kann dir noch mehr geben, wenn du es willst."
Ihre Stimme klang leise an
seinem Ohr.
Es gefiel ihm, er konnte nichts
dagegen machen. Sie hatte ihre Erfahrungen mit Männer gemacht und
wusste, was sie wollten. Er spürte ihre sanften Fingerspitzen über
seine Brust streichen, den Rippen entlang, immer und immer wieder. Er atmete
noch schneller, aber nicht, weil er Angst hatte. Im Gegenteil, er wusste,
dass sie ihm nichts machen würde, weil er nicht verhindern konnte,
dass er ihr ein Kind gibt. Sie wusste das genauso gut wie er.
Sie drückte ihre Beine
mehr an ihn und bewegte ihre Hüfte gegen seine gedrückt. Tom
schloss die Augen, versuchte sich zu kontrollieren. Was passierte, wenn
er sie wirklich schwängerte? Wenn sie ein Kind bekam, ein Kind von
ihm? Er hatte nie vorgehabt mit vierundzwanzig Jahren Vater zu werden,
auch wenn es wahrscheinlich dann nicht seines war, nicht wirklich.
Sie ging mit ihren Küssen
langsam ein bisschen weiter hinunter auf seine Brust. Sie hatte ihre Unterwäsche
ausgezogen und war jetzt ebenfalls nackt. Tom sah ihre strammen Brüste,
ihren wunderschönen Körper. Sie schien kein Pfund zu viel zu
haben, aber auch nicht zu wenig. Sie hatte genau die richtige Figur. Eine
Frau, die jeder Mann haben wollte.
Sie rutschte noch ein bisschen
weiter hinab und berührte mit den gleichen sanften Händen sein
Glied.
Seine Schulter war vergessen.
Er spürte noch sanfte Hände, sein eigenes Herzklopfen und wenn
Angela sich an ihn drückte auch ihr Herz. Er hörte ihren und
seinen Atem, und spürte das Verlangen, über ihre Lippen zu streichen,
ihre Brüste zu berühren, ihren ganzen Körper als sein Eigentum
betrachten zu können.
"Mach' mich los, Angela",
flüsterte er. Sie kam wieder hoch und küsste ihn. Er konnte nicht
verhindern, dass seine Zunge sich ihn ihrem Mund verirrte.
"Was machst du, wenn ich dich
losbinde?" fragte sie zurück, während sie weiter seinen Mund
erforschte.
Er konnte ihr nicht antworten,
aber irgendwie schien sie ihn trotzdem zu verstehen und fischte die Schlüssel
für die Handschellen vom kleinen Tisch neben dem Bett und schloss
sie auf.
Er bewegte seinen verletzte
Schulter langsam. Sie legte sich wieder auf ihn und seine Hände fanden
automatisch den Weg zu ihren Brüsten. Er rieb sie und drehte sich
dann plötzlich um, damit sie unter ihm lang. Er umkreiste mit seiner
Zunge ihre Brustwarzen, lutschte an ihnen, während ihre Hände
langsam über seinen Rücken kurvten.
Sein Bewusstsein rief ihm
immer wieder zu, dass er aufhören solle, aber er konnte nicht. Diese
Frau machte ihn total verrückt. Er konnte nicht anders, als auch sie
verrückt zu machen.
Als er in sie eindrang, war
er schon fast beim Höhepunkt, aber sie verstand es, ihn noch höher
hinauf zu bringen. Sie bewegte sich schlangenartig unter ihm und drückte
ihre Beine wie ein Schlinge um seine Hüfte.
Er verfluchte seinen Körper,
die Frau, mit der er mit Vergnügen schlief und seinen Chef, der ihn
überhaupt dazu gebracht hat, zu dieser Verabredung zu gehen. Er konnte
nur hoffen, dass er sie nicht schwängerte, dass er oder sie gar keine
Kinder bekommen konnten, oder dass es einfach nicht funktionierte. Er wollte
kein Kind, auf keinen Fall. Er hatte Kinder noch nie richtig gemocht, konnte
ihr Schreien nicht hören und sich nicht vorstellen, dass er einmal
eines von ihnen mit Vergnügen wickelte.
Er stöhnte laut auf,
als er sich nicht mehr halten konnte und endlich zum Höhepunkt kam.
Er hatte das Gefühl, dass sein ganzer Körper explodierte, explodierte
in einem farbigen Licht, einem unbeschreiblichen Gefühl.
Angela hatte ihre Fingernägel
in seinen Rücken gebohrt. Er spürte den Schmerz zusammen mit
dem seiner Schulter, empfand es aber gegen seinen Willen nicht als allzu
schlimm. Im Gegenteil, es gab ihm eine weitere Farbe, ein weiteres Gefühl.
Er hatte sich schneller unter
Kontrolle als er sie verloren hatte und konnte wieder klar denken. Wenn
er Pech hatte, wurde er in neun Monaten Vater. Wenn nicht ... Vermutlich
würde sie ihn dann noch einmal verführen. Er stürzte sich
schwach aus dem Bett und suchte seine Kleider. Sie lagen auf dem Stuhl,
auf dem er vorhin gesessen hatte.
"Wohin willst du denn, Tom?"
fragte plötzlich wieder diese süsse Stimme, die er inzwischen
zu hassen gelernt hatte.
"Ich lehne Ihren Auftrag ab,
Miss Benett. Suchen Sie sich einen anderen, der Ihre Systeme überprüft,
wenn Sie überhaupt das wollten."
Er zog sich an und versuchte
dann, die Tür zu öffnen. Sie war offen. Ohne sich noch einmal
umzudrehen ging er hinaus und suchte im Flur nach einem Telefon. Auch das
ging. Schnell rief er Frank an, und sagte ihm, dass er ihn sofort holen
solle.
Seine Schritte tönten
laut in der grossen Halle und als er die Haustür aufmachte, hörte
er hinter sich Angela rufen, dass er warten solle.
"Warte doch, Tom! Was hast
du denn? Willst du etwa schon gehen?" lächelte sie ihn an. Sie hatte
einen blauen Bademantel an und wollte sich an ihn drücken.
"Hör' auf! Hör auf!
Hör' auf! Lass mich in Ruhe, hörst du? Du sollst mich in Ruhe
lassen!" Er ging die Stufen der Eingangstür hinab und wartete dort
ungeduldig auf Frank. Er wusste, dass Angela immer noch in der Tür
stand, aber er drehte sich nicht um. Er wollte ihr keine Gelegenheit geben,
ihn noch einmal zu verführen.
"Bleib' doch noch eine Weile,
Tom. Es hat dir doch auch gefallen. Ich habe dir doch gar nichts getan!"
"Nichts getan? Du hast mir
nichts getan? Wollte ich mit dir schlafen? Will ich Vater werden? Du hast
mich nie gefragt, was ich will, nur, was du willst."
Sie kommt wieder ein paar
Stufen herunter und lächelt: "Wenn ich ein Kind von dir bekomme, wirst
du nicht merken, dass es von dir ist. Ich werde es alleine erziehen und
es wird seinen Vater nie kennenlernen. Für dich war diese Nacht nur
ein kleines Vergnügen."
Tom schüttelte schnaubend
den Kopf. Ein kleines Vergnügen! Zuerst wäre er fast gestorben
vor Angst und jetzt wollte er mehr. Nannte sie das ein kleines Vergnügen?
"Wenn ich könnte, würde
ich dich verklagen, wegen Körperverletzung und Vergewaltigung, aber
wer wird mir das glauben? Ich habe keinen Vater, hinter dessen Rücken
ich mich verstecken könnte, wenn du mich wegen Verleumdung zurück
verklagst. Ausserdem wäre das nicht gut für die Firma."
Er sah die Lichter eines Wagens
näher kommen und atmete erleichtert auf.
Angela ging zur Tür zurück
und meinte: "Ich werde dich nicht verklagen und ich werde der Firma nicht
schaden. Ich habe es ja so gewollt, und wenn du mich verklagst, werde ich
alles bezahlen, was du verlangst."
"Was bringt mir Geld? Ich
habe genug Geld, um gut davon leben zu können. Ich will nur, dass
du das Kind sofort abtreibst, wenn du eines hast. Ausserdem will ich dich
nie wieder sehen. Nie wieder!"
Sie lächelte wieder und
flüsterte mit ihrer verführerischen Stimme: "Hast du Angst, dass
ich dich wieder verführen werde und du dich nicht wehren kannst? Oder
hasst du mich wirklich, weil ich dir den besten Sex gegeben habe, den du
jemals gehabt hast oder haben wirst?"
Tom antwortete nicht mehr,
sondern stieg nur in den Wagen.
"Keine Fragen!" sagte er sofort
zu Frank, der ihn vermutlich fragen wollte, warum er so lange hatte. Tatsächlich
war es bereits fünf vor zwölf Uhr nachts.
Er sah Angela hinter der Tür
wartend, wie sie ihm zu lächelte, obwohl sie ihn durch die abgedunkelten
Seiten gar nicht sehen konnte.
Er schloss die Augen, verfluchte
sich zum x-ten Mal und wünschte, er könne alles rückgängig
machen. Er war schon immer in privaten Sachen ein rechter Pessimist gewesen.
Diesmal war es nicht anders. Er konnte sich einfach nicht einreden, dass
man nicht immer schwanger wurde, wenn man mit jemandem schlief. Vielleicht
war sie nicht schwanger. Es könnte doch sein.
"Sir, wünschen Sie, dass
ich Mr. Mitchell sage, Sie wären um elf Uhr wieder zu Hause gewesen?
Dass Sie sich den Kopf am Wagendach verletzt haben, als Sie ausstiegen?"
fragte Frank, als sie bei Tom zu Hause ankamen.
Tom musste fast ein bisschen
Lächeln. Frank war der beste Beobachter, den man finden konnte und
er konnte ebenfalls perfekt lügen.
"Danke, Frank. Sagen Sie dem
Chef das. Er macht sich sonst nur unnötige Sorgen."
Er lächelte ihm zu und
stieg dann aus. Während Frank wieder wegfuhr, blieb er stehen und
sah ihm nach.
Die Nacht war sternklar; er
konnte Frank lange sehen. Obwohl seine Augen auf die Rücklichter der
Limousine gerichtet war, sah er nicht eigentlich darauf. Er sah viel mehr
die Szenen der vergangenen Nacht vor sich. Diese Frau, in ihrer reizenden
Unterwäsche, wie sie sich über ihn beugte. Ihre Lippen, wie sie
sich leicht öffneten und so weich aussahen, dass jeder sich wünschen
würde, diese Lippen zu berühren, zu küssen und nie mehr
loszulassen.
Er schloss für einen
Augenblick die Augen und schüttelte den Kopf, wie um einen bösen
Traum abzuschütteln, und sah, als er die Augen wieder öffnete,
dass Frank schon lange verschwunden war. Er seufzte und ging in seine Wohnung.
Sie war leer wie immer, nur
seine Computer leisteten ihm Gesellschaft. Fast spürte er eine Sehnsucht
nach der leisen, süssen Stimme von Angela, die mit ihrem Wispern die
Wohnung zum Leben erwecken könnte.
Wieder schüttelte er
den Kopf. Er durfte nicht mehr an sie denken, vor allem nicht solche Gedanken.
Er musste sich ganz auf seine Aufgaben vorbereiten, die ihn morgen erwarteten.
Die anderen Tests, die ihm der Chef noch gegeben hatte.
Langsam öffnete er sein
Hemd, dass er sowieso nur halb geschlossen hatte und wieder erinnerte er
sich. Er bemerkte es gar nicht, bis er gegen den Tisch stiess, der plötzlich
im Weg stand. Fluchend rieb er sich sein Bein, obwohl er eigentlich dankbar
war, dass er gegen den Tisch stiess, da er so von seinen Gedanken abkam.
Er hörte die Kirchenglocke
einmal schlagen. Ein Uhr nachts. Und am morgen musste er zum Chef, um ihm
klarzumachen, dass er den Auftrag ablehnte. Eilend zog er sich aus und
legte sich auf sein Bett. Seine Glieder waren so, als wären sie gar
nicht da, und sein Kopf schmerzte. Er legte sich einen Eisbeutel darauf
und konzentrierte sich ganz darauf. Er musste dafür sorgen, dass morgen
keine grosse Beule mehr da war, da Mr. Mitchell sonst die Geschichte mit
dem Wagendach nicht glauben würde.