Während Regie-Virtuose John Woo ("Im Körper des Feindes") Hollywoods Actionfilme umkrempelt, sorgt sein langjähriger Mitarbeiter Patrick Leung Pak Kin mit "Beyond Hypothermia" dafür, daß auch Hongkongs Filmbiz in Bewegung bleibt.
Ebenso kaltblütig wie effektiv verübt eine namenlose Killerin (Wu Chien Lien) Auftragsmorde, die ihr ihre Agentin und Adoptivmutter Mei (Shirley Wong) zuschanzt. Seit die ältere Frau sie als Kind aus den Kriegswirren Kambodschas gerettet und danach zur Tötungsmaschine ausgebildet hatte, ist Mei ihre einzige Kontaktperson: Die Killerin kann sich nicht an ihre Kindheit erinnern, hat keinen Namen, keine Familie und keine Freunde.
Einzig an einem Nudelsuppenstand findet sie etwas Wärme. Die Suppe sorgt für ihr körperliches und deren freundlicher Verkäufer (Lau Ching Wan) für ihr seelisches Wohl. Der bodenständige Suppenverkäufer, der sich lange aus einem früheren kriminellen Leben zurückgezogen hat, schafft es, Zugang zu ihren unterdrückten Gefühlen und Sehnsüchten zu finden. Als ein koreanischer Killer (Han Sang Woo) sich an ihr rächen will, gerät nicht nur ihre zart aufkeimende Liebesbeziehung in Gefahr, sondern auch ihr Leben.
So unterkühlt wie das Gefühlsleben der Killerin, so ist auch die Ästhetik des Films. Die häufig in blau gehaltenen Bilder werden durch Zeitlupen gedehnt, während Hauptdarstellerin Wu Chien Lien ("Eat Drink Man Woman") mit schlafwandlerischer Sicherheit ihre Morde verübt. Die sparsamen Dialoge unterstützen die dunkle Poesie des Filmes, der ohne allzuviel Sentimentalität zwischen der zaghaften Liebesbeziehung und dem Bloodshed balanciert.
Am 6. November 1997 startet "Beyond Hypothermia" in unseren Kinos - und zwar auf kantonesisch mit deutschen Untertiteln.
Anja Böhnke
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Noch zur Sache: Erstveröffentlichung 1997, anläßlich des deutschen Kino Starts von "Beyond Hypothermia". © Anja Böhnke.