PROJEKT: CLOONEY

Ist George Clooney der bessere Bond oder einfach nur ein weiterer Sexiest Man Alive?

An George Clooney scheiden sich die Geister. Ist der diesjährige "Batman" einfach nur ein weiterer Schönling der Traumfabrik? Oder hat er tatsächlich so viel drauf, wie er in "From Dusk Till Dawn" versprach? Außerhalb Amerikas ist es fraglich, ob Clooneys Starruhm so verstanden wird wie der eines Mel Gibson oder Tom Cruise. In Hollywood allerdings sieht man in Clooney die Zukunft und versucht ihn jetzt, als alternativen James Bond aufzubauen: "Projekt: Peacemaker".

Kinovisionär Steven Spielberg und Konsorten müssen eine ganze Menge von Clooney-Baby halten, sonst hätten sie ihn nicht sofort für ihr langerwartetes DreamWorks-Flaggschiff "Projekt: Peacemaker" engagiert. Denn dabei steht eine ganze Menge auf dem Spiel. Drei Jahre nach Hollywoods erster Studiogründung seit 60 Jahren durch Spielberg, Plattenmogul David Geffen und Ex-Disney-Boß Jeffrey Katzenberg, warten Teile der Traumfabrik darauf, daß die Waghalsigen auf die Nase fallen.

Um denen eine lange Nase zu zeigen, setzt DreamWorks auf Shootingstar George Clooney und eine stark an James Bond angelegte Story. Warum auch nicht. Steven Spielberg ist bekannt für seinen grandiosen Riecher, was Erfolg verspricht. Viele Amerikaner sehnen sich seit Jahren nach ihrem eigenen Superagenten. Sony Pictures versuchen Rechte an dem Original-Bond anzumelden, und wenn Hongkong-Chinese Jackie Chan sich als komische Bond-Kopie produziert, warum sollte DreamWorks es nicht einmal mit einer etwas ernsthafteren Version versuchen?

Zur Trauer der Bond-Fans fehlen in "Projekt: Peacemaker" allerdings die unzähligen Bond-Girls, Liebesgeplänkel, absurden technischen Spielereien und der märchenhaft diabolische Über-Bösewicht. Dafür kann er aber mit Publikumsliebling Clooney ein amerikanisches Pendant zum Superagenten vorweisen, der weniger den Roger-Moor- oder Pierce-Brosnan-Typus verkörpert, sondern schon eher in die Richtung des Ur-Bonds Sean Connery schlägt.

Einiges von deren Kino-Eleganz geht dem ehemaligen Sexiest Man Alive zwar in "Projekt: Peacemaker" ab, schmunzeln wie die Frauenhelden kann George Clooney aber allemal. Zudem läßt sich seine Leinwandpräsenz nicht sonderlich durch unvorteilhafte Uniformen oder Kampfanzüge beeinträchtigen. Clooney mag nicht unbedingt ein besserer Bond sein, aber ein schlechterer ist er auch nicht. Eigentlich. Und wenn er im Mercedes drei BMWs plattmachen darf, dann ist das schon beinahe ein symbolischer Sieg über den Londoner Dandy-Agenten.

Während Clooney sein Ziel in "Projekt: Peacemaker" nicht aus den Augen läßt, weiß er beruflich scheinbar selbst noch nicht so ganz genau, wohin er eigentlich steuern soll. Solange er gefragt ist, will er jede Gelegenheit wahrnehmen, um an seiner Karriere zu basteln. Das kann man ja noch verstehen, aber mit seinen beiden Produktionsgesellschaften, Engagements und Cameos spricht man jetzt inoffiziell schon von über 100 Projekten, in denen der älteste Newcomer Hollywoods die Finger drin hat.

Schon jetzt muß George Clooney sieben Tage die Woche schuften, um auch seinen Verpflichtungen der TV-Serie "Emergency Room" gegenüber nachzukommen und sieht immer verhärmter aus. Dabei sollte er sich doch nicht so überarbeiten, er wird nämlich noch gebraucht. Denn, wie seine "ER"- und "Projekt: Peacemaker"-Regisseurin Mimi Lederer meint: "Wenn ich jemandem bräuchte, um die Welt zu retten, ich würde George Clooney wählen." Vielleicht ließe er da ja noch mit sich reden, aber eins will er bestimmt nicht mehr: noch einmal zum Sexiest Man Alive gewählt werden.
Anja Böhnke

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Noch zur Sache: Erstveröffentlichung November 1997, anläßlich des deutschen Kino Starts von "Projekt: Peacemaker". Kurz nach Erscheinen des Artikels wurde Clooney wiederum zum Sexiest Man Alive gekŸhrt. © Anja Böhnke.