Mit Fäusten und Füßen - Klassiker des Kung-Fu-Kinos

Ein Abriß der Kung-Fu-Filme von Bruce Lee bis Jet Li, Teil 2

"Die 36 Kammern der Shaolin" des Liu Clans
Mit "Die 36 Kammern der Shaolin" brachte Regisseur Liu Chia Liang (auch Lau Kar Leung genannt) 1978 neuen Schwung in den Kung Fu Film. Die Hauptrolle spielt sein Adoptivbruder Liu Chia Hui (alias Gordon Lau), der als verfolgter Rebell Zuflucht im Shaolinkloster sucht. Dort trainiert er seinen Körper, Verstand, die Geduld und seinen Gleichgewichtssinn. So lernt so er nach und nach das Shaolin-Kung-Fu. Der Film wurde ein wohlverdienter Hit: Klare Konzeption, schöne Bilder, hervorragende Kampfchoreographie und dazwischen ruhige Sequenzen. Und nicht zu vergessen: meisterhaftes Kung Fu. Regisseur und Hauptdarsteller sind Meister des Shaolin-Kung-Fu, die ihre Fertigkeiten in direkter Linie auf den legendären Arzt und Kung-Fu-Meister Wong Fei Hong zurückführen, und der wiederum auf die Mönche des 1736 zerstörten Shaolinklosters in Songshan.

In die "Rückkehr zu den 36 Kammern der Shaolin" lernt Liu Chia Hui Kung Fu, indem er ein Bambusgerüst um das gesamte Shaolinkloster erbaut. Ein wirklich netter und witziger Film ohne Tote, der nicht in die Reihe der sonst eher groben Kung-Fu-Komödien gehört. Es folgten bis in die 80er weitere Kung-Fu-Filme der Liu-Brüder, in denen sie sorgfältig verschiedene chinesische Kampfstile und Waffen vorführen.

Kung-Fu-Komödien sind ein Fall für sich, mir liegen sie nicht. Mit der Komödie "Die Schlange im Schatten des Adlers" gelang Jacky Chan 1978 der Durchbruch. Kurz darauf folgte "Sie nannten ihn Knochenbrecher" der die lange Reihe der sogenannten Drunken-Master-Filme einleitete. Es folgten unzählige Komödien in deren Mittelpunkt die Stilrichtung des Drunken-Kung-Fu steht.

Die Fernsehserie "Kung Fu"
Mit der amerikanischen Fernsehserie "Kung Fu" fand der Kung-Fu-Film seinen Weg in die internationalen Wohnzimmer. David Carradine spielt den Shaolinmönch Kwai Chang Caine, der vor den kaiserlichen Häschern in die USA flieht. Heimatlos reist Caine barfuß durch den wilden Westen und hilft anderen Menschen. Wunderschön sind die Rückblenden mit dem jungen Caine und seinem alten blinden Meister im Kloster. Damals beherrschte David Carradine noch keine Kampfkunst, deshalb leben die Kampfszenen von vielen Schnitten. In den Fortsetzungen hat sich das geändet.

Interessant: Für die Originalserie war eigentlich Bruce Lee vorgesehen, doch die amerikanischen Produzenten wollten keinen chinesischen Hauptdarsteller. Dafür tritt fast 20 Jahre später Lees Sohn Brandon in "Kung Fu - Der Film" als Caines verschollener Sohn auf. Tragischerweise starb Brandon Lee 1994 bei den Dreharbeiten zu seinem neuen Film "Die Krähe", als jemand mit echten Patronen, statt mit Platzpatronen auf ihn schoß.

Weltweite Auswirkunen der Kung-Fu-Filme
Neben ihrer Bedeutung für die Filmgeschichte beeinflußten die Filme aus Hongkong auch das kulturelle Leben der westlichen Welt. In den 70er Jahren gab es einen wahren Boom für Kampfsportschulen, der sich bis in die Gegenwart fortsetzt. Kung-Fu-, Tai-Chi-, Karate-, oder Tae-Kwon-Do-Schulen haben sich inzwischen so fest etabliert, daß sie aus dem westlichen Alltagsleben nicht mehr wegzudenken sind. Damit einher kamen auch neue internationale Kampfkunstzeitschriften, aber auch Kung Fu Comics. Der Musik-Hit "Kung Fu Fighting" und ein Bruce-Lee-Starschnitt in der Jugendzeitschrift Bravo kennzeichnen Höhepunkte der umfassenden Kung-Fu-Begeisterung.

Nur die Volksrepublik China blieb von der Kung-Fu-Welle offiziell unberührt. Während der Kulturrevolution wurde Kung Fu als "Unfug aus der Zeit des Feudalismus" ideologisch verdammt. Das Shaolinkloster, historische Geburtsstätte des Shaolin-Kung-Fu, wurde geräumt und die Mönche zum Arbeitsdienst aufs Land geschickt. Das änderte sich erst nach Maos Tod und dem Ende der Kulturrevolution.
Anja Böhnke

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