Durch den Versailler Vertrag von 1919 wurde die ehemalige preußische Provinz Westpreußen teilweise polnisches Staatsgebiet, wodurch das junge Polen den geforderten Zugang zur Ostsee bekam. Dadurch wurde aber Ostpreußen vom Deutschen Reich abgeschnitten, und der gesamte Verkehr musste durch polnisches Hoheitsgebiet geführt werden, was zwangsläufig zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten führte. Ein weiteres Problem war die deutsche Minderheit, [1] die besonders im Raume Bromberg konzentriert war und vielfach die Rückgliederung des Korridors an Deutschland forderte. Schon 1919 erkannte der französische Marschall Ferdinand Foch dieses Gebiet als "Wurzel für den nächsten Krieg" [2].
Auch Danzig wurde 1919 vom Deutschen Reich abgetrennt, jedoch als "Freie Stadt Danzig" als Mandatsgebiet einer Völkerbundsverwaltung unterstellt. Das Danziger Post- und Verkehrswesen wurde von polnischen Behörden besorgt, aber auch die Organe des Dritten Reichs waren in Danzig präsent: Eine SS-Heimwehr betrieb prodeutsche Propaganda, was die Kritik der polnischen Behörden erregte, und Hitler setzte für die Stadt sogar einen NSDAP-Gauleiter, Albert Forster, ein.
So wurde Danzig Schauplatz deutsch-polnischer Rivalitäten. Aber beide Staaten gerieten mit den Danziger Behörden in Konflikt: Im Juni 1939 kam es zu einem Streit um die Befugnisse polnischer Zollbeamter in der Freien Stadt.
1) vgl. Abschnitt 1.1.4 [¶]
2) zit. in: Piekałkiewicz, Der Zweite Weltkrieg, S. 14. [¶]
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