Die Westmächte schätzten die Widerstandskraft des polnischen Militärs völlig falsch ein; man glaubte sogar, die Polen könnten sechs Monate (!) lang die Wehrmacht aufhalten. Deshalb dachte man anfänglich nicht daran, Polen die garantierten Hilfeleistungen zu gewähren.
Sofort nach dem Beginn des Überfalls warnten Frankreich und Großbritannien Hitler vor der Fortsetzung der Offensive und stellten ihm tags darauf ein Ultimatum, das am 3. September 1939 um 12 Uhr ablief. Da Hitler nicht reagierte, erklärten ihm beide Staaten den Krieg. Das Resultat bestand jedoch im »Drôle de guerre«, dem "Sitzkrieg" [1] an der französisch-deutschen Grenze. Am 6. September marschierten französische Truppen ins südliche Saargebiet ein, aber diese "Offensive" war eher eine symbolische als eine strategisch notwendige Aktion. Der französische General Maurice Gamelin hatte größere Unternehmen aus Angst vor deutschen Gegenangriffen verboten.
Am 1. September beriefen Chamberlain und Daladier eine Konferenz ein und riefen auch Beck zur Teilnahme auf, aber dieser lehnte ab. In den nächsten Tagen fand eine Reihe von Konferenzen statt, bei denen besonders die Leistung von Militärhilfe an Polen erörtert wurde. Auf der Konferenz von Abbéville (12. September) kam man schließlich zum Schluss, man könne den polnischen Streitkräften momentan nicht helfen. Also mussten die polnischen Soldaten alleine gegen eine Übermacht kämpfen. Hitlers Hoffnung, die Westmächte würden nicht militärisch eingreifen, [2] erfüllte sich und verschaffte ihm einen raschen Sieg.
1) vgl. Piekałkiewicz, Der Zweite Weltkrieg, S. 141-147. [¶]
2) vgl. Abschnitt 3.1.2 [¶]
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