EINLEITUNG:

Das erste halbe Jahr der islamischen Republik hat nun gezeigt, wie es dem Schah mit dem neuen Gesicht, dem Gesicht dessen, der ihn so gern auf seine eigene Weise aus dem Land vertrieben hätte und dem die persischen Massen im entscheidenden Moment die Initiative aus der Hand genommen hatten, gelang zurückzukehren, ohne daß der gleiche Sturm ihn sofort wieder vertrieben hat. In der Tat sind diejenigen, die ihn erkannt haben, zahlreich : Es sind all die Aufständischen, die heute noch gegen die neue, alte Ordnung revoltieren, der Sand in den Gebetsmühlen, denen das Opium der Religion das Bewußtsein der Freiheit, die sie auf dem Höhepunkt der Revolution erlebt und für diese kurze Zeit verwirklicht hatten, niemals hat nehmen können.

Es sind darunter die Elemente, deren Freiheitsdurst so groß ist wie der unsere, daß ihnen keine Revolution, die nicht die totale und ungeteilte Freiheit zum Inhalt und zum wirklichen Ziel hat, mehr ist, als ein kurzer Moment des Atemholens, einer dieser glücklichen Momente im Leben, in denen die Konstruktion der neuen Welt so dicht ist, daß wir diesen Augenblick lang mit allen unseren Sinnen nichts anderes mehr wahrnehmen.

Chomeini und seine Lakaien wissen sehr genau, daß diese Feindschaft unversöhnlich ist und keiner-dieser islamischen Weltverbesserer macht heute noch ein Hehl daraus, daß es für die islamische Republik nur eine Lösung gibt : die vollständige physische Liquidierung dieser Kräfte.

Das ist die ganze Geschichte des ersten halben Jahres dieser Republik.

" Wie gesagt,die Arbeit ist leicht,die Massen momentan mit Hass gegen einzelne Personen zu erfüllen. Die Welt erschrickt vor dem Fürstenmord nicht so sehr als vordurchgreifenden Reformen des eigenen Bewusstseins und der sozialen Einrichtungen,ohne deren Sanctionierung wir weder über Könige noch Pfaffen uns zu beklagen hätten" .
Wilhelm Marr, 1846
" Die neue revolutionäre Theorie muss mit der Wirklichkeit Schritt halten,das heisst der revolutionären Praxis gewachsen sein,die sich hier und dort anbahnt,wenn auch teilweise, verstümmelt und ohne kohärentes Gesamtprojekt.Unsere Sprache,die phantastisch klingen mag,ist die eigene Sprache des wirklichen Lebens.Unaufhörlich und mit steigendem Gewicht beweist es die Geschichte .Ist in dieser Geschichte das Bekannte wohl nicht immer das Erkannte,so deshalb weil das wirkliche Leben selbst nur in phantastischer Gestalt erscheint,in dem umgekehrten Bild,das das moderne Spektakel der Welt aufzwingt: im Spektakel wird das gesamte soziale Leben bis zur Repräsentation künstlicher Revolutionen in der lügnerischen Sprache der Machthaber niedergeschrieben und durch ihre Maschinen gefiltert.Das Spektakel ist der irdische Erbe der Religion,das Opium des in das Stadium der Gesellschaft des Warenüberflusses eingetretenen Kapitalismus,die in der 'Konsumgesellschaft ' effektiv konsumierte Illusion."
Situationistische Internationale ,1965
Der Staatskapitalismus stellt die natürliche Tendenz der kolonisierten Gesellschaften dar, in denen sich der Staat im allgemeinen vor den Klassen bildet.

Unter den besonderen Bedingungen des orientalischen Raumes wesentlich die einstige Einheit von Gesellschaft und Religion, die Abwesenheit starker politischer Gruppen in der Art der bolschewistischen-leninistischen Parteien und vor allem die Zwitterexistenz der erdölexportierenden Länder, die die Schwäche aus der speziellen Rückständigkeit kolonisierter Gebiete vereinigt mit der Potenz, die ihnen das schwarze Gold vermittelt, nimmt die Entwicklung zum Staatskapitalismus in der Form der islamischen Republik ihren Anfang.

Die islamische Republik ist die wiedergewonnene Formel der islamischen Welt. Denn wie der Islam eine Idee des Staates ist, so ist die islamische Republik seine neuzeitliche Formel, unter deren Herrschaft ihre Apologeten glauben, die verlorene Geschichte des "glücklichen Arabiens" wiederzufinden.

Die Arbeiterklasse der orientalischen Region hat sich zwar als stark genug erwiesen, um die feudalen Reste der Herrschaft in diesem Raum zu zerstören, wie es zuletzt das Proletariat in Iran auf beeindruckend klare Art bewiesen hat, aber sie besitzt noch nicht die geschichtliche Stärke, um die orientalische Welt ganz aus den Angeln zu heben.

Der Staatskapitalismus stellt die natürliche Tendenz der kolonisierten Gesellschaften dar, in denen sich der Staat im allgemeinen vor den Klassen bildet.

Unter den besonderen Bedingungen des orientalischen Raumes wesentlich die einstige Einheit von Gesellschaft und Religion, die Abwesenheit starker politischer Gruppen in der Art der bolsche-wistischen-leninistischen Parteien und vor allem die Zwitterexistenz der erdölexportierenden Länder, die die Schwäche aus der speziellen Rückständigkeit kolonisierter Gebiete vereinigt mit der Potenz, die ihnen das schwarze Gold vermittelt, nimmt die Entwicklung zum Staatskapitalismus in der Form der islamischen Republik ihren Anfang.

Die islamische Republik ist die wiedergewonnene Formel der islamischen Welt. Denn wie der Islam eine Idee des Staates ist, so ist die islamische Republik seine neuzeitliche Formel, unter deren Herrschaft ihre Apologeten glauben, die verlorene Geschichte des "glücklichen Arabiens" wiederzu-finden.

Die Arbeiterklasse der orientalischen Region hat sich zwar als stark genug erwiesen, um die feudalen Reste der Herrschaft in diesem Raum zu zerstören, wie es zuletzt das Proletariat in Iran auf beeindruckend klare Art bewiesen hat, aber sie besitzt noch nicht die geschichtliche Stärke, um die orientalische Welt ganz aus den Angeln zu heben.

Der Islam bildet innerhalb dieser Ruinen der nomadischen Gesellschaft das Zentrum der Macht im göttlichen Mythos, über den alle direkt miteinander verbunden sind und nicht mehr durch die Verwandschaftsbande.

Die göttliche Gefolgschaft nimmt die verlorene Position der Stammeseinheit ein, mit dem Unterschied, keine andere Verbindung als eine Göttliche zu kennen. Diese Negation aller herkömmlichen Bindungen, die für den arabischen Raum von so großer Bedeutung ist, findet sich als weltliches Regime, als zentrale Macht, nach dem Fall von Mekka als theokratischer Staat wieder. Alle bisherigen Formen des gesellschaftlichen Lebens werden hierin übernommen, erscheinen nun aber nicht mehr als willkürliche und autonome Gewalten, sondern als weltliche Variante göttlicher Macht.

Das wirkliche Leben wird ein vorgefundenes Göttliches Reich, das als zentralisierendes staatliches Denken sich geographisch und nicht territorial ausdrückt, den besonderen Produktionsweisen von Weidewirtschaft und Handelsökonomie angepaßt. Der Staat ist das Reich der Idee und Wirklichkeit zugleich, ein inneres und ein äußeres Reich. Das Reich der Idee wird zur wirklichen Geographie. Der Islam ist so gleich in seiner Entstehung eine militärisch-politische Formel -im Unterschied zur judäo-christlichen Mythologie. (1)

Kern dieses neuen Staates wird die islamische Gemeinde, deren Einführung die ins Rutschen gekommene Eigentumsfrage durch ein soldatisches Lehnsystem feudalisiert, womit das Eigentum von nun an göttlich ableitbar ist und zusätzlich ein Steuersystem schafft, deren Quellen Naturalabgaben sind, die von den unterworfenen jüdischen Gemeinden und den zum Islam übergetretenen geleistet wird. Von dieser Staatsidee träumt ein Chomeini, wenn er von den "Khoms" als Grundlage der Staatseinkünfte seiner islamischen Republik spricht. Die militär-politische Entstehungsgeschichte als Staatsgeschichte des Islams, in der dennoch das Hauptmoment nicht in der Dynamik, sondern in der Statik gesellschaftlicher Harmonie liegt, die innerhalb der Neuordnung eines theokratischen Feudalsystems ihren Beginn und Abschluß findet, bringt gleichzeitig den Aspekt der imperialen Eroberung hervor. Nicht als getrenntes, sondern als wesentliches Moment, das notwendig ist, um in dieser statischen Despotie die Bewegung aufrecht zu erhalten.