M a b u h a y
Reisebericht aus Thailand und Schweiz (Teil 11)

Willy Blaser

Das grösste Restaurant der Welt
Es gibt wohl keine Stadt in Asien, Tokio ausgenommen, welche eine grössere Vielfalt an Restaurants aufweist als die thailändische Metropole. Als besondere Attraktion unter den zahlreichen extravaganten Restaurants gilt der Besuch des Mangkorn Luang "goldener königlicher Drachen". Mit 5'000 Sitzplätzen und einer Fläche von 32'000 Quadratmetern ist das Restaurant seit 1994 im Guinessbuch der Rekorde als grösstes Restaurant der Welt vermerkt. Die gesamte Anlage ist nach dem Modell eleganter chinesischer Architekur erbaut und gestaltet. Zahlreiche an einem Wassergarten gelegene Häuschen, Pavillons, Bankett- und Empfangssäle, ein schwimmendes Luxusboot, alles überragt von einem siebenstöckigen Turm, bieten den Gästen eine prunkvolle Atmosphäre. Frische Meeresfrüchte jeglicher Art, aber auch mehr als 1000 chinesische, thailändische, japanische und europäische Gerichte werden den Gästen auf der Speisekarte angeboten. Rund 10'000 Besucher werden täglich zwischen 11.00 Uhr und 23.00 Uhr empfangen. Bis zu 3000 Menüs werden stündlich von 322 Köchen zubereitet. Um eine möglichst rasche Bedienung zu gewährleisten, werden die Bestellungen via Computer an die Küche weitergeleitet. In der Zwischenzeit sorgt das 541 Personen umfassende Servierpersonal für das Wohl der Gäste. Damit die fertig zubereiteten Gerichte auf dem langen Weg von der Küche zum Tisch nicht erkalten, schiessen die mit Rollschuhen ausgestatteten Kellner in artistischen Einlagen durch die Restaurantanlage. Zu den täglichen Attraktionen gelten die klassischen Thai- und chinesischen Tanzvorstellungen. Als Höhepunkt gilt die Show der fliegenden Kellner. An Drahtseilen befestigt, schweben Kellner von einem Turm herunter und kommen über die Wasseroberfläche des Wassergartens gelaufen, um die Gäste zu bedienen. Zum Ausklang des Besuches im grössten Restaurant der Welt begibt man sich in einen der 40 Karaoke-Räume, um populäre und berühmte Schlagerstars zu imitieren. Das Küchenpersonal hat inzwischen mit den Vorbereitungen für den nächsten Tag bereits begonnen: 24'500 Teller, 21'500 Schalen und 17'200 Essbestecke müssen abgewaschen werden...

Kinder aus Asien
Kinder1
Kambodscha
Kinder5
Vietnam
Kinder2
Thailand
Kinder3
Nepal
Kinder4
Philippines

Tödliches Gift, heilendes Serum
Zu einer weiteren Touristenattraktion gehört in Bangkok die Schlangenfarm. In Südost-Asien sind jährlich mehr als 2500 tödliche Schlangenbisse zu beklagen. Der steigenden Nachfrage, vor allem ihrer Haut, ihres Fleisches und ihres Blutes wegen (Schlangenfleisch zählt zu einem kulinarischen Leckerbissen, und das Blut gilt als Medizin für viele Krankheiten) werden die Schlangen erbarmungslos gejagt - zur Freude der sich massiv vermehrenden Ratten. Dennoch kommt es immer noch regelmässig zu tödlichen Unfällen, wenn Bauern bei Feldarbeiten mit Schlangen in Berührung kommen. Anfangs der zwanziger Jahre ereigneten sich in Thailand derart viele "Schlangenunfälle", dass sie zu einem der grössten gesundheitlichen Problem des Landes wurden. Man beschloss, die Herstellung von Serum und Impfstoff im eigenen Lande vorzunehmen. Dank der Initiative von Dr. Leopold Robert der Thai-Rotkreuz-Gesellschaft und dank Spenden von in Thailand ansässigen Ausländern konnte am 22. November 1923 die "Snake Farm" in Bangkok offiziell eröffnet werden. Das zur Behandlung von Schlangenbissen erforderliche Serum wird heute an alle Krankenhäuser und Gesundheitszentren sowie in die Nachbarländer geliefert. Von den in Thailand zahlreich vorkommenden Schlangenarten sind nur fuenf so giftig, dass sie auch für den Menschen tödllich sein können. Es handelt sich um die siamesische Kobra, Königskobra, Russel's Viper, Pit Viper und die Banded Krait. Stammt der Biss von einer Giftschlange, treten die ersten Zeichen und Symptome bereits nach 10 Minuten auf. Hauptmerkmal der Bisswunde bei giftigen Schlangen ist der Abdruck der beiden Giftzähne. Bei den harmlosen sind eine ganze Reihe von Zahnabdrücken ersichtlich. Die Wirkung des Giftes variiert je nach Schlangenart. Das Gift einer Kobra wirkt auf das Nervensystem, währenddem sich das Gift einer Viper auf die Blutgefässe auswirkt. Die Menge und Stärke des Giftes ist ebenfalls verschieden. Es war bis heute nicht möglich festzustellen, welche Dosis Gift sich für den Menschen tödlich auswirkt. Die durchschnittliche Menge Gift einer Kobra genügt, um annähernd 50'000 Mäuse oder 1'000 Kaninchen zu töten. Die giftigste Schlange für den Menschen ist die Königskobra, deren Biss ohne sofortige Gegenbehandlung mit dem entsprechenden Serum nach einer halben Stunde zum Tode führen kann. Die weitverbreitete Angst vieler Leute vor Schlangen ist dennoch unbegründet, wenn man einige Vorsichtsmassnahmen beachtet. Schlangen sind von Natur aus nicht aggressiv und greifen nur bei Provokation an. Beim Herannahen eines Menschen suchen die Schlangen schleunigst das Weite. Sie sehen in der Nacht besser; deshalb sind sie am hellichten Tage nur selten anzutreffen. Schlangen haben keine Ohren. Sie nehmen die Annäherung eines Menschen oder eines Tieres durch die Erdvibrationen wahr. Die Zunge gilt als Geschmacksorgan. Da Kraits und Kobras selber Schlangenfresser sind, lassen sie sich in der Gefangenschaft nur schwer halten. Um sie zum Fressen zu veranlassen, wird die Nahrung mit einer langen Pinzette in den Schlund geschoben. Die 500 bis 1'000 in der Schlangenfarm gehaltenen Giftschlangen werden alle 10 bis 14 Tage "gemolken" (siehe Foto). Die Anschwellung der sich direkt hinter den Augen befindlichen Giftdrüsen geben dem Giftmelker Auskunft, bei welcher Schlange eine Entnahme fällig ist. Die einmalige Gelegenheit, solchen Entnahmen aus nächster Nähe beizuwohnen, wird allen Interessierten anlässlich der zweimal täglich durchgeführten Demonstration im Königin-Saovabha-Gedächtnisinstitut geboten. Schon der Versuch der beiden Mitarbeiter, in der Schlangengrube die bis zu 6 Meter lange Königskobra einzufangen, ist nervenkitzelnd. Mit einem schnellen und präzisen Griff wird die Schlange am Hinterkopf gepackt. Zur Entnahme der tödlichen Flüssigkeit werden die langen Giftzähne auf eine Glasplatte gepresst. Das auf diese Weise gewonnene Gift wird danach Pferden in genau berechneten Mengen mehrmals eingespritzt. Diese sind nach 6 bis 8 Monaten immun. Aus dem Pferdeblut kann anschliessend das lebensrettende Serum hergestellt werden. Nebst verschiedenen anderen atemberaubenden Demonstrationen wird dem Zuschauer in einer 30minütigen Dia-Schau alles Wissenswerte über die Schlangen, über die Herstellung des Serums und über das Verhalten bei Schlangenbissen erzählt. Wer es wagt, darf am Schluss seinen Mut beweisen und selber Bekanntschaft mit einer grossen Pythonschlange machen.
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Exotische Pflanzenwelt
Die gepflegte Gartenanlage meines Hotels mit zahlreichen exotischen Zierblumen hat es mir angetan. Die Pracht und Vielfalt der Pflanzenwelt hat mich schon immer begeistert. Seitdem ich mir nun auch noch ein Buch über Thailands tropische Blumen gekauft habe, bin ich fast zum Botaniker geworden. Gärten in Südostasien, im Sinne unserer westlichen Gärten, gab es früher nur in Tempelanlagen und königlichen Palästen. Bäume und Sträucher waren ausschliesslich einheimisch und dienten, ihres symbolischen Charakters wegen, mehrheitlich religiösen Festen. Dies änderte sich mit der Ankunft der Ausländer vor 500 Jahren, welche Zierpflanzen aus Zentral- und Südamerika, der Karibik, Afrika und anderen Ländern nach Südostasien brachten. Durch das günstige Klima gediehen die neuen Pflanzen rasch und gehörten schon bald zum Bestandteil der einheimischen Flora. Die Verbreitung von Pflanzen rund um die Welt ist eine ausserordentliche Geschichte. Wer weiss schon, dass jene Bäume, die heute die Strassenalleen in Bangkok, Jakarta oder Singapore zieren, Zeugen dieser Migration sind. Dazu gehören die Flammenbäume (Herkunft Madagaskar), die nach Louis de Bougainville, einem französischen Navigator, benannten Bougainvillea (Herkunft Brasilien), der Afrikanische Tulpenbaum (Herkunft Uganda), der Korallenbaum (Herkunft Amerika/Australien) oder die nach dem französischen Botaniker Charles Plumier benannten Frangipani (Herkunft Karibik). Doch auch bei den Zierblumen sind viele ausländischer Herkunft, so die Hibiscus (aus Ostafrika), die Heliconias und Cannas (aus Amerika und Karibik), die Weihnachtssterne und Goldkelche (aus Mexico), das Brasilienholz und Goldtrompeten (aus Südamerika) oder die Wüstenrosen (aus Ostafrika/Arabien) und die aus Indonesien stammenden Torch Ginger, deren lateinischer Name dem russischen Zsar Nicholas I (1796-1855) gewidmet wurde. Zu den aussergewöhnlichsten Blumen gehören auch die Wasserlilien, Lotusblumen und rund 800 verschiedene Orchideen.

Noch eine "verrückte" Idee
Nachdem ich 1971/72 auf dem Landweg nach Indien und 1989 mit dem Zug von Hong-Kong zurück in die Schweiz fuhr, war es schon lange mein Wunsch, die Strecke zwischen Asien und Europa auch einmal auf dem Seeweg zurückzulegen. Unmittelbar nach meiner Rückkehr aus den Philippinen erkundigte ich mich in einem Reisebüro in Pattaya nach einer Möglichkeit, mit einem Frachter von Thailand nach Europa zu fahren. - "Sie wollen Gepäck nach Europa senden?" - "Nein, ich will als Passagier auf einem Cargo-Schiff durch den Suez-Kanal" Die Geschäftsführerin, eine etwa 40jährige Thai-Chinesin, war von meinem Vorhaben offensichtlich perplex. Ihre Miene verriet mir ihr Erstaunen. Nachdem sie sich gefasst hatte, strahlten ihre mandelförmigen Augen wieder und sie meinte: - "Mai mii - haben wir nicht - wollen Sie nicht lieber fliegen, wir haben billige Flüge" Ich versuchte es noch in verschieden anderen Reisebüros, doch überall zuckte man nur die Schultern und schaute mich komisch an. Klar, welcher Farang kommt hier schon auf die Idee, mit einem Frachter nach Europa zu fahren. Da muss einer schon ein wenig "spinnen". Ich kontaktierte per E-mail Frachtschiffagenturen in Bangkok. Negativ. Dann nahm ich das Internet zu Hilfe. In einem Suchprogramm gab ich den Begriff "Frachtschiffreisen" ein und hoppla, schon erschienen die Adressen zahlreicher spezialisierter Reisebüros in Deutschland und der Schweiz. Das umfangreiches Gepäck war mein grösstes Problem. Wohin mit all meinem "Plunder"? So konnte ich auf jeden Fall nicht einschiffen. Einschiffen vielleicht schon, aber wie würde ich mein halbes Dutzend Taschen samt Rucksäcken vom Ankunftshafen in die Schweiz schleppen? Ich musste mir etwas einfallen lassen. Dank der Bereitschaft von René, Ewald, Otto und Dänu, mir bei ihrer Rückreise jeweils eine Kartonschachtel Material mitzunehmen, hatte ich zumindest schon 17 Kg weniger. Während meiner Reise in Vietnam erhielt ich vom Reisezentrum Weggis eine konkrete Offerte. Von Thailand gab es keine Möglichkeit, nach Europa einzuschiffen; doch von Singapore nach La Spezia (Italien). Dauer der Reise: 19 Tage. Fantastisch, mein Vorhaben würde doch noch zustande kommen. Auf Frachtschiffen muss man Treppen steigen. Man muss gut zu Fuss sein und sich auch bei Wellengang das Treppensteigen noch zutrauen. Auf Frachtschiffen gibt es keinen Arzt. Die Offiziere sind in Erster Hilfe ausgebildet. Deshalb bestehen für gewisse Reisen aus Versicherungsgründen auch Alterseinschränkungen (meistens ab ca. 79 Jahren) und für Passagiere ab 65 wird ein ärztliches Attest verlangt. Obligatorisch ist auch eine Deviationsversicherung, falls ein Schiff wegen einer akuten Erkrankung eines Passagiers eine Routenänderung vornehmen muss. Auf Frachtschiffen existiert kein Animationsprogramm. Möglicherweise ist man als einziger Passagier an Bord. Man muss sich deshalb zu beschäftigen wissen. Dass die Kanalbehörden für den Transit des Suez-Kanals eine Gelbfieber- und Choleraimpfung verlangten, kam mir gar nicht gelegen. Die Ausschiffung in Singapore war für den 13. April vorgesehen, doch es konnte auch einige Tage später sein, denn auf einem Frachter ist nicht der Passagier "König", sondern die Fracht. Einige Tage warten zu müssen, zudem noch in diesem "sau teuren" Singapore, war mir eigentlich zuwider. Ich musste mich entscheiden: 12 Stunden Flug für ca. 600.- oder 19 Tage auf der See für ca 3'000.-. Ich wählte den Flug. Ende April von Thailand nach Zürich zu fliegen, ist aber auch nicht so einfach, wie es scheint. Bereits einen Monat vorher waren alle preislich akzeptablen Flüge nach Zürich ausgebucht! Einzig in der Gulf Air war noch ein Platz nach Frankfurt frei. Natürlich wäre ich viel lieber nach Zürich geflogen. Da ich es von Thailand bis zum 17. Breitengrad in Vietnam und zurück geschafft hatte, werde ich wohl auch noch die Strecke Frankfurt - Biel schaffen.

Songkran, das thailändische Neujahr
Der Entscheid, mit dem Flugzeug Ende April nach Hause zu fliegen, gab mir zudem die Möglichkeit, das thailändische Neujahrsfest einmal mehr mitzufeiern, ein Fest, das man wenn möglich auf keinen Fall verpassen sollte. Songkran, wie auch die übrigen Feste in Thailand, haben sich über die Jahre stark verändert. Früher holte man am Neujahrstag frühmorgens Wasser aus einem Fluss oder einem Brunnen. Die ganze Familie machte sich fein, parfümierte das Wasser und tat es in eine Schale aus Silber oder Messing. Während den ersten Sonnenstrahlen ging man zum Haus der Eltern des Vaters, begrüsste sie und beträufelte sie als Zeichen der Ehrerbietung. Dann ging man zu den Eltern der Mutter und wiederholte die Zeremonie. Anschliessend gingen alle zum Tempel, um die Buddha Statue mit heiligem Wasser zu besprenkeln. Nach dem Besuch des Tempels wurden besonders verehrte und ältere Leute besucht und mit Wasser besprenkelt. Irgendwie bürgerte es sich ein, dass sich die Kinder am Nachmittag mit Wasser bespritzten und sich bald aus Schalen und Kübeln beschütteten. In der Zwischenzeit hat sich Songkran zu einer riesigen Wasserschlacht entwickelt, an welcher sich auch die Ausländer mit grösstem Gaudi beteiligen. Da Songkran dieses Jahr auf ein Wochenende fiel, wurden der Festtage am Montag und Dienstag nachgeholt und von der Regierung als offizielle Feiertage deklariert. Die halbe Bevölkerung Thailands profitierte von diesem verlängerten Wochenende (13. - 17. April), um das Fest in ihrer Heimatstadt oder zu Hause bei ihren Eltern zu feiern. Aufgrund des 20. Pattaya-Festivals legten die Stadtbehörden beide Feste zusammen. Mit einem grossen Festumzug mit Trachtengruppen aus verschiedenen Provinzen und Festwagen begann am 12. April die 8-tägige Pattaya-Festwoche. Wer am 13. April nicht nass werden wollte, blieb am besten zu Hause. Auch ich blieb nicht unverschont. Obwohl ich stets Ausschau auf potentielle Wasserspritzer hielt, wurde ich nach nur wenigen Minuten in einem Sammeltaxi voll von einem Eimer Wasser getroffen. Während der ganzen Woche herrschte an der Beach Road Karnelvalstimmung. Auf verschiedenen Bühnen wurden traditionelle Thai-Tänze, Konzerte, Schönheits- und Liederwettbewerbe, Shows und Drama-Darstellungen vorgeführt. Jeden Abend lief ein anderes Programm. Tagsüber gab es Segelbootrennen, Windsurfing- und Angelwettbewerbe sowie Strandfussball. Wahrlich ein unterhaltsames Programm.
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Getrübte Freude
Mit Spannung warteten alle auf den "grossen" Tag, den 19. April. Die Wasserspritzerei hatte nach dem 13. zwar etwas nachgelassen, dennoch wurde ich jeden Tag von irgend jemandem "erwischt". Zum Neujahrstag gehört sich auch, "Tambun" etwas Gutes zu tun. Ausser dem Besprenkeln von Buddhafiguren (siehe Foto) kann man auch 9 kleine Vögel freilassen - tambun boi nok. In den Warenhäusern und überall an den Strassenständen bietet man für die grosse Schlacht Pistolen, Spritzaggregate, Wasserkanonen und parfuermierten parfümierter Körpertalg an der mit Wasser vermischt wird. Der Neujahrstag ist der einzige Tag, an welchem es Maennern und Frauen erlaubt ist, sich zu berühren, indem man sich gegenseitig dieses erfrischenden Talg in das Gesicht streicht. Was sich am 19. von morgens bis abends abspielte, kann man nicht einfach so beschreiben. Sanuk (Spass) pur! Doch so schön und lustig das ganze Fest war, so tragisch war auch die Bilanz der vielen Strassenverkehrsopfer während dieser Zeit. Schon im Vorfeld des Festes hatten die Medien vor Betrunkenheit am Steuer gewarnt und gemahnt. Aufgrund der Zahlen des Vorjahres befürchtete man, dass die fünf Festtage rund 500 Tote fordern würden. In verschiedenen Krankenhäusern wurde die Bevölkerung aufgefordert, Blut zu spenden, da die Reserven für die zu erwartenden Verkehrsunfälle zu klein waren. Das Songkran-Fest hatte noch nicht begonnen, kamen am Vorabend bei drei Unfällen schon 18 Menschen ums Leben. Die Bilanz am Morgen des 18. Aprils war verheerend. Als Folge des diesjährigen Neujahrsfestes starben 700! Menschen, davon 482 durch Verkehrsunfälle. Statistisch gesehen gab es jede Stunde 4 Tote und 245 Verletzte. Ein Wahsinn. Von den 60'000 verletzten Personen wurden 29'737 in Verkehrsunfälle, 70% davon Motorradfahrer, verwickelt. In einem Leserbrief an die Bangkok Post meinte ein Engländer, dass in Sachen Alkohol am Steuer auffallende Ähnlichkeiten mit dem Westen bestünden. Die Politiker in Thailand diskutieren immer nur über die Gefahr der Drogen, dies obwohl der Alkohol eine wesentlich grössere Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung darstelle. Die Regierung reagierte auf dieses tragische Songkran-Wochenende mit einer neuen Regelung. Ab nächstem Jahr soll die Dauer von offiziellen Feiertagen auf Maximum 4 Tage beschränkt werden. Der Vorschlag muss allerdings noch vom Kabinett genehmigt werden. Dass diese Regelung allerdings viel Sinn macht, ist kaum anzunehmen. Solange die Polizei nicht häufiger Alkoholproben durchführt und solange sich die Disziplin und Erziehung auf den Strassen Thailands nicht drastisch bessern, wird sich auch in Zukunft nichts ändern.

Nach Hause
Der Zeiger der Waage beim Eincheckschalter der Gulf Air stoppte bei 24,8 Kg. Dazu kam noch das Handgepäck von 12 Kg, meine Fototasche und meine vier Vietnam-Hüte. In Bangkok hatte ich im Gegensatz zu Manila wegen "overweight" noch nie Probleme. Im Gegenteil, das nette Fräulein quittierte das Uebergewicht mit einem Lächeln. Mit 20 Minuten Verspätung hob die Maschine ab. Wegen Turbulenzen über dem Andamann See war der Flug zunächst etwas unruhig. Um 01.00 Uhr Lokalzeit landeten wir in Bahrein, einem Archipel im Persischen Golf von 600 Km2, welcher seit 1986 durch eine Brücke mit Saudi Arabien verbunden ist. Bahrein, welches als Finanzplatz, gilt stand früher unter britischem Protektorat. Seit 1971 ist Bahrein unabhängig. Nach drei Stunden Aufenthalt ging es weiter. Langsam wurde es draussen heller, und man erblickte eine Schneelandschaft. Wo waren wir wohl? Plötzlich färbte sich das Licht in der Kabine rot. Die Sonne war soeben im Osten aufgegangen, die Sonnenstrahlen drängten sich durch die kleinen Fenster hinein. Schon bald gab es Frühstück, und kurze Zeit später leuchtete das Zeichen zum Anschnallen auf. Bald war ich wieder zu Hause. Der Flugkapitän meldete für Frankfurt eine Temperatur von 7 Grad Celcius, also noch gnädig. Vor Jahren war ich einmal von Bangkok bei 30C nach Moskau bei -30C geflogen! Kurz vor 07.00 Uhr landete die Maschine in Frankfurt. Als bei der Gepäckausgabe nach über einer halben Stunde mein Gepäck noch immer nicht erschienen war, kamen mir langsam Zweifel, ob da wohl alles richtig lief. Ich habe noch nie ein Gepäckstück verloren, dennoch gebe ich stets darauf acht, die wichtigsten Sachen immer im Handgepäck zu haben. Als nicht EU-Buerger musste ich mich bei der Passkontrolle mit den Afrikanern und Arabern anstellen. Der Beamte reagierte auf meinen Scherz, wonach ich wohl noch einige Jahre diesen Schalter passieren müsse, überhaupt nicht und winkte nur lässig, durchzugehen. Da waren wir nun also. Als nächstes musste ich mir das Zugbillet in die Schweiz besorgen. Nun, Zürich-Kloten ist gegenüber Frankfurt ein Provinzflughafen. Hier in Frankfurt ist alles drei Nummern grösser. Bereits um 08.00 Uhr herrschte eine grosse Hektik. Im Wirrwarr von Tafeln und Wegweisern musste ich zunächst einmal eine Pause einschalten, um mich zu orientieren. Da mein ICE-Zug nach Basel schon bald fuhr, musste ich mich beeilen. Ich folgte der Tafel "Schnellbahn". Das Fräulein bei der Information schickte mich für den Kauf des Tickets die Rolltreppe zur S-Bahn hinunter, doch von dort wurde ich wieder den gleichen Weg zurückgeschickt. Endlich hatte ich mein Billet. Der ICE trifft vom Hauptbahnhof Frankfurt herkommend pünklich ein. Der geräuschlose Zug rast über Karlsruhe Richtung Süden. In Freiburg in Breisgau sind die naheliegenden Hügel noch mit Schnee bedeckt. Kurz vor Basel kommen die Schweizer Zöllner. Ich hatte schon grimmige Gesichter erwartet, doch ich war angenehm überrascht, wie freundlich die Beamten waren. Genau um 12.56 Uhr war ich wieder in der Schweiz. Komischerweise verspürte ich nach 16 Monaten Abwesenheit keinerlei Emotionen im Vergleich zu anderen Malen. Erst als ich in Solothurn vorbei fuhr, schlug mein Puls etwas höher. Ich hatte für meine Rückkehr einen wunderschönen Tag erwischt. Noch vor einer Woche soll es bis in die Niederungen geschneit haben. Dies blieb mir zum Glück erspart. Ich erlebte einen prachtvollen Frühlingstag. Die Kirschbäume im Baselbiet leuchteten wunderschön in den von Löwenzahn gespickten sattgrünen Feldern. Wunderschön auch das Gelb der Rapsfelder. Überhaupt, diese ganze Blumenpracht in den Gärten, wunderschön. Alles ist bei uns so schön sauber.

Wunderschoene Schweiz
Das Wiedersehen mit Familie und Freunden war ein schoenes Erlebnis. Welch ein herrliches Gefuehl, wieder im eigenen Bett zu schlafen, dies bei offenem Fenster und ohne dieses staendige Surren des Airconditioners. Punkto Essen konnte ich mich ja in Thailand nicht beklagen, die einheimische Kost ist aber einfach immer noch die Beste. Nuesseler-Salat mit gekochten Eiern, Lattich mit Speckwuerfeli, Bratwurst mit Ruebli und Kartoffeln, Crusta Brot von der Migros mit Bergkaese, eine Cervelat mit Dijon-Senf, Schweizer Nuss-Schokolade, weiche Basler Leckerli von der Migros und vieles Andere mehr ist einfach ein Genuss, den man erst nach laengerer Abwesenheit schaetzt. Auch die Saison Fruechte wie Kirschen und Aprikosen sind Leckerbissen, nur dass der Preis von Fr. 8.-- pro Kilo Kirschen einem den Spass ein wenig verdirbt. In den ersten Tagen nach meiner Rueckkehr fielen mir vor allem die vielen alten Leute auf. Im Bus, in den Laeden, in der Stadt, ueberall schien es mir, als gaebe es nur "aeltere" Leute. Wo sind denn die jungen Leute geblieben? Ungewoehnlich auch, wie die Strassen im Zentrum von Biel am spaeten Samstagnachmittag wie ausgestorben schienen. Hatte ich eine Ausgangssperre nicht beachtet? Ansonsten habe ich mich schnell eingelebt. Auch wenn ich mit dem Wetter Glueck hatte, konnte ich mit dem "arbeitenden" Volk mitleiden, als es 4 Wochenenden hintereinander regnerisch war. Umsomehr genoss ich die schoenen Tage waehrend der Woche. Als erstes nach meiner Rueckkehr musste ich erkennen, dass es sich wohl nicht lohnt, in die Heimat zurueckzukehren, nur um Kollegen oder Freunde zu besuchen. Die meisten Leute sind dermassen mit ihrem Beruf beschaeftigt; es scheint, dass sie nur leben, um zu arbeiten und dabei vergessen zu leben. Vor wenigen Tagen wurden die Verkaufszahlen von neuen Autos im 1. Semester bekanntgegeben. Es scheint wirklich, als ob die Mehrzahl der Schweizer damit zufrieden ist, den ganzen zu "buegeln", um sich ein neues Auto zu leisten. Arme Leute. Den grössten Teil meines Aufenthaltes verbrachte ich in Kandersteg, ein wunderschoener Ort im Berner Oberland. Die Fahrt nach Kandersteg begeistert mich jedesmal von neuem. Die Landschaft zwischen Thun und Spiez mit Blick auf die Berge ist fantastisch. Und dann dieses leuchtende Blau des Thunersees. Wo in der Welt gibt es noch so klares Wasser? Dann die naechsten Hoehepunkte, in Reichenbach der Blick auf die Bluemlisalp, in Frutigen der Blick auf das Balmhorn/Altels und schliesslich Kandersteg selbst. Ich war nun doch schon an einigen Orten der Welt gewesen, auf beiden Seiten des Mt. Everest, zwischen Annapurna und Dhaulagiri, in den Anden, aber fuer mich bleibt der absolut schoenste Ort der Oeschinensee, wo sich die Bergwelt mit Bluemlisalp, Fruendenhorn und Doldenhorn zum Beruehren nahe, wie in einem Amphitheater praesentieren.
Berg1
Doldenhorn (3643 m)

Berg2
Balmhorn/Altels (3699 m)

Fortsetzung folgt