M a b u h a y
Reisebericht aus Pakistan und Indien (Teil 13)
Das Koenigreich Hunza
Was die Besteigung des Mount Everest fuer einen Alpinisten bedeudet, ist
fuer einen Trekker die Wanderung zum Konkordiaplatz am Fusse des K2. Der
absolute Hoehepunkt, ein Traum. Nur zu gerne haette ich diesen Trek an mein
Nanga-Parbat Erlebnis angehaengt. Ich hatte gehofft, mich unterwegs einer
Gruppe anschliessen zu koennen, leider ergab sich dies nicht. Die
finanziellen Kosten fuer einen Einzelgaenger sowie die viel zu kurze
Aufenthaltsbewilligung machten das Vorhaben zum vornerein unmoeglich. So
werde ich gezwungermassen noch einmal zurueck kommen muessen, aber
hoffentlich dann nicht mehr alleine. Statt diesem "Koenigstrekk" beschloss
ich eine neuntaegige Entdeckungsreise entlang dem Karakorum Highway zum
Kunjerab-Pass an der chinesischen Grenze zu unternehmen. Um dabei moeglichst viel zu sehen und um zum Fotografieren ueberall anhalten zu koennen, bleibt mir keine andere Wahl als mir diese Rundreise etwas Kosten zu lassen. Mein Guide organisiert daher einen Jeep mit Fahrer fuer 40 $ pro Tag. Die Bank in Gilgit scheint nicht gerade viel vom Schweizer Franken zu halten. Fuer einen US Dollar gibt es 64 Roupien, fuer einen Schweizer Franken nur gerade deren 32!. Schon am naechsten Tag nach unserer Rueckkehr von der Maerchenwiese geht es fruehmorgens Richtung Karimabad los. Die Reception braucht mich nicht zu wecken, denn um 04.00 Uhr reissen mich die Gebete der naheliegenden Moschee aus dem Schlaf. Ausgangs Gilgit fuehrt die Strasse ueber eine schoene Haengebruecke und verschwindet danach in einem schmalen, unbeleuchteten Tunnel. Bei Rahimabad stoppen wir bei einem Denkmal, welches zu Ehren einer Gruppe Strassenarbeiter erstellt wurde die beim Bau des KKH 1972 ums Leben kam. Sie wurde waehrend der Mittagspause von einem Felssturz verschuettet. Wir kommen recht zuegig voran. Die Strasse ist in einem guten Zustand. Es herrscht kein grosser Verkehr. Nach der Durchquerung einer der zahlreichen Schluchten, glizzert in der Ferne ein unheimlich schoener Gletscherberg. Mein Guide raet mir, nicht allzu viele Fotos zu schiessen, denn es werde noch viel bessere Gelegenheiten geben. Kurz vor Skandarabad kuendet eine Strassentafel den Rakaposhi-View Point an. Tatsaechlich! Ein schmales Seitental gibt den Blick auf den 7788 m hohen Rakaposhi frei. Die Terasse des Restaurants bietet einen atemberaubenden Blick auf die glaenzende Eiswand, dessen Gipfel fast 6000 Meter ueber unseren Koepfen trohnt! Welch ein Anblick. Nach Ueberquerung des Hunza-Flusses verlassen wir das Nagar-Tal und kommen ins Hunza-Tal. Beide Taeler waren frueher Koenigreiche. Zwischen Nagar und Hunza gab es staendig Kriege, ehe der Sohn des Mir's (Koenig) von Hunza die Tochter des Mir's von Nagar heiratete. Kurz vor Karimabad kommt ein weiterer Siebentausender ins Blickfeld. Es ist der Diran (7270 m). In Karimabad (2500 m u.M.) kommt es erstmals zu einer groesseren Ansammlung von Touristen. Viele Japaner sind anzutreffen. Eine Gruppe der Malaysia Petronas Adventure ist an ihren T-Shirts zu erkennen. Im Bazar gibt es zahlreiche Souvenirlaeden fuer die Touristen. Schoene Sachen,
wirklich. Gefallen haben mir vor allem die Teppiche. Karimabad ist aber auch
bekannt fuer seine Aprikosen. Ja, die ganze Stadt liegt inmitten von
Aprikosenhainen. Ueberall werden in den Laeden getrocknete Aprikosen
verkauft. Es soll zwei Sorten geben: solche mit und ohne Wuermer. Die
getrockneten Fruechte halfen frueher die Hungerzeit im Fruehling zu
ueberstehen, wenn die Vorraete an Gerste und Weizen aufgebraucht waren. Auch das Innere des Kerns wird als Nuss verzehrt, die giftigen Kernsorten zu
Lampenoel zerstossen. Wir besuchen einen der zahlreichen Onkel meines
Guides, der einen Laden mit Waren aus China fuehrt. Die Hauptattraktion der
Stadt ist das Baltit-Fort, der fruehere Sitz der Mir's. Eine steile Gasse
fuehrt zum Eingang des 600 Jahre alten Forts. In einem kleinen Hof spielen
Maedchen Volleyball. Die Buben schleppen schwere Eimer voll Wasser. Wegen
seinen mit Lehm verputzten Balkenkonstruktionen, erinnert das Fort ein wenig
an den Potala in Lhasa. Baltit wurde in den letzten Jahren wunderschoen
renoviert und strahlt den Charme eines Koenigsitzes aus. Vom Balkon des Mirs
geniesst man einen schoenen Rundblick auf die Hausdaecher von Karimabad und das Hunza-Tal. Kein Grund jedoch um den Touristen fuer das Fotografieren
eine Extragebuehr von 150 Rupien zu verlangen. Ich bin gerne bereit den
Eintritt von 300 Rupien zu bezahlen, solche Praktiken sollten wir Touristen
uns einfach nicht gefallen lassen und boykottieren, was ich auch mache.
Jahrhunderte lang waren die Hunzukutzen eine Gefahr fuer alle, welche mit
Karawanen durch das Karakorum, Hindukusch und Laddakh zogen. Sie ueberfielen Haendler, sie versklavten die Gefangenen. Ihre Raubzuege reichten bis nach Baltistan und Turkestan. Eine Kette von Trommeln verkuendete den Bauern das Eindringen von Feinden in ihr Territorium. Was Kirgisen, Turkmenen, Sikkhs und andere immer vergeblich versuchten, gelang den Briten 1891. "The Great Game" nennen Historiker die Eroberung von Hunza, als um die Jahrhundertwende just hier die Interessensphaeren des Zaren und des britischen Empires aufeinander stiessen. Der Mir wurde zu einer umschwaermten Schluesselfigur der Weltpolitik. Unter Colonel Durand stuermten sie im Pfeil- und Kugelhagen der Hunzukutz die Festung. Der Mir ist in der Zwischenzeit entmachtet. Das Ende des Mirtums fuehrte Premier Ali Bhutto herbei, als er 1974 in Gilgit den Schutzbrief des Mohammend Ali Jinnah zerriss. Der "Vater" Pakistans hatte dem Mir damals Souveraenitaet verbrieft. Dreissig Jahre nach der Staatsgruendung endete damit die Unabhaengigkeit eines tuechtigen und
stolzen Bergvolkes. Nebst unverschleierten Frauen ist es in Hunza auch
erlaubt Alkohol zu trinken. Die Hunzukutz haben ihre eigene Sprache, das
Buruschaeski. Die Mehrheit der Bevoelkerung gehoert der schiitischen Sekte
der Ismailiten an, welche Anfang des 19. Jahrhunderts aus dem Wakham
einwanderte. Die Ismailis erkennen den Aga Khan als Imam. Der heutige,
vierte Aga Khan heisst Karim. Der reiche Imam steckt viel Geld in
Ausbildung, Medizin und Landwirtschaft. In den entlegensten Gebieten
Nord-Pakistans fallen die Schilder der Aga Khan Diamond Jubilee School und
der Aga Khan Health Centers auf. Die Hunzukutz sind leicht an ihrer runden,
wollenen Kappe zu erkennen. Sie beten auch nicht wie die uebrigen Moslems
viermal am Tag, sondern nur zweimal. In Hunza und Gojal gibt es keine
Moscheen, sondern Community Centers.

Lady Finger (6000 m) und Hunza
Peak (6270 m)
Eagle Nest - Adlerhorst
Es gibt wohl keinen spektakulaereren Ort als Duikar, etwa 500 Meter oberhalb
Karimabad, um zu uebernachten. Eine steile, nur mit einem
Vierradantriebfahrzeug zu schaffende Strasse fuehrt hoch hinauf ueber das
Tal. Wir begegnen zahlreichen Frauen welche grosse Hutten gefuellt mit Gras
nach Hause schleppen. Ueberall fallen in den Gaerten grosse, knallgelbe
Kalebassen auf. Die Ankunft im Hotel "Eagle Nest" (siehe (http://www.A1.com.Pk/EAGLENEST) ist eindruecklich. Der Eingang fuehrt durch
eine schmale Gasse von Sonnenblumen und Cosmos. Das Hotel steht inmitten von Aprikosen-, Pfirsich-, Mandel-, Walnuss-, Kirsch und Apfelbaeume. Wie bei
uns im Herbst ist auch hier gerade Apfelsaison. Die Baeume sind schwer
beladen mit goldgelben und rotleuchtenden Fruechten. Wie schoen es hier im
Fruehling sein muss, wenn alles blueht? Das Restaurant ist in einer Veranda
untergebracht. Neben einem schoenen Poster des K2 haengt ein Bild vom
Schloss Chillon! Auch die Zimmer sind sehr huebsch eingerichtet und dies
fuer nicht einmal 20.- pro Tag. Die Sicht von der Terrasse auf das Tal
ist absolut grandios. Tief unten windet sich der Hunza-Fluss durch sein
Canyon. Die reifenden Gerstenfelder leuchten wie ein goldenes Flickwerk,
gesaeumt von asiatischen Weisspappeln, die wie Speerspitzen in den Himmel
stechen. Die Getreideterrassen reichen weit hinauf in die Bergwaende,
ueberragt vom majestaetischen Rakaposhi, der uebrigens am 25. Juni 1958
erstmals durch zwei Englaender bestiegen wurde. Ein anderer Berg faellt auf.
Wie ein spitzer Kegel sticht der Lady Finger oder auch Bubulimating (6000 m)
genannt, empor. Greifbar nahe ist gleich daneben die Kuppe des Hunza Peaks
(6270 m) und der Gipfel des Ultar II (7388 m) der bis 1996 einer der
hoechsten noch unbestiegenen Gipfel war. Neben dem "Eagle Nest" befindet
sich auf einem Huegel der View Point. Um ja nicht den Sonnenuntergang zu
verpassen, renne ich den Huegel hoch und bin oben dermassen ausgepumpt, dass ich noch eine halbe Stunde spaeter husten muss. Der Ausblick auf die
gegenueberliegende Seite des Tales ist kaum noch zu uebertreffen. Waehrend
anderhalb Stunden geniesse ich die tolle Aussicht. Einzig vier Voegel mit
schoenen weissen Fluegelenden kreisen ueber dem Aussichtspunkt und unterbrechen die Ruhe. Die Abendsonne verzaubert die Landschaft in ein Kaleidoskop von wechselnden Farbstimmungen. Die Sonne naehert sich immer mehr dem Lady Finger, bis sie dahinter verschwindet. Die Pyramide des Golden Peak (7028 m) oder auch Spantik (je nachdem von welcher Seite man den Berg betrachtet) sowie die angrenzenden namenlosen Gipfeln verfaerben sich immer mehr goldgelb. Deshalb wohl auch sein Name. Karimabad lieg schon im Schat ten. Umso schoener der Anblick des Rakaposhi der ueber das dunkle Tal leuchtet. Der View Point ist vor allem bekannt fuer die Sonnenaufgaenge. Ich stehe deshalb um 05.00 Uhr auf. Als ich eine Viertelstunde spaeter oben ankomme, warten dort bereits etwa 20 Japaner. Sie sind um 03.00 Uhr in Karimabad aufgestanden. Alle warten auf den ersten Sonnenstrahl der den Gipfel des Rakaposhi beleuchten wird. Ein aelterer Japaner erzaehlt mir von seiner Reise nach Zermatt. Als ich ihm sage, dass ich noch nie dort war, lacht er
laut. Auch er wartet gespannt auf den Sonnenaufgang und haelt seine kleine
Kamera bereit. Als ich ihm ein Blick durch meine Kamera mit dem
aufgeschraubten 210 mm Objektiv gestate, ist er hellbegeistert. Um 05.25 Uhr
ist es soweit. Die Spitze des Rakaposhi wird vom ersten Sonnenstrahl
getroffen. Der Gipfel verfaerbt sich rosa. Immer mehr kommt das Gipfelmassiv
in die Sonne und schon bald strahlt die 20 Km Breite Eisflanke ueber dem
noch dunklen Tal.

Golden Peak (7028 m)

Rakaposhi (7788 m)
Seiltanz
Nach diesem einmaligen Sonnenaufgang fahren wir wieder zum KKH ins Tal
hinunter. Der Highway fuehrt durch beeindruckende in die Felsen gesprengte
Passagen. Ein Schaudern geht jedesmal beim Passieren der riesigen
ueberhaengenden Felsbrocken durch mein Koerper. Bald darauf wird das Tal
breiter. Wir erreichen das Gebiet von Gojal oder auch Upper Hunza genannt,
die Heimat meines Guides. Er kennt sich hier aus wie in seiner Hosentasche.
Kurz vor dem Dorf Gulmit will er mir unbedingt eine Haengebruecke zeigen.
Nach kurzem Abstieg zum Fluss, stehe ich vor einer etwa 100 Meter langen
Bruecke, dessen schmale Holzbretter zwischen 50 cm bis einen Meter
auseinanderliegen, darunter der reissende Fluss. "Was, da hinueber
soll ich?" Ein wenig Erfahrung mit Haengebruecken hatte ich ja schon von
meinen Trekkings in Nepal, aber wenn man ja nicht unbedingt hinueber muss,
weshalb einen solchen Seiltanz wagen? Um dem Guide eine Freude zu machen,
wage ich es etwa zehn Meter hinaus. Da man sich an den Seitenkabeln gut
halten kann, geh ich ganz vorsichtig noch etwas weiter. Mein Guide ist
bereits auf der anderen Seite angelangt. Ich bin erst in der Mitte und
kaempfe um jeden Schritt. Zurueck geht's schon wesentlich schneller. Statt 8
Minuten brauche ich nur noch deren 5. Mein Guide benoetigte fuer die
Traversierung 4 Minuten, ein Einheimischer sogar nur 3 Minuten. Um ein paar
Erinnerungsfotos zu schiessen ueberqueren wir die Bruecke gleich noch
einmal. Stolz, diese Pruefung bestanden zu haben, fahren wir weiter nach
Gulmit. Unterwegs kommt ein markanter Felskegel zum Vorschein. Ich lasse
mich belehren, dass es sich nicht um den Lady Finger, sondern um den Gulmit
Tower handelt. Die Unterkunft im Hotel Marco Polo ist wunderschoen. Im
Garten bluehen Tagetes, Cosmos und viele andere Blumen. Das Dorf wird vom
6106 m hohen Tapopdan Peak dominiert, welcher wegen seinen lustigen
Felsformationen auch "Kathedrale" genannt wird. Neben dem Marco Polo gibt es
ein interessantes Museum, das in einem typischen Hunza-Haus untergebracht
ist. Mit viel Sorgfalt wurden Gegenstaende aus der Geschichte und dem
taeglichen Leben gesammelt.


Tapopdan (6106 m)
Picknick in China
Heute wollen wir in China Mittagessen! Wir starten daher fruehzeitig. Das
Wetter ist seit Tagen wunderschoen. Der Streckenteil vor Passu gehoert zu
den attraktivsten des ganzen KKH. Viele Postkarten und Poster zeigen diese
Passage mit den schneeweissen Waenden des Ultar Peaks im Hintergrund. In
Passu selber sticht die weisse Spitze des Shispers (7611 m) ueber die
Bergkette empor. Die Strasse fuehrt nur wenige hundert Meter am
Ghulkin-Gletscher vorbei. In New-Sost resp. Afiyatabad (3100 m) ist die
Immigration. Wer weiter nach China will muss hier den Ausreisestempel
einholen. Wer nur einen Ausflug an die Grenze machen will, muss sich beim
Checkpoint registrieren lassen. Afiyatabat ist kein schoener Ort, eben ein
Grenzort. Viele Lastwagen stehen in der Kolonne, um vom Zoll abgefertigt zu
werden. Zahlreiche Schlepper warten auf den taeglichen Touristenbus aus
China. Wir halten nur kurz an, um einen Tee zu trinken, denn zum
Kunjerab-Pass sind es etwa noch 2 ½ Stunden. Im Hotel Sky Bridge zeigt die
BBC gerade das Wetter in Nordamerika. Kurz nach Afiyatabad passieren wir den
Eingang des Kunjerab-Nationalparkes. Auslaender muessen 4 $ Gebuehr
bezahlen. Nur etwa dreihundert Meter danach ist der KSF-Checkpoint (Kunjerab
Security Force), die letzte Kontrolle vor der Grenze. Der Fluss schlaengelt
sich nun durch eine immer enger werdende Schlucht. Es scheint einem zuweil,
als ob das Tal nicht mehr weiter gehen kann. Doch irgendwie findet die
Strasse immer wieder einen Weg. Strassentafeln warnen vor Erdrutschen.
"Slow" mahnt eine Tafel. Eine etwa 300 Meter lange Strassenpassage ist
kuerzlich verschuettet worden. Ein Bulldozer ist daran die Strasse von den
Felsbrocken zu befreien. Es geht immer weiter hinauf. Schwer beladene
Lastwagen kraxeln die Strasse hoch. Wir begegnen auch einer Gruppe von
Mountainbike Fahrern. Bei ca. 4000 m u.M. steigt die Strasse steil an. Zum
Glueck kann ich jederzeit meinen Fahrer bitten anzuhalten, denn
unerklaerlicherweise muss ich alle 10 Minuten Wasser loesen. Nach 16 Kehren
wird es flacher. Kurz unterhalb des Passes kreuzen wir ein rollendes Hotel
aus Deutschland. Den Kontrollschilder zu entnehmen, aus Passau. Auf der
Passhoehe ist es merklich kaelter. Nun, wir sind ja auch auf ueber 4'700 m.
Es zieht ein starker Wind. Der Grenzuebertritt ist nur gerade von drei
pakistanischen Soldaten bewacht. Keine Chinesen weit und breit. Die
chinesische Immigration ist in Pirali, rund 32 km von hier entfernt. Eine
Kilometertafel weist darauf hin, dass es bis Peking nur noch 6921 Km sind.
Wir unterhalten uns mit den Soldaten. Zu meiner verblueffung blaettert der
eine in einem Schweizer Jahreskalender 2002, der andere zeigt mir deutsche
Jasskarten. Wohl Spuren des rollenden Hotels. Nach den obligaten Fotos und
einem verkuerzten Picknick kehren wir um. Die Rueckfahrt durch die im
Schatten liegende Schlucht ist bitterkalt. Ich bin froh wieder in Afiyatabad
einzutreffen.

KKH bei Passu (im Hintegrund links der Gulmit Tower, Bildmitte
der Ultar (7388 m)

An der chinesischen Grenze
Chapursan-Valley
Statt dem Kunjerab-Fluss Richtung chinesische Grenze zu folgen, folgen wir
nun dem Chapursan-Fluss Richtung Westen. Das Tal welches zum beruehmten
Wakhan-Corridor entlang der afghanischen Grenze fuehrt, war bis 1979 fuer
Auslaender gesperrt. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde es 1999 zur "open zone" deklariert. Da die meisten Reisefuehrer dies noch nicht
erwaehnen, kommen nur sehr wenige auslaendische Touristen nach Chapursan.
Der heilige Schrein von Baba Ghundi in Ziarat ist der wichtigste Ort des
Tales. Jeweils in den Monaten September und Oktober pilgern Massen von
Wakhi's dorthin, vor allem kinderlose Ehepaare um ihren Kinderwunsch segnen
zu lassen. Die schmale Naturstrasse fuehrt in spektakulaerer Manier durch
das Tal hinauf. Obwohl ich inzwischen volles Vertrauen in mein Fahrer
geniesse, stockt mir den Atem einige Male als wir nun haarscharf am Abgrund
vorbeifahren. Wir erreichen das Dorf Raminij (3150 m). Die goldgelben
Weizenfelder kontrastieren wunderschoen mit den dunkelgruenen
Kartoffelaecker. Auf dem Dorfplatz in Reshit benuetzen die Bauern eine
kleine Droeschmaschine. Auch hier oben dringt die Modernisierung vor. Bei
einem weiteren Onkel meines Guides wird jedoch noch auf die alte,
urspruengliche Weise gedrescht. Fuenf Esel trampeln unaufhaltsam im Kreise auf den Weizen herum. Bei Yishkuk (3450 m) fuehrt die Strasse ganz nahe an einem Gletscher vorbei. Der Pamir Sar (7016 m) links und der Kampir Dior (7143 m) rechts, erheben sich am Horizont. Nach fuenf Stunden erreichen wir Ziarat (3660 m). Die ersten Bewohner des Tales waren Wakhis. Sie lebten frueher im Iran. Ihr Koenig, Okoathasprest, war ein strenger Herrscher. Er zwang die Wakhis seine Religion anzunehmen. Diese, moslemische Schiiten, weigerten sich und fluechteten nach Afghanistan um sich schliesslich im Chapursan-Tal
niederzulassen. Regelmaessig kamen Prediger aus Wakhan (Afghanistan) ins
Tal. So auch Asrath Baba Ghundi, der bei einem seiner Besuche verstarb.
Seither wird er als Heiliger verehrt. Der Schrein ist mit zahlreichen farbigen Wimpeln geschmueckt. Das Innere des Schreins darf nur in Begleitung
des Aufsehers, dem Shik, besucht werden. Maenner und Frauen muessen den
Schrein getrennt besuchen. Im Innenraum sieht es aus, als ob ein Bett darin
stehen wuerde. Man umrundet das "Bett" dreimal im Gegenuhrzeigersinn. Die
Pilger bringen Kleidungsstuecke oder spenden Geld. Umweit des Schreins
befindet sich eine heilige Quelle, deren Wasser alle Leiden heilt. Der Weg
zu ihr ist links und rechts von Steinbockhoernern flankiert. Kleine
Holzlatten versperren den Eingang. Mit einem Becher schoepft man das Wasser
zum Trinken heraus. Viele Pilger fuellen auch Flaschen ab. Wir begegnen
einem Hirten aus Afghanistan. Er war soeben als Guide mit einem japanischen
Filmteam in der Gegend unterwegs. Mit dem Verdienst hat er sich zwei Yaks
gekauft. Er ist auf dem Heimweg. Ich frage ihn, wie lange er braucht um nach
Hause zu gehen und ob er einen Pass brauche um die Grenze zu ueberschreiten. Er antwortet, dass er fuenf Tage unterwegs sein wird. Als armer Bauer brauche er keinen Pass und er meint, dass hier oben die Grossstaedte und Regierungen mit ihren Vorschriften weit weg seien. Mein Guide will mir
angeben, dass die Leute hier fuer eine Strecke von 10 Kilometern inkl. Last
nur 25 Minuten benoetigen. Wenn das so waere, rate ich ihm, diese
Leute sofort fuer die naechsten olympischen Spiele anzumelden. Auf dem
Rueckweg ist vor Yishkuk ein Toyota-Minibus mit Pilgern aus Rhahimabad im
Bachbett stecken geblieben. Sehr rasch entwickelt sich mit den wartenden
Leuten ein lustiges Gespraech. Die Jungs welche ein wenig Englisch sprechen,
freuen sich ueber die Unterhaltung. Als ich ihnen in meinem Reisefuehrer das
Foto des Schreins von Ziarat zeige, macht das Buch die ganze Runde. Die
Frauen beruehren und kuessen das Bild. Alle wollen mir die Haende
schuetteln. Auch eine junge Frau, die recht gut Englisch spricht, ist naeher
gekommen. In der Zwischenzeit versuchen die Maenner den Bus aus seiner
misslichen Lage zu befreien. Man versucht des Bus mit dem Jeep
herauszuziehen, doch das Seil reisst. Der Bus wird nun mit gemeinsamer Kraft
aus dem Bachbett gestossen. Sieben Leute stehen im eiskalten Gletscherwasser
und schieben. Eins, zwei, drei. Noch einmal. Eins, zwei, drei, beim 4. Mal
gelingt es den Bus zu befreien. Der obere Teil des Tales wurde frueher
einmal von einer Naturkatastrophe heimgesucht. Riesige Felsbrocken
verwandelten das Gebiet zwischen Yishkuk und Kampir Dior in eine
Steinwueste. Zwei wunderschoene Sagen, diejenige des Drachens und die der
alten Dame erzaehlen, wie es dazu kam. Die Sagen werden seit jeher von
Generation zu Generation weitergegeben. Da auch mein Guide sehr daran
interessiert ist, diese zu hoeren, erhalten wir die einmalige Gelegenheit,
uns diese durch Muki Asmathullah in der Wakhi-Sprache erzaehlen zu lassen.
Wir uebernachten in Zood Khun (3300 m) bei einem Verwandten des Guides. Die Leute hoffen durch den Tourismus zu einer zusaetzlichen Einnhamequelle zu
kommen. Das Guesthouse ist sehr einfach eingerichtet. Der Boden ist mit
Teppichen und einer unmenge Kissen ausgestattet. Normalerweise gibt es in
Zood Khun Strom, die Hydroelectric Station wurde jedoch vor einem Monat
durch Hochwasser beschaedigt. Die Reparaturen sind noch im Gange. Die
wunderschoene Abendstimmung veranlasst mich einige Fotos zu machen. Ich
schluepfe in meine Turnschuhe, doch kaum um die Hausecke herum, verknackse ich mir das linke Fussgelenk. Die Kamera fliegt in hohem Bogen auf die Steine. Mir hat es nichts gemacht, doch das Objektiv ist futsch. Ich wage
mein Missgeschick kaum zu erzaehlen, denn dies koennte nach dem Besuch des Baba Ghundi Schreins als schlechtes Omen aufgefasst werden. Ich muss
wiederum einen alten Mann verarzten, der am ganzen Koerper Gliederschmerzen hat. Ich gebe ihm ein Panadol 500 mg. Hoffentlich ist das richtig! Nachdem wir dem ausgetrockneten Drachen-See und dem Haus der alten Dame einen kurzen Besuch abstatten verlassen wir das Chapursan-Valley. Gegen Mittag sind wir wieder in Afiyatabad.
Pakistan - Land der 1000 Gletscher
Im Verlaufe des Nachmittags erreichen wir das Hotel "Shisper View" zum
Uebernachten. Ich mache Bekanntschaft mit einem weiteren Onkel meines
Guides. Ein Spanier, der mit dem Velo unterwegs ist, schaltet hier gerade
einen Ruhetag ein. Auch ein Englaender der gerade aus Peking kommt,
uebernachtet hier. Fuer den vorletzten Tag meiner Rundreise hat sich mein
Guide wieder etwas spezielles ausgedacht. Ich bin bei ihm zu Hause in
Ghulkin eingeladen. Am naechsten Morgen fahren wir von Passu zum Borit Lake. Beim See ist ein Teehaus, das, wie koennte es anders sein, von einem
weiteren Onkel gefuehrt wird. Von dort will er mich in sein Heimatdorf auf
der anderen Seite des Ghulkingletschers fuehren. Der Weg ueber den etwa 1 Km breiten Gletscher ist wie zum Nanga Parbat BC nicht allzu schwer. Zwei
riesige Felsbrocken auf beiden Seiten der Gletschermoraene weisen die
Richtung. Dennoch ist es ratsam, einen lokalen Fuehrer bei sich zu haben,
denn wie jeder Gletscher auf dieser Welt, bewegt sich dieser taeglich,
einige ja stuendlich. Der Blick auf die sich eroeffnende Bergwelt entzueckt
mich. Die Gegend des Nanga Parbat war schoen, aber die Sicht auf den
schwarzen Gletscher mit der ueberragenden Spitze des Shispers und dem Massiv des Ultar Peaks ist nicht minder fantastisch. Eines ist klar: frueher oder
spaeter muss ich noch einmal hierher kommen, denn das Gebiet ist grandios.
Es gibt hier fantastische Trekkings zu unternehmen, in einem Gebiet in dem
sich 10 Siebentausender und unzaehlige Gletscher befinden, darunter auch der
56 km lange Batura-Gletscher. Wenn sich mir doch nur jemand anschliessen
wuerde! Warum wollen alle immer nur nach Nepal? Nach zwei Stunden sind wir
in Ghulkin angekommen. Ich kann meine verschwitzten Kleider wechseln und
ziehe fuer den Besuch lange Hosen an. Ich werde vom Vater und vom aelteren
Bruder meines Guides herzlich begruesst. Sofort beginne ich mit dem Vater zu
fachsimpeln. Ich will von ihm wissen, wie lange er von der Raikhot-Bruecke
zum Beyal Camp brauchte (damals gab es noch keine Strasse). Er erzaehlt mir,
dass er vier Stunden hinauf und zwei Stunden hinab benoetigte. Wie ich,
entgegne ich ihm, aber mit Jeep! Er diente damals waehrend zwei Monaten als
Postlaeufer und legte die Strecke alle drei Tage zurueck. Nach dem
Mittagessen gibt es zum Dessert gedoerrte Aprikosen, Aprikosenkerne und als
Delikatesse frische Pfirsiche und Birnen. Zum Uebernachten bin ich wieder im
"Marco Polo" in Gulmit zurueck. Amuesiert schaue ich einer alten Frau zu,
wie sie von einer an der Leine gefuehrten Kuh fast umgerissen wird, als
diese die Tagetes im Garten fressen will. Die Frau ist aeusserst lustig
bekleidet, fast wie ein Clown. Ueber ihren tuerkis-blauen Hosen traegt sie
einen langen roten Pullover mit karriertem Muster und zwei grossen schwarzen
Punkten, darueber ein Jupe. Ihr von zahlreichen Falten gepraegtes Gesicht
ist von zwei langen Zopefen flankiert. Ueber dem buntbestickten Chaeppi
traegt sie einen orangen Schal.

Ueberquerung des Ghulkin-Gletschers
Geburtstagsgeschenk
Meine Rundreise ist beendet. Auf der Rueckfahrt nach Gilgit halten wir noch
einmal beim Rakaposhi View-Point an und geniessen ein letztes Mal den
fantastischen Ausblick. Zurueck in Gilgt ist es mit der Ruhe und dem
angenehmen Klima vorbei. Mein Guide organisiert sofort die Reservation fuer
den 1. Flug nach Islamabad. Um 04.30 Uhr ist Tagwache. Um 06.00 Uhr sind wir
bereits am Flughafen. Der Himmel ist bedeckt. So kommt was kommen muss. Alle drei Fluege werden annulliert. Um 09.00 Uhr sind wir wieder im Hotel
zurueck. Das Ticket muss fuer den naechsten Tag erneut bestaetigt werden.
Zum Glueck erledigt dies alles mein Guide. Unerklaerlicherweise habe ich
ploetzlich Magen-und Darmprobleme. Habe ich zuviele gedoerrte Aprikosen
gegessen? Nachdem ein Carbolevure keine Besserung bringt, hilft die Einnahme
eines Immodiums. Am naechsten Morgen stehen wir erst um 05.00 Uhr auf. Das
Wetter ist besser, einzig im Gebiet des Nanga Parbats haengen noch schwarze
Wolken. Waehrend wir in der Hotel-Lobby warten, versucht mein Guide sich
telefonisch beim Flughafen zu informieren. Der 1. Flug ist schon einmal
verschoben. Er wird ein 2. Mal verschoben und kurz danach annulliert. Unsere
Ticket gelten automatisch fuer den 2. Flug. Um 09.00 Uhr wird auch dieser
annulliert. Ob das wohl heute noch klappen wird? Kurz vor 10.00 Uhr gibt der
Flughafen gruenes Licht. Also doch. Wir begeben uns zum Flughafen und
checken ein. In der Abflughalle koennen wir es fast nicht fassen, es doch
noch geschafft zu haben und somit die 16 stuendige Busfahrt vermeiden zu
koennen. Doch die Freude waehrt kurz. Um 11.05 Uhr wird auch dieser Flug
abgesagt. Sollten wir noch einen weiteren Tag warten? Und wenn sich das
Wetter nicht bessert? Wir beschliessen kurzfristig mit dem Bus nach
Islamabad zu fahren. Zum Glueck sind zu dieser vorgerueckten Tageszeit noch
zwei Plaetze frei. Mit einer Minute Verspaetung, um 15.31 Uhr, verlaesst der
Bus, Gilgit. In der Gegend des Nanga Parbats ziehen dunkle Wolken auf. Bei der Raikhot-Bruecke beginnt es sogar zu regnen. Um 17.00 Uhr haelt der Bus zum Gebet an. Die Nacht faellt herein. Auf der Suedseite des Nanga Parbat ist der Himmel klar. Der Vollmond beleuchtet die Landschaft. Wir passieren Chilas. Der Fahrer macht einige riskante Ueberholmanoever, etwa gar nicht zur Freude der Passagiere. Lautstark reklamieren sie und mahnen den Fahrer zur Vernunft. In Dasu gibt es Verpflegung. Die Reise durch die ganze Nacht hindurch fuehrt in tiefe, furchterregende Schluchten. Ich kann kaum ein Auge zudruecken. Und dies an meinem Geburtstag. Da hat man wirklich nur einen einzigen Wunsch: heil
anzukommen. Kurz vor 04.00 Uhr hoffe ich sehr, dass der Bus bald zum
Morgengebet anhaelt, denn ich muss dringend auf die Toilette. Nach 16
Stunden erreichen wir Rawalpindi. Meine so schoene Vorstellung vom sauberen
und ruhigen Pakistan wird brutal zerstoert. Dreck und Chaos beherrschen das
Strassenbild.
Nach Indien
Ich bin uebergluecklich, meinen 3-woechigen Pakistanaufenthalt so gut
ueberstanden zu haben. Es war eine absolut fantastische Rundreise in ein
Gebiet, ueber das ich eigentlich nur sehr wenig wusste. Es gab praktisch
jeden Tag einen neuen Hoehepunkt. Mein wichtigsten Ziel, den Nanga Parbat,
habe ich erreicht, ich verlasse jedoch Pakistan mit etwas viel wichtigerem:
ich habe in Hunza und Gojal ein absolut fantastisches Gebiet mit
liebenswuerdigen und gastfreundlichen Leuten kennen gelernt. Ein spezieller
Dank gilt meinem Guide, Saeed Akbar. Natuerlich hat er auch davon
profitiert, so seine Verwandten besuchen zu koennen, viel mehr davon
profitiert habe ich jedoch selbst. Doch nun wird es Zeit fuer mich so
schnell wie moeglich nach New-Dehli zu fahren, um meine Dias entwicklen zu
lassen und meine Reiseberichte zu verfassen. Um 04.00 Uhr steh ich schon
wieder auf, denn ich moechte unbedingt an diesem Donnerstag in New-Delhi
ankommen um am Freitag meine Post auf der Botschaft abholen zu koennen. Um 06.00 Uhr bin ich in Rawalpindi. Auf die Minute genau verlaesst der Bus der
Skyways Transport den Busterminal nach Lahore. Die 370 Km lange Fahrt kostet
150 Rupien. Auf dem Motorway M2, eine Superautobahn, mit sauberen, modernen Raststaetten, erreiche ich nach knapp 4 Stunden Lahore. Lahore, welche Errinnerungen werden da wach, als wir schon 1971 mit den 2 CV's auf der Fahrt nach Indien unterwegs waren!
Auszug aus dem damaligen Tagebuch:
2. 12. 1971: Bei der Einfahrt von Lahore ist eine gewisse Unruhe
festzustellen. Auf den Strassen fallen die vielen Militaercamions auf, man
sieht auch einige Panzer. Bei den Strassenkreuzungen sind Maschinengewehre
aufgestellt. Unuebersehbar die riesigen Propagandaplakate mit der
Aufforderung "crash India". Der normale Grenzuebergang nach Amritsar ist
bereits geschlossen. Die einzige noch offene Grenze ist in Hussainiwala.
Abends herrscht eine unheimliche Ruhe in der Stadt, alles ist verdunkelt.
Da die Grenze um 14.00 Uhr schliesst und ich keine Zeit verlieren moechte,
nehme ich mir zum 30 Km entfernten Grenzposten in Wahga ein Taxi. In einem
unbeschreiblichen Chaos fuehrt die Strasse aus der Stadt. Heute ist zudem
noch ein grosser Feiertag. Am 6. September 1965 gewann Pakistan den Krieg
gegen Indien. Aus mir noch unerklaerlichen Gruenden lasse ich mir an der
Grenze einen Traeger aufschwatzen. Die sind ja alle so aufdringlich. Und da
ich ja so schnell wie moeglich die Grenzformalitaeten erledigen wollte um
weiter nach Delhi zu fahren, dachte ich mir, dass der Traeger mir vielleicht
dazu verhelfen wuerde. Die Beamten auf der pakistanischen Immigration
scheinen nur am Geldwechsel interessiert zu sein. Da sie keine Uniformen
tragen, weiss man nie, mit wem man es zu tun hat. Den Ausreisestempel
erhalte ich relativ schnell. Drei Maenner fordern mich recht arrogant auf,
Geld zu wechseln. Als ich mich weigere, fordert mich ein Beamter in ein
Nebenzimmer. "Give me 200 Rupies!" Fuer was frage ich ihn. "Bakshish"
fluestert mein Traeger. Ich will ihm 100 geben, doch er droht mir den Pass
wegzunehmen. Als ich ihm dann die 200 in die Hand druecke fordert er mich
auf "Go!" Ja, ich gehe schon, Du Vagant. Kaum habe ich die Immigration
verlassen, erklaert mir der Traeger, dass ich fuer die naechste Kontrolle
wiederum 100 Rupien bereit halten soll! Das sind doch alles Banditen,
Mafiabrueder, diese pakistanische Zoellner! Im vergleich zur indischen Seite
geht hier alles freundlich und korrekt vor. Pakistan - Indien: ein ganz
klares 0 -1 fuer Indien. Der groesste Vagant aber ist mein Traeger, der sich
erst mit einem fuerstlichen Bakshish abwimmeln laesst. Ich bin ueber mich
selber erbost. Am liebsten wuerde ich den ganzen Grenzuebertritt nochmals
wiederholen und denen zeigen wo sie sich ihr Bakshish hinstecken koennen.
Von der indischen Grenze sind es 30 Kilometer bis Amritsar. Ich kann ein
Paerchen dazu ueberreden, mit mir ein Taxi zu teilen. Auf der Fahrt
erschrecke ich ueber eine Kilometertafel, wonach es noch 490 Kilomter bis in
die indische Hauptstadt sind. Ich hatte doch vorher die Karte studiert, aber
das es noch soweit ist ... Ob ich das heute wohl noch schaffe?
Fortsetzung folgt
1.10.2001