M a b u h a y

Reisebericht aus Indien, Thailand und Laos (Teil 15)

Calcutta liegt am Ganges…
Dass mir die Sicht auf die Berge nur fuer wenige Sekunden gegoennt wurde, fuxt mich dennoch. Es wird mir wohl nichts anderes uebrig bleiben, als nochmals nach Darjeeling zurueck zu kehren. In Kurseong verlassen wir die Hauptstrasse und folgen einer Nebenstrasse, die uns durch grosse Teeplantangen fuehrt. Hier ist der Casteon Tea Estate, der Champagner unter den Tees zu Hause. Die Fahrt hinunter in die Ebene nach Siliguri erscheint wesentlich steiler und kurviger als bei der Hinfahrt. Offenbar haben wir eine Abkuerzung genommen. Am fruehen Nachmittag bin ich bereits in Siliguri. Ich besorge mir das Busbillet fuer die Fahrt nach Calcutta. Es soll schnelle und gute Verbindungen geben. Der Bus faehrt aber erst um 19.30 Uhr. Sieben Stunden Wartezeit bei dieser bruetenden Hitze! Was soll ich waehrend dieser Zeit machen? Den ganzen Nachmittag im Busbahnhof auf einer Bank sitzen? Ach, wie muehsam ist doch das Reisen! Manchmal habe ich wirklich die Nase voll. Ein Schlepper will mich ueberreden in ein Hotel zu gehen, wo man angeblich fuer 2000 Rupien mit jungen Nepalesinen zusammen sein kann. Auch das noch! Um die Zeit einigermassen angenehm bis zur Abfahrt verbringen zu koennen, miete ich mir in der Naehe des Busbanhhofs ein Zimmer. Obwohl der Ventilator auf der hoechsten Stufe laeuft, ist es drueckend heiss. Doch wenigstens kann ich mich ein wenig entspannen. Gerade in solchen Momenten schaetz man es sehr, einen Walkman mit meiner Lieblingsmusik dabei zu haben. Unzaehlige Male hoere ich mir die wunderschoenen Melodien "Anak" von Freddie Aguilar (Philippinen) und "Talee sai" von Pongpat (Thailand) an. Mit Musik kann man die Reisestrapazen etwas vergessen, die Zeit geht auch schneller vorbei. Als es Zeit wird, sich zum Busbahnhof zu begeben, fegt ein sintflutartiges Gewitter ueber die Stadt. "Kolkatta?, Kolkatta?", so heisst Calcutta. Ich nicke und werde zum Bus hingewiesen. Ich bin jedoch noch zu frueh. Ich komme ins Gespraech mit jungen Burschen die Uhren und Parfums verkaufen, ein Auge dabei immer auf das Gepaeck haltend. Man kann so schnell abgelenkt werden und hop, schon ist eine Tasche weg. Wertvolles, ausser dem Fotoapparat wuerde ihnen nicht in die Haende fallen, doch schon nur der Verlust der Dias waere fuer mich eine Katastrophe. Die ersten Passagiere steigen in den Bus ein. Ich kontrolliere zweimal ob mein Ruecksack auch wirklich eingeladen wurde. Am sichersten ist es immer, ihn zu hinterst im Gepaeckfach zu versorgen. Aber eine 100% Garantie, dass er am anderen Morgen noch vorhanden ist, gibt es natuerlich nicht. Es braucht nur ein Passagier waehrend der Nacht auszusteigen und ihn mitlaufen zu lassen. Nur, ein Inder mit einem Rucksack, der wuerde ja auffallen und sich auch sofort verdaechtig machen. Der Bus fuellt sich langsam. Die Wartezeit bei dieser Hitze und Feuchtigkeit ist schier unertraeglich und wird zur Geduldsprobe. Endlich wird der Motor angelassen. Nachdem der letzte Passagier eingesteigen ist, faehrt der Bus ab. Der Fahrtwind durch die offenen Fenster macht die Reise ertraeglicher. Ich bevorzuge offene Fenster anstelle der bloeden, immer viel zu kalt eingestellten Air-Condition. Warum ist es eigentlich nicht moeglich diese vernuenftig zu regulieren? Die Sitze sind angenehm, wer allerdings Pech hat, kann ihn nicht verstellen und muss die ganze Nacht hindurch aufrecht sitzen. Zwoelf Stunden sollten so zu schaffen sein. Gegen 22.00 Uhr haelt der Bus zur Verpflegung an. Ausser einigen Biscuits, einem Mangofruchtsaft und Erdnuessen finde ich in der Raststaette nichts essbares fuer "Europaer". Die Fahrt geht weiter. Manchmal schneller, manchmal langsamer. Ein halbes Dutzend mal wird der Bus an Kontrollpunkten durch Polizisten durchsucht. Mit Taschenlampen durchsuchen sie die Gepaeckfaecher und kontrollieren unter den Sitzen. Einige Passagiere muessen dabei ihre Taschen und Aktenkoefferchen oeffnen. Gegen 05.30 Uhr wird es hell. Viermal werden wir an Bahnschranken aufgehalten. Es dauert jeweils eine Ewigkeit bis der Zug vorbeirattert. Es wird langsam heiss. Zwoelf Stunden sind vorbei, doch von Calcutta ist weit und breit nichts zu sehen. Eine Stunde spaeter werde ich langsam ungeduldig und frage mich, wo wir eigentlich sind. Nach 14 Stunden erreichen wir endlich ein dichter besiedeltes Gebiet. Es kann also sicher nicht mehr so weit sein. Vermutlich sind wir in einem Vorort von Calcutta. Groessere Gebaeude saeumen die Strasse. Ich versuche verzweifelt auf den zahlreichen Schildern und Tafeln irgend einen Hinweis zu meiner Orientierung zu finden, doch nichts. Kurz darauf sind wir wieder inmitten von Reisfeldern. Das war wohl noch nicht Calcutta. Aber wo ist denn diese Stadt? Langsam wird es mir unwohl. Waehrend ich mir diese Gedanken mache, sehe ich ploetzlich auf der linken Strassenseite ein Flugzeug der Singapore Airlines! Mensch, das ist ja der Flughafen. Ich bin erleichtert. Sind wir also doch auf dem richtigen Weg. Lange kann es ja nun wirklich nicht mehr dauern bis wir ankommen. Bis zum Busbahnhof dauert es aber sage und schreibe noch eine weitere Stunde. Die Zeit kommt mir bei dieser Hitze und diesem Verkehrschaos doppelt so lange vor. Endlich, nach 15 Stunden habe ich es geschafft. Ich bin in Calcutta. Noch 24 Stunden, dann bin ich raus aus diesem Chaos. Ich kann es kaum erwarten. Nun aber nichts wie ab in ein Hotel, um diesen letzten Tag einigermassen relaxed zu verbringen. Von einem frueheren Aufenthalt her kannte ich das Fairlawn Hotel in der Sudder Street. Fuer meine Verhaeltnisse ein zwar relativ teures Hotel, aber fuer die letzte Nacht in Indien kann ich mir das schon leisten. Das Hotel existiert schon 50 Jahren und wird von Violet und ihrem amerikanischen Gatten gefuehrt. Da ich der alten Lady erzaehle, dass ich vor 13 Jahren schon einmal Gast bei ihr war, senkt sie mir den Preis um 5 $ auf 30 $, Mahlzeiten inbegriffen. Es ist ein wunderschoenes, im englischen Kolonialstil erbautes Haus. Die Innenwaende des Hotels sind rundherum mit Fotos aus der Geschichte des Hotels geschmueckt. Beim Eingang haengt ein grosses Poster mit dem Kangchendzunga. Wohl fuer die diejenigen gedacht, die den Berg nicht sehen konnten. Es soll ja deren geben! Die Mahlzeiten werden den Hotelgaesten jeweils mit einem Gong angekuendigt. Im grossen Speisesaal wird das Essen wie schon vor 13 jahren noch immer vom gleichen Inder, in seiner Dieneruniform und mit Turban bekleidet, serviert.

Zurueck in die Zivilisation
Der grosse Tag ist gekommen. Um 12.40 Uhr ist der Abflug. Durch die Uebertragung der Rede von US-Praesident Bush vor dem Senat verpasse ich fast meine Abmachung mit dem Taxi-Fahrer der mich zum Flughafen fuehren soll. Ich will fruehzeitig zum Flughafen starten, denn dieser ist weit weg und man weiss ja nie, was unterwegs noch alles passieren kann. Das Taxi ist ein alter "Ambassador", der Fahrer ein alter Sikh. Bei der Fahrt durch Calcutta's Morgenverkehr bleibt einem einmal mehr die Spucke weg. Waehrend sich das Taxi durch die Blechlawine schlaengelt, faellt mir ploetzlich das Herz in die Hose. Meine Abflugzeit! War die nun um 10.40 Uhr oder 12.40 Uhr? Obschon ich doch das Ticket vorher hundert mal studiert habe, bin ich mir nicht mehr sicher. 12.40 Uhr! Uf, ein Stein faellt mir vom Herzen. Wir fahren und fahren. Ob er wohl richtig verstanden hat wohin ich will? Ein Strassenschild mit dem Hinweis "Airport" gibt Entwarnung. Aber wie weit das wohl noch geht? Wir sind schon 3/4 Std unterwegs. Eine Tafel zeigt kurz darauf an, dass es noch fuenf Kilometer geht. Im schlimmsten Fall koennte ich nun den Flughafen sogar zu Fuss erreichen. Endlich sind wir angekommen. Auf den ersten Blick scheint der Parkplatz leer. Keine Leute, kein Gedraenge. Was ist los? Ist der Flughafen etwa geschlossen? Als wir uns dem Eingang fuer die Abfluege naehern, rennen ein halbes Dutzend Kulis dem Taxi entgegen und hoffen auf Arbeit. Doch seit dem Grenzuebertritt Pakistan/Indien trage ich prinzipiell alles selber. Die Informationstafel ueber die Abfluege versetzt mich erneut in Schrecken. Ich kann meinen Flug nach Bangkok nirgends ausfindig machen! Was soll denn das nun wieder bedeuten? Die Flugnummer IC 727 kommt mir aber irgendwie bekannt vor. Das Raetsel loest sich rasch. Da mein Flug ein Zwischenhalt in Myanmar (Burma) macht, ist dieser mit der Destination "Yangun" - frueher Rangoon - angeschrieben. Ausser einigen wenigen Touristen checken nur wenige Leute ein. Die Beamten der Immigration sind wiederum sehr freundlich und behilflich. Als Folge der Attentate in den USA sollen die Sicherheitsvorkehrungen verschaerft worden sein. Das Gepaeck muss von den Passagieren nach dem einchecken nochmals indentifiziert werden. Erst dann wird es eingeladen. Auch das Handgepaeck wird sorgfaeltiger geprueft, anscheinend aber nicht bei allen Passagieren. Ich selber werde nur gefragt, was sich im kleinen Rucksack befindet? Ob ich "spareparts" habe? Ich muss zweimal fragen was der Beamte meint. Was? Spareparts - Ersatzteile? Nein sicher nicht, fuer was auch? Und schon bin ich durch die Kontrolle. Erst als bei zwei Passagieren kleine Radiobatterien im Handgepaeck gefunden werden, wird mir bewusst wonach mich der Sicherheitsbeamte vorhin fragte. Soll ich meine vier Ersatzbatterien nun nachtraeglich noch abgeben? Mensch, welch ein Theater wegen zwei kleinen Batterien. Der Fund wird in einem grossen Buch eingetragen, jede Batterie einzeln. Dann werden sie in ein Kuvert gesteckt, das wiederum angeschrieben wird. Schaerfere Kontrollen sind ja gut, aber man kann es auch uebertreiben. Kleine Messer, spitzige, gefaehrliche Gegenstaende, ja das leuchtet mir ein, aber Batterien? Warum muss man nicht auch gleich die Schnuersenkel abgeben? Man koennte damit auch eine Hostess mit Erwuergen bedrohen! Endlich wird der Flug aufgerufen. Kurz vor dem Betreten des Flugfeldes wird nochmals eine Koerperkontrolle vorgenommen. Sicher ist sicher. Auf dem Weg zum Flugzeug kommen mir fast die Traenen vor Freude. Nach fast fuenf Wochen bin ich auf dem Weg zurueck in die Zivilisation. Es scheint mir, als ob ich Monate unterwegs war. Ich kann die Ankunft in Thailand kaum mehr erwarten. Auf dem Flug nach Yangun begleitet mich ein mulmiges Gefuehl. Jeder Passagier mit arabischen Gesichtszuegen sieht aus wie ein Flugzeugentfuehrer. Jeder mit langem Bart sieht aus wie Bin Laden. Das Flugzeug ist voller Bin Laden. Jedesmal wenn ein Passagier aufsteht und sich Richtung Cockpit begibt, zucke ich zusammen. Was will der da vorne? Was hat er im Sinn? Als er sich zur Toilette begibt bin ich beruhigt. Aber was wuerde passieren, wenn da wirklich einer zum Cockpit vordringt? Wuerde man ihn daran hindern? Wo sind da die Sicherheitsvorkehrungen? Ja, fliegen ist seit dem 11. September nicht mehr gleich. Fliegen war bis anhin fuer die meisten Leute etwas ganz normales. 3,2 Billionen Flugpassagiere soll es im Jahr 2000 gegeben haben. Ein Inder in der Sitzreihe vor mir verlangt nach seinem 5. Whisky. Als ihm die Chef-Stewardess einen weiteren Ausschank verweigert, ist er wuetend. Der Flug ist unruhig. Die Laempchen mit der Aufforderung zum anschnallen leuchten schon lange auf. Zwei junge Inder diskutieren dennoch seelenruhig im Gang weiter. Die Landung steht kurz bevor. Eine Frau will unbedingt noch auf die Toilette. Man gibt ihr eine Minute Zeit. Zum 3. Mal wird durch den Lautsprecher durchgegeben, die Sitzlehnen aufrecht zu stellen. Noch immer haben einige Passagiere dies nicht begriffen, als ob sie zum 1. Mal fliegen wuerden. Hergott nochmal, es darf und muss von den Passagieren einfach auch etwas mehr Disziplin verlangt werden. Fliegen ist nicht Bus- oder Zugfahren. Der Anflug von Yangun ist aeusserst unruhig. Jedesmal wenn es durch grosse Wolkengebilde geht, schuettelt und kracht es, als wuerde die Maschine auseinanderbrechen. Der Abflug ist dagegen Klasse. Wir ueberfliegen die Stadt, die sich am Westufer der Yangun-Flusses ausbreitet. Ganz klar erkenne ich die in der Sonne glitzernde Schwedagon-Pagode. Nach 1 1/2 Stunden habe ich einmal mehr eine erlebnisreiche und phantastische Reise abgeschlossen.

News aus Thailand
Von Indien herkommend wird einem erst richtig bewusst, wie ordentlich und sauber Thailand eigentlich ist. Die Terrorangriffe in den USA haben auch in Thailand Anlass zu Diskussionen und Auseinandersetzungen gegeben. Vor allem in den suedlichen islamischen Provinzen (es gibt in Thailand 6 Mio Moslems) kam es zu anti-amerikanischen Demonstrationen. In der Provinz von Yala wurden die Einwohner mit Flugblaettern aufgefordert, sich dem "heiligen Krieg" der Taliban anzuschliessen. Das Islamische Zentralkomitee Thailand's will mit diesen Aktionen allerdings nichts zu tun haben. Das Komitee verurteilt die Terrorangriffe, da sie allen islamischen Prinzipien des Friedens und der Naechstenliebe widersprechen. Es fordert die Regierung jedoch auf, den Amerikanern keine militaerische Einrichtungen zur Verfuegung zu stellen um Angriffe auf Afghanistan zu unternehmen. Nach dem Beginn der US-Bombardierungen fordert das gleiche Komitee jedoch die Thais auf, US-Waren zu boykottieren. In meinen Augen beweist dies einmal mehr wie naiv, dumm und vor allem inkonsequent viele dieser Religionsfuehrer sind. Dass die Leute mit einem solchen Boykott dabei konsequenterweise auch auf amerikanische Flugzeuge, Computersoftware, Medizin und vieles mehr im taeglichen Leben verzichten muessten, haben sie wohl nicht ueberlegt. Ueberhaupt ist ein solcher Aufruf laecherlich. Die USA sind ganz bestimmt nicht auf die Exporte nach Thailand angewiesen, eher das Gegenteil. Wuerden die USA als Gegenmassnahme Thai-Produkte boykottieren, ist wohl nicht schwer zu erraten, welches der beiden Laender mehr darunter leiden wuerde. Die Terroranschlaege haben sich in Thailand auch stark auf die Hotelindustrie ausgewirkt, vor allem in Phuket. 300-400 Annullierungen pro Hotel, die meisten aus Japan, wurden in den ersten zwei Wochen nach dem Angriff registriert. Laguna Phuket Resort errechnete alleine fuer den Monat September einen Verlust von 130 Mio Baht (entspricht rund 4.5 Mio. CHF). Gegenueber dem vergangenen Jahr wird fuer das 4. Quartal ein Umsatzrueckgang in der Groesse von 30% erwartet, was sich logischerweise dramatisch auf die Wirtschaft auswirken wird. Der allgemeine Rueckgang des Tourismus wird von vielen Leuten aber auch auf die neue Sozialordnung von Innenminister Piumsombun zurueckgefuehrt, der vor einigen Monaten eine Kampagne startete, Karaokes, Bars und Nachtlokale um 02.00 Uhr zu schliessen. Gerade in der Zwischensaison wie jetzt wird dies fuer viele Barbesitzer zu einer Existenzfrage. Innenpolitisch loeste die neue Regierung unter Thaksin Shinawatra eines seiner wichtigsten Wahlversprechen ein, naemlich das 30-Baht Gesundheitsfuersorgesystem (jeder Thai kann sich fuer 30 Baht , ca. 1.-, in einem oeffentlichen Spital behandeln lassen), das seit dem 1. Oktober in allen 75 Provinzen eingefuehrt wurde. Der Gesundheitszustand der Bevoelkerung scheint der neuen Regierung ueberhaupt ein echtes Besorgnis zu sein. Immer mehr junge Leute leiden an Herzkrankheiten und immer mehr Menschen sterben daran. Herzkrankheiten sind die haeufigste Todesursache in Thailand geworden. Mit einer grossen Kampagne will das Gesundheitsministerium die Gesundheit durch gute Ernaehrung und regelmaessige Bewegung foerdern, gekoppelt mit einer Anti-Raucherkampagne zur Bekaempfung des Lungenkrebses. Drogen und Aids bleiben jedoch die Hauptsorge, obwohl gemaess einem Bericht anlaesslich des 6. Int. Aidskongresses fuer Asien und dem Pazifik in Melbourne, Thailand eine der tiefsten Rate prozentual zur Bevoelkerung aufweisen soll. Die neue Regierung hat auch die Kontrolle der in Thailand lebenden Auslaender verschaerft. Die Durchfuehrung scheint allerdings noch nicht in allen Provinzen gleich schnell umgesetzt zu werden. In der Provinz Chonburi (Pattaya) muss jeder Auslaender mit Jahresaufenthaltsvisum alle drei Monate bei der Immigration vorsprechen. Wer nicht mit einer Thai verheiratet ist, muss jedes Jahr 800'000 Baht auf einer thailaendischen Bank als Depot vorweisen. Noch nicht klar ist, wie die Regierung gegen die vielen Tausend sich illegal in Thailand aufhaltenden Touristen, deren Visa abgelaufen sind, vorgehen wird. Nach den letzten Ereignissen in den USA plant die Regierung ebenfalls die Visumspflicht zu verschaerfen. Gegenwaertig koennen sich Buerger aus 57 Staaten ohne Visum einen Monat lang in Thailand aufhalten. Da die Loehne in Thailand wesentlich hoeher als in den Nachbarstaaten sind, gibt es in Thailand auch zahlreiche Schwarzarbeiter. Obwohl ein Hausmaedchen in Thailand nur gerade 1500 Baht (rund 55.-) im Monat verdient, ist dies immer noch mehr, als eine Lehrerin in Myanmar verdient. In einer einmaligen Aktion hat die Regierung kuerzlich den Arbeitnehmern die Moeglichkeit gegeben, sich registrieren zu lassen, um sich damit zu legalisieren. Nach Ablauf der Frist haben sich 559'541 Personen angemeldet (447'093 aus Burma, 57'989 aus Laos und 54'495 aus Kambodscha) was dem Staat Einnahmen von 1,8 Billionen Baht einbrachte. Seit einigen Monaten wird Thailand durch zahlreiche Religionsskandale erschuettert, dies in einem Land, in der die Beleidigung der Religion als kriminelle Tat geahndet wird und Moenche ganz allgemein hoch verehrt werden. Fast jeder maennliche Bewohner Thailands verbringt in seinem Leben einige Wochen in einem Kloster. Diese Tradition wurde in der Vergangenheit immer wieder von Kriminellen dazu benuetzt, sich auf diese Weise fuer eine gewisse Zeit vor den Behoerden zu verstecken. Im Fruehling wurde der Abt des Wat Thachang in Suphan Buri festgenommen, nachdem er von einem mit versteckter Kamera operierenden Team gefilmt wurde, als er als Oberst verkleidet in einem luxurioesen Mercedes unterwegs war und die Nacht mit zwei Frauen in einem Privathaus verbrachte. Bei der Vernehmung soll er behauptet haben, dass viele Moenche Affaeren mit Frauen haetten oder das Geld ihrer Tempel zum eigenen Vergnuegen ausgaeben. Die Serie von Sex- und Geldskandalen, in die besonders Aebte einiger angesehenen Kloester verwickelt sind, haben vor allem bei der juengeren Generation dazu gefuehrt, dass diese ihre Geldspenden lieber einer Organisation oder einer Stiftung anvertrauen um sicher zu sein, dass diese fuer wohltaetige Zwecke benuetz werden. Die Skandale wurden natuerlich auch in den Medien voll ausgeschlachtet, was dazu fuehrte, dass das Parlament demnaechst ueber zwei Antraege einer Gesetzesaenderung befinden werden muss, die die Pressefreiheit in Thailand gefaehrden koennte. Das neue Gesetzt sieht fuer diffamierende, der Religion schadende Medienberichte Strafen bis zu 15 Jahren Zuchthaus vor. Es draengt sich daher grundsaetzlich die Frage auf, was fuer die Religion eine groessere Beleidung ist, ein Moench der sich so daneben benimmt oder eine Presse, die nur ihren Job macht und solche Skandale der Oeffentlichkeit publik macht. Grosse Sorgen macht sich ein Kolumnist in der Bangkok Post weil sich die Vereinigung der Thai Journalisten, die ansonsten sofort laut protestiert wenn ihr etwas ungerecht, undemokratisch oder unrichtig erscheint, erstaunlicherweise auf das vorgesehene neue Gesetz bisher ueberhaupt noch nicht reagiert hat. Voellig entsetzt ist man in Thailand auch, weil in den USA der beruehmte Thai Jasmin Reis entwickelt wird. Amerika ist Thailands groesster Reisimporteur. Letztes Jahr wurden 243'000 to Reis in die USA exportiert, wovon 220'000 to Jasmin Reis. Es liegt auf der Hand, sollten die USA ihren eigenen Jasmin Reis produzieren und weltweit vermarkten koennen, dass damit die thailaendischen Exporte sehr darunter leiden wuerden. Doch so denkt man in Thailand. Sobald etwas der eigenen Wirtschaft schaden koennte, ist man sofort empoert. Beim Kopien von Computerprogrammen, CD's, Filmen, Markenartikel etc. empfinden die Thais jedoch ueberhaupt keine Skrupel.

In die Philippinen auf Umwegen
Wie schnell doch so ein Monat vergeht! Da mein 30-taegiges Visum demnaechst wieder auslaeuft, muss ich mir Gedanken ueber meine Ausreise machen. Seit laengerer Zeit hatte ich jedoch geplant gegen Ende November einige Kollegen in den Philippinen zu besuchen und auch dort Weihnachten zu verbringen. Statt einen gemuetlichen Flug nach Manila zu waehlen, veranlasst mich mein Drang nach Abenteuer wieder etwas Spezielles zu unternehmen. Meine Absicht ist es von Bangkok auf dem Landweg ueber Vientiane (Laos), Hue, Hanoi (Vietnam), Nanning, Guilin (China) nach Hong-Kong zu gelangen um von dort in die Philippinen zu fliegen. Eine solche Reise bedingt etwelche Vorbereitung, vor allem sind dazu einige Visa notwendig. Ich disloziere daher von Pattaya an die Kao Sarn Road nach Bangkok, das Zentrum der Budget-Traveller. Ich erhoffe mir dort eine raschere Erledigung meiner Visumantraege und vor allem die Weiterreise von Laos nach Vietnam besser organisieren zu koennen. Ich bin erstmals an der Kao Sarn Road und lerne dabei eine voellig neue Touristenwelt kennen. Wie schon letztes Jahr in Kathmandu wimmelt es hier nur so von jungen, unfreudlichen Israelis. Hair breading, Body painting und Piercing, das ist so was die Travellers am meisten interessiert. Eine total fremde Welt fuer mich. Ich bin daher auch froh, dass ich meine Visa fuer Laos und Vietnam sowie mein Zugbillet nach Nong Khai nach drei Tagen erhalte und disloziere an die Sukhumvit Road, wo ich mich wesentlich woehler fuehle. Regelmaessig kontrolliere ich im Internet die Wettervorhersage in Hue und Hanoi. Hue bei Regen brauche ich nicht noch einmal zu erleben. Da die Regenzeit anscheinend dort noch immer anhaelt, verschiebe ich meine Abreise nach Laos vorerst um eine Woche. Dass eine solche Reise gar nicht so einfach zu planen ist, sei am folgendem Beispiel erklaert: das Visum fuer Laos (14 Tage) gilt ab Einreisedatum, dasjenige fuer Vietnam (30 Tage) aber ab Austellungsdatum. Wer daher sein Visum fuer Vietnam zu frueh beantraegt riskiert, sich umso weniger lang im Lande aufhalten zu koennen. Die vietnamesische Botschaft umgeht diese Regelung jedoch elegant, indem sie das Ausstellungsdatum des Visums mit dem geplanten Einreisedatum vordatiert. Der Haken ist dann einfach der, solltest Du deine Reiseplaene inzwischen abgeaendert haben, kannst Du nicht vor dem angegebenen Datum einreisen. Eine gewisse Planung ist daher schon von Vorteil. Eine grosse Erleichterung ist dagegen, dass man gegenueber frueher den Einreise- und Ausreiseort in Vietnam nicht mehr angeben muss.

Die Freundschaftsbruecke
Die 12stuendige Fahrt mit dem Nachtzug nach Nong Khai, an die laotische Grenze, ist problemlos und bequem. Gegenueber Indien, sind alle Bahnhoefe angeschrieben, man weiss immer wo man ist. Als ich gegen 06.30 Uhr erwache ist das Abteil praktisch leer. Die meisten Leute sind am fruehen Morgen in Khon Kaen ausgestiegen. Laut Fahrplan sollten wir eigentlich bald in Nong Khai eintreffen, doch der Zug faehrt erst in Udon Thani ein. Die Fahrt entlang der in der Morgensonne saftgruen leuchtenden Reisfelder ist wunderschoen. Die zahlreichen Wasserteiche entlang der Bahnstrecke sind mit einem roten Teppich von Seerosen bedeckt. Frauen fangen mir ihnen Netzen kleine Fische und Krebse. Um sich vor der schon heissen Morgensonne zu schuetzen, tragen sie konische Huete wie in Vietnam. Mit einer Stunde Verspaetung erreichen wir die Endstation. Nong Khai ist ein angenehmes, etwas verschlafenes Provinzstaedtchen, eine Erholungsoase. Sehenswertes, ausser einigen wenigen schoenen Tempeln und dem Markt entlang dem Mekong, gibt es hier nicht viel. Man kommt nach Nong Khai meistens auch nur um ueber die 1994 fertiggestellte Freundschaftsbruecke nach Laos zu gelangen. Die 1174 Meter lange Bruecke wurde von Australien finanziert. Es ist die einzige Bruecke welche den Grenzfluss Mekong zwischen Laos und Thailand ueberspannt. Mit dem Bau der Bruecke sollte Laos enger an die westliche Welt gebunden werden. Eine erneute Kontrolle der Wettersituation in Hue (Vietnam) zeigt, dass es dort nach wie vor regnerisch ist. Ich verzoegere daher meine Ausreise nach Laos bis zum letztmoeglichen Tag. Lieber noch einige Tage laenger auf thailaendischer Seite verbringen, denn hier ist das Leben "easy" und billig, alles ist vorhanden, das Essen ist gut. In Thailand stimmt einfach alles. Jeden Tag promeniere ich dem Mekong entlang und blicke nachdenklich auf die laotische Seite hinueber. Kaum vorstellbar. Einige Hundert Meter Wasser trennen hier zwei voellig verschiedene politische Welten. Was wird mich wohl da drueben erwarten? Kulinarisch kann ich mich auf jeden Fall schon auf etwas freuen: die knusprigen Baguettes. Beim thailaendischen Grenzposten treffe ich einen Deutschen: Maalioo (zu deutsch Mario), der ebenfalls schon laengere Zeit unterwegs ist. Wir kommen ins Gespraech und es entwickelt sich sofort gegenseitige Sympathie. Fuer 10 Baht wird man mit einem Mini-Pendelbus ueber die Bruecke nach Tha Nalang, zum laotischen Grenzposten gefahren. Zur grossen Ueberraschung stellt sich heraus, dass man das laotische Visum fuer 30 US $ auch hier loesen kann. So etwas sagen Dir aber die Reisebueros an der Kao Sarn Road oder in Nong Khai nicht. Verstaendlich, die machen ja ihr Business damit. Zahlreiche Taxifahrer wollen uns fuer 500 Baht nach Vientiane fahren. Mit den Sammeltaxis kostet es aber nur 40 Baht, diese fahren jedoch nur wenn es voll ist. Doch lange muss man nicht warten. Staendig kommen neue Leute ueber die Grenze, auffallend viele Moenche. Wir sind in Laos, einem streng sozialistischen Land. Was ist anders? Es faellt mir eigentlich nichts besonderes auf. Die Waehrung ist zwar der Kip (1 US $ = etwa 9'500 Kip), doch man kann ohne weiteres mit Baht bezahlen. Die Sprache ist die gleiche. Im Fernsehen flimmern thailaendische Programme ueber die Mattscheibe. Aus dem Radio toenen thailaendische Schlager. Die Zeitung Bangkok Post ist ueberall erhaeltlich. Sind wir eigentlich in Thailand oder Laos? Die Strasse in die 17 km entfernte Hauptstadt Vientiane ist gut und breit. Doch, etwas ist anders als in Thailand: erst jetzt faellt mir auf, dass in Laos Rechtsverkehr herrscht. Da Maalioo nur ein Tagesausflug nach Vientiane unternimmt und am Nachmittag wieder nach Nong Khai zurueck will, schlage ich vor, ihn zu den beiden wichtigsten Sehenswuerdigkeiten, der Tempel That Luang, das Wahrzeichen der Stadt, sowie das Pratuxai, das Siegestor, das mit dem Triumphbogen in Paris Aehnlichkeiten hat, zu begleiten. Da ich vor einigen Jahren schon einmal in Vientiane war, kenne ich mich ein wenig aus. Beim Morgen-Markt in der Naehe der Hauptpost lassen wir uns absetzen. Von dort ist es nicht allzu weit, um zu Fuss zu meinem Hotel, dem Hotel Paris, zu gelangen und vorerst einmal das Gepaeck zu deponieren. "So ein Orientierungspunkt, der dem Lanchang und French Architektur Benutzen, wurde. Von seiner Spitze koennen Sie den Rundblick der Hauptstadt von Vientiane sehen. Wer auch kann nach oben zur Spitze gehen, ohne zu zeigen, dass jeden Erschoepfung als Schwieger Soehne oder Schwieger Tochter gewaehlt werden koennte" Haben Sie etwas verstanden? Ich auch nicht. So wird der Besuch des Pratuxai in einem Prospekt ueber die Stadtrundfahrt beschrieben. Zum anschliessenden Mittagessen steht weiter: "Stossen Sie, Mittagessen internationales Geschirres wird bei einem Stadtzentrumhotel gedient. Goldmedaillensaengerinnen werden ihre Lieblingslieder singen. Gehen Sie Somtam Lao nicht daneben. Teilen Sie es dem Koch, der sich in laotischen custumes kleidet, um fuer Ihren eigenen Geschmack zu arrangieren, nur mit" Ich habe mich beim Lesen der deutschen und franzoesischen Version koestlich amuesiert. Vom Pratuxai, dem Siegestor, oft auch einfach Anusavari (Denkmal) genannt hat man ein schoener Ausblick auf die von Palmen ueberdachte Stadt. Ansonsten ist das Denkmal aber ein scheusslicher Betonklotz. Dieser wurde aus abgezweigten Zementlieferungen gebaut, die von den Amerikanern zum Bau eines Militaerflughafens gedacht waren. Schon von weitem leuchtet der grosse, goldfarbig bemalte Stupa des That Luang. Als wir beim grossen Platz ankommen herrscht Jahrmarktstimmung. Auf dem Vorplatz steht das Denkmal von Koenig Settharhirat (1548-1571) dem Gruender und Erbauer der Stadt. Links davon steht ein wunderschoenes Kloster. Berichten europaeischer Reisenden Mitte des 17. Jahrhunderts zur Folge war der That (Stupa) damals mit fast 500 Kg Blattgold bedeckt. 1828 wurde der Tempel zerstoert und erst um 1900 rekonstruiert. Seine heutige Form erhielt der Stupa in der 30er Jahren nach einer neuerlichen Rekontruktion. Fuer die Laoten gilt der That Luang als Nationalheiligtum. Als wir das Innere der Galerie betreten, ziehen unzaehlige Prozessionen um den That. Hunderte von Moechen sitzen im Schatten des Galeriedaches und schauen den Prozessionen zu. Was das wohl fuer ein Fest ist, dies an einem Dienstag? Eine Heirat? Oder ein Begraebnis? Auf alle Faelle muss es sich um eine sehr bekannte Persoenlichkeit handeln. Am anderen Tag erfahre ich, dass wir das Glueck hatten, dem Schlusstag des dreitaegigen That-Luang Festes beizuwohnen, das jeweils bei Vollmond im letzten Mondmonat Ende Oktober stattfindet. Maalioo ist nach Thailand zurueckgegangen. Schade. Fuer kurze Zeit war ich einmal nicht alleine. Es gibt in Vientiane eine Vielzahl von sehenswerten Tempeln, u.a. der Wat Phra Kheo der den beruehmten Smaragd-Buddha beherbergte, ehe er 1778 von den Siamesen erbeutet und nach Bangkok gebracht wurde. Die Laoten trauen dem Verlust des wertvollen Buddhas noch heute nach und hoffen auf eine Rueckgabe durch Thailand. Dies wird wohl kaum der Fall sein, denn die Statue ist in Thailand selber hochverehrt. Als kleiner Trost verspreche ich der Kassierin des Tempels ihr bei meinem naechsten Besuch eine Postkarte mit der Abbildung des Buddhas mitzubringen. Ein Tag in Vientiane reicht vollkommen aus, um das Wesentlichste zu besichtigen. Viel interessanter soll das Landesinnere sein, vor allem die fruehere Hauptstadt Luang Prabang. Gemaess meinem Reisebuch soll die Strasse dorthin aber wegen gelegentlichen Schiessereien und Ueberfaellen unsicher sein. Auch vom Fliegen mit alten chinesischen und russischen Maschinen wird abgeraten! Ja, wie soll ich denn dahin? Irgend ein Transportmittel muss ich ja wohl benuetzen. Ich waehle das Flugzeug. Ich habe auch keine andere Wahl, denn ich will der Ebene der Tonkruege einen Besuch abstatten. Das Reisebuero Diethelm besorgt mir innert kurzer Zeit die Flugbillette von Vientiane nach Xien Khouang und von dort nach Luang Prabang. Den Abend verbringen die meisten Leute in einem der zahlreichen einladenden kleinen Restaurants entlang des Mekongs. Fuer Animation ist gesorgt, denn auch hier suchen Hunderte von jungen Frauen Anschluss zu einem Auslaender. Ich bin mit Maurizio, einem Briefmarkenkollegen, verabredet. Welch angenehme Temperatur fuer einen Novemberabend! Bei einem Glas Bier (trifft nur fuer mich zu) erzaehlt mir Maurizio was so alles seit meinem letzten Aufenthalt passiert ist. Am Schluss stehen fuenf Flaschen Bier auf dem Tisch. Fuer Maurizio faengt der Abend erst an. Ich muss leider ins Hotel zurueck um zu packen, denn um 06.00 Uhr geht es morgen zum Flughafen.

Vientiane: der That Luang (li) und das Siegestor (re)

Fortsetzung folgt
16.12.2001