Namaste
Dank der “Meilenkarte” der Royal Orchid Plus wurde mein Wunsch, moeglichst rasch nach Kathmandu fliegen zu koennen, auf dem Office der Thai International in Pattaya prioritaer behandelt. Statt bis zum 30. Maerz warten zu muessen, wo ich eh nur auf der Waiting Liste stand, erhielt ich das OK fuer den 28. Maerz. Gottlob! Die beiden Tage vor dem Abflug galten dem Besuch der Internationalen Briefmarkenaustellung im Sirikit Convention Center sowie der Vorbereitung, da ich nicht genau wusste, was ich in der nepalesischen Hauptstadt alles besorgen konnte. Der 3-stuendige Flug nach Kathmandu (uebrigens auf den Km genau gleich weit wie Manila - Bangkok) war schon vom Menu her hervorragend. Die Formalitaeten auf dem Tribhuwan International Airport liefen auch recht zuegig voran, einzig auf das Gepaeck musste man unheimlich lange warten. Unter den Passagieren war auch eine daenische Everest-Expedition, welche natuerlich am meisten Material mitfuehrte. Beim Geldwechseln liess ich mich fuer einen Freitransport in die Stadt ueberreden. Wie sich herausstellte, handelte es sich um den Manager von Goma-Trekking der jeden Tag zum Flughagen kommt, um so Kunden zu gewinnen. Denn die Konkurrenz unter den Trekking-Agenturen ist riesig gross. Im Telefonbuch habe ich alleine in Kathmandu ueber 350 Agenturen gezaehlt. Auf der Fahrt in die Stadt schien alles wie bei meinem letzten Besuch. Noch immer das gleiche “Puff”. Zwei Dinge sind mir aber sofort aufgefallen: Heilige Kuehe waren auf dem Weg zum Hotel ins Thamel-Viertel kaum mehr anzutreffen, und die Leute fahren nicht mehr auf den indischen “Goeppeln” herum, sondern durchwegs auf modernen City- und Mountainbikes. So sassen wir am Nachmittag bereits in seinem Buero, um das Trekking zu besprechen. Mir war das recht so, denn viel Zeit wollte ich nicht verlieren, hatten wir doch schon Ende Maerz. Kathmandu konnte ich immer noch nach meinem Trekking besichtigen. Am naechsten Tag wurde das Finanzielle geregelt und die Bewilligung fuer den Eintritt in den Annapurna Nationalpark eingeholt; schon war ich bereit, von einem Guide begleitet, mich fuer drei Wochen in die Berge zu verabschieden.
Durch das tiefste Tal der Welt
Nachdem ich 1979 mit dem LAC Biel im Everest-Gebiet den 6189 m hohen Island Peak bestieg, waren meine Ziele diesmal Tukuche im oberen Kali Gandaki-Tal und der Poon Hill. Das Tal des Kali Gandaki ist das tiefste Tal der Erde. Zwischen den beiden nur 35 Km voneinander entfernten Gipfeln des Dhaulagiri und der Annapurna, beide ueber 8000 Meter hoch, hat sich der Fluss an der engsten Stelle, unterhalb der Ortschaft Ghasa, mehr als sechstausend Meter tief eingegraben. Durch das Kali Gandaki-Tal fuehrt auch ein alter und wichtiger Handelsweg zwischen Tibet und Indien, ueber den heute noch Waren transportiert werden. Tukuche war einer der bedeutensten Handels- und Umschlagplätze. Von Tibet kamen die Yak-Karawanen mit Salz, Wolle und Fellen, die hier auf Eselruecken umgeladen wurden, um weiter nach Indien und ins nepalesische Mittelland transportiert zu werden. Die schoenen holzgeschnitzten Fenster und Balkone von Tukuche lassen auf Reichtum schliessen. Die guten alten Zeiten sind jedoch vorueber, seitdem die Chinesen die Grenze nach Tibet geschlossen hatten. Auf dem Weg durch das Tal lernt man nicht nur die unterschiedlichen Landschaften und Siedlungen Nepals kennen, man wandert auch durch grundverschiedene Klimazonen suedlich und noerdlich der Himalaja-Berge. In einem Tagesmarsch erlebt man zwischen Ghasa und Tukuche den Wechsel vom subtropischen Mittelland zur trockenen und wuestenhaften Landschaft des noerdlichen Himalaja.
Auf den Spuren des “Yeti”
Mein Trekking nach Tukuche war fuer mich als Verfasser von alpinhistorischen Berichten wie eine Pilgerfahrt. Erst kuerzlich im Februar hatte ich in der Solothurner-Zeitung einen Artikel ueber die Erstbesteigung der Annapurna (1950) durch Herzog und Lachenal verfasst. Tukuche war damals das Hauptlager der Franzosen. Von hier aus starteten sie die verschiedenen Erkundungstouren. Tukuche ist aber auch fuer zwei Schweizer Gletscherpiloten ein Begriff. Anlaesslich der Erstbesteigung des Dhaulagiri durch die Schweizer (1960) wurde ein Pilatus-Porter “Yeti” fuer den Transport der Bergsteiger und des Materials eingesetzt. Er stuerzte leider auf dem Dambuschpass (5200 m) ab. Die beiden Piloten kamen heil davon, mussten aber nach Tukuche absteigen. Mein Ziel waere es eigentlich gewesen, dem “Yeti” auf dem Dambuschpass einen Besuch abzustatten. Die Abklaerungen ergaben, dass ich dazu einen Extra-Fuehrer haben musste. Doch schon alleine von der Höhe her und zudem ohne genaue Lokalisation des Flugzeuges schien mir das Ganze dann doch zu riskant. So hängte ich meinem Programm fuer den Rueckweg das ABC (Annapurna Base Camp) an, immer unter der Voraussetzung, dass mein Fussgelenk dies ueberhaupt erlauben wuerde. Der Ausflug zum Mt. Pinatubo hatte mir ja die Grenzen ganz klar aufgezeigt. So plante ich vorsichtig, mit kurzen Tagesetappen von max. 3 – 4 Stunden sowie einigen Ruhetagen. Unguenstiger haette der Start zu meinem Trekking aber nicht ausfallen koennen. Nach der Busfahrt nach Pokhara wurde ich von einem derart heftigen Durchfall befallen, dass ich vorerst die Weiterfahrt nach Beni um einen Tag verschieben musste. Wie es mir waehrend des Trekkings erging, habe ich in meinem Tagebuch niedergeschrieben
Tagebuch meines Trekkings
Donnerstag, 30. Maerz – Tag 1 / Kathmandu (1300 m) – Pokhara (820 m)
Die Strasse nach Pokhara ist in einem weit besserem Zustand als 1979, als wir fuer die 200 Km lange Fahrt noch zwischen 12 und 24 Stunden benötigten. Auf der von den Chinesen erbauten Strasse ist man nach sechs Stunden am Ziel. Der lebensgefaehrliche Streckenteil ausgangs Kathmandu-Tal hinunter nach Naubise wurde damit auch entschaerft. An einigen Stellen wird noch gearbeitet. Noch immer zerklopfen Frauen mit einem kleinen Hammer die grossen Steinbrocken. Es schien mir, als ob es sich um die genau gleichen Frauen wie vor 21 Jahren handelte. Die Einfahrt in Pokhara war enttaeuschend. Alles dreckig und staubig. Auch Lake-Side, am Phewa-See, hat sich stark veraendert. Die Entwicklung des Tourismus hat auch hier seine Spuren hinterlassen. Hotels, Restaurants, Souvenir-Shops, kleine Supermarkets gibt es in Huelle und Fuelle. Auch das Wasser des Sees, zumindest bei der Bootsanlegestelle, ist nicht mehr am saubersten. Die neueste Entwicklung, das E-mailen, hat seinen Einzug ebenfalls gehalten. Fast alle hundert Meter ist ein Internet anzutreffen. Enttaeuscht war ich aber auch von der Sicht auf die Berge. Beide Male, 1979 und 1988, als ich im Oktober hier weilte, war die Kulisse auf die Annapurna-Kette und das nepalesische Matterhorn, den Machapuchare, doch so phänomenal klar. Richtiges Postkarten-Wetter (siehe Foto Pokhara).
Freitag, 31. Maerz – Tag 2 / Ruhetag
Eigentlich haetten wir heute mit dem Bus nach Beni, dem Ausgangspunkt unseres Trekkings, fahren sollen. Doch mein Durchfall hat mich so geschwaecht, dass ich mich kaum auf den Beinen halten kann. Es ist total “verschissen”. Den ganzen Tag nur “Sueppeli” essen und im Zimmer liegen. In solchen Momenten fragt man sich, was man eigentlich hier macht. Und dann noch alleine. Mit einem Kollegen oder einer Kollegin zu reisen waere doch viel kurzweiliger. Und ausgerechnet jetzt verspuere ich auch noch Zahnschmerzen. Es ist zum Davonlaufen. Am liebsten waere ich gleich wieder nach Bangkok zurueckgeflogen. Auch mein Rucksack ist fuer das Trekking noch viel zu schwer. Nur das Nuetzlichste mitnehmen, meint mein Guide. Aber was ist das Nuetzlichste? Wuerde ich nicht zum ABC gehen, koennte ich mir die Haelfte der Ausruestung gleich sparen. Und wo ist meine Brusttasche ? Da bereitet man sich ein Jahr lang auf ein Trekking vor und dann, wenn es soweit ist, vergisst man die Haelfte. Aergerlich. Vermutlich habe ich sie in den Philippinen vergessen. Schlussendlich lasse ich zwei Taschen Kleider und Material im Hotel zurueck.
Samstag, 1. April – Tag 3 / Pokhara (820 m) – Beni (830 m)
Dank den von meinem Arzt empfohlenen Medikamenten konnte der Durchfall gestoppt werden. Danke Reto! Vorsichtshalber bleibe ich aber noch auf Diaet. Wiederum “Sueppeli” und Reis zum Z’morge, Z’mittag und Z’nacht… So soll man stark werden? Die Fahrt mit dem Lokalbus war zumindest bis Baglung noch passabel, danach wurde es auf der Naturstrasse sehr muehsam, fast Banaue-Bontoc Verhaeltnisse. Die Strecke muss anscheinend auch fuer den Fahrer sehr anstrengend gewesen sein, da er unterwegs drei ausgiebige Pausen einschalten musste. Zusaetzlich werden wir noch von einem entgegenkommenden Bus aufgehalten. An der wirklich bloedesten Stelle, einer engen Kurve, erlitt er eine Panne. Wir hatten noch einmal Glueck. Nach zwanzig Minuten war die Reparatur behoben, und wir konnten weiterfahren. Welch ein Kaff, dieses Beni! Wenigstens das Hotel war ein kleiner Aufsteller. In Beni bekam ich aber Gewissheit darüber, dass ich mich auf dem richtigen Weg zum “Yeti” befand. Das Hotel hiess “Yeti”.
Sonntag, 2. April – Tag 4 / Beni (830 m) – Tiplyang (1040 m)
Heute ist der erste Marschtag. Ein Sonntagsspaziergang. Wir starten bereits um 07.00 Uhr, da es sich in der Kuehle besser wandern laesst. Die ersten zwei Stunden marschieren wir recht zuegig dem linken Ufer des Kali Gandaki entlang. Ab 09.30 Uhr wird es mit der Sonneneinstrahlung schon recht heiss. Durch die vielen kurzen Aufstiege auf Steintreppen komme ich schon bald ins Schnaufen. Es wird zudem immer heisser. Diese Steintreppen machen mich noch fertig. Zehnmal, Zwanzigmal geht es steil hoch und dann wieder hinunter. Du laeufst und laeufst und gewinnst doch praktisch keine Hoehe. Ich aergere mich grauenhaft, dass ich nicht auch auf die Idee kam, mit dem Flugzeug nach Jomoson zu fliegen und von dort hinunter zu marschieren. Ich bin total im “Roten”. Diese verdammten Steintreppen. Und dann diese Esel (Tiere). Ich habe noch nie so viele Esel an einem einzigen Tag angetroffen. Alles stinkt nach Eselscheisse, und es ist furchtbar staubig. Weshalb quaelt man sich eigentlich so und bezahlt dafuer noch Geld! Weshalb muss man immer so doofe Ideen haben? Trekking soll schoen sein? Trekking muss fuer Masochisten sein. Ich hasse Trekking. Waere ich nicht viel woehler am Swimming-Pool im Sunset-Garden? Also, wenn das mit diesen Steintreppen so weitergeht, breche ich mein Trekking schon in Tatopani ab. Und dann dieser Rucksack. Ich habe keine Ahnung, wie schwer er ist, ob 12 oder 15 Kg. Er ist einfach “sau”schwer. Mein Ruecken und die Schulterblaetter schmerzen. Weshalb schleppe ich ueberhaupt so viel “Seich” hoch. Alleine meine Kameraausruestung ist schon einige Kilo schwer, vor allem das “bloede” Teleobjektiv. Aber auch die Jeans wiegen recht schwer. Und weshalb habe ich eigentlich mein ganzes Schampoo-Flaeschli, die volle Zahnpasta-Tube und all meine Medikamente eingepackt? Einige Tabletten haetten es doch auch getan. Sogar drei kleine Seifen habe ich eingepackt. Weshalb? Haette eine nicht genuegt? Und was soll ich mit meinen zwei Parisern hier? In Tiplyang machen wir Halt und beziehen ein mickeriges Zimmer in einer Lodge. Zu Essen gibt es auch nichts, ich meine ausser dem Nationalgericht Dalbaht. Die Treppe zu den Zimmern ist steiler als eine Huehnerleiter. Also, wenn Da jemand nachts auf die Toilette muss, toi, toi, toi. Das einzig Positive an diesem Tag war, dass mein Fuss nicht geschwollen war.
Montag, 3. April – Tag 5 / Tiplyang (1040 m) – Tatopani (1160 m)
So etwas Bloedes! Beim Suchen nach meinem Rasiermesser im Toilettentaeschli lange ich voll in die Klinge hinein. Ihr wisst ja, wie ein “Fingerbeeri” blutet! Ein Pflaster? Nein, auch dies habe ich natuerlich vergessen mitzunehmen. Zum Fruehstueck gibt es ausser einer Tasse Tee ein paar Biscuits. Wir ziehen bereits um 06.30 Uhr los und kommen in den ersten Stunden gut vorwaerts. Sobald eine Steigung mit Steintreppen kommt, “staucht” es mich aber gleich wieder zusammen. Mein Guide hat den Schlafsack uebernommen. Ich bin froh um jedes Gramm, das ich weniger tragen muss. Auch einige Aenderungen an meinem Rucksack wirken sich entlastend aus. Alle ¾ Std. machen wir einen Halt. Aber es ist wie verhext. Nach jeder Pause geht es um die Ecke gleich wieder steil hoch und schon wieder bin ich total ausgepumpt. Die Schlucht wird nun immer enger, und der Weg fuehrt zum Teil spektakulaer durch in den Fels hineingemeisselte Treppen. Beim Checkpoint ist auch der Eingang zum Annapurna-Nationalpark. Man muss das Permit vorweisen, abstempeln lassen und sich in einem Buch eintragen. Von hier aus trennen sich die Wege. Nach Ghorepani geht es rechts hinauf, in das Kali Gandaki-Tal links ueber zwei wackelige Bruecken. Es sind wiederum so viele Esel-Karawanen unterwegs, dass es manchmal recht muehsam ist, denn alle zehn Minuten musst Du den Tieren Platz machen. Der Weg nach Tatopani, unserem Tagesziel, ist nicht mehr weit, eine steile Passage verlangt aber wiederum viel innerliche Ueberzeugungskraft, den Loeffel jetzt nicht wegzuwerfen und auf die Zaehne zu beissen. Der Eingang von Tatopani ist durch drei wunderschoene, rot bluehenden Azeleenbaueme markiert. Das Dorf selber macht auch einen sauberen Eindruck. Die Durchgangsstrasse ist, wie eigentlich in allen Doerfern, mit Steinplatten belegt. Souvenirlaeden beherrschen das Bild des Dorfes. Geldwechseln kann man auch. Auch kulinarisch hat Tatopani etwas zu bieten. Die “french bakery” bietet Chocolat-Croissant, Banana-Cake, Carrott-Cake und Apple-Pie an. Wir sind in einer huebschen Lodge mit wunderschoenem Garten untergebracht. Von der Terrasse hat man erstmals Aussicht auf einen Schneeberg. Es soll sich um die Nilgiri-Berge handeln (siehe Foto Tatopani). Erstmals konnte ich wieder etwas Normales essen. Ueberrascht war ich von den vielen Orangenbaeumen. Im Garten der Duschanlage schien niemand die Fruechte ablesen zu wollen, sie liessen sie einfach hinunterfallen. Wie schade! Aber auch die heruntergefallenen, leicht beschaedigten, schmeckten unheimlich suess. Eine richtige Wohltat, wieder einmal eine Frucht essen zu koennen. Wir haben natuerlich noch ein wenig nachgeholfen, damit weitere herunterfallen…Die Attraktion von Tatopani sind aber die heissen Quellen (Tato = heiss, Pani = Wasser). Fuer 10 Rupien kannst Du dort ein Bad nehmen. In Tatopani kam ich mit meinem Guide ueberein, den Marsch zum ABC zu annullieren. So konnten wir es ein wenig gemuetlicher nach Tukuche nehmen.
Dienstag, 4. April – Tag 6 / Tatopani (1060 m) – Ghasa (2010 m)
Was mich bisher verwunderte, war, dass ich ueberhaupt keine Probleme mit meinem Fussgelenk hatte. Gar nichts! Hoffentlich haelt dies an. Viele Trekker legen die Strecke Tatopani – Lete in einer Tagesetappe zurueck. Mein Guide schlaegt mir vor, nur bis Ghasa zu marschieren, da es bis dorthin recht anstrengend sein soll. Wir starten wiederum frueh um 06.45 Uhr. Schon bald scheint die Sonne im breiten Tal. Wie ueblich läuft es die ersten 2-3 Stunden ganz gut. Die Landschaft ist schoen, Schneeberge bekommt man in diesem Talkessel aber keine zu Sicht. Gegen Mittag sind wir bei einem Wasserfall unterhalb der Ortschaft Kabre angelangt. Eine riesige Haengebruecke führt uns wiederum auf das rechte Ufer des Flusses. In Khari Khola beginnt ein wahnsinniger Aufstieg. Rund 300 m Hoehendifferenz! Die letzten zwei Stunden bin ich wieder total im roten Bereich. Oben am Pass angelangt, wird der Weg etwas flacher. Von weit her sieht man den Foehrenwald von Ghasa. Nach 7 1/2 Std. sind wir endlich am Ziel. Ich bin total erschoepft, das war nun doch etwas zuviel. Nach einer kalten Dusche friere ich wie ein “Schlotterhund”. Ich ziehe alles an, was ich habe. Den Halley-Hansen, die Daunenjacke und den Schlafsack. Ich kann mich kaum erholen. Der Puls ist auch Stunden nach unserer Ankunft noch ueber 120. Den Rest des Nachmittags liege ich im Zimmer. Erstmals hat es heute auch geregnet. Die Haeuser von Ghasa fallen durch einen voellig anderen Baustil auf, grundverschieden von all den Bauten, die wir in den vergangenen Tagen sahen. Sie haben keine Schieferdaecher mehr, sondern sind flach und mit Erde bedeckt.
Mittwoch, 5. April – Tag 7 / Ghasa (2010 m) – Lete (2480 m)
Zum ersten Mal seit Pokhara konnte ich am Morgen wieder auf die Toilette. Es war Zeit. Es gibt wieder etwas Weniger zum Mitschleppen. Heute starten wir spaeter, da nach der gestrigen sehr strengen Etappe fuer heute eine kuerzere angesagt ist. Oberhalb von Ghasa kommen die ersten Schneeberge der Dhaulagiri-Kette in Sicht. Ein spektakulaerer Anblick (siehe Foto bevor Lete). Ist dies ein erster Lohn fuer die bisherigen Anstrengungen? Mein Guide kann mir allerdings den Namen des Gipfels nicht sagen, doch aufgrund der Karte muss es sich um den 6380 m hohen Manapati handeln (siehe Foto Lete 2). Etwas weiter oben kommt auch der 6920 m hohe Tukche Peak zum Vorschein (siehe Foto Lete 1). Der Weg führt nun durch eine fantastische Landschaft. Die frische Luft und der Duft der Nadelwaelder erinnern an alpine Gefilde. Der Blick auf die Bergkette ist so fantastisch, dass man fast vergisst weiterzulaufen. Vor Lete kommt es nochmals zu einem steilen Aufstieg, doch dann ist praktisch “Autobahn”, der Weg ist flach und mit Steinplatten belegt. Gleich neben dem Checkpoint beziehen wir unsere Lodge. Lete ist fuer mich wiederum aus alpinhistorischer Sicht von Bedeutung. Von hier aus haben die Franzosen 1950 den Weg ueber den “Pass vom 27. April” ins Tal des Miristi Khola zur Nordseite der Annapurna gefunden. Am Nachmittag sind wir in der Mustang English School eingeladen (siehe Foto Schule). Die Kinder ueben Taenze fuer den Elterntag. Ich erlebe auch die Huehnerfuetterung. Anfaenglich dachte ich, jemand sei hinuebergeschnappt, als ich die “Aaha Aha Aha Aaaha Aha Aha”-Rufe hoerte, doch es galt wirklich den Huehnern, denn diese kommen von allen Seiten her. Erstmals gibt es eine wunderschoene Abendstimmung. Die Bergkette der Annapurna leuchtet im Lichte der untergehenden Sonne. Schade, dass mir niemand sagen konnte, um welche Gipfel es sich genau handelte, konnte man eventuell sogar den Hauptgipfel sehen?
Donnerstag, 6.4. – Tag 8 / Lete (2480 m) – Tukuche (2590 m)
Das Fruehaufstehen hat sich gelohnt. Der Blick auf Manapati und Tukche Peak ist grandios. Es ist erstmal recht kuehl, nur in einem T-shirt haelt man es nicht aus. Wir sind immerhin nun schon auf 2500 m. Um 07.15 Uhr starten wir. Bis Kalopani (2530 m) ist der Weg relativ flach, zwischendurch einige kurze, steile Steintreppen. Nach Kalopani wird das Flussbett des Kali Gandaki zusehends breiter. Eine halbe Stunde weiter oben biegt das Tal nach rechts ab. Vor uns liegt das ca. 1 Km breite und ebene Schotterbett des Kali Gandaki, der sich in viele Baeche und Rinnsale aufgeteilt hat. Im Hintergrund erkennt man nun auch die Nilgiri-Berge. Die Einheimischen waehlen die Abkuerzung ueber das Bachbett nach Tukuche. Um nicht durch das eiskalte Wasser der zahlreichen kleinen Baeche marschieren zu muessen, zieht mein Guide den Normalweg der linken Talseite entlang vor. Um mich aufzumuntern, versichert er mir, dass es bis Tukuche nicht mehr weit sei. Aber jedesmal, wenn er mir dies sagt, geht es mindestens noch 2 Stunden! Der Weg zieht sich unheimlich in die Laenge und fuhert ueber zahlreiche Kornischen. In Larjung (2550 m) haben wir eine ausgezeichnete Sicht auf Nilgiri North (7061 m), Nilgiri Central (6940 m) und Nilgiri South (6839 m). Nach jeder Kornische hoffe, ich endlich Tukuche zu erreichen. Schlussendlich haben wir es doch noch geschafft. Ich glaubte es aber erst, als ich das Portal eingangs Dorf sah (siehe Foto Ziel). Endlich waren wir da. Endlich kannst Du ausruhen, den Rucksack ablegen, die Schuhe und das verschwitzte T-shirt ausziehen, eine Dusche nehmen, etwas trinken. Aber nein, jedesmal wenn wir am Etappenort angekommen sind, muessen wir noch durch das ganze Dorf laufen. Warum ist unsere Lodge nie am Anfang eines Dorfes? Nach einer ausgiebigen Pause schlendern wir durch Tukuche. Erstmals bekomme ich auch diesen ekligen Suedwind zu spueren, der Staub und Sand aufwirbelt. Die Doerfer hier oben sind wie in einem Windkanal ausgesetzt. In den Gaerten des Dorfes bluehen gerade die Apfel- und Pfirsichbaeume. Ja, Tukuche und das Nachbardorf, Marpha, sind bekannt fuer ihre Aepfel. Es gibt auch eine Destillerie, in welcher Karotten-, Pfirsich-, Aepfel-, Aprikosen- und Orangenbrandy hergestellt werden. Beim Besuch der Destillerie kannst Du von allem ein wenig versuchen. Eine kleine Flasche kostet 60 Rupien (Fr. 1.50). Man kann auch getrocknete Apfelschnitze kaufen, eine willkommene Bereicherung fuer unterwegs. In unserer Lodge gibt es ueberraschenderweise einen Fernseher. Man kann aber kein nepalesisches Programm empfangen, sondern nur einen Sender aus Bombay.
Freitag, 7. April – Tag 9 / Tukuche (2590 m) – Lete (2480 m)
Das Ziel war erreicht. Von nun an ging es bis Tatopani wieder hinunter. Erstmals seit unserem Start ist es morgens etwas bedeckt. Wir starten um 07.30 Uhr. Kurze Zeit darauf sind wir wieder in Larjung, dessen Weg in Tunnels unter den Haeusern hindurchfuehrt. Nach genau 2 ½ Stunden sind wir wiederum bei der Talbiegung und der Bruecke angelangt. Auf dem Weg nach Kalopani verspuere ich erstmals ein leichtes Stechen in der linken Kniekehle. Nach zehn Minuten vergeht es wieder. Ist es ein Warnzeichen? Der Weg hinunter ist ja noch weit. Nach vier Stunden sind wir zurueck in Lete. Wir haben unheimliches Glueck. Am Nachmittag findet das “Arrow-Festival”, das Pfeilbogen-Fest statt. Ich bin als einziger Tourist dabei und photografiere wie wild (siehe Foto Pfeilbogen). Wieder einmal ist abends der Strom ausgefallen und das Dinner wird bei candle light eingenommen.
Samstag, 8. April – Tag 10 / Lete (2480 m) – Ghasa (2010 m)
Wir starten um 07.30 Uhr. Nach einer halben Stunde sind wir beim steilen Abstieg, der mir ein paar Tage zuvor so zu schaffen gemacht hatte. Unterwegs sehen wir Affen, die in den Baeumen herumturnen, um Blaetter zu fressen. Nach drei Stunden sind wir bereits in Ghasa. Eine sehr kurze Etappe, denn morgen ist der grosse Abstieg nach Tatopani.
Sonntag, 9. April – Tag 11 / Ghasa (2010 m) – Tatopani (1160 m)
Fast 1000 Meter Abstieg, das wird wieder ein schoener Sonntagsspaziergang. Nach 20 Minuten sind wir bei der Stelle angelangt, wo es auf muehsamem Weg 300 Meter Hoehendifferenz das Loch hinunter bis zur Bruecke geht. Nach 2 ½ Stunden erreichen wir die 2. Bruecke bei Kabre welche auf die rechte Seite des Flusses fuehrt (siehe Foto Bruecke). Dies waere die Normalroute zu den Wasserfaellen, doch mein Guide schlaegt mir einen anderen Weg, links entlang der engen und wilden Schlucht des Kal Gandaki, vor. Beim Wasserfall beharre ich auf eine ausgiebige Pause. Es gibt dort auch frische Donuts zu essen. Ueber Dana (1400 m) geht es mehr oder weniger ohne Probleme nach Tatopani. Da man in den naechsten Tagen in Nepal Neujahr feiert (das Jahr 2057), sind zahlreiche Nepalesen zum heiligen Ort Muktinath unterwegs. Wir begegnen einer ganzen Voelkerwanderung. Auch einige Sadhus sind, duerftig bekleidet und in zerfetzten Schuhen, dorthin unterwegs. Es ist ueberhaupt interessant, den Leuten links und rechts des Weges bei ihrer taeglichen Arbeit zuzuschauen.
Montag, 10. April – Tag 12 / Tatopani
Beim gestrigen Abstieg hat mir nun ploetzlich auch das rechte Knie ein wenig weh getan. Der geplante Ruhetag kam also gerade gelegen, denn die morgige Etappe mit 800 m Hoehendifferenz ist wiederum recht happig. Ich benuetze die Gelegenheit, um in den heissen Quellen baden zu gehen, zusammen mit Nepali-Frauen. Ich bin ueberrascht, wie diese zum Teil oben ohne herumlaufen. Auch einige Orangen sind wieder hinuntergefallen worden…
Dienstag, 11. April – Tag 13 / Tatopani (1160 m) – Shika (1935 m)
Das Startzeichen wird um 07.00 Uhr gegeben. Nach einer ½ Stunde sind wir schon bei den beiden Bruecken beim Checkpoint. Statt nach rechts nach Beni nehmen wir diesmals den Wegs links nach Ghorepani. Ab dem ersten Meter fuehren die Steintreppen steil hoch zur Passhoehe. Auf dem Weg dahin kommen wir zu den ersten bluehenden Rhododendron-Baeumen. Ein wunderschoener Anblick. Je hoeher wir kommen, desto mehr ragt nun auch die Suedwand des 8167m hohen Dhaulagiri ueber der Bergkuppe empor. Ein majestaetischer Anblick diese Suedwand, die - glaube ich - bisher noch nicht bezwungen wurde. Nach der Passhoehe wird der Weg etwas flacher und fuehrt durch eine terrassenfoermige Landschaft. Die letzten zwei Stunden nach Shika sind aber wiederum unheimlich muehsam. Im Vergleich zu den letzten Tagen kann ich mich aber nun schneller erholen. Den ganzen Nachmittag sitzen wir auf der Rastmauer und schauen dem Dorftreiben zu. Mein Guide sorgt sich sehr um mich. In jeder Lodge kontrolliert er in der Kueche, ob das Pouletfleisch oder das Gemuese frisch ist. Durch seine Kontaktfreudigkeit mit den Einheimischen werde auch ich in die Kueche eingeladen. Statt mit den anderen Trekkern im Dining room zu sitzen, haben wir es mit der Koechin und den Kuechenmaedchen sehr lustig.
Mittwoch, 12. April – Tag 14 / Shika (1935 m) – Ghorepani (2750 m)
Ich bin schon frueh auf, denn die Sicht auf den Dhaulagiri, Tukche Peak und Damphus Peak bei Sonnenaufgang wollte ich nicht verpassen. Heute ist fuer mich die Koenigsetappe. Ich bin schon um 07.00 Uhr zum Abmarsch bereit, doch mein Guide scheint es nicht besonders eilig zu haben und “schnaederet” mit den Maedchen in der Kueche. Ich muss ihn fast zum Start draengen. Nach einer Stunde Marsch durch coupiertes Gelaende beginnen wieder die Steintreppen. Es wird immer muehsamer, und ich komme wiederum recht ins Schnaufen. Ich laufe jedoch mein Tempo und schalte zwischendurch kleine Pausen ein. Ab Chitre (2390 m) kommen wir in dichten Rhododendronwald. Die Baeume sind rot von Blueten (siehe Foto Bergrosen). Auch bluehende Korallenbaeume sind anzutreffen. Auf der Ostseite ragt nun ebenfalls die Spitze der Annapurna-Kette heraus. Gegen Mittag haben wir es geschafft und erreichen Ghorepani. Leider bedeckt sich der Himmel am Nachmittag, und es regnet sogar. Aus mit der schoenen Sicht. Es ist auch verdammt kalt. Das Einzige, was man in einem solchen Moment machen kann, ist im Schlafsack an der Waerme zu liegen, denn ausser ein paar Hotels, Lodges und Souvernirlaeden gibt es hier oben nichts.
Donnerstag, 13. April – Tag 15 / Poon Hill (3190 m) – Hile 1475 m)
Ziel aller Trekker in Ghorepani ist ohne Ausnahme der Aufstieg zum Grashuegel Poon Hill. Der Wecker meiner Armbanduhr ist auf 04.30 Uhr gestellt, doch schon um vier Uhr hoere ich die Franzosen nebenan rufen “le ciel est clair, on y va” – der Himmel ist klar, wir gehen. Ohne Fruehstueck starten wir in der Finsternis. Dank dem Mondschein kann man den Weg einigermassen erkennen, einige Male stolpere ich jedoch ueber Baumwurzeln und Steine. Ich fluche wie ein Rohrspatz. Wir lassen einige Leute mit Stirnlampe vor und laufen in deren Licht. Mit zunehmender Helligkeit wird es auch einfacher zu laufen. Nach rund einer Stunde sind wir oben auf dem “Gipfel”. Nach und nach kommen immer mehr Leute. Bald sind es gegen hundert. Alle warten, mit Kameras bestueckt, auf den Sonnenaufgang. Ich natuerlich auch (siehe Foto Poon Hill). Die Suedwand des Dhaulagiri von hier oben ist noch imposanter, durch den Dunst ist die Sicht nicht so klar, wie ich es mir gewuenscht haette. Die Annapurna-Kette im Osten liegt leider noch total im Schatten. Fuer Fotos muesste man den Nachmittag abwarten, doch gegen Mittag bedeckt sich der Himmel meistens. Um 07.00 Uhr steigen wir wieder ab. Waehrend des Abstieges zischen einige Flugzeuge von Jomoson herkommend knapp ueber unsere Koepfe hinweg. Das Fruehstueck ist nicht minder phantastisch als die Sicht auf den Dhaulagiri. Es ist das beste Fruehstueck seit zwei Wochen. Nescafe, Toast, Butter, Marmelade und ein Teller voll Yak-Kaese! Ist es vielleicht, weil heute in Nepal Neujahr gefeirt wird? Mit der Streichung der Tour zum ABC haetten wir ohne weiteres noch einen Tag in Ghorepani weilen koennen. Noch einmal den Nachmittag im Schlafsack verbringen wollte ich nicht. So beschloss ich, noch am Vormittag den Abstieg unter die Fuesse zu nehmen. Ein letzter Blick auf die inzwischen von der Sonne erleuchtete Annapurna-Kette, dann ging es los. Der erste Teil des Abstieges bis Ulleri (1960 m) ist sehr angenehm und fuehrt durch dichten Wald, fast Urwald. Die Baeume sind mit Moos bewachsen. Es soll hier auch Tiger geben, meint mein Guide. Nun, ich glaube ja auch nicht alles (zurueck in Kathmandu lese ich in der Zeitung, dass im Gebiet ein Leopard Leute angefallen hat). Ab Ulleri ist aber die Hoelle los. Bis hinunter nach Hile eine einzige Steintreppe! 485 Meter Hoehendifferenz an einem Stueck! Also, wer den Aufstieg nach Ghorepani von dieser Seite her plant, kommt einem Selbstmordversuch gleich! Gemaess meinem Hoehenmesser steigen wir bis zu 11 Meter pro Minute ab. Das ging auch ganz schoen in die Knie. Erstmals spuere ich nach diesem 5-stuendigen Abstieg mein rechtes Fussgelenk. Wie in Ghorepani regnet es auch hier am Nachmittag.
Freitag, 14. April – Tag 16 / Hile (1475 m) – Birethanti (1021 m)
Letzte Etappe! Gemaess meinem Guide sollte der restliche Weg nach Birethanti nur noch etwa 2 Stunden dauern. Ob das wohl zutrifft? Um den Bus nach Pokhara am Busstop in Birethanti nicht zu verpassen, starten wir wiederum gegen sieben Uhr morgens. Hatte ich gehofft, dass diese Steintreppen endlich fertig seien.. aber nein, es geht im gleichen Stil weiter. Immer wieder Treppen, Treppen und noch mehr Treppen. Durch die Muedigkeit der gestrigen Etappe passieren mir auf dem steinigen und unebenen Weg einige Misstritte. Jetzt, ja aufpassen, nicht dass auf den allerletzten Kilometern noch etwas passiert. Nach zwei Stunden sind wir eingangs Birethanti. Geschafft. Es kommt kurze Freude auf, aber das Dorf zieht sich in die Laenge und bis zum Checkpoint bei der Bruecke unten geht es nochmals etwa 15 Minuten. Jetzt endlich haben wir’s geschafft. Aber wo ist der Bus? Der Weg fuehrt nochmals 10 Minuten weiter und als Abschiedsgeschenk gilt es noch eine etwa 30 Meter hohe Rampe zur Strasse hochzusteigen. Der Bus ist schon da. Ich habe kaum Zeit, ein trockenes T-shirt anzuziehen, da hupt er schon fuer die Abfahrt. Noch ausser Atem kriege ich einen Sitz ueber dem Hintereingang. Mein Guide nimmt auf dem Dach des Busses Platz. Welch ein schoenes Gefuehl, keinen Meter mehr laufen zu muessen, keine einzige Treppe mehr hochzusteigen. Der Lokalbus von Beni kommend ist ueberfuellt, doch unterwegs steigen immer mehr Leute ein. Eine huebsche Nepalesin hat noch Platz auf dem Trittbrett gefunden. Bei jedem Ein- und Aussteigen gibt es ein riesieges Gedruecke, bei welchem es die runden weichen Koerperteile der Frau an meine Knie presst, sodass ich meine Muedigkeit vergesse und fast auf andere Gedanken komme. Nach drei Stunden Fahrt sind wir in Pokhara. Der Trekk ist zu Ende.
Waehrend diesen 16 Tagen sollen wir laut Guide rund 170 Kilometer zurückgelegt haben. Dass ich dies ueberhaupt geschafft habe, gleicht einer kleinen Sensation. Sicher ist dies auch meinem Bambusstock zu verdanken, welcher mich bei Auf- und Abstiegen sehr entlastet hat. Keine einzige “Blatere”. Es war ein harter, aber schlussendlich dennoch lohnenswerter Trekk. Leider hat es fuer das ABC nicht ganz gereicht, aber vielleicht laesst sich ja dafuer bis naechsten Oktober jemand finden. Ich bin auf alle Faelle im Oktober wieder in Nepal. Meinem Ziel, alle 14 “Achttausender” zu sehen, bin ich ein Stueck naeher gekommen. Doch eines kann ich nach wie vor nicht begreifen: wie haben das unsere Schweizer Bergsteiger 1960 gemacht, um in vier Tagen von Phokara nach Tukuche zu gelangen…
Alles TATA
Eigentlich waere ich zur Erholung gerne noch einige Tage in Pokhara geblieben. Das Wetter war nicht mehr so schoen. Gegen Mittag bedeckte sich der Himmel, und am Nachmittag regnete es sogar. Ausserdem waren die Preise fuer E-mails dreimal so teuer wie in Kathmandu, und die Verbindung dauerte dazu erst noch unheimlich langsam. Fuer meine umfangreichen Schreibarbeiten schien mir eine sofortige Rueckkehr nach Kathmandu wesentlich vorteilhafter. Ich hatte diesmal das Glueck, ganz vorne neben dem Fahrer zu sitzen und so die Ueberholmanöver “live” mitzuerleben. Die Fahrt von Naubise bis auf die Hohe des Kathmandutales war einem Krimi aehnlich. Ein richtiger Slalom durch die schwer beladenen Lastwagen, welche die Strasse hinaufkrochen. Praktisch alle Lastwagen auf den Strassen Nepals sind indischer Herkunft, Marke TATA. Viele blieben auf der kurvenreichen Strecke mit ueberhitztem Motor auf der Strecke stecken. Auch viele Tiertransporte (Buffalos) waren unterwegs, vermutlich ins Schlachthaus. Ach, wie die armen Kuehe bei uns transportiert werden… Der Tierschutzverband sollte einmal nach Nepal kommen (siehe Foto Transport). Die Landschaft zur Passhoehe hinauf ist sehr schoen mit den vielen Reisterrassen, doch alles ist furchtbar trocken. Die Erde ist rotbraun, einzig die Baeume erstrahlen in ihren saftgruenen Blaettern. Mit dem Linksverkehr sass ich diesmal auf der Seite des Abgrundes. Ab und zu ist es besser wegzuschauen, ansonsten man noch Umstaende kriegt. Auf der Hoehe des Passes loeste sich meine Anspannung, und ein Schaudern ging durch meinen Koerper, als wir endlich auf dem “Flachen” waren. Wir waren zurueck in Kathmandu.
Fortsetzung folgt
23.5.2000/wb