Reisebericht aus Nepal und Tibet (5. Teil)
Willy Blaser

Etwas ueber Nepal
Nepal mit einer Flaeche von 147’181 Km2 und einer Bevoelkerung von 22 Millionen Menschen liegt am Suedabhang des Himalaja zwischen den beiden Grossmaechten China und Indien. Nepal ist uns vor allem als Land der hohen Berge bekannt. Effektiv, von den 281 Gipfeln ueber 7000 Meter befindet sich eine grosse Anzahl auf nepalesischem Gebiet. Von den 14 “Achttausendern” sind deren 8 in Nepal. Trekking, vom einfachen Wandern bis zur Expedition ist daher auch der haeufigste Grund fuer einen Besuch Nepals. Doch die Palette der Attraktionen ist wesentlich vielfaeltiger und bietet z.B. mit Rafting (Schlauchbootfahrten) oder Ausfluegen in den Chitwan Nationalpark im Terai, wo auf dem Ruecken von Elefanten Panzernashoerner und Tiger in freier Wildbahn beobachtet werden koennen, nicht minder abenteuerliche Varianten zum Trekking. Nepal ist das einzige noch bestehende Hindu-Koenigreich der Welt. Die offizielle Landessprache ist Nepali, doch existieren sehr viele Dialekte, und viele ethnische Gruppen besitzen ihre eigene Sprache. Die Bevoelkerung setzt sich aus einer Vielzahl von ethnischen Gruppen zusammen, die im Verlaufe der Jahrhunderte in das Gebiet des heutigen Nepal eingewandert sind. Der uns bekannteste Stamm ist derjenige der Sherpas, die vom Norden aus Tibet in das Gebiet des Mt. Everest eingewandert sind. Der Hinduismus ist Staatsreligion, etwa 5% der Bevoelkerung sind Buddhisten. Vom 13. bis 18. Jahrhundert lag die Herrschaft in den Haenden eines Fuerstengeschlechts indischer Herkunft, der Malla. Die Herrschaft der Malla im Umkreis des Kathmandu-Tales zerfiel im 15. Jahrhundert in selbstaendige kleine Koenigreiche, von denen die wichtigsten Kantipur (Kathmandu), Lalipur (Patan) und Bhagdaon (Bhaktapur) waren. Der wirtschaftliche Wohlstand all dieser Koenigsstaedte beruhte auf dem transhimalajischen Handel. Jede der drei Koenigsstaedte kontrollierte eigene Handelspfade sowohl in Richtung Indien als auch nach Tibet. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts gab es mehr als 40 Feudalherrschaften (Rajas), welche in fast staendiger Fehde und stets in wechselnder gegenseitiger Abhaengigkeit regierten. Zu den zahlreichen Fuerstentuemern gehoerte auch Gurkha, dessen Koenig Prithvi Narayan Shah in den Jahren 1768/69 die Handelsrouten des Kathmandu-Tales unter seine Kontrolle brachte und die Koenigsstaedte eroberte. Unter seinen Nachfolgern folgten Eroberungszuege nach Kaschmir, Sikkim und Tibet. Die angegriffenen Tibeter riefen die chinesische Armee zu Hilfe, welche 1792 die Gurkhas besiegten. Es kam zudem zu Auseinandersetzungen mit den Briten, denen die Nepalesen 1815 ebenfalls unterlagen. Das Reich wurde zudem innenpolitisch durch Intrigen und Familienfehden geschwaecht, so dass sich Jang Bahadur Rana 1846 zum Ministerpraesidenten machte und den Gurkha-Koenig zwang, seiner Familie das Recht auf Vererbung dieses Amtes zu erteilen. Somit wurden die Koenige zu repraesentativen Marionetten in den Haenden der Rana-Familie. Als dem von den Ranas gefangengehaltenen Koenig Tribhuvan 1950 die Flucht nach Indien gelang, konnte er bald darauf die Ranas entmachten und das Koenigtum restaurieren. Die bis anhin fuer Auslaender geschlossenen Grenzen wurden wieder geoeffnet. Unter seinem Nachfolger Koenig Mahendra kam es 1959 zu den ersten parlamentarischen Wahlen, doch schon ein Jahr spaeter loeste der Koenig das Parlament wieder auf und verbot politische Parteien. Die meisten Oppositionellen fluechteten nach Indien ins Exil. Seit dem Tode Mahendras (1972) regiert sein Sohn, Koenig Birendra. Ein 50 Tage dauernder blutiger Volksaufstand machte dem Spuk im Fruehling 1990 ein Ende. Koenig Birendra sah sich gezwungen, das Parteiverbot aufzuloesen und eine neue Verfassung sowie freie Wahlen zuzulassen.


Everest

Eines der aermsten Laender der Welt
Gemaess einer kuerzlichen Meldung in der englischen Tageszeitung “Kathmandu Post” leben 42 % der 22 Millionen Menschen zaehlenden Bevoelkerung unter dem Existenzminimum. Damit gehoert Nepal zu einem der aermsten Laender der Welt und ist auf auslaendische Hilfe angewiesen. Die Bettler in den Strassen von Kathmandu haben damit nichts zu tun. Diese sind ausschliesslich indischer Nationalitaet. Um Erbarmen bei den Touristen zu erwecken, werden die kleinen Kinder in dreckige Lumpen gekleidet. Morgens werden die “Krueppel” in das Touristenviertel gekarrt. Und es ist sagenhaft, wieviel Geld diese von den Touristen erhalten! Ich habe dem Treiben eine Weile lang zugeschaut. Ein Nepali meinte, dass diese Bettler mehr Geld verdienen als ein Arbeiter, der den ganzen Tag schuftet. Nun, wer arbeitet, ob in Nepal oder in der Schweiz, ist sowieso immer der Dumme. Die meisten haben es nur einfach noch nicht gemerkt. Dass viele um ihre taegliche Existenz kaempfen, erfaehrt man jedoch in den Gespraechen. Zu Beginn meines Aufenthaltes habe ich mich oefters mit verschiedenen Leuten in Hotels, Restaurants, Laeden etc. in freundschaftliche Gespraeche eingelassen, doch alle endeten immer mit der Bitte um Geld. Als Konsequenz meide ich seither naeheren Kontakt mit Nepalesen. Auch während meines Trekkings liess mir mein Guide mehrmals in unseren angeregten Diskussionen verlauten, wie er dringend finanzielle Unterstuetzung braucht und auch erwartet. Obwohl ich fuer die Situation der Leute volles Verstaendnis habe, wird es mit der Zeit jedoch laestig, immer fuer Geld angefragt zu werden. Laestig sind auch die zahlreichen Haendler, welche Dir immer zu “cheap price” Musikinstrumente, Tigerbalsam, Gurkha-Messer, Mini-Schachspiele und vieles mehr verkaufen wollen. Du kannst kaum etwas in Ruhe anschauen, ohne staendig von diesen angesprochen zu werden. Dies führt mit der Zeit dazu, dass man sie gar nicht mehr wahrnimmt und richtiggehend ignoriert. Als ich mich diesbezueglich mit einem jungen Guide am Durbar Square unterhielt und meinem Aerger Ausdruck gab, machte er mir den Vorwurf, dass die Touristen die Haendler verstehen muessten. Es sind aber immer die Touristen, welche die anderen verstehen muessen, nie die anderen die Touristen. Der erste Eindruck von Kathmandu bei meiner Ankunft hat sich bestaetigt. Die nepalesische Metropole hat stark an Verkehr zugenommen, nicht selten kommt es zu Staus. Heilige Kuehe sind selten in den Strassen anzutreffen. Scheinbar ist sogar diesen der Laerm und Gestank verleidet. Die Abgase und der Staub sind je nach Wetterlage manchmal so stark, dass viele Leute Schutzmasken tragen. Die Behoerden sind sich dieser dramatischen Verschlechterung der Luft scheinbar bewusst geworden und setzen fuer den Personentransport vermehrt kleine Elektromobils ener Ankunft hat sich bestaetigt. Die nepalesische Metropole hat stark an Verkehr zugenommen, nicht selten kommt es zu Staus. Heilige Kuehe sind selten in den Strassen anzutreffen. Scheinbar ist sogar diesen der Laerm und Gestank verleidet. Die Abgase und der Staub sind je nach Wetterlage manchmal so stark, dass viele Leute Schutzmasken tragen. Die Behoerden sind sich dieser dramatischen Verschlechterung der Luft scheinbar bewusst geworden und setzen fuer den Personentransport vermehrt kleine Elektromobils ener Ankunft hat sich bestaetigt. Die nepalesische Metropole hat stark an Verkehr zugenommen, nicht selten kommt es zu Staus. Heilige Kuehe sind selten in den Strassen anzutreffen. Scheinbar ist sogar diesen der Laerm und Gestank verleidet. Die Abgase und der Staub sind je nach Wetterlage manchmal so stark, dass viele Leute Schutzmasken tragen. Die Behoerden sind sich dieser dramatischen Verschlechterung der Luft scheinbar bewusst geworden und setzen fuer den Personentlassenheit ohnegleichen durch die Gassen draengeln. Und die unzaehligen Traeger, was die nicht alles mit ihrem Stirnband herumschleppen! Bei meinem ersten Ausflug durch dieses Wirrwarr von Gassen Richtung General Post Office habe ich mich grausam verlaufen. In der Zwischenzeit finde ich den Weg fast mit verbundenen Augen. Eine Gefahr lauert allerdings immer auf Dich. Die Nepalesen haben naemlich die schlechte Manier, aus allen Ecken zu spucken. Ich wurde zwar noch nie getroffen, hatte aber einige Male Glueck. Das Viertel von Thamel ist nach wie vor das Paradies der Touristen. Hier findest Du alles, was Du brauchst, Trekkingausruestung, Reisebueros, Trekkingagenturen, Buch- und Kartenlaeden, Fotogeschaefte, Supermarkets, Baeckereien, Pizzerias, Steak Houses und natuerlich unzaehlige Hotels und Restaurants.


Tibeterin

Begegnungen
Wie ich in der kurzen Beschreibung Nepals bereits berichtet habe, gibt es in und um Kathmandu zahlreiche Sehenswuerdigkeiten zu besuchen. Durch meine intensive journalistische Taetigkeit bin ich bisher aber kaum dazugekommen, etwas anzuschauen. Zum Glueck kenne ich Patan, Bhaktapur, Pashupatinath, Budhanilkanta, Bodnath oder Swayambunath (von meinem Hotelfenster aus sehe ich wenigsten den bekannten Tempel) von meinen frueheren Aufenthalten. Als Autor der Schweizer 8000er-Gipfelliste lag mein Interesse eher in der Begegnung mit verschiedenen Leuten wie z.B. mit der amerikanischen Journalistin, Miss Elizabeth Hawley, welche seit bald 40 Jahren in Nepal lebt und eine lueckenlose Statistik saemtlicher Expeditionen fuehrt, oder dem bekannten Sherpa Ang Rita, der 19 Mal auf einem “Achttausender” stand, darunter zehnmal auf dem Everest. Da zur Zeit punkto Expeditionen gerade Hochsaison ist, hat sich die Moeglichkeit, Frau Hawley zu treffen, leider nicht ergeben, zumindest konnte ich mit ihr zweimal ein interessantes Gespraech fuehren. Auch Ang Rita Sherpa konnte ich nicht treffen, dieser befindet sich in seinem Heimatdorf im Khumbu. Die beiden Begegnungen sind jedoch, so hoffe ich zumindest, bis zu meinem naechsten Besuch in Kathmandu nur aufgeschoben. Zum 50. Jubilaeum der Erstbesteigung des ersten “Achttausenders”, der Annapurna am 3. Juni 1950, hatte ich im Juni 1999 der nepalesischen Postverwaltung die Herausgabe einer Jubilaeumsbriefmarke vorgeschlagen. Bei meinem Besuch im Philatelic Bureau wurde ich herzlich empfangen und zur grossen Ueberraschung stellte man mir gleich den Entwurf “meiner” vorgeschlagenen Briefmarke vor. Von meinem Vordruckalbum “Nepal durch seine Briefmarken” derart begeistert, unterbreitete mein Briefmarkenfreund und fruehere Praesident der Nepal Philatelic Association meine Arbeit dem Generaldirektor der nepalesischen Postverwaltung, Herrn Mukunda Sharma Pondyam, der mich am 20. April zu einem Empfang in sein Office einlud.


Seen

Indien oder Tibet
Da ich beabsichtigte, die Schweizer Everest Expedition bei ihrer Rueckkehr Ende Mai in Kathmandu zu treffen, musste ich mich entscheiden, in der Zwischenzeit entweder nach Indien oder nach Tibet zu reisen. Ein schwieriger Entscheid, denn beide Destinationen, die Ganges-Quelle sowie der Besuch des geheimnisvollen Tibet, waren auf meiner Wunschliste. Schlussendlich entschied ich mich fuer Tibet, vor allem um dem EBC, dem Everest Base Camp, einen Besuch abzustatten. Eine Reise nach Tibet ist aber nicht so einfach, denn als Einzelreisender kann man gar nicht einreisen. Es braucht mindestens eine Gruppe von vier Personen. Nur, woher wollte ich drei Personen hernehmen, welche ebenfalls zum EBC wollten ? Meine Trekking-Agentur war bemueht Interessenten zu finden. Und siehe da, nach einigen Tagen waren wir fuenf Personen: ein italienisches Paerchen, ein Kanadier und ein Hong-Kong-Brite. Von nun an ging es schnell, sehr schnell. Unsere Agentur, die Royal Mt. Trekking, schien gute Beziehungen zur chinesischen Botschaft zu haben. Angesichts der Tatsache, dass die Botschaft nur an drei Tagen der Woche geöffnet ist und erst nur 2 Stunden, erhielten wir unsere Einzelvisas (Kostenpunkt 76 US $) innert 24 Stunden! Mit diesem Visa alleine kommst Du aber nicht nach Tibet hinein, man braucht ein Group Permit mit der exakten Reiseroute, welches von Lhasa genehmigt werden muss. Am naechsten Tag war auch das Finanzielle geregelt: US $ 365 fuer 12 Tage, nach Lhasa hin und zurueck mit einem Land Cruiser, ohne Unterkunft und Verpflegung. Es war wie verhext, zwei Tage vor der Abreise wurde ich wiederum von heftigem Durchfall ueberrascht, der mich “lahmlegte”. Noch am Tage der Abreise sass ich um 2 Uhr morgens auf der Toilette! Die ganze Vorbereitung ging in die “Hosen”, denn ausser einigen Schokoladeriegeln, Biscuits und einigen Buechsen Schweinefleisch hatte ich nichts eingekauft. Daher haette ich als ehemaliger Chinareisender wissen muessen, dass es in China ueberall heisses Wasser gibt und daher Suppen, Nudelgerichte, Muesli, Kaffee, Kondensmilch eine ideale Komplementaerverpflegung auf einer solchen Reise sind. Zudem litt ich seit einigen Tagen an einer kleinen Erkaeltung sowie einem Reizhusten, der mich belaestigte. Ich war mir bewusst, dass eine Erkaeltung oder ein Husten in der Hoehe schlimme Folgen haben koennten. Das Einreiben von Vicks war leider nicht genuegend. Auch eine Taschenlampe, welche schon waehrend meines Trekkings so nuetzlich gewesen waere, hatte ich mir nicht besorgt. Die Reise durch Tibet nach Lhasa war eines meiner eindruecklichsten Erlebnisse. Leider fuehlte ich mich auf der Hinfahrt so schlecht, dass es fast zu einer “Hoellenfahrt” wurde. Der Reizhusten wurde von Tag zu Tag schlimmer und steigerte sich in Brechreizhustenanfaelle. Auch die Hoehe machte mir unheimlich zu schaffen. Migraeneartige Kopfschmerzen legten mich zeitweise “flach”. Der Schmerz, ausgeloest durch die Verkrampfung der Hirnblutgefaesse, ist riesig. Du meinst, dass es am anderen Tag besser wird, doch das Gegenteil ist der Fall. Die Schmerzen am naechsten Morgen sind noch staerker. Dies haengt damit zusammen, dass waehrend des Schlafes die Atmung flacher ist und somit noch weniger Sauerstoff aufgenommen wird. Kopfschmerzen und Appetitlosigkeit sind erste Anzeichen von Hoehenbeschwerden, gelten aber noch nicht als Hoehenkrankheit. Um diesen Beschwerden zuvor zu kommen, gilt es viel zu trinken, bis zu 5 Liter am Tag. Klingen die Symptome aber nach 1-2 Tagen auf gleicher Hoehe nicht ab, gilt es unverzueglich abzusteigen, mindestens 500 Hoehenmeter. Aber wo geht es auf diesem Hochplateau auf ueber 4000 Meter hinunter ? Der einzige Ausweg waere zurueck zur nepalesischen Grenze. Die Einnahme von Dafalgan hat sich positiv auf die Kopfschmerzen ausgewirkt, dennoch fuehlte ich mich zeitweise, als ob ich gerade aus einer Narkose erwachen wuerde. Ich konnte daher die Fahrt gar nicht richtig geniessen. Dabei hatten wir doch bei der Planung der Reise speziell darauf beharrt, nach Ueberquerung der Grenze eine Nacht in Nyalam auf 3700 m zu verbringen, um uns besser anklimatisieren zu koennen. Es kam alles anders… Auch meine Kamera schien die Hoehe nicht zu ertragen. Mitten auf dem Weg nach Lhasa stieg die Elektronik aus. Leider war die 830 Km lange Fahrt nach Lhasa auch mit einigen Streitigkeiten und Gehaessigkeiten mit dem Driver verbunden. Als er staendig meckerte, weil wir fuer Fotos anhalten wollten, wurde er einmal so richtig “zusammengeschissen” und ihm wurde klar gemacht, dass er als Driver zu tun haette, was wir wollten. Dies hat ihm natuerlich nicht gepasst, so herrschte auf dem restlichen Weg ein wenig Missstimmung.


Temple

Welcome to China
Eigentlich sollte der Titel “Tashi Delek” - Willkommen in Tibet - heissen. Die Fahrt zur chinesischen Grenze ueber Dhulikel durch wunderschoene Terrassenlandschaften wurde 30 Km vor der Grenze etwas muehsamer. Je naeher wir der Grenze kamen, umso schmaler wurde die Schlucht des Bhole Kosi, und die Strasse wurde immer “krimineller”. Fuer mich erstaunlich, in welch schlechtem Zustand sich die einzige Strassenverbindung nach China befand. Nach 5 Stunden waren in Kodari (1750 m), dem nepalesischen Grenzort. Die Formalitaeten waren schnell erledigt. Nun ging es einige hundert Meter mit Sack und Pack zu Fuss zum chinesischen Grenzposten, welcher sich auf der anderen Seite der “Friendship Bridge” befand. Als ich als letzter unserer Gruppe dort ankam, sah ich schon einige am Gestikulieren. Grund: Der Grenzbeamte wollte meine Reisekollegen mit den Einzelvisas nicht ueber die Grenze lassen. Zum Glueck tauchte zur gleichen Zeit unser Fuehrer und der Driver unseres Land-Cruisers auf, welche von Lhasa kamen, um uns abzuholen. Mit der Vorweisung des Group-Permits durften wir schlussendlich einreisen. Im Gerangel der Money-Changer konnten wir mit Mueh und Not unser Gepaeck ins Auto laden. Nun ging es zur Immigration nach Zhang Mu, der Grenzstadt Chinas, welche etwa 500 Hoehenmeter weiter oben an einem Berghang liegt. Erstaunlicherweise gingen auch hier die Formalitaeten rasch von sich, der jungen Beamtin im Immigration Office konnte ich sogar ein Laecheln entlocken, als ich ihr beim Betrachten meines Passfotos erklaerte, dass ich halt jeden Tag 2-3 Haare verliere. Nun waren wir also in China resp. in der Autonomen Provinz Tibet. Die Zeit gegenueber Nepal muss 2 ¼ Stunden nachgestellt werden, denn die Chinesen kennen offiziell fuer ganz China nur die zentralchinesische Zeit von Peking. Beim Grenzposten herrschte reger Betrieb, da gerade der Raid Gauloise Trans Himalaja mit 120 Journalisten und 500 Teilnehmern! aus 15 Laendern im Anzug war. Zhang Mu mit 20’000 Einwohnern fand ich eine schreckliche Stadt. Nicht aber fuer die vielen Beamten oder Handelsleute, denn wie in jeder Grenzstadt gab es hier Alkohol und Weiber. Die Money Changer mit Plastiksaecken voller Banknoten bestuermten uns auch hier von allen Seiten. Wechseln mussten wir ja schliesslich doch etwas. Fuer einen US $ gab es 8 1/2 Yuen, oder fuer 1 Yuen musste man 8 1/2 nepalesische Rupien bezahlen. Nun, gemaess unserem Reiseplan haetten wir sogleich nach Nyalam weiterfahren muessen, um dort zu uebernachten. Doch da begannen ploetzlich die Probleme. Zuerst hiess es, die Strasse oberhalb von Zhang Mu sei infolge Strassenarbeiten gesperrt. Als wir insistierten, es dennoch zu versuchen, war ploetzlich das Bureau fuer das Road Permit geschlossen! Was blieb uns anderes uebrig, als in Zang Mu zu uebernachten. Wir bekamen gleich einen ersten Eindruck von den hygienischen Verhaeltnissen in chinesischen Hotels. Einfach schrecklich. Ueberhaupt, die ganze Nacht war schrecklich. Die Diskothek ueber unserem Zimmer war so laut, dass die Baesse die Fensterscheiben zum Klirren brachten. Es ging in dieser Art bis fuenf Uhr morgens ! Wir haben kein Auge zugemacht. Unser Guide, der Fahrer und ihre Freunde sassen die ganze Nacht in der Diskothek und feierten. Als Peter, unser Englaender, gegen Mitternacht Nachschau hielt, hatten sie bereits 34 Flaschen Bier getrunken! Als sich am naechsten Morgen unser Guide gegen halb zehn Uhr nicht zeigte und niemand den Anschein machte, endlich loszufahren, kam es zum ersten handfesten Krach. Simone, unser Italiener, machte dem Guide Beine, um endlich das Road Permit zu beantragen. Als dieser und der Fahrer dann noch fruehstuecken wollten, rastete Peter, unser Englaender, aus. Er gab ihnen 15 Minuten bis zur Abfahrt. Endlich ging es los. Der Driver stank nach Alkohol. Die Strasse oberhalb von Zhang Mu war wirklich im Bau, aber ob dies wirklich der wahre Grund war, weshalb wir gestern nicht weiterfahren konnten, bezweifelten wir sehr. Vielleicht tun wir ihnen ja Unrecht, aber wir konnten uns dem Eindruck nicht erwehren, dass die beiden einfach in Zhang Mu mit ihren Freunden festen wollten. Die Frau des Fahrers wohnt zudem noch dort. Die Strasse fuehrte in spektakulaerer Art und Weise auf das tibetanische Hochplateau hinauf. Der Fahrer fuhr wie die Hoelle. Um so fahren zu koennen, muesse man ja alkoholisiert sein, scherzten die einen. Was eine solche Strasse ueberhaupt mit dem Namen “Highway” zu tun haben soll, war mir schleierhaft. Auf meinem Armbandhoehenmesser verfolgten wir die Hoehe. Bald waren wir schon ueber 3000 Meter. Die ersten Schneeberge kamen zum Vorschein. Unterwegs begegneten wir den zahlreichen Bikern des Raid Gauloise. Nach 1 1/2 Stunden waren wir in Nyalam (3750 M) angelangt. Die Luft ist hier schon merklich duenner. Wer schon auf dem Jungfraujoch (3454 m) war, kennt dies ja. Nyalam ist ein aufstrebender Ort, etliche neue Hotels werden gebaut. Das Staedtchen ist vor allem fuer die Akklimatisation ideal gelegen. Dies war ja auch der Grund, weshalb wir unbedingt hier uebernachten wollten. Bald erreichten wir die 4000 m. Und die Strasse stieg immer weiter… 4500 Meter, 5000 Meter! 5040 Meter! Wir haben den Lalung La (La = Pass) erreicht (siehe Foto Lalung La). Hoehere Paesse sind in Tibet stets mit Steinhaufen und flatternden Gebetsfahnen markiert. Die Tibeter glauben, dass der Wind die Gebete zum Himmel hinauftraegt. Sie werden aber auch angebracht als Bitte oder Dank fuer eine sichere Reise. Leider ist die Aussicht auf die Berge nicht so, wie wir es uns gewuenscht hatten, dennoch sind wir von den beiden 8000ern Shisha Panga und Cho Oyu entzueckt. Auf dem Pass trafen wir auch auf den “Besenwagen” des Raid Gauloise. Einigen Teilnehmern war der Aufstieg zum Pass zu anstrengend gewesen, und sie gaben auf.


Lalung La

Everest Base Camp
Statt in Nyalam (3750 m) uebernachteten wir in Tingri (4340 m). Ein kleiner Unterschied, nicht wahr? Nach der Einnahme eines Dafalgans endete mein Schuettelfrost, und auch die Kopfschmerzen liessen nach. So sassen wir in der warmen Tee-Stube unseres Guest Houses. Es wurde zu einem der lustigsten Abende unseres ganzen Tibet Trips, als die Tochter ploetzlich westliche Schlager auf dem Kassettenrecorder abspielte und Simone zum Tanz aufforderte (siehe Foto Tingri). Am naechsten Morgen gab es ein jaehes Erwachen. Mein Schaedel haemmerte wie verrueckt. Dafalgan hiess wiederum die Loesung. Unserem Guide war es wegen meinem Zustand auch nicht mehr so wohl. Ein Arzt aus Shigatse, der zufaelligerweise in Tingri war, nahm sich meiner schnell an und gab Entwarnung. Es war ein herrlicher Tag. Die Sicht auf den Cho Oyu war schlichtweg majestaetisch (siehe Foto Cho Oyu). Auch der Everest war klar zu sehen. In Tingri mussten wir auch die Permits fuer den Eingang in den Chomolungma-Nationalpark (Chomolungma ist der tibetische Name fuer den Mt. Everest) besorgen. Kostenpunkt: 60 Yuen = 7 US $. Nach 45 Km Richtung Lhatse bog die Strasse zum EBC (Everest Base Camp) nach rechts Richtung Sueden ab. Die Strasse, wenn man diese ueberhaupt so bezeichnen kann, schlaengelte sich durch die kahlen Berge wieder bis ueber 5000 m. Auf 5200 Meter erreichten wir den Pang La (siehe Foto Pass). Uns allen blieb fast die Spucke weg. Nicht wegen der duennen Luft. Nein, das Panorama, welches sich von hier oben bot mit von links nach rechts dem Makalu (8463 m), dem Lhotse (8516 m), dem Everest (8850 m) sowie dem Cho Oyu (8201 m), war schlichtweg atemberaubend, gigantisch, spektakulaer, grandios und fantastisch (siehe Foto Everest). Wieder im Tal unten angelangt, mussten wir an einem Schlagbaum die Permits vorweisen. Nach weiteren 2 Stunden waren wir beim bekannten Kloster Rongbuk (4950 m) angelangt. Da stand er nun, der Berg der Berge, direkt vor unseren Augen. Leider hatte das schoene Wetter des Vormittags in der Zwischenzeit umgeschlagen. Der Gipfel war in Wolken gehuellt, sodass ich Euch das Spektakel, welches wir eigentlich auch gerne selber gesehen haetten, nur von einer Postkarte zeigen kann (siehe Foto Postcard). Wir fuhren noch 8 Km weiter hinauf zum EBC auf 5200 m (siehe Foto Base Camp) in der Hoffnung, eventuell Mitglieder der Schweizer Everest Expedition anzutreffen. Das Wetter war jedoch so unfreundlich und auch kalt, dass wir es nicht lange dort oben aushielten. Aus unserem grossen Wunsch, eine Nacht im EBC verbringen zu koennen, wurde nichts. Aus Ruecksicht auf meine Gesundheit waren meine Reisekollegen der Ansicht, es waere besser und gescheiter“, unten” auf 4000 m zu uebernachten. Ueber Lhatse (4050 m) erreichten wir am 4. Reisetag Shigatse (3860 m), die zweitgroesste Stadt Tibets. Das Kloster von Tashilumpo, Sitz des Panche Lama (siehe Foto Tempel), ist die grosse Sehenswuerdigkeit der Stadt. Das Kloster wurde 1447 gegruendet. Die riesige Anlage aus roten Gebaeuden mit goldenen Daechern liegt zu Fuessen des Berges Dromari. Heute beherbergt das Kloster noch drei Schulen und 800 Moenche. Damit ist Tashilumpo eines der aktivsten Kloester von ganz Tibet (siehe Foto Tibeterin). 95 Kilometer von Shigatse entfernt liegt die Stadt Gyantse (siehe Foto Gyantse). Gyantse war einst das Zentrum des tibetischen Wollhandels und Sitz einer britischen Handelsagentur. Eine britische Expedition siegte 1904 in einer groesseren Schlacht bei Gyantse und zwang Tibet ein Handelsabkommen auf. Leider fuehlte ich mich in Gyantse wieder so hundsmiserabel, dass ich den ganzen Nachmittag im Zimmer blieb. Hatte ich doch gemeint, wie laut die Filipinos sind! In Gyantse wurde das Ganze noch uebertroffen. Eine Stunde lang hatte ich das Vergnuegen DJ Bobo! zuzuhoeren, so als ob ich in der ersten Reihe des Konzertes saesse. Zuerst habe ich gedacht, dass ich wohl hohes Fieber und schon Halluzinationen habe, das Thermometer zeigte aber nur 37,5 Grad. Es war wirklich DJ Bobo. Anschliessend toente der Sound eines Kung-Fu Filmes im Fernsehen wie aus einem Megamiserabel, dass ich den ganzen Nachmittag im Zimmer blieb. Hatte ich doch gemeint, wie laut die Filipinos sind! In Gyantse wurde das Ganze noch uebertroffen. Eine Stunde lang hatte ich das Vergnuegen DJ Bobo! zuzuhoeren, so als ob ich in der ersten Reihe des Konzertes saesse. Zuerst habe ich gedacht, dass ich wohl hohes Fieber und schon Halluzinationen habe, das Thermometer zeigte aber nur 37,5 Grad. Es war wirklich DJ Bobo. Anschliessend toente der Sound eines Kung-Fu Filmes im Fernsehen wie aus einem Megamiserabel, dass ich hoerten sie alle gespannt zu. Einige der Maedchen erzaehlten dann auch, dass sie im Gefaengnis gewesen waren, weil sie zuhause ein Bild des Dalai Lama aufbewahrten. Kurz nach Gyantse wurde unsere Aufmerksamkeit wieder durch einen Schneeberg geweckt. Wir hielten an, um zu fotografieren. Gemaess unserem Guide sollte es noch besser kommen. Wirklich, auf dem Karo-La (4960 m) praesentierte sich der Gletscher des Nojin Kangstan (7191 m) spektakulaer vor uns. Ab Nagarze folgte die Strasse dem Yamdrock-See entlang (siehe Foto Seen). Vom Khamba-La (4800 m) genossen wir die praechtige Aussicht. Von nun an ging es bergab. Das Tal wurde breiter, die Felder gruener. 60 Km vor Lhasa ploetzlich eine breite, asphaltierte Strasse. Damit war wohl der “Highway” gemeint!


Cho Oyu

Tibetan Hospital und der Potala
Da sich mein Gesundheitszustand nicht wesentlich gebessert hatte, suchte ich vorsichtshalber das Tibetan Hospital in Lhasa auf. An der Reception verstand niemand englisch, ein Husten von mir zusammen mit einem Zeichen auf die Brust genuegte, und schon zeigte man mir den Weg zum Behandlungszimmer. Die chinesische Aerztin sprach auch nur ein paar wenige Brocken englisch, gab sich aber unheimlich Muehe. Sie untersuchte mich und sprach etwas von X-Ray und Penicillin… Also ging ich zum Roentgen. Doch zuerst musste ich das Roentgen an der Kasse bezahlen: 10 Yuen (etwas mehr als 1 $). Mit der Quittung in der Hand gings ins Roentgenzimmer. Die Diagnose wurde in mein “Behandlungsheft” eingetragen. Die Begleiterin gab mir mit erhobenem Daumen zu verstehen, dass alles OK war. Zurueck bei der Aerztin, wurden mir Medikamente (Antibiotika) verschrieben. Wiederum musste ich diese zuerst an der Kasse bezahlen. Die Konsultation war gratis. Als ich mich herzlich bei der Aerztin bedankte, erklaerte sie mir, dass es sei ihre Pflicht sei, mir zu helfen. Schon am naechsten Morgen ging es mir wesentlich besser. Doch fuehlte ich mich immer noch so geschwaecht, dass ich ueberhaupt keine Unternehmungslust hatte. Ich “schleppte” mich zum Potala, um wenigstens die groesste Sehenswuerdigkeit von Lhasa gesehen zu haben siehe Foto Potala). Die Rueckfahrt von Lhasa direkt nach Lhatse und von dort zur nepalesischen Grenze dauerte ganze zwei Tage. In Tingri erlebten wir wiederum eine grandiose Sicht auf die Berge. Das Wetter an diesem 12. Mai war so schoen, dass fuer die vielen Expeditionen am Everest heute eigentlich ein Gipfeltag sein sollte (der 1. Gipfelerfolg erfolgte jedoch erst am 15. Mai durch vier Russen). Wir hofften nun ebenfalls auf eine bessere Sicht auf dem Lalung-La. Doch wiederum waren gegen Mittag Wolken aufgezogen, doch den Sisha Panga konnte man diesmal wesentlich besser sehen (siehe Foto Sisha). Nun galt es, moeglichst rasch nach Zhang Mu zu gelangen, um die Grenze noch vor 18.00 Uhr zu passieren. Nach dem Erlebnis der ersten Nacht in Zhang Mu wollte dort niemand noch einmal uebernachten. Da es in Zhang Mu kein Benzin gibt, mussten die beiden Fahrzeuge in Nyalam zuerst noch aufgetankt werden. Dann ging es von der kargen Hochebene rasant durch bewaldete, feuchtgruene Schluchten bergab. Bei 3400 m kamen wir in die Rhododendron-Buesche. Diese hatten wir auf der Hinfahrt gar nicht bemerkt. Im Gegensatz zu den Blueten auf dem Weg zum Poon Hill waren diese hier weiss und rosafarbig. Es wurde zusehends waermer und feuchter. In Zhang Mu, direkt vor der Post, war die Fahrt vorerst beendet. Ein Lastwagen blockierte die ganze Strasse. Alles Hupen und Reklamieren nuetzte nichts. Der Lastwagen fuhr erst weg, als ihn die Frauen mit Erde beladen hatten. Gegen 17.00 Uhr waren wir schlussendlich bei der Immigration angelangt. Die Beamtin erkannte mich wieder, und es kam erneut zu einem Gelaechter. Mit einem freundlichen “Auf Wiedersehen” verabschiedeten sich die uebrigen Beamten von uns. Wir hatten es geschafft! Aber nun wie weiter? Der Grenzuebertritt lag ja 500 m Hoehenmeter weiter unten! Taxi ? Gibt es nicht, einzig Lastwagen, die leer zurueckfahren. Was blieb uns anderes uebrig, als mit Sack und Pack die 7 ½ Km lange Strecke unter die Fuesse zu nehmen? Nach einem Kilometer waehltem meine italienischen Reisebegleiter eine Abkuerzung. Ich entschied mich dazu, weiter der Strasse entlang zu laufen. So marschierte ich mutterseelenallein in diesem ”Nomansland” weiter. Nach 3/4 Stunden hatte ich das Gefuehl, ueberhaupt nicht vorwaerts gekommen zu sein. Die Bruecke war noch genau gleich weit unten. Und nun fing es auch noch zu regnen an. Auch das noch. Doch ich hatte richtig spekuliert. Kurz darauf kam ein Lastwagen von Zhang Mu her, der schon alle Touristen aufgeladen hatte. Nach einem Kilometer luden wir auch die “Italiener” auf. Einzig verloren blieb unser argentinischer Freund, der ebenfalls die Abkuerzung gewaehlt hatte. Nach unzaehligen Zick-Zack Kehren kam die Bruecke endlich naeher. Endlich waren wir unten. Das Klima war unheimlich schwuel. Im Buero der nepalesischen Immigration rann mir der Schweiss nur so herunter. Durch die Zeitverschiebung war es in Nepal Mitte Nachmittag, so koennten wir mit einem Taxi Kathmandu noch am gleichen Abend erreichen. Nach unzaehligen Palavern mit den Taxidrivers koennen wir uns ueber den Preis einigen: 2000 Rupies fuer 4 Personen. Auf der Fahrt zurueck in die nepalesische Hauptstadt droehnt aus dem Radio etwa fuenfmal das Lied “Pizza auf Ibiza”. Ja, endlich wieder einmal etwas Anstaendiges essen wuerde wirklich gut tun. Mensch, war das ein Trip. Unvergesslich.


Sisha Pangma

Free Tibet - Befreit Tibet
Nach einer Reise durch Tibet wird wohl niemandem die politische Situation des Landes gleichgueltig sein. Im Gegenteil, es wird einem richtig bewusst, was hier passiert und dass sich ein Land und Volk, welches auf 3000 Jahre Existenz zurueckblicken kann, im Begriff ist, ausgeloescht zu werden. Die chinesische Invasion 1949-50 nach der Machtuebernahme der Kommunisten wurde zwar von der UNO-Generalversammlung mehrere Male zwischen 1959 und 1960 diskutiert. Drei Resolutionen verurteilten Chinas Verletzung der Menschenrechte in Tibet und riefen China auf, das Recht Tibets auf Selbstbestimmung zu respektieren. Die Vernichtung der tibetischen Kultur und die Unterdrueckung des Volkes nach dem blutigen Aufstand von 1959, als sich die Tibeter verzweifelt gegen die zunehmende Unterdrueckung zur Wehr setzten, war in den nachfolgenden 20 Jahren verheerend. 1,2 Mill. Tibeter, 1/5 der Bevoelkerung, starben. Viele landeten in Gefaengnissen und Arbeitslagern. Mehr als 6000 Kloester, Tempel oder andere kulturelle und historische Gebaeude wurden vernichtet und gepluendert. In den vergangenen Jahren hat sich die Situation in Tibet nochmals verschlechtert, was 1987 zu offenen Demonstrationen gegen die Chinesen fuehrte. Einer der Hauptgruende fuer die Verschlechterung war der zunehmende massive Einfluss der Chinesen, insbesondere in den groesseren Staedten. In Tibets Staedten und fruchtbaren Taelern, besonders in Ost-Tibet, wurden auf 1 Tibeter 3 Chinesen gezaehlt. Heute soll das Verhaeltnis in Lhasa bereits 6 zu 1 sein. Ungeachtet dieser Zahlen ist der generelle Impakt des chinesischen Einflusses so vernichtend, da die Chinesen nicht nur die politische und militaerische Macht ausueben, sondern ebenfalls das wirtschaftliche, kulturelle und religioese Leben des tibetischen Volkes unter Kontrolle haben. Gemaess Angaben von Amnesty International ist die Lage heute zunehmend gespannt. Tausende von Tibetern sitzen wegen ihren politischen und religioesen Aktivitaeten in den Gefaengnissen, und es wird regelmaessig gefoltert. Die Chinesen mit Waffengewalt aus dem Lande zu vertreiben, waere ein schwieriges und auch aussichtsloses Unternehmen. Es wuerde auch dem tibetanischen Buddhismus-Glauben fuer Gewaltlosigkeit widersprechen. Der Dalai Lama setzt auf Diplomatie und gewaltlose Aktivitaeten in der Hoffnung, dass die Voelkergemeinschaft China verurteilt und zum Rueckzug seiner Besatzungstruppen aus Tibet zwingen kann. Dies ist jedoch Wunschdenken. Mit der Rueckgabe von Hong-Kong und Macau an China werden sich diese sicher nicht von selbst zurueckziehen. Doch die Zeit draengt. Wenn die Grossmaechte weiterhin schweigen, wird das Volk der Tibeter in 1-2 Generationen ausgeloescht sein. Aber hoffen kann und muss man immer. Die Geschichte nimmt manchmal einen unverhofften Gang. Wer haette gedacht, dass Russland so schnell zusammenbrechen wuerde? Wer sich naeher ueber die Situation in Tibet informieren moechte, kann unter - www.tibet.org - noch viel Interessantes erfahren. Sehr empfehlenswert ist ebenfalls die Lektuere des Bastei-Luebbe-Taschenbuches “Ich bin eine Tochter Tibets” von Rintschen Doelma Taring (Verlag Scherz).


Base Camp

Ferien
Kathmandu hat sich fuer mich als idealer Arbeitsort erwiesen. Fuer meine Expeditionsberichte war ich natuerlich hier an der Quelle. Auch die Bedingungen in den zahlreichen Internet-Cafes waren derart guenstig (1 Std = Fr. 1.50), dass ich meine Berichte und Artikel moeglichst vorantrieb. Mit solchen Preisen laesst sich auch ein wenig surfen und regelmaessig der "Blick" lesen. Auch das Leben war guenstig. Mit Tageskosten von rund Fr. 25.- fuer Hotel und Essen kam ich leicht durch. Wenn aber die Lust auf eine Schachtel Tigerkaese oder ein Steak Chateaubriand oder eine Pizza-Salami zu gross wurde, musste man schon noch einige Rupien dazulegen. Gerade in diesen letzten Mai-Tagen standen die Baeume in der ganzen Stadt in violetter Pracht. Ein wunderschoener Anblick. Ueberhaupt ueberraschte es mich, dass es in Kathmandu so viele Araukarien und Bougainvilleen, die aus Chile und Brasilien stammen, wachsen. Der Grund dafuer ist, dass es unter den Ranas Liebhaber fremdlaendischen Pflanzen gab, die dauernd subtropische Spezien aus der ganzen Welt nach Nepal brachten. Auch der Monsun hielt Einzug, und es regnete nun praktisch jeden Tag. Mehr als 2 Monate war ich in Nepal. Eine schoene, erlebnisvolle Zeit. Das einzige, was darunter litt, war meine Libido. Ich habe es deshalb nun reichlich verdient, in Thailand etwas Ferien zu machen...


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Fortsetzung folgt
28.5.2000/wb