In viele, besonders asiatische Sprachen überstetzter Erzähler und Lyriker, Kriegskritiker und Mann des Friedens; nebenbei auch Maler. Nobelpreisträger.
Biographie:
1877 geboren am 2.7. in Calw/D als Sohn baltischen Missionars J.Hesse(Buchhändler) und dessen Frau Marie Gundert, Tochter eines namhaften Indologen
1890 Lateinschule Göppingen, dort Landesexamen
1891-1892 ev. Klosterseminar, Flucht nach 7 Monaten
1893 Examen im Gymnasium Cannstadt
1894-1895 Praktikant in Calwer Turmuhrenfabrik Perrot
1895-1898 Buchhändlerlehre, erste Gedicht- und Buchpublikation
ab 1899 zieht in die Schweiz, schreibt für "Allgemeine Schweizer Zeitung"
1904 1. Heirat, schreibt für "Münchner Zeitung" und "Simplicissimus"
1905-1910 Geburten zweier Söhne, gründet liberale Zeitschrift "März"(1906)
1911 3. Sohn, Indienreise, sucht Erleuchtung, entäuscht, aber doch inspiriert
1914 Kriegsvolontär, untauglich, schreibt politische Aufsätze, Mahnrufe, Briefe, etc. in Zeitungen, Helfer des Roten Kreuz, Leiter einer Gefangenenbücherei und eines Gefangenensonntagsblatts
1916 Vater stirbt, Frau+Sohn krank, Nervenzusammenbruch Hesses => Psychotheraphie
1917 man rät ihm zeitkritische Publizistik zu unterlassen, darum Pseudonym "Emil Sinclair"
1921 Krise, Scheidung, halbes Jahr Unproduktivität, weitere Psychoanalyse
1926 2. Heirat, Mitglied in "Preußischer Akademie der Künste", baldiger Austritt
1934 Scheidung, 3. Heirat, wird Mitglied des Schweizer Schriftstellervereins
1935 Zwangsteilung des Suhrkamp-Verlags in NS-Teil und Emigrationsteil
1936 Hesse lässt trotzt Verbot Buch verlegen, Freundschaft mit Suhrkamp
1939-1945 Hesses Werke werden in Deutschland verboten, Verlagswechsel
1944 Peter Suhrkamp wird von Gestapo verhaftet
1946 Bücher dürfen wieder gedruckt werden, erhält Goethe-Preis der Stadt Frankfurt und Nobelpreis
1950 ermöglicht Suhrkamp eigenen Verlag zu gründen
1955 Friedenspreis des deutschen Buchhandels
1956 Stiftung des Hermann-Hesse-Preises durch Fördergemeinschaft für deutsche Kunst in Baden-Württemberg
1962 am 9.8 Tod Hesses in selbsterwählter Abgeschlossenheit in Montagnola/CH
Die wichtigsten Werke:
1899 Schweinigel
1903-1904 Peter Camenzind
1903-1906 Unterm Rad
1915 Schön ist die Jugend
1917-1919 Demian
1920 Klingsors letzter Sommer
1921-1922 Siddhartha
1925 Kurgast
1927 Nürnberger Reise und Der Steppenwolf
1930 Narziß und Goldmund
1932-1942 Das Glasperlenspiel
Stil:
Er beschreibt oft Menschen, die auf der Suche nach der Selbstfindung und der Erlösung aus der Bindung des Menschen mit Geist und Natur sind. Anfangs Landstreicher- und Vagabundenromane. Hesse erkennt, dass übertriebene und einseitige Hingabe an den Intelekt und die Ablehnung natürlicher Triebe zu einer gefühlskalten und fremden Naturferne führen. Dabei höre der Mensch auf Mensch zu sein. Er findet aber auch keine konkreten Lösungen der Probleme und bietet keine fertigen Weltanschaungen. Er versucht Jugenderinnerungen, innere Stimmungen und Erlebnisse dichterisch zu verarbeiten(stark autobiographisch). So spricht er zum Beispiel oft Probleme und Krisen aus den Reifejahren und den Zwiespalt Geist und Sinnlichkeit an. Durch den National- sozialismus in Deutschland ändert sich seine Haltung gegenüber Autorität und Staatswesen. Auch seine Thematik bekommt einen anderen Schwerpunkt. Geistige Hilfe sucht Hesse in den indischen und chinesischen Weltvereinigungslehren, in der Psychoanalyse Freuds und der Humanitätslehre Goethes. Hermann Hesse ist neben dem Erzähler auch Lyriker. Als solcher wird er stark von der Romantik und von den Klassikern beeinflusst.
STEFAN ZWEIG
Die merkwürdige Reinheit der Prosa, die Meisterschaft des Aussagens gerade der unsagbarsten Zustände gibt Hermann Hesse... einen ganz besonderen Rang in der deutschen Dichtung... Seine Sphäre ist heute noch nicht ganz zu umgrenzen und ebenso wenig seine letzten Möglichkeiten. Aber dies ist gewiß, daß alles dichterische Werk, das heute nach solcher innerer, gleichzeitig entsagender und beharrender Verwandlung von Hermann Hesse ausgeht, Anspruch auf äußerste moralische Geltung und unsere Liebe hat, daß man ihm, bei aller Bewunderung für das meisterlich Getane, noch die gleiche Erwartung wie einem Beginnenden entgegenbringen darf und soll.
THOMAS MANN
Für mich gehört dies im Heimatlich-Deutsch-Romantischen wurzelnde Lebenswerk bei all seiner manchmal kauzigen Einzelgängerei, seiner bald humoristisch-verdrießlichen, bald mystisch-sehnsüchtigen Abgewandtheit von Zeit und Welt zu den höchsten und reinsten geistigen Versuchen und Bemühungen unserer Epoche. Unter der literarischen Generation, die mit mir angetreten, habe ich ihn, der nun das biblische Alter erreicht, früh als den mir Nächsten und Liebsten erwählt und sein Wachstum mit einer Sympathie begleitet, die aus Verschiedenheiten so gut ihre Nahrung zog wie aus Ähnlichkeiten.
PETER HÄRTLING
Ich war vierzehn oder fünfzehn, als ich «Unterm Rad» las. Hier sprach einer das aus, was mich schier erstickte. Er tat es nicht in der distanzierten Sprache der besserwisserischen Erwachsenen, er schien mir vielmehr noch im nachhinein verstrickt, und seine Phantasien glichen den meinen. So habe ich auch andere Bücher Hesses gelesen. Er war mir vertrauter als die meisten Schriftsteller, denn ihm habe ich mich wenigstens einmal, ohne daß ich ihn kannte, anvertrauen können.
Dankesbrief für den Nobelpreis
Ich fühle mich mit Ihnen allen vor allem durch den Gedanken verbunden, welcher der Stiftung Nobels zugrunde liegt, den Gedanken von der Über-Nationalität und Internationalität des Geistes und seiner Verpflichtung, nicht dem Kriege und der Zerstörung, sondern dem Frieden und der Versöhnung zu dienen. Darin, daß der mir verliehene Preis zugleich eine Anerkennung der deutschen Sprache und des deutschen Beitrags an die Kultur bedeutet, sehe ich eine Gebärde der Versöhnlichkeit und des guten Willens, die geistige Zusammenarbeit aller Völker wieder anzubahnen.