«Die Durststrecke»

Ein Film von Eduard Winiger

Dode Kunz erfährt den Konkurs ihres US-Lizenznehmers

ZITATE AUS DEM FILM

Dodé Kunz, Gründerin der Firma «The outdoor women» in Wald ZH mit dem Kleiderlabel «Wild Roses»:

Ich bin politisch aktiv gewesen, ich habe mich sehr engagiert damals in der Ofra, bin Gründungsmitglied gewesen der Ofra, der Organisation für die Sache der Frau, und bin dann später auch in der POCH sehr aktiv gewesen, habe mich sozialpolitisch sehr engagiert damals, ich bin auf der Strasse gewesen, sei es Demonstrationen oder Unterschriftensammeln. Ich glaube, ich habe das Werkzeug, das Rüstzeug bekommen durch meine politische Aktivität, um überhaupt das Selbstbewusstein zu entwickeln, um eine solche Firma auf die Beine stellen zu können.

Hap Klopp, Dodé Kunz‘ Lizenznehmer in den USA:

Ein Vorteil kleiner Firmen liegt in der Wachstumsrate: Wer bei Null anfängt wie «The Outdoor Women» hat unendliches Wachstum. Es ist schwierig, das im zweiten Jahr wieder zu erreichen.

Der Revisor von Dodé Kunz Firma «The Outdoor Women AG»:

Von den Zahlen her müsste man den Bericht zurückweisen: Bei einem Eigenkapital von Fr. 100’000.-- mit einem Verlustvortrag von Fr. 88’000.-- im 1994 und einem neuerlichen Verlust von 129’000.-- im 1995, d.h. also dass das Eigenkapital aufgebraucht ist, und eine Unterdeckung besteht von Fr. 118’000.-- Wenn das besteht, dann kann man eigentlich nur noch zum Richter gehen und die Bilanz deponieren, und sagen, er solle bitte den Konkurs einleiten.

Claude Cellier bei der Präsentation seines Produkts an der ersten Fachmesse in Paris:

Eine Ausstellung wie diese hier macht immer wieder klar: Es ist ein Krieg! Es ist ein Rennen! Wir sind alles Pferde auf der Galloppstrecke! Im allgemeinen ist es nur das erste oder noch das zweite Pferd, das die Ziellinie durchläuft, das profitabel bleiben wird, und dessen Unternehmen Erfolg haben wird! Wer mit 6 Monaten Verspätung kommt, ist von vorneherein verloren. Hier kann man sehen, mit welcher Geschwindigkeit man Fortschritte macht, im Vergleich zu den andern.

Dode Kunz beim Errechnen des Finanzbedarfs zur Abwendung des Konkurses:

Um durchs Jahr zu kommen brauche ich alles zusammen Fr. 300’000.-- Ich brauche eine Bilanz, die mich nicht bankrott gehen lässt! Wenn ich wüsste, dass die Situation gerettet werden kann, macht es mir nichts aus zu arbeiten. Ich kann mit dem Druck nicht fertig werden, mir jeden Tag überlegen zu müssen, ob ich überleben kann oder nicht. Damit werde ich nicht länger fertig.

  Dode Kunz verlagert die Produktion vom Tessin nach Rumänien  

Claude Cellier vor der Bank:

Wir haben bis zum heutigen Tag keinen Rappen Kredit für Merging von irgendeiner Schweizer Bank! Wie ist das gekommen? Ganz einfach: Wir haben unsere Bilanz der letzten drei Jahre gezeigt, und da wir eine start-up Firma sind, ist die natürlich katastrophal! Wir investieren viel Geld in ein Produkt, das erst x-Jahre später Gewinne bringt. Auf eher amüsante Art hat mir mein Banquier beim Abschied gesagt: Herr Cellier, wenn Sie eine einzige Schweizer Bank finden, die Ihnen Risikokapital zur Verfügung stellt, dann offeriere ich Ihnen den Champagner! Das scheint mir ein klarer Hinweis auf die aktuelle Haltung, als Folge der 80er Jahre, als zuviele Kredite gesprochen wurden.

Ernst Thomke bei der Jungunternehmerpreisverleihung der W.A. de Vigier Stiftung 1996:

In allen von uns steckt ein unermessliches Potential an kreativen Ressourcen, und sie als Jungunternehmer, sie haben die Aufgabe, diese kreativen Ressourcen bei Ihnen selbst, aber auch bei all ihren Mitarbeitern zu mobilisieren, und dann glaube ich, wird die Schweiz wieder eine erfolgreiche wirtschaftliche Zukunft haben. Die Schweiz hängt von Ihnen, von Ihnen Jungunternehmern ab, wir brauchen sie, wir sind stolz auf sie, und hoffentlich können wir sie weiterhin unterstützen. Ich danke Ihnen.

Claude Celliers Ehefrau Teresa:

Eines Tages hat er mir gesagt: Die Arbeit hat jetzt oberste Priorität, dann kommt die Familie, und nachher du. Seine ganze Zeit steckt er in seine Arbeit. Denn in unserer Zeit gibt es keine Wunder, wenn er Erfolg haben will, muss er der erste sein auf dem Markt.

Der Revisor von Claude Celliers Firma bei der Aktionärsversammlung:

Das Geschäftsjahr 1995 schliesst ab mit einem bedeutenden Verlust von Fr. 425’622.-- Wir haben es mit einer Überschuldung zu tun, wenn die Verluste die Hälfte des Aktienkapitals übersteigen. In unserem Fall müsste man also von Überschuldung sprechen. Aber wir haben die nötigen Massnahmen getroffen, um das Deponieren der Bilanz zu vermeiden. Sonst müssten wir schlicht und einfach den Konkurs einleiten.

  Gabriel Strebel mit dem Stiftungsgründer W.A. de Vigier  

Gabriel Strebel, Gründer der Firma «Strebel Vision AG» in Döttingen AG, im Auto durch Deutschland:

Wenn ich jetzt sämtliche Gelder, die ich bekommen habe von meinen Geldgebern, wieder zurückzahlen will, da muss ich eigentlich schon in den nächsten zwei Jahren X-Maschinen verkaufen, um das Geld verdienen zu können, welches ich investiert habe in meine Idee.

Claude Cellier auf der Fahrt durch das nächtliche Las Vegas:

Man muss Fonds finden, und zur Zeit findet man sie hier in diesem Land. Man findet sie nicht in der Schweiz. Wir haben unsere Financiers in den USA gefunden. Zum Glück! Denn sonst würden wir gar nichts machen! Doch jetzt müssen wir zeigen, dass sie ihr Geld nicht falsch plaziert haben. Sie erwarten von uns schnelle Ergebnisse. Zuerst erwarten Sie von uns - das ist etwas störend - dass wir amerikanisch werden! Dass wir unseren Firmensitz von Puidoux, Kanton Waadt, nach Chicago verlegen, oder nach San Diego, gleich wo in Amerika, denn sonst haben wir keinen Zugang zu privaten oder öffentlichen Investitionsfonds.

Dodé Kunz zieht Zwischenbilanz, ein Zwischenhoch vor erneutem Absturz:

Und das zeigt einfach gesamthaft einmal den Umsatz in Schweizerfranken... Europa hat jetzt Vororder fürs 1997 von 785’000.--, das gibt uns ein Wachstum von über hundertvierzig Prozent! Es sieht einfach so aus, als hätten mal einen ersten Schritt geschafft, wo wir wirklich sagen können, ja wir haben Zukunftsaussichten, es ist nicht mehr einfach eine Eintagesfliege.

  Dode Kunz  

Dodé Kunz nach dem Konkurs des US-Lizenznehmers zum drohenden eigenen Konkurs, in der Verwaltungsratssitzung:

...und das fünfte wäre eine Liquidation! Sagen, das ist es gewesen! Dann kann man sagen, abhaken, es ist das Risiko gewesen, versuchen, zu liquidieren. Das ist die Nulllösung, wenn man sagt, es fliesst kein Geld mehr. Also ich habe im Moment wie eine Art die Bereitschaft zu sagen: Gut! alles was da drin ist kann ich im schlimmsten Fall... lassen, als das was es ist... es ist gestorben. Was ich aber nicht bereit bin, das ist, mich selber zu riskieren! Also meine Gesundheit! Oder irgendwie sowas, das riskiere ich nicht! Und wir kommen da schon an einen Punkt, wo ich schauen muss, wo stehe ich da im ganzen, also wo sind meine Kräfte!

Strebel auf Kundenfahrt in Deutschland:

Der Wunsch fürs 1997 wäre, dass ich mit der neuen Generation Maschine, die ich jetzt baue, endlich einen Marktdurchbruch erreichen könnte, und das x-mal multiplizieren könnte, damit die Startschwierigkeiten endlich der Vergangenheit angehören würden. Weil, wenn man immer so um die Nullgrenze herum schwanken muss, dann ist es immer noch ein bisschen ein Kämpfen mit dem Geld, ein Kämpfen ums Überleben. Denn wenn das im Markt nicht gekauft wird, was man entwickelt hat, dann hat man als Unternehmer keine Chance oder keine Berechtigung, auf dem Markt zu sein.

Claude Cellier bei der Aktionärsversammlung 1997:

Das letzte Trimester 1997 ist seit 18 Monaten unser schlechtestes gewesen! Wenn wir diesen Trend nicht bald umkehren, dann sind das schlimme Aussichten! Das ist klar!

Gabriel Strebel über der Stadt Zürich:

Nach einer Durststrecke von acht Jahren haben wir Ende 1997 dank sehr guten Verkäufen das erste Mal schwarze Zahlen geschrieben. Auf das hin hat mein Investor die beiden Firmen ins Bernbiet verkauft und mir ein Angebot gemacht als einfacher Angestellter. Das befriedigt mich nicht ganz, und jetzt stehe ich vor einer komplett neuen Situation. Ich muss einen neuen Weg suchen, wie ich da weitermachen kann, oder wie ich da rauskomme.

Die Vertreterin der Hauptinvestorengruppe bei Dodé Kunz Firma in der Verwaltungsratssitzung, nach einem Telefongespräch mit ihren Leuten:

Das Geld... also die Zusagen sind da, von unserer Seite ist eine Bereitschaft da, nochmals bis eineinhalb Millionen Franken zu gehen. Wenn wir weniger brauchen, dann ist es auch okay!

  Dode Kunz, ausgestattet mit neuen Finanzmitteln  

Claude Cellier beim Essen mit Mitarbeitern:

Und jetzt zu den guten Nachrichten! Das ist etwas, das ich heute bekommen habe von unserem Büro in Kanada! Die letzte Bestellung! Es handelt sich um 300 «Keops»! [digitales Tonstudio]. Der Betrag dieser beiden Blätter da beläuft sich auf 1,2 Millionen Franken! In der Geschichte von «Merging» ist das etwas Neues! Wir hatten selten ein solches Sicherheitspolster. Auf Ende Jahr erwarten wir einen Umsatz von weit über zwei Millionen Dollar! Im Verhältnis zum letzten Jahr ist es mehr als das doppelte des Umsatzes, und im Vergleich zum vorletzten Jahr mehr als das vierfache! Die Löhne, die letzten Monat noch mit Verspätung ausbezahlt wurden, das gehört nun der Vergangheit an in der nächsten Zukunft!

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