nichts was nicht

einsteigen abfahren

ver zeihung geht schon vorbei

taglöhner

verdenken

meinem körper

geständnisse

hab meine erlogenen wunden

dem besten gedicht

bestürzt in den wäldern

gedanken los

salzwasserballade

out of focus

akrobat

am pier

wechselwort

unverdient

 


 

nichts was nicht


nichts
was nicht schon wer
nichts aber gar nichts
dieb stahl ist eigen
je mals wie ver steigen
ver stiegen gerichtet
je mals wie ver nichtet
wenn doch irgend dochwer
von irgend wo dochher
ohne brücke
den neuklang
krücken los in den sehgang
zieh leine nicht meine
doch nichts was nicht sohn wär
wo von oder tochter
so von oder schonwie
nichts nichts was nicht schonwer
so sehr als ob keine
un ver hofften gesichter
hoffnungs los nur der dichter


 



einsteigen abfahren
steig rein in die worte
fahr schlitten mit ihnen
brich sie, verdreh sie
du darfst
bist ochse und jupiter
bist jupiters ochse
steig rein in die worte
steig ein da ist keiner
der schreit: fahrscheinkontrolle
oder doch?
egal du fährst schwarz
schwarz und weiss und und und
unhaltbar wie ein elfer
bunt wie boulevard
unverschämt und achtarmig
hier bitte mein fahrschwein
zack
steig rein in die worte
unfassbar wie kaspar
du bist jupiters ochse
steigst hart ein und gut aus
auf schwarz weissen auen


 



die hände greifen mir vor
handeln sich sprosse für sprosse entlang
vornüberkopf kein mein kein gedanke später ist auch noch
ja später ist auch noch dann später die hände die augen noch immer
hand über hand über aug über auge
ab haken auf atmen durch starten nach ziehn
ver greifen
be stehen
und schon wieder nicht
zu spät
morgen ist auch noch ein
ein was denn bitte
ich dachte
ver zeihung geht schon vorbei und später ist auch noch
kopfübervornaufwärts
vorüberhandaugherz
später ist
morgen ist auch noch ein
später war gestern
(geduld ist verrat)


 



da
war ein sonntag
montag eigentlich dienstlich genauer
gleichviel
wir tagten am hungerbuch
befreiten uns stündlich
ließen nichts im gewissen
mittschiffs mitgerissen
ja da war doch da wird noch
ein freierwerk
tagspiel
wir versuchten uns mündlich
vollmohn bis saisontag
siebentägige stunden
wir verzögerten
erschöpften das aus tauschkontingent
nach spiel zeit
doch
keiner pfiff ab
lohn tag war schon tag
stirb langsam noch langsamer noch


 



ich denke, jetzt ist aber wirklich feuer am dach
ganz zu schweigen vom keller
ich denk, jetzt ist ende mit denken
denn heller denk ich, wenn nicht
dieses licht hat mir kein säulenbruder gereicht
kein heiliger aus der drüsenanstalt
ich denke, jetzt kränk ich nur tote
eingeklemmt zwischen deckelbetrug
gehemmte abrichtehilfen
das brandstiften hat mich keiner gelehrt


 



dieses unvollkommene und unvollständige lied
singe ich meinem körper
dieser kleinen unvollkommenen fabrik
die ohne weiteres
schwarzbrot und rohen fisch in scheisse verwandelt
und rioja egal welchen jahrgangs
in pisse
und den sauerstoff in stickstoff oder so ähnlich
und für diesen erhabenen zweck
pumpt uns das herz die seele aus dem leib
und treibens die neuronen wie die karnickel
wonach man schon so lange gesucht
die sinnlose maschine
hier steht sie vor euch
undurchschaubar bewundernswert
und
unvollkommen und unvollständig ist dieser körper
was er verbraucht
verbraucht auch ihn
das ende des brotes
blüht ihm ebenfalls (etwas nobler und ferner)
die zeit ist von anbeginn in ihn gepflanzt
und bricht mir aus allen poren
wie bitterer schweiss
irgendwann


 



niemand zu vertreten
keine jungfrau zum beten
mein glaube ist direkt

wir sind glatt wie gehäutet
so sturm wie geläutet
ineinander versteckt

und wenn sonst nichts bliebe
wir warn die zärtlichsten diebe


 



hab meine erlogenen wunden
verlockend verwegen
gegen die schamlose unversehrtheit gestellt
führ dich durch meinen narbengarten
kundigen schrittes
und trauerfahnen ins feld


 



dem besten gedicht meines lebens
blieb die niederschrift erspart
es zog vom aschenbecher zur decke
verzweigte sich brennend im system
und lag dem betrunkenen auf der zunge
der neben mir den zitternden schnauzbart eintunkte
war ein bierdeckel unterm tischbein
verschnittenes neon
ein lachen im hof
verirrte sich in den wachtraum des rausschmeissers
den atem des aufreissers
verklapperte sich abgestöckelt
es las sich aus dem schrittmuster der tauben
tanzte die oberleitung entlang
sang und klang
bin noch unterwegs bin ich noch


 



bestürzt in den wäldern
den finger an schneckenspuren
die zunge im ohr
verletzt zugenäht
da hol ich was raus da kommt nichts zurück
in jedem fall ungehörig
hab ich mich aufgeteilt
eingesammelt
allemal ein stück überzählig gefunden


 



sandgrün schälst du dich aus meinen höhlen
verblätterst dich doppelseidig
schicht für schicht
dein augenstaub teegelb im schattenlicht

wir verzehren den schlaf
ertrinken im nachmittag
lassen die wochen sandgrün sinken
gedanken los


 



verweigerte sehfahrt
gedärme sprachen dagegen
zuviel wahr zuwenig gesagt
verlang ich doch nach geborgten ländern
unter dem schwindelwind
leuchtendes treibholz steuerbord
heuerwort
ein glücksrabe auf dem besan
herrgottnochmal wie gescheit
wie gescheitert noch vor dem abschied?

mein irrtum gegen eure versicherung
mein irres gelächter
meine kindische sturheit
mein schiffbruch im voraus genossen?

verweigerte sehfahrt verwegen
gedärme sprachen dagegen
und irgendeiner, ich sag nicht wer
strich die segel und wollte nicht meer


 



schielende schattenpiratin
hohe herrin des drauf und dran
nicht wann und dann
wieviel setzt du und welche segeln
was liest du aus dem geschlitzten fischbauch
hält dich das glas im gleichgewicht
das wie und was
wie weit spuckst du heute gegen nordnordost
zahlst du meine heuer
bind ich mich ans steuer
oder läuft dein schiff ohne satzung aus
das rad verzurrt
anhand brand gelegt
finale in technicolor
ablang beiklang entzweisang


 



den dreifachen Lippensprung
den Zungenschlag bücklings
die aufgesetzte Speichelwelle
die doppelte Dröhnung
den Kehlstand auswärts
den Stimmknoten einwärts
all dies beherrscht er und vieles mehr

nur das Wort gelingt nicht


 

 

am Pier


leckte dich weckte mich, gestern am Pier
der ölige Spiegel war blind
trommelte meine Bedenken im Wind
und ich fand keinen Fehler an dir

Barock lockte hin und wieder mein Auge
das gern eine Fülle riskiert
dann sah ich dich gut gelaunt und verschmiert
und warf meinen Tschick in die Lauge

Möwen streikten, Studenten flogen
der Backstein verblühte am Kai
wir mischten uns heftig wie Milch und Kaffee
und hatten uns kaum belogen

leckte dich weckte mich, gestern um vier
die Flut war ein Kahn aus dem Osten
wir ließen uns Zeit, alle Wunden zu kosten
und liebten uns leise am Pier


 

wechselwort

träumt mir heut vom sandeltiger
der die klinken täglich putzt
kläglich bäumt der tandelsieger
seine zinken ungenutzt

was und wie und wen wiesehrdoch
heute er und mehr verlor
schreit er ungefähr wiewernoch
beuteworte nur im ohr

mitleid war nicht leicht zu meiden
letzte fährte ungewiss
riß ein zeichen in den seiden-
weichen traum sein sandelbiss


 



diese geschenkten zeilen
worte die ohne vorspiel kommen
aufbrechen wie eine unbewusste wunde
aus fleisch und gedächtnis die schwankenden triebe
unverdient und verzehrend
und ich
wühl mich durch meine ausgebeutete sprache
mit schweiss und mit schwindel
noch ein paar worte zu fördern
zu stützen
diese geschenkten schwankenden zeilen