I/
Einführung
Der
Name "Agadir" kommt aus der berberischen Sprache und bedeutet soviel wie
"Speicherburg". Bis heute überragen Agadirs zahlreiche Dörfer des Süden
und im Atlasgebirge. Wenn man in dieser Stadt zum ersten Mal ankommt,
ist man angenehm überrascht von der Ruhe und Gelassenheit der Stadt, die sich
wohltuend von anderen Urlaubszentren Südeuropas unterscheidet. Der
schönste, beliebteste und gastfreundlichste Badeort Marokkos liegt am Fuss des
Hohen Atlas am Atlantik. Seine wunderbare, feine und über 10 Kilometer langen
Sandstrand erstreckt sich zwischen dem duftenden Grün des Eukalyptus, der Pinien,
der Tamarisken und dem klaren Blau des ruhigen, belebenden und wohltuenden Meeres.
Durch
den vorbeifliessenden Kanarenstrom verfügt Agadir über gleichmässiges Klima sowohl
im Sommer als auch im Winter. Die mittleren durchnittlichen Temperturen liegen
nicht unter 16° C und nicht über 30° C, die Wassertemperaturen fallen nicht unter
16° C. Aktuelles
Wetter in Agadir
Die
Stadt zählt ca. 400 000 Einwohner und ist Provinzhaupstadt, Agrarmarkt im reichen
Souss-Tal und Industriestandort, wo die Produkte aus der Fischerei und
der Landwirtschaft verarbeitet werden. Es ist aber vor allem ein Touristenzentrum,
über dessen Strand 300 Tage im Jahr die Sonne scheint.
Die Stadt fehlt
in keinem der deutschen Reiseprospekte. sie wird sogar zum beliebsten Trainingsort
für Tennisurlauber und bietet zahlreiche andere Sportmöglichkeiten wie Golf, Wandern,
Segeln, Wasserski, Tauchen und Hochseeangeln… Für die Kulturliebhaber,
die eher interessiert sind abseits vom Massentourismus etwas vom Land und Leute
zu erfahren, eignet sich Agadir aber auch als Ausgangsort für ein- oder mehrtägige
Touren im Hinterland, einer Welt, die ihren traditionellen und ursprünglichen
Charakter bewahrt hat, wo man die Natur mit einzigartigen Landschaften geniessen
und die Kultur erleben kann.
| II/
Geschichte
Die Ursprünge der Stadt liegen im Dunkeln, einige Chronisten verbinden sie mit
dem antiken Hafen Rusadir, an dem auch Hanno, der bekannte phönizische
Seefahrer, gelandet sein soll. Die eingentliche Stadtgründung geht auf das Jahr
1505 zurück, als der portugiesische Edelmann Joao Lopes de Sequeira um
eine Quelle am Fuss des Hügels, der sich über die Bucht erhebt die Festung
Santa Cruz de Cap de Gue gründtete. Später wurden daraus die Namen Santa
Cruz De Gue und Santa Cruz de Aguer.
 1-Ein
wichtiger Handelshafen
Der Saadier-Sultan Mohamed Ech Cheikh zwang 1541 nach sechsmonatiger Belagerung
den Gouverneur von Agadir zur Kapitulation. Die wirtschaftliche Blüte der Stadtsollte
sich verstärkt fortsetzen unter der Herrschaft der jungen Saadier-Dynastie. Der
Hafen wurde nun ein beudeutender Handelplatz. Ausgeführt wurden, Datteln, Wachs,
Häute, Honig aber vor allem Zuckerrohr und Gold; Stoffe wurden importiert. Infolge
der verstärkten Rohrzuckereinführen aus Südamerika nach Europa verlor der Hafen
an Bedeutung. Der Sultan Sidi Mohammed Ben Abdallah wegen Unabhänigkeitbestrebungen
der Bevölkerung verhinderte 1756 eine weitere Entwicklung der Stadt indem er ihren
Hafen schliess und die nahe Stadt Mogador ( heutige Essaouira ) förderte.
Agadir versank in Bedeutungslosigkeit und zählte zu Beginn des 19. Jh. Nur noch
ein Dutzend Häuser, in denen Fischer lebten.  Der
Hafen vor dem Erdbeben
| 2-
Die deutsche-französische Rivalität
Anfang
des 20. Jahrhunderts gründeten einige deutsche Firmen Niederlassungen in Agadir
(Mannesmann, Marx u. Co, Atlasgesellschaft, Gondafi-Gesellschaft). Dadurch
kam es schon 1911 beinahe zum Ersten Weltkrieg, als das deutsche Kanonenboot Panther
vor der Küste aufkreuzte, um den deutschen Bewohnern ( fünf an der Zahl !)
und Firmen " schütz zu gewähren" (vor den Franzosen). Diese Episode ging als "panthersprung
von agadir" in die Geschichte ein.
Exkurs
: Der "Panthersprung von Agadir" (1911)

Am
1. Juli 1911 lief das deutsche Kriegsschiff Panther vor Agadir in Position und
richtete seine Kanonenrohre drohend in Richtung Hafen. Das Kaiserreich wollte
demonstrieren : Der Anspruch auf Schnürfrechte in Südmarokko wird notfalls mit
Gewalt durchgesetzt. Empfänger der Drohgeste war Frankreich, das Sultan Moulay
Hafid auf seine Seite ziehen wollte. Der hatte gerade einer Delegation des deutschen
Mannesmannes-Konzern die Erlaubnis erteilt, nach Bodenschätzen zu suchen.
Der
so genannte Pathersprung hätte bereits den Ersten Weltkrieg auslösen können. Aber
diesmal einigten sich die Feinde noch: Frankreich trat am 4. November 1911 einen
Teil seines Kongogebiets an die deutche Kolonie Kamerun ab., das Deutsche Reich
verzichtete auf seine Ansprüche in Nordafrika. marokko wurde französische Protektorat.
( Aus ADAC Reisemagazin Nr.60 Jan./Febr. 2001) | 3-
Die Katastrophe von 1960
Am 29. Februar 1960 kurz vor Mitternacht, knapp vier Jahren nach der Unabhägigkeit
Marokkos, zerstörte ein verheerendes Erdbeben innerhalb von 15 Sekunden, die Stadt
fast vollständig. Ein Drittel der 50 000 Einwohner fanden den Tod. "Wenn das Schicksal
die Zerstörung Agadirs beschlossen hat, so hängt sein Wiederaufbau von unserem
Glauben und unserem Willen ab", erklärte König Mohammed V., der ein Jahr
später verstorben ist. 1962 liess sein Sohn, der junge König Hassan II.
mit Hilfe von Spenden drei Kilometer von ihrer alten Lage die Stadt neuerrichten.
Die Häuser wurden in erdbebensicherer Ganzbetonbauweise errichtet. Keineswegs
aber entstanden gesichtlose Einheitsbaracken, wie man es nach so einem Schicksalsschlag
vermuten möchte, sondern ein Musterbeispiel architektonischer Stadtplanung der
60er Jahre. Im Norden entstanden das Hafen und Industrieviertel und an dem 10
km langen Strand Wohngebiete und Hotels, die 20 000 Betten bieten. 
 Gebäude
an der Avenue Lucien Saint vor und nach dem Erdbeben...
4-
Der Neuanfang
Der Wiederaufbau nach dem Erdbeben war also gleichzeitig Startschuss für die Entwicklung
Agadirs zur wichtigen Hafenstadt und zur Tourismusmetropole; 1996 reisten über
den Flughafen Agadirs 284 000 Touristen ein, wovon die Grossteil Deutsche waren
und erst an zweiter Stelle die Franzosen folgten. 
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