Trotz der vielen Ergebnisse durch die erdgebundene Beobachtung, den Messungen von sowjetischen und amerikanischen Raumsonden, die unser Wissen über den Planeten Venus insgesamt erheblich erweitert haben, wissen wir jedoch über das "aschgraue" Licht der Venus relativ sehr wenig.
Daher wurde in 1987 ein weltweites Programm gestartes, bei dem Amateur - und Fachastronomen der University of California, Los Angeles (UCLA), des National Laboratory Los Alamos und der ueberregionalen amateurastronomischen Vereinigungen zusammengearbeitet haben, um die Ursache des Phaenomens des "aschgrauen" Lichtes des Planeten Venus auf den Grund zu kommen. Den Amateurastronomen oblag es, den Planeten Venus von der Erde aus zu beobachten und zwar moeglichst lueckenlos und die Fachastronomen nutzten die noch funktionsfaehigen Geraete des Pioneer-Venus-Orbiters. Der noch bis 1992 betrieben werden konnte, bevor er in der Atmosphaere des Planeten Venus vergluehte.
Bis 1990 | Seit 1990 | ||
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Jahr | Beobachter | Jahr | Beobachter |
1643 | Riccioli | 1948 | Pocher, Pflug, Schirdewahn |
1714 | Derham | 1949 | Pocher, Pflug, Schirdewahn |
1715 | Derham | 1956 | Observers of the BAA |
1721 | Christfried Kirch | 1957 | Observers of the BAA |
1725 | Christfried Kirch | 1958 | Observers of the BAA |
1759 | A.Mayer | 1968 | Observers of the BAA |
1796 | von Hahn, William Herschel | 1969 | Observers of the BAA |
1806 | Harding, Schröter | 1977 | Klaus-Dieter Kalauch |
1825 | Franz von Paula Gruithausien | 1983 | Heinz Freydank |
1865 | Engelmann | 1985 | D.Niechoy, C.Lüter |
1871 | Winnecke, Vogel, Lohse | 1986 | H.Freydank, D.H.Lorenzen, observers of the BAA |
1883 | Zenger | 1988 | Observers of the BAA and the Vereinigung der Sternfreunde e.V. |
Aehnliche Beobachtungen findet man in neueren Beobachtungen. Die Amateurastronomen Schirdewahn, K.Pflung und H.Freydank haben das "aschgraue" Licht des Planeten Venus ebenfalls nur teilweise auf der Nachtseite des Planeten wahrgenommen. Eine Ausmessung der vorliegenden Skizzen ergab bei K.Pflug eine Ausdehnung des "aschgrauen" Lichtes vn 50° und bei H.Freydank von 55° - 65°, wobei Schirdewahn das "aschgraue" Licht als eine gesprenkelte Erscheinung beschrieb. Vergleiche Abbildung 1a - 1d.
Daten der Abbildung:
1a = 27.07.1948, 01.50 UT, K.Pflug, AL teilweise und schwach wahrzunehmen.
1b = 25.09.1983, 03.00 UT, H.Freydank, Blaufilter, AL teilweise.
1c = 11.08.1986, 18.15 UT, H.Freydank, AL teilweise, Farbe dunkelviolett.
1d = 11.09.1986, 17.40 UT, H.Freydank, AL kreisfoermig, Farbe purpurgrau.
In den Jahren 1983 und 1986 berichtete H.Freydank von einer farblichen Wahrnehmung des "aschgrauen" Lichts beim Planeten Venus. Das "aschgraue" Licht erschien in den Farben braunrot, purpurrot und violett. Bei Beobachtungen von D.Niechoy, erschien das "aschgraue" Licht in den Farben roetlich-braun (ohne Filter, mit rot- u. gelb Filter), dunkelgrau bis graublau (im Blau- u. Gruenfilter) und im Violettfilter schlicht blaülich, wobei festzustellen ist, daß eine Beeinflussung durch den gerade benutzten Farbfilter nicht immer auszuschliessen ist.
Seit 1959 wurde das "aschgraue" Licht des Planeten Venus nur noch gelegentlich beobachtet. Was zum einen daran gelegen hat, daß das Interesse an erdgebundenen Beobachtungen vom Planeten Venus durch die neuen Moeglichkeiten der wissenschaftlichen Forschung nachgelassen hat, so daß auf dem Gebiet nur noch wenige Amateurastronomen aktiv taetig sind.
Auf Grund von Beobachtungen in der Zeit von 1963 - 1965 vermutete W.W.Spangenberg, daß die Erscheinung des "aschgrauen" Lichtes der Venus mit 2-zoellingen Teleskopen deutlicher zu sehen sei als mit einem 5-zoeller. Nach Auffassung der Venus-Section der Association of Lunar and Planetary Observers(A.L.P.O.) tritt bei Beobachtungen mit kleinen Teleskopen oder bei der Verwendung kleiner Vergrößerungen häufiger der Eindruck des "aschgrauen" Lichts auf, was oft auf eine optische Taeuschung zurueückzuführen ist. Da sowohl bei kleinen Teleskopen wie auch bei kleinen Vergroesserungen der Kontrast zwischen dem Himmelshintergrund und dem sichtbaren Planetenscheibchen ueberdeutlich ist, was daß menschliche Auge dazu verführt ganze und klare geometrische Formen zu erkennen. Eigentlich ist es kein erkennen im Sinne von Sehen, sondern der Folgeprozess im menschlichen Gehirn, daß z.B. fehlende Muster oder Formen ergaenzt, auch wenn sie nicht wirklich vorhanden sind.
Aus diesem Grunde wird empfohlen bei der Beobachtung des Planeten Venus mit unterschiedlichen Vergroesserungen zu arbeiten, um den Eindruck der Aufhellung der unbeleuchteten Seite bestaetigen zu lassen. Den Beobachtungen die an unterschiedlichen Teleskopen mit unterschiedlichen Vergroesserungen durchgefuehrt wurden haben gezeigt, daß die Erscheinung der "aschgrauen" Lichts sich auch bei den hoeheren Vergroesserungen zeigt, wenn auch nicht so extem Ueberdeutlich wie bei kleinen Vergroesserungen.
Bei Beobachtungen in neuerer Zeit, einschliesslich der erdgebundenen Spektroskopie von Newkirk 1959 oder Levine 1962, stellte sich eine bestehenden Wechselwirkung zwischen dem Auftreten des "aschgrauen" Lichts und der geomagnetischen Aktivitaet der Erde heraus.
Levine's Vorschlag für die Entstehung der Erscheinung des "aschgrauen" Lichts war die der angeregten Sonnenteilchen.
In den letzten Jahren, als der Vulkanismus auf der Venusoberflaeche und die elektrischen Entladungen (Blitze) in den unteren Atmosphaerenschichten des Planeten Venus erkannt wurden, glaubte man die Urschae gefunden zu haben.
Der sowjetischen Astronom N.Kosyrew sah die Ursache für die Entstehung des "aschgrauen" Lichts des Planeten Venus in solchen starken Gewittertätigkeiten, so daß eine Art von Dauerbeleuchtung entsteht.
Im Verlauf der Jahre, als die sowjetischen und amerikanischen Raumsonden die Venus umkreisten und auf der Oberflaeche landeten, wurden taetsaechlich elektromagnetische Impulse empfangen, die allerdings nur auf der Nachtseite auftraten.
So wurde die Vermutung, daß der Vulkanismus die Ursache fuer das "aschgraue" Licht ist , auch von anderen sowjetischen Wissenschaftlern vertreten, da es als wissenschaftlich erwiesen ist, daß Blitze bei Vulkanausbrüchen zu beobachten waren, wie es z.B. beim Ausbruch des Mount St.Helens der Fall war.
Weitere Beachtung findet die letzte Vermutung auch darin, daß weitere wichtige Eigenschaften zusammentreffen. Einmal weil die Venus während ihrer unteren Konjunktion der Erde immer dieselben Oberflächenformationen zuwendet, wie es von erdgebundnen Radarbeobachtungen bekannt ist und die duch die Raumsonden bestaetigt wurden.
Anderseits durch die elektrischen Entladungen die ueberwiegend auf der Nachtseite auftreten und im weiteren die Vulkanverdaechtigen Gebiete auf der Venus-Oberfläche, wie die Beta- und Phoebe-Region oder dem Kontinent Aphrodite Terra. In allen Gebieten vermutet man noch aktive Vulkane, die leider von der Erde aus nicht zu sehen sind.
Von E.Maedlow wird auch die Moeglichkeit von Rekombinations-Leuchtens des molekularen Sauerstoffs, der auf der Tagseite durch die Sonnenbestrahlung ionisiert wurde und im Rahmen der 4-taegigen Rotation der oberen Atmosphaerenschichten auf die Nachtseite geraet als eine durchaus plausible Erklaerung vorgeschlagen. Zumal auch der erforderliche Sauerstoff durch Photodissoziation des Kohlendioxids zur Verfuegung steht.
So gibt es gegenwaertig vier Theorien für die Erklaerung des "aschgrauen" Lichts auf der Venus, die man mit Hilfe der internationalen Zusammenarbeit verschiedenster Beobachtergruppen zu loesen versucht:
1. Es ist eine phantasievolle Vorstellung der Beobachter.
2. Es ist ein dem Nordlicht aehnlicher Effekt, desen Ursache im Bombardement von geladenen. Teilchen auf die Venus-Atmosphaere zu suchen ist.
3. Es sind Blitze in der Venus-Atmosphaere, die auf Gewittertaetigkeit oder Vulkanismus schliessen lassen.
4. Es handelt sich um eine Art von Rekombinationleuchten.
Weitere Phaenomene, die manchmal beobachtet werden und von Bedeutung sein koennten, sind, daß die Nachtseie des Planeten manchmal dunkler als der Himmelshintergund erschient oder daß bei einem kleinen Phasenwinkel die Hoernespitzen oft ausgedehnt erscheinen, so dass sie die gesamte Nachtseite umfassen.
Haeufig wird das "aschgraue" Licht auf der dunklen Seite des Planeten gesehen, wenn gleichzeitig die sonnenbeschienene Sichel betrachtet wird. Offenbar handelt es sich dabei um eine optische Taeuschung, daher sollte man bei der weiteren Beobachtung ein "occulting bar" oder einen Filter und verschiedene Vergroesserungen benutzen, damit die Helligkeit der hellen Sichel und der starke Kontrast zwischen beleuchteten und unbeleuchteten Teil vermindert wird.
Bei der Beobachtung mit Filtern ist der Gebrauch von Filtergläsern oder -folien zu empfehlen, die blaues oder purpurrotes Licht durchlassen, aber gruenes unbedingt unterdruecken.