Zur Geschichte der Haßberge
Wie wurde der Haßgau fränkisch?
Von August Mayer() - Peter Krahmer
Zur Orientierung - die Lage der Haßberge in Europa und Deutschland.
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![]() Franken Im Herzen Europas |
Die ältesten bekannten Einwohner des Hassgaus waren die
Kelten, deren Siedlungsraum mehr und mehr von feindlichen
Nachbarstämmen bedroht wurde. Den ganzen Norden bis zum
Thüringer Wald hatten germanische Volksstämme erobert, im
Süden drangen die Römer vor, die ihre Grenze, den Limes
besonders am Untermain weit nördlich vorgeschoben hatten und
etwas später schoben sich von Westen her auch die Franken in den
Raum der Hassberge vor. Mit gewaltigen Schutzburgen meist auf
Berghöhen und Bergkämmen in Form von Ringwallanlagen, den
keltischen Oppida, wollten die Kelten wohl ihren Raum schützen.
Die offene Ost- West- Achse, die der Römer Sentus Saturninus 6
n. Chr. auf seinem Vormarsch von Mainz nach Böhmen benutzte
wurde im Raum der Hassberge durch einen Sperre von Oppides
unterbrochen: Im Norden auf dem kleinen Gleichberg nahe bei
Römhild war eine der größten keltischen Burgen, heute im
Volksmund die Steinsburg genannt (Sehenswertes Museum :
Steinsburg bei Römhild). Im Westen des Hassgaus legte sie auf
dem "Judenhügel" bei Kleinbardorf (nahe bei Bad
Königshofen) eine weitere Ringwallanlage an während die Mitte
bei Hafenpreppach bei der "Alten Bürg" und der
"Schwedenschanze" auf dem hohen Hassberg nahe bei
Hofheim befestigt wurden. Im Süden schloß sich dieser
Befestigungsgürtel mit der wuchtigen Befestigungsanlage auf dem
Staffelberg bei Staffelstein. Diese keltischen Schutzanlagen
hatten wohl einigen Bestand gegenüber dem germanischen Ansturm
von Norden her, doch ist die Besiedlung des Haßgaus mit diversen
germanischen Volksstämmen im geschichtlichen Dunkel geblieben.
Vorübergehend waren die Markomannen im Hassgau angesiedelt, die
von den Chatten, den damaligen Hessen, im Westen und von den
Hermunduren, der Vorfahren der Thüringer, im Osten abgelöst
wurden. Nach den Chatten (Hessen, Hassen) sollen der Hassgau,
Hassfurt und die Hassberge ihren Namen haben (historisch nicht
abgesichert).
Die Völkerwanderung mit einem Zug der germanischen Völker von
Norden und Osten gegen Süden brachte auch dem Hassgau mehrere
Besiedlungswellen. Das Reich der Thüringer scheint nach das
stabilste Gebiet in dieser Zeit und diesem Raum gewesen zu sein.
Chlodwig ein Sohn Theoderichs besiegte 531 die Thüringer und von
da an begann die "Verfrankung" des mittleren und oberen
Maingebietes. Wie ein Keil schoben sich die Franken in den Raum
längs des Mains und damit auch in den Hassgau und gaben dem Land
den heutigen Namen "Franken".
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![]() Links Der heutige Landkreis Haßberge, der das Kernland der Haßberge beinhaltet. |
Der Große
Haßberg mit dem Unterland um Hofheim. Hinter dem Höhenzug liegt das 100m höhere Oberland des Haßgaus. Die Haßberge gehören wie der Steigerwald zum fränkischen Stufenland. Keuper- Stufe |
In der Merowingerzeit (7.tes Jahrhundert) verlief die
Hauptrichtung der fränkischen Landnahme vom Neckartal aus über
Tauber und Maindreieck hinweg und kam eben im Hassgau am
dichtbewaldeten Ring der Hassberge zunächst zum Stehen. So waren
die Hassberge damals eine Art "Ostmark" von der anderen
Seite aus vielleicht eine "(u)-Kraine".
Für diese erste fränkische Siedlungswelle sind die Ortschaften
mit den Namen "-heim" kennzeichnend.
In der Karolingerzeit (8./9.-tes Jahrhundert) wurden bei der
zweiten Besiedlungswelle auch die Hassberge selbst überwunden
und die Ortschaftsnamen mit den Endungen "dorf",
"bach", "hausen" und "hofen" wurden
häufiger. Die letzte und dritte Welle zielte weiter über
Bamberg hinaus in die Ostmark (heutige Oberpfalz) vom
Fichtelgebirge bis nach Regensburg.
Von 624 bis 639 bekämpfte sich König Dagobert und der
böhmische König Samo. Diese Grenzlandkämpfe gingen ein gutes
Jahrhundert weiter, dehnten sich aus und bluteten das Neue Land
der Franken langsam aus. Karl der Große füllte diese Lücken
durch Ansiedlung von Kriegsgefangenen meist aus den bekanntlich
sehr blutigen Sachsenkriegen auf. Diese waren nun einerseits
Sachsen zum anderen aber weit mehr slawischen Wenden vom Stamme
der Sorben, die auf Seiten der Sachsen kämpften. Nicht die
böhmischen Slawen sondern umgesiedelte sorbische Slawen gaben
daher vielen Ortschaften hauptsächlich im Oberland des Hassgaus
(östlich des Hassbergkamms rund 100m höher gelegenes Gebiet
zwischen Coburg und Bamberg) ihre Namen gaben: Dörfer mit den
Namen "-wind".
So sind folgende Orte siedlungsfränkisch- wendischen Ursprungs
mit dem Namen des fränkischen Lehnsherrn und der Bezeichnung der
umgesiedelten Bevölkerung der Wenden: Ditterswind
(Dietrichswinden), Voccawind (Voigtewind), Geroldswind, Bischwind
(Bischofswinden), Kurzewind, Ibind (Immenwinden), Windberg,
Winhausen, usw. Damit der hohe "Ausländeranteil"
dieser Zeit geregelt und gesteuert werden konnte, gleichzeitig
aber auch ein Nachrücken von böhmischen Slawen verhindert
werden konnte, entstanden vor den Hassbergen Militär- und
Verwaltungsstationen in Königshofen, Hofheim, Hassfurt und im
Grossen Regensburg, Bamberg, Coburg und Würzburg. Nur so konnte
die fränkische Landnahme letztlich abgesichert werden. Und im
Gegensatz zu manch modernen Umsiedlungsaktionen hatte Karl der
Grosse Erfolg. Der Puffer aus einer Mischbevölkerung hielt Stand
und letztlich wurden alle Mainfranken, die den fränkischen Namen
bis heute tragen, lange Zeit nach dem Zerfall des fränkischen
Reiches mitsamt dem Mutterland im rheinischen Tiefland um Aachen.
Nach einem Manuskript von August Mayer
(Ditterswind, im Advent 1963),
das Herr A. Mayer Landrat Dr. Krahmer und dem Heimatpfleger und
Schulleiter StD Barthel privat überreichte und das an die
Junglehrerschaft des damaligen Landkreises Hofheim gerichtet war.
Modifiziert und geringfügig ergänzt durch P. Krahmer,
Würzburg 1998, MM-Physik-Frankenteil.
An dieser Stelle sei dem verstorbenen Kollegen August Mayer gedankt. Viele seiner Schriften wurden anderweitig nicht dokumentiert. Besonders schön ist seine Sammlung an mündlich überlieferten Sagen und Märchen des Hassbergraums, die auch an dieser Stelle integriert werden sollen.
In seinem Buch, "Der Königsberg im Hassgau",
1980, Verlag J. Holl, Hofheim, Ufr., schreibt auch R. Mett
zur Namensgebung Frankens
"...Allmählich bildeten sich feste Gebietsbenennungen
heraus. Noch zu Anfang des 8. Jahrhunderts wurde der Raum um
Würzburg immer noch als Thuringia bezeichnet. Erst zum
Ende dieses Jahrhunderts erschien die Bezeichnung pars
australium Francorum. 830/835 nannte man die Bewohner Franci
occidentalis et Australes. Ludwig der Deutsche führte 833
den Titel eines rex in orientale Francia. Ab 843
verstand man unter Francia alles Land nördlich und
südlich des Mains zwischen Sachsen, Bayern und Alamannen. Franconia
bürgerte sich ab 1053 ein. Das ,,Ostfranken" am
Obermain dagegen war zur Zeit Pippins erst im Werden."
Zum Haßgau meint er unter Anderem:
"Häufiger wird die Ansicht vertreten, daß die Bezeichnung Haßgau,
Haßberge von den Hessen, dem vormaligen germanischen
Volksstamm der Chatten, herrühren müsse, die an der Besiedlung
dieses Raumes beteiligt waren."
Er führt u.a. E. Solger an:
"Ursprünglich zum Bundesgebiet der
Chatten (Hassi) gehörig, wurde das Land, als diese im Jahre 58
n. Chr. wegen Salzquellen mit dem Bunde der Hermunduren (die
ärmen Thuren = die starken Thorsleute) in Streit kamen und
besiegt wurden, an die letzteren abgetreten, die ihm den Namen
Haßgau (Anm.: das ehemalige Land der Hassi)
beilegten."
Dann zitiert er den Königsberger Chronist J. W. Krauß
:
"Woher er (der Haßgau) den Nahmen
bekommen habe, ist schwer zu sagen, muthmaßlich aber rühret er
von dem Haßberg her, welches ein Wald ist . . . auf einen hohen
Berg, aus welchen gegen Morgen bey Bundorff die Baunach, und
gegen Abend bey dem Dorff Naßach, die Naßach entspringt. . . .
Vielleicht hat der Haßberg, folglich auch Haßgau von dem
berühmten Comite Hessio, Hassio oder Esico, welchen Carolus M.
aus Sachsen heraus in Francken nebst anderen gesetzet, seine
Benennung erhalten, welcher diese Gegend nach seinen Nahmen
genennet, gleich-wie in Nieder-Sachsen der Pagus Hessigau,
Hassigave oder Hossgau . . . etwa auch von einem gleichen Nahmens
also ist genennet worden. Haßfurth mag etwa so viel heissen als
eine Furth über dem Mayn in dem Haßgau."
Weitere geschichtliche Links unter Franken-Regional oder
direkt bei:
Landesbibliothek - Landkreis Hofheim Geschichte
Karl der Grosse eine Top Site zur
Geschichte des Frankenreichs unter Karl dem Grossen
mehrere Seiten von Christian Ilaender, Uni Paderborn
Die Hunnen - Der Hunnensturm, 374 - 454 von Christian
Ilaender
Geschichte: Weltreiche, Kriege und "die
Grossen" - homepage von Christian Ilaender
Geologie
Unterfrankens von Scheinpflug
Geologische Karte von Unterfranken suchen Sie die Bleiglanzstufe am
Rand der Haßberge oder des Steigerwaldes
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Bettenburg das
Wahrzeichen des Haßgaus Schwedenschanze - Auf dem Großen Haßberg Frühlingsausflug zum Westrand der Hassberge Unterhohenrieder Altar - siehe Bild links Zur Geschichte. Wie wurde der Haßgau fränkisch? Haßgaulied "Die Berge vom Haßgau sind herrlich und tiefblau..." Frankenlied "Wohl auf die Luft geht frisch und rein" Mai Lieder mit Bildern, Ton und Text" Herbst im Haßgau (1024er Bildschirm) ![]() Franken mit Schwerpunkt auf Unterfranken |