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Arbeitstitel: ENGELSZUNGEN. Ein erotischer
Ufokrimi
Die Öffnung, die Grenzüberschreitung, die Bewußtseinserweiterung ist bei Lov Folge eines Schocks; der Physiker und Psychonaut, der sich noch während des Zweiten Weltkrieges unter dem Pseudonym "Lovering" nach Lareggstone, einer walisischen Stadt, geflüchtet hat, ist seelisch belastet und traumatisiert durch ein Schockerlebnis aus dem Jahre 1945, als er wegen Befehlsverweigerung und Desertion zum Tode verurteilt, in letzter Minute (schon vor dem Erschießungskommando), während eines Luftangriffes doch noch entkommen konnte.
Die brisanten Entdeckungen Lovs und seiner Gruppe, zu denen Morris, ein junger Quantenphysiker und der medial begabte Transsylvanier Terplan gehören, drohen, das amerikanische System und seinen way of live in Frage zu stellen. Am Schluß müssen alle aus dem Kreis dran glauben, sie kommen durch "Unfälle", "Krankheiten" um, oder sie verschwinden spurlos auf Nimmerwiedersehen.
Im Zentrum der Handlung steht neben Lov, eine schöne, raffinierte und intelligente Agentin und Edelhure, die über Bettgeschichten ihre brisanten Informationen aus der Gruppe erhält; meist wachsen sich diese Affären zu heißen und tragischen Liebesgeschichten aus.
Die zweite Hauptfigur auf der Agentenseite ist Joyce, ein dichtender CIA-Oberst; beide, die schöne Agentin und der Oberst (sie, natürlich auch seine Geliebte), erfahren schließlich selbst die Wahrheit, und werden so zu Doppelagenten. Deshalb müssen auch sie am Schluß verschwinden!
"Engelszungen" ist kein Heftchenroman,
sondern literarische Science-fiction: Grenzgang des Bewußtseins,
wie in alten Häresien zwischen Zweifel und Gewißheit bei einer
neu zu erarbeitenden Weltsicht, wo die alte Sicht das Phänomen falsch
anpackt und falsch, nämlich zu "empirisch", deutet, und ihre falschen
Überzeugungen, wie seinerzeit die Inquisition mit perfiden und gängigen
Öffentlichkeits- und Medienmitteln: Gegeninformation, Falschmeldungen,
Manipulation, dann mit der Seelenpolizei Psychiatrie, bis zu mörderischen
Techniken und Mord verteidigt. Im Zentrum steht eine neue Sprache und Hermeneutik,
oder auch neue Grundmuster der Deutung jener Nachrichten über und
von "Aliens", den "Fremden", "Toten" und ermordeten "Opfern" der abendländischen
Geschichte; es sind neue psychotechnische Möglichkeiten der Sprache,
des induzierten Schweigens, der Medialität und des Traumes, der Phantasie,
der Traditionserforschung und Deutung, und schließlich aller Formen
der Bewußtseinserweiterung vom Liebesfieber, der Meditation, Rückführungstechniken
bis zur Hypnose, um überhaupt mit den sich jedem bisherigen Wirklichkeitsbegriff
entziehenden Parallelwelten, die es immer neben unserer gegeben hat, kommunizieren
zu können.
AUS dem Roman ENGELSZUNGEN
FRAGMENTE
Lyss, Geheimdiensthure und Akademikerin
1
Der Abend hatte begonnen, fern, weit im Westen, ging die Sonne unter, dies stimmte Joyce poetisch. Licht auf See und Strand, Sand am Meer, mehr Stein und Fels, stolzes Vorgebirge des guten alten Howth wacht über den Wassern der Bucht. Joyce, der eigentlich längst tot sein müßte, freute sich täglich (wieder) auf dieser schönen Erde sein zu dürfen, wenn auch mit gestundeter Zeit.
Ein Mutter-Schiff, wie denn sonst, hatte ihn auf den blauen Planeten gebracht; und auch diesmal mußte er alles vergessen, um hier leben zu können. Ein schwarzer haariger Kanal war es jedoch diesmal nicht gewesen; sie hatten ihn hierher verbracht, weil er sich besser als jeder andere hier auskannte, bis ins letzte Detail kannte er die Gegend.
Freilich, solch ein Terrabegeisterter steht allein; zum Vergnügen fuhr kein Mensch hierher nach Doddlestone/Thorness. Vielleicht noch zu den Partys von Howth, im geheimnisvollen Castell. Ob es wirklich existiert, weiß niemand, denn sogar die Beschreibung, der Name der "Zentrale", die Joyce leitete, waren verschlüsselt; ( flußauf, vorbei an Ev´und Adams, vom küstenknick zum bug der bucht, bringt uns auf kommodem vicus zirkel wieder zurück zu Howth Castels Engrer umgebung... enggeführt Herr Tristram ... usw.).
Doch der eigentliche geheime ORT zur Erforschung jener Dinge, die die Welt, wie sie uns allen erscheint, in Frage stellen, war kein altes Buch mehr: sondern vielmehr ein kontaktfreudiger und mit dem ganzen Kosmos vernetzter Bild Schirm. Die unendlichen Summen an möglichen Nachrichten kamen schneller an als jeder Gedanke.
Dagegen erschien das normale Reisen vorsintflutlich: Der schnellste Straßen- oder Bahn-Weg erforderte von London aus etwa zwölf Stunden. Joyce beschrieb sogar seinen neuen Mitarbeitern, die hier anreiste, die Reiseroute in jenem knappen Kommandoton, der keinen Zweifel daran ließ, daß es sich um die höchste Geheimhaltungsstufe handelte (auf diese saite des klüftigen isthmus von Klein-Europa, um seinen penisolaren krieg ganz neu auszufechten). Oberst Joyce war für die Sicherheit zuständig und hatte zugleich alle Forschungsprojekte unter sich. Sowie ein großes Geheimarchiv über die Extraterrestrier und ihre "Raumschiffe."
Doddlestone schien von außen nichts weiter als ein kleines,
verfallenes Dorf zu sein, sonst gab es nur die schroffe Felsenküste
und die Heide. Das Versuchsgelände war auf einer Landzunge verstreckt,
die in die weite Meeresfläche zwischen der Isle of Skye und der Isle
of Lewis hinausragte. Zur Landseite hin war das Gelände durch einen
hohen, mit Stacheldraht gesicherten Drahtzaun abgesperrt, der Zugang von
Schilderhäuschen und Wachen flankiert, und die Küste wurden von
Soldatenpatrouillen mit Hunden bewacht. Seewärts gab es nur das graue
Wasser.
Im Amtszimmer der "Zentrale" saß Oberst Joyce. Dieser Oberst Joyce sah gelangweilt durch die großen Fenster hinaus auf die Bucht. "Aufgefrischte Plagiate" nannte er, was er aus den Archiven auf- und abschrieb, was sich täglich vor seinen Augen wiederholte, manchmal aber waren es auch erlösende Durchbrüche, "Erscheinungen", die von den Aufklärungsflugzeugen der Basis mit Radaraugen gesichtet wurden.
Draußen goß es noch immer. Joyce sah hinaus auf den Atlantik, der Blick fiel auf eine Vogelinsel. Gelegentlich ging er, um ungestört sprechen zu können, mit seinen Assistenten oder lieber noch mit der schönen Agentin Lyssowa auf dem Gelände durch nasses Gras spazieren, ein Patrouillenboot der Royal Navy war jetzt auf dem Meer zu sehen. Alles war grün, Betonwege, zwischen Reihen niedriger bunkerartiger Gebäude, grau und braun; die Wolken hingen tief über den Gebäuden, die halb im Boden versenkt waren, und über den Abschußrampen an der Spitze der Halbinsel, die waren in Nylonhüllen verpackt und aufs Meer hinaus gerichtet war; abgesehen von regelmäßigen Geräuschen aus dem Versuchsgelände war es sehr still. Mehrere kleine Raketen ruhten auf schrägen Rampen. Es regnete, als Joyce und Farmer ankamen. Direktor war der Professor Reinhard im Generalsrang ... Joyce hatte die neue Agentin Lyssowa vom Bahnhof abholen lassen. Er begrüßte sie. Der große Computer, der den Raum beherrschte, beeindruckte sie ( und er versuchte sie einzuweihen, zeigte ihr gleich eine verschlüsselte Botschaft. Sie murmelte: "Unsinn". Er: "Nana, sie werden sehen!" "Ich heiße von Haus aus Jinny". "Sie heißen hier Anna Lyssowa und sind Russin!" "Zu Befehl, vielleicht die Niemandin in der Höhle, Ulyssin oder Fickmadame im Untergrund?")
»Weiß irgend jemand sonst warum ich hier bin?« fragte sie später, als ihr Unverständnis wuchs: im Tonfall von frechen Gören. Joyce antwortete nicht; wechselte das Thema und führte sie in den anderen Raum, wo er ihr ausführlich die Empfangsapparatur und die Übertragungseinheiten erklärte: »Wir sind einfach ein Glied in einer Kette von Observatorien rund um die Erde, und bestimmt nicht das schwächste.«
Anna Lyssowa sah aus dem Fenster
auf die gewaltige Konstruktion draußen, auf die kahle Heidefläche
und den jetzt purpurfarbenen Himmel.
Sie hüten sich wirklich zu
werden, das wäre nämlich die eigentlich Revolution hier. Aber
der Zeitsprung ist kaum möglich... so sind sie für uns unwirklich
wie Erscheinungen aus der Zukunft, die noch nicht "fest" werden können.
(...)
IV
Analyss wahrer Name war, wie wir wissen, freilich nicht Anna Lyssowa, sondern Jinny Black: Anna Lyssowa war wie in diesem Job üblich nur der Deckname. Sie hatte nun auch den Auftrag, sich vor allem um Terplan, der eine wichtig Rolle im privaten Kreis des rätselhaften Gelehrten Lovering (Lov) spielte, zu kümmern. Daß Jinny, bis zu ihrem Namen, alles so gut verbergen konnte, war erstaunlich. Sie arbeitete angeblich "irgendwo" in Chester als Sekretärin. Und Lov kontrollierte sie so wenig, wie Joyce oder Terplan. Erstaunlich fanden sie nur, daß sie eigentlich wie zwei Personen agierte, mal sanft und angelisch, mal heftig und zynisch. Sie konnte das, war ja auch einmal Schauspielerin gewesen! Beide mochten die Sanfte sehr, nannten sie dann nur Anna, und mochten sie, anders freilich als die Sexbombe Lyss. Die Behörde hatte diese Madonna-Hure-Konzeption genial den Männerphantasien angepaßt. Wenn Sex blind macht, macht Liebe auf Dauer blinder. Und damit hatten die "Stellen" gerechnet. Nur einmal kam es AnnaLyss komisch vor, und sie vermutete, daß man ihr auf einem Segelboot folgte.
Sie war nach Dienstschluß gegangen. Sie wies ihre Sekretärinnen an, das Datum ihres nächsten Besuches in ihren Terminkalendern zu notieren.
Wenn sie ihre Arbeit beendet hatte, machte sie bei stürmischem Frühherbstwetter lange, einsame Spaziergänge über die Heide. Da sah sie eine weiße Jacht draußen auf dem Meer vor Anker liegen. Es war eine große, hochseetüchtige Jacht. Vom Versuchsgelände aus war sie hinter der Insel Thornholm verborgen. Nur wenn man weiter die Küste hinunterging, konnte man die Jacht erkennen. Jinny entdeckte sie, als sie eines Nachmittags auf dem Klippenweg spazieren ging.
Am folgenden Nachmittag war die Jacht noch immer da. Als Jinny den Weg zwischen dem Rand der Klippen und der Heide entlang ging, glaubte sie, das Blinken einer Signallampe auf der Jacht zu erkennen. Das allein hätte ihre Neugier noch nicht geweckt, doch plötzlich hörte sie das Motorgeräusch eines Autos in der Heide. Instinktiv duckte sie sich hinter einen Ginsterbusch und wartete. Es war ein starker Motor, der im Leerlauf leise brummte.
Wenige Augenblicke später setzte das Signalzeichen aus. Und kurz darauf fuhr das Auto an. Sie konnte sehen, wie es schwankend davonfuhr. Als es weit genug entfernt war, richtete sie sich auf und ging zum höchsten Punkt des Weges hinauf. An der Spitze der Klippe traf er mit einem Feldweg zusammen, der sich landeinwärts wand und in einem Tal zwischen den Hügeln die Hauptstraße erreichte. Ein großes, auffallendes Auto verschwand um die erste Kurve hinter einem Kieferndickicht. Jinny blickte ihm nachdenklich nach: irgend etwas kam ihr bekannt vor. Es war wohl Lovs Auto gewesen. Aber was trieben die Männer hier?
Lyss sagte ihrem Sicherheitsoffizier nichts, sondern ging am nächsten Tag wieder an die gleiche Stelle. Doch nichts war da zu sehen. Kreischen der Möwen, sonst lag die Landschaft wie ausgestorben da. Am folgenden Tag regnete es, und danach hatte sie mit dem Besuch des Ministers, der die neuen Erkenntnisse über die "Anderen" erfahren wollte, so viel zu tun, daß sie nicht dazu kam, das Gelände zu verlassen. Am Nachmittag des Tages vor der Berichterstattung war alles festgelegt. Joyce, ihr Sicherheitsoffizier, der ihre schriftlichen Berichte oft mit ironischem Grinsen las, jeden Satz zerpflückte, abklopfte, als wären es Seelenspiegel, lief mürrisch und verschlossen herum; Jinny selbst hatte Kopfschmerzen und fühlte sich sehr allein. Gegen Abend beschloß sie, Joyce zu besuchen, um ihn reinzulegen mit ihren sanften Seelen-Künsten. Sie fragte sich immer wieder, weshalb sie diesen Job eigentlich angenommen hatte. Und antwortete sich selbst erstaunt: Weil sie diese "Gläubigen" haßte und zur Aufklärung beitragen wollte, daß endlich wieder Ruhe sei. Sie hatte sich in Terplan verknallt und wollte, daß er "normal" werde, sie zu ihm ziehen konnte? Doch war es ihr klar, daß eben gerade seine Exzentrik sie so sehr anzog, sein morbides "Geheimnis", und das Haus, die faulen Gerüche, die dunklen Ecken sie richtig anmachten. Sie zerbrach sich aber nicht weiter den Kopf, verdrängte ihren schrecklichen Komplex, eines wußte sie aber: Eine instinktive Abneigung, ja ein gewisser Haß gegen diese Ufo-"Spinner", wie sie sie nannte, trieb sie an. Doch wenn sie genau überlegte, war es nackte Angst vor sich selbst. Dies gestand sie sich in; Joyce vermißte in ihren Berichten solche Bekenntnisse, da sie, wie er wußte, zum Phänomen der "Fremden" gehöre. Überhaupt war sie überzeugt, daß er selbst, wohl aufgrund des erdrückenden Datenmaterials ein "Überzeugter" war, und ihr deshalb vieles durchgehen ließ, ja, die Gruppe Lovs heimlich deckte!
Joyce lag auf dem Bett und hörte sich eine Platte von Webern an; gebildet war der auch noch! Er blickte auf und sah Jinny unter der Tür stehen, blaß und unsicher.
»Welche Überraschung; was kann ich für dich tun?« Er hatte schon wieder eine halbe Flasche Whisky ausgetrunken.
»Darf ich einen Augenblick bleiben, ich fühle mich gerade schrecklich elend, und Kopfweh habe ich auch.« Plötzlich sietzte er sie. Warum? War das ein Trick?
»Tun Sie, was Sie wollen. Und trinken Sie das da aus.« Er reichte ihr ein volles Glas.
Sie nahm einen Schluck von dem unverdünnten Whisky und spürte, wie er brennend die Kehle hinunter lief. Draußen ertönte inmitten der Stille plötzlich ein langgezogenes tiefes Heulen, und ein Stück Dachrinne klapperte am Bungalow.
»Was war das?«
»Mir gefällt es hier nicht«, erklärte Jinny. "Mir auch nicht", sagte er. Sie tranken schweigend. Vor dem Fenster war der Himmel fast schwarz, und der Wind trieb noch schwärzere Wolken vom Meer herüber und heulte um die Gebäude. Jinny ließ ihr Glas sinken und sah Joyce in die Augen. Der Kopf brummte ihr leicht.
«Unsinn!« Er zerwühlte ihr schon wirres Haar. "Ich kann ein bißchen Gesellschaft gebrauchen in dieser Bude. Besonders, wenn es ein nettes Mädchen ist.«
«Ich bin überhaupt nicht nett.«
"Oh!«
"Ich bin nicht gern, was ich bin.« Jinny sah vor ihm weg, wieder in ihr Glas. "Ich tue nicht gerne, was ich tue.«
»Das geht uns beiden so.« Joyce sah über ihren Kopf hinweg zum Fenster. »Ich bin auch nicht glücklich über das, was ich als Beauftragter der CIA hier tun muß.«
"Ich dachte, Sie gingen darin völlig auf?«
»Das war einmal, aber jetzt ist es aus damit, ich weiß auch nicht warum. Ich habe versucht, mich damit zu identifizieren, aber ich kann es nicht.« Verwirrt blickte er auf sie hinunter.
"Vielleicht sind Sie es, was ich brauche, Ed."
«Was?«
«Haben Sie bitte nicht zu viel Vertrauen zu mir.«
Joyce grinste. »Sind Sie an irgend etwas Zweifelhaftem beteiligt, machen sie gar mit dem Lovering-Kreis gemeinsame Sache?«
«O nein, gewiß nicht," log sie. "Es hat jedenfalls nichts mit Ihnen zu tun.«
«Ich bin froh, daß Sie das sagen.« Er hob ihr Kinn. »Sie haben ein ehrliches Gesicht.«
Er küßte sie leicht auf die Stirn, wie im Scherz.
»Nein.« Sie drehte den Kopf weg. Er ließ die Hand sinken und wandte sich ab, als wäre er auf etwas anderes aufmerksam geworden. Der Wind heulte wieder. Sie schauderte trotz allem. Und fühlte sich sehr elend, bei diesem doppelten Verrat.
»Wenn Sie Männer beeinflussen wollen, müssen Sie etwas aus sich machen.« Er sagte das wieder in halbironischem Ton, alles schien so doppelbödig, sie konnte es nicht glauben, daß er plötzlich so einfach daher quatschte, er kontrollierte sonst jedes Wort. Oder war es der Whisky. Sie hatte ihn beim Schreiben ertappt. Sie stand regungslos da. Er hob eine Hand und strich ihr das Haar aus dem Gesicht. »Sie sollten Ihr Haar aufstecken, dann könnten wir sehen, wie hübsch Sie eigentlich sind.«
Sie wich von ihm zurück, so daß ihr Haar wieder ins Gesicht fiel; ihre Augen aber blieben auf ihn gerichtet, verwirrt und gespannt.
"Oder Sie müßten ein anderes Parfüm benutzen, Jinny."
»Ist es das, was so riecht?«
Er nickte. »Kein schweres, aber Lavendel oder so etwas, nur raffinierter im Duft.«
»Ich verstehe Sie nicht." Eine kleine Falte zeigte sich auf ihrer glatten Stirn: »Hübsch - häßlich. Gut - schlecht. Das ist doch keine logische Unterscheidung.«
»Wir leben durch unsere Sinne. Sie bestimmen unsere Vorstellungen von Gut und Schlecht - unsere ästhetischen und moralischen Urteile. Ohne diese hätten wir uns wahrscheinlich schon längst gegenseitig vernichtet.«
»Sie geben sich die größte Mühe, nicht wahr?« Mit einem verächtlichen Lächeln blickte sie auf die Papiere in ihrer Hand. »Sie sind wie Kinder mit Ihren Ufos und Radars..."
"Und Sie mit Ihrem Haß. Ihre Berichte sind solange nichts wert, solange sie nicht auch Ihren Gemütszustand dabei mitliefern, der sehr real dazu gehört. Das wird hier in unserem Gewerbe verlangt, das keines mehr ist; es ist eines, das mit der Zukunft arbeitet. Ich will Ihnen mal was verraten..."
»Bei diesen Männerspielchen dürfen Sie nicht mit mir rechnen, ich hasse diese schale öde Technik und die real gewordene Science-fiction hier! Nein, das tue ich nicht.« Nachdenklich sah sie ihn an. »Trotzdem werde ich sie retten. Im Grunde ist es sehr einfach.« Mit einer kleinen Handbewegung deutete sie auf die Papiere, die auf dem Tisch lagen, es waren die Geheimberichte und die ganzen Antriebsbeschreibungen der fremden Raumschiffe.
"Sie haben wenig verstanden, meine Liebe," sagte Joyce ganz langsam und beherrscht, plötzlich sehr ernst geworden, und dann so, als verrate er ihr ein verbotenes Geheimnis, das ihr dann so schien, als habe sie es schon irgendwo in der Pflichtleküre der Geheimdienstler gelesen; war es nicht ein Buch von Dr. Lammer? Oder vielleicht hatte sie es auch schon von Lov gehört, Joyce aber formulierte behutsam und schön, und sie hörte ihm gern zu:
"Es geht jetzt nicht einmal mehr nur um den Dienst, sondern ich sage es Ihnen außerhalb unseres Dienstverhältnisses und ganz in Freundschaft, weil es Sie direkt angeht, jeden angeht heute: Sie müßten wissen, was ich meine, Lyss, und Sie werden es auch bald erfahren, da Sie es noch gar nicht selbst wissen, was zur Schuld heute gehört; doch mehr noch fürchten Sie mit einer abergläubischen Angst irgendeinen Bruch im Ablauf der menschlichen Erfahrung, in Ihrer Erfahrung, daß sie dann nicht mehr zurückkönnen, ich weiß, deshalb sind Sie ja paradoxerweise zu uns geraten; jaja, tun Sie nur nicht so, Sie sind nicht besser als die anderen. Furcht also vor der Unordnung, der Willkür, der Ungemütlichkeit. Und die festen Mauern werden jetzt immer durchsichtiger für Sie, und die Dielen hier könnten unter Ihren Füßen bald wie Treibsand nachgeben, Chaos, wie die alltäglichen Zufälle, die Sie hier lesen müssen, um durchzukommen, und da versagen Sie, Lyss. Ich habe aber den Auftrag, Ihnen zu sagen, daß Sie morgen wieder gehen dürften, falls Sie es wollen."
"Nein," sagte sie trotzig, "das will ich natürlich nicht!"
"Nun gut, also dies habe ich auch so erwartet. So kann ich ihnen nun folgendes im Vertrauen sagen: Die extraterrestrische Hypothese unserer Regierungsstellen und offiziellen Wissenschaftler, Sie kennen dies ja, wonach tatsächlich fortwährend Raumschiffe von Alpha Centauri bei uns eintreffen, war und ist nicht in der Lage, die Komplexität des UFO-Phänomens zu erklären. Ebensowenig sind es andere Hypothesen: gleich, ob man UFOs als mehrdimensionale Fahrzeuge, als Fahrzeuge aus Parallelwelten oder aus zukünftigen Zeiten ansieht oder ob man sich auf die ziemlich simple »psychosoziale« Hypothese zurückzieht, die alles nur und ausschließlich im Menschen begründet sehen möchte. Mit den zahlreichen Facetten des Gesamtphänomens kommen sie nicht zurecht und können Sie nicht zurechtkommen. UFO-Erscheinungen, Marien-Erscheinungen, Bigfoot Erscheinungen, Luftschiffe, die sich auflösen, Raumschiffe, die abstürzen, »außerirdische« Leichen, die geborgen, und »halbirdische« Föten, die aus den Bäuchen schwangerer Frauen entfernt werden: all das ist weder »real« noch »irreal« wie unsere gesamte Wirklichkeit. Es sind künstlich erzeugte Verknotungen der Raumzeit, so wie Materie schlechthin heute als »natürliche« Raumzeit-Verknotung aufgefaßt wird: quasimaterielle Erscheinungen, Projektionen, die eine fremde Intelligenz, die Anderen in unsere Welt delegierten, die aber weder außen noch innen sind, doch nur in uns selbst gespiegelt werden müssen, nur mit dem Auge allein sind sie nicht sichtbar, wir müßten sie ja wiedererkennen.
Eigentlich wundert es mich, daß Sie uns diese frappierenden Berichte über Lovering bringen, selbst aber nicht daran glauben. Es scheint so, als fehlte Ihnen ein Organ dafür, und vielleicht sind Sie gerade durch diesen allgemein verbreiteten Irrglauben, es gäbe die Phänomene nicht, so gut geeignet, uns zu dienen; wir sind längst davon überzeugt, nein, wir haben die Fakten, an denen nicht zu rütteln ist, und es ist klar, daß die Andern da sind! Daher brauchen wir Sie ja auch, denn die Bevölkerung darf es auf keinen Fall wissen, auch nur ahnen! Nur, was sind sie wirklich!? Es ist sozusagen genau der umgekehrte Fall wie bei den verflossenen Diensten im Osten, dort wußten die SSDs, daß die Realität eine miserable ist, und glaubten nicht an die Verrücktheiten der Oberen. Das durfte das Volk auf keinen Fall "rauslassen", jeder wußte es, vor allem die Geheimdienste wußten es. Hier kennt die Mehrheit die Realität, nämlich jenes Zwischenreich, nicht, und es soll ihnen prophylaktisch vorgemacht werden, alles, was damit zusammenhängt, sei Nichts, sei nichts als Täuschung. Aber auch hier: Das eigentliche Wissen der Menschen um die Existenz einer anderen, übergeordneten Welt stammt nicht aus verstaubten Texten oder hohlen Phrasen, nicht aus der Verkündigung dogmatisierten Unsinns oder entstellter Historie - es stammt aus der unmittelbaren Erfahrung des Menschen mit dieser anderen Welt. Eine solche Erfahrung kann auf vielerlei Weise erlebt werden: mystisch, religiös, mit christlichem oder buddhistischem, schamanistischem oder hinduistischem Hintergrund. Es kann sich aber auch ganz einfach in einer Begegnung äußern, in einer Begegnung mit den Anderen, die uns seit Anbeginn der Geschichte begleiten.
Wer aber sind "sie" nun wirklich? Ich stimme da meinem Freund Vallée vollkommen zu, er ist es auch, der mir die Augen geöffnet hat, er sagte mir, es sei höchste Zeit, die Tatsache zu akzeptieren, daß das UFO-Phänomen auf das menschliche Bewußtsein einwirkt, wie es schon Doktor Jung längst erkannt hatte, daß es Gedanken und Bilder entstehen läßt, die den Schilderungen jener Menschen nahekommen, die dem Tod nahe waren oder außerkörperliche Erfahrungen gemacht haben. Und ihre Eindrücke erinnern sogar an die Berichte mittelalterlicher Zeugen, die von Dämonen und Elfen besucht wurden. Er hat recht, ich weiß es ja aus unserem Dienst, Sie wissen es ja selbst: unsere Archive sind vollgestopft mit entsprechendem geheimem Material, daß sich auch unsere UFO-Forschung hier, entsprechend den gängigen Vorurteilen in unserem gesamten Lebensbereich, und den soll ja unser Dienst auch verteidigen, sich auf die wörtliche Interpretation von nahen Begegnungen und Entführungen versteift, sie ist dabei in eine Sackgasse geraten; ich habe versucht und ich werde weiter versuchen , es zu ändern, denn ich glaube daran, daß auch die CIA zu etwas gut sein kann, sie hätte die Macht dazu; die östlichen Geheimdienste haben auch ganz radikal zum Jahr 89 beigetragen; und ich bin nun mal "verdorben", nennen Sie mich, wenn Sie wollen "einen alten Idealisten". Die Fülle von Informationen über psychische Realitäten, die im Tod oder unter gewissen veränderten Bewußtseinszuständen auftreten, wurde in diesem Zusammenhang kaum eines Blickes gewürdigt. Doch diese psychischen Realitäten sind ebenso real wie die Realität des Forschers, der auf eine fliegende Untertasse wartet, bei der er »mal den Reifendruck messen« will, wie es ein Ufologe aus San Francisco, der sehr praktisch vorgeht, einmal treffend sagte.
Die nächsten beiden Fälle, die wir zu untersuchen haben auch mit Hilfe psychologischer Tests und Hypnose, sollen dazu dienen, diesen Punkt zu erhellen. Ich habe es allerdings aufgegeben, den UFO-Enthusiasten erklären zu wollen, daß so etwas wie eine psychische Realität existiert, die nicht im Widerspruch zur physischen Welt stehen muß. Andererseits gibt es heute noch viele Menschen, die die Tatsache nicht akzeptieren können, daß Licht zugleich Welle und Partikel ist.
Es ist eins der Wunder unseres Lebens, daß ein Mensch ein langes Leben glücklich leben kann, ohne sich auch nur einmal über die Realität des Bewußtseins und seine Fähigkeit, die rein physische Ebene zu überwinden, Gedanken zu machen. Wird die Zeit ihre Herrschaft im Augenblick des Todes lange genug aufgeben, damit auch diese Menschen sehen, was sie verpaßt haben?
Jedes aktive Handeln, das auf Interaktion mit dem UFO-Phänomen
zielt, muß berücksichtigen, daß dieses Phänomen in
der Lage ist, die Wahrnehmung der Zeugen zu kontrollieren und deren psychische
Realität zu verändern."
Eddy, der Oberst und Chef, warf ihr nie vor, irgend etwas erdichtet zu haben, obwohl sie doch wußte, daß er ihr den Ablauf im Prinzip eingetrichtert hatte und es im Grunde immer die gleiche Geschichte war.
Sie selbst schrieb dazu: "Und dies konnte ja nicht ausbleiben: denn vom ersten Augenblick an, hatte es zwischen uns gefunkt, klar! Als er meinen Rock oben hatte (den schwarzen, und ich hatte die weißen Stiefel an) und seine Hose unten, konnte ich Eddys Gürtelschnalle klappern hören, als er sich aus der Jeans schälte. Beiläufig fragte ich mich, als er zu mir ins Bett glitt, ob die Stellung, die ich beschrieb, physisch durchführbar wäre, aber ich erzählte weiter von den Anderen, wie deren Sex sei, und es tat sich ja auch schon was bei Eddy. Ich vergaß nicht, das wichtigste Mittelchen einzuflechten, zu erzählen, wie ich früher mit den Zuhältern fickte, wie weh es tat, als der große Kerl, Allan hieß der, ihn reinstieß, obwohl ich echt feucht war. Ich flocht ein, wie der mich an den Handgelenken hielt, obwohl ich mittlerweile den Überblick verloren hatte, was wo war, außer daß ich gefällig den Arsch in die Höhe reckte. Eddy befummelte mich inzwischen, streichelte mich an Busen und Bauch, so daß ich von der improvisierten Brutalität, mit der der Kerl sich in mir bewegte, zu den Empfindungen überging, die ich bei ihm verspüren sollte. Denn was ich dabei verspüren sollte, das hatte ich noch nicht gespürt." Lyss wußte ja, daß man an einen Punkt kommen konnte, wo es ein bißchen weh tat, aber noch schön war, doch das war's ja nicht. Was Eddy hören wollte, war, daß es sehr weh tat und deprimierend war, ihr aber trotzdem gefiel. Worauf sich Jinny, ja, sie war plötzlich wieder Jinny und nicht mehr Lyss, keinen Reim machen konnte; dennoch hatte sie gelernt, es so zu erzählen, wie er es von ihr wollte.
Denn immerhin klappte es so, und dann wälzte sich Eddy auf sie und glitt, die Decke über den Rücken gezogen, zwischen ihre Beine. Sie vermutete, daß es in seinem Kopf wie in einem Comic ablief, was sie ihm erzählte, und daß er zugleich der anonyme, starke, rammelnde Kerl wurde. Er hatte jetzt seine Hände über ihrem Kopf und klammerte sie fest, wie er es gern tat. Und als er fertig war und sich umdrehte und schlief, lag sie wach im muffigen, dunklen Raum und wendete ihn hin und her, den strahlenden, wunderbaren Traum vom Gehen. Und bitte laß ihn wahr werden. So wurde sie Lyss.
Wozu aber das Ganze (blasphemische
Frage, fand Joyce) Für die beste Hure des Geheimdienstes (noch blasphemischer
fand Joyce die Motivierung: ernstscherzhaft: wiederholt ewig die Eva!)
gab es eine Sonderprämie (zwei kleine goldene Bäume! auch als
Ohrring zu tragen, einer allein wäre ein Nasenring!) Als Joyce nach
dem Akt wieder atmen konnte, gab sie ihm ein (für sie) rätselhaftes
Papier zu lesen, das sie Lov entwendet hatte, Lyss hatte Lov angegeben,
daß sie ganz heiß auf Ufonachrichten sei. Und als Lov mal Pinkeln
mußte, konnte sie es ganz schnell ablichten, nachdem ihr Lov großzügig
ein Dokument überlassen hatte, das er nur aus dem Archiv oder von
"ihnen" direkt haben konnte. Ob Morris gar ein Doppelagent war?
Lyss, das wußte Joyce, war
ja entführt worden.
Lyss aber, wenn ich jetzt ihr Tagebuch nehme, das sie mir überließ, weil ich es ja doch herausbekommen hätte, über Terplan oder über Joyce, der sie ja beobachten ließ, schrieb, was ich auch sonst von ihr gehört hatte, und eigentlich verwunderlich bleibt, daß sie schizophren sei: dabei schien Lyss doch Lust daran zu haben, und doch war sie auch da in mehrere Personen gespalten, beim Vögeln immer die "Anonyme":
"Und diesmal war Morris, der Schüchterne dran. Ich hatte nur ein wenig die V unterm Rock aufblitzen lassen beim Gespräch, und auf dem Nachhauseweg sagte ich auftragsgemäß: Darf ich zu dir kommen? Und sah angestrengt geradeaus. Er stotterte nach einer Schweigeminute: Ja. Auto fuhr noch. Endloser Weg zu ihm. Schüchtern und herzlich. Kopf voller Formeln, sonst kein Körper anscheinend. Doch das sind dann die Wildesten, da kommt alles raus. Gesichtszüge erstarrt. Jetzt. Komisch, nicht nur Auftrag, auch Neugierde. Immer die Neugierde, wenn man die Scham gemeinsam erledigt. Neu. Im Fahrstuhl."
Sollte bei Bataille nachlesen. Oder bei Miller? Lyss ist besser:" Helles Licht. Und doch er kommt, schüchtern, wie eine Brücke über unendliche Entfernungen, nimmt meinen Kopf in beide Hände, Ein Kuß. Kennen uns nicht. Wissen nichts einer vom andern. Waren doch vorher in der Bar. Da ausgelassen. Im Gemenge geschützt. Jetzt alleingelassen, sich stellen. Sex ist wie eine unsichtbare Kraft und Vorfahrenreihe, all die Toten, die auf uns zukommen, von uns Besitz ergreifen, wir als Person sind ausgelöscht. Und ausgelöscht auch durch den Auftrag. Wem diene ich? Der Kuß täuscht. Keine Brücke. Uns ausziehen, nebeneinander nackt im Bett. Alles beginnt automatisch zu werden. Seine Hand an meinem Nippel. Lächle hoch. Arm um mich. Schmiege mich an. Dabei bin ich weit entfernt. Ein Ruck. In meiner Wohnung. Er darf wissen, ist ja Kollege. In der Küche. Kühlschrank. Die Tür. Knacken. Wenn "sie" kommen? Unsinn, bin schon infiziert. Schnaps. Komm. Mustern uns im Neonlicht. Nichts, keine Gemeinsamkeit innen. Nur die Körper sind erregt. Beide schon gerötet im Gesicht. Wir wissen, bald wird’s sein. Zum erstenmal. Geh auf ihn zu. Er angezogen da auf dem Bett. Sieht mich an. Als erwarte er alles von mir. Hab ihn doch eingeladen. Gebe mir einen Ruck, leg die Bluse ab, Mach mich frei. Sein Blick verändert sich. Nebel über die bisherige intelligente Klarheit. Aus mit der Mathematik. Ja, die schweren harten Brüste, die Aufgerichteten tun immer ihre Wirkung. Lasse den Rock fallen. Hatte nichts darunter. Die Starkbehaarte ganz nah vor ihm, ich: steh vor seinen Augen, für die ist dieser Lippen-Eingang die ganze Welt, die verschwindet.. Hätte er nicht erwartet. Atmet schwer, greift nach mir, blitzschnell liegen seine Lippen an der Hairy. Jetzt ists sinnlos noch innen auf ihn zuzugehn, nimmt seinen Lauf, was die V fordert, ich zieh ihm die Hose runter, den Slip, sein Penis ist ein kleiner Baum, aufgerichtet, fast schmerzend denk ich, hat der heftig reagiert und zuckt. Da wird keine Lustverzögerung um Luststeigerungswillen möglich. Ich beuge mich über ihn und umschließe den Stengel mit meinen Lippen , falle so auf ihn, daß er die Hairy und meinen hochgehaltenen mondigen Hintern direkt vor sich hat, er scheint vor Gier durchzudrehn. Das hat er nicht erwartet von der Kollegin. Ist überschwemmt. Plötzlich brichts auch aus anderen Personen, als die wir ihn nicht kennen, doch durch: Schwarze Löcher sind gefährlich. Und doch vermutlich Antigravitation. Auch Mozart hatte eine Passion fürs Scatologische und für die schweinische Sprache, Verbalsex und dies Engelszimmer wo die Engelsmusik entstand war ein Schweinestall... Nigredo... Albedo.. Jaja hauchte ich steck mir deinen Finger in den Arsch, komm, komm... und leck ihn leck, die beste Mathematik... dann müßte es ein Kind sein, schrie er... untersteh dich... kein Sinn mehr, sich auf ihn einzustellen, es sind mindestens vier Personen im Raum... wichtig, die beiden Intellektuellen hier rauszuschmeißen, die uns zusehen. Jetzt gilt das Ritual ..Sau rauslassen Signalstellen arbeiten, Arme, Beine, Rumpf bewegen sich. Genau bekannt. Wollen die Gesten überhaupt noch Personen? Wir bemühen uns nicht mal mehr, uns etwas Glück vorzumachen ... was ist das überhaupt, weit weg.. was wir waren. Fremd sind wir uns. Aber das steigert die Lust, nur dies, das Anonyme. Sich Vergessen. Hebt sogar die Spaltung auf. Und sind gar nicht da. Er meine Fata Morgana, ich seine. Gespenster. Objekte der Natur. P+V, V+P, einzige Gleichung. Und vereinigt alles Zerrissene? Nur Ersatz? Ach, nein, tiefer Ursprung, Geheimnis. Lassen wir uns deshalb immer wieder auf diese Schweinerei ein, weil es keine ist. Wunderbar in seiner Unschuld doch, hinab, wo unser Ururahnen, Klümpchen Amöbe, Samentierchen, wir Flagelationieren, wir Cunilinguieren, wir beißen ins Schwanz- ins Votzhaar, fast vergehend, ohnmächtig, ausgelöscht, nur um den Ursprung der Schöpfung wieder herzustellen? Nein, keine ... nur Ersatzeinheit, Platons Mythos von der Gespaltenheit (der ganze Mensch, nach hinten blickend die Frau, nach vorn der Mann. Rund: Rücken an Rücken, ein Wesen wurde zerteilt!) wird aufgehoben: W/M oder au M/M, W/W wird gewaltsam im Orgasmus wieder zusammengefügt, die Vielheit erlischt. Sein Schwanz im Anus Mundi, in der Vagina mundi, der Urpenis, der Baum des Lebens, ja, glitt geräuschlos in die V, kein Zögern, Stoßen wie beim Aleph, der Eins, des Einen, Alpha zu Omega. Und so blöde Gedanken, sein Schwanz ist nicht lang, kein Schmerz am Eierstock, wenn er an den Muttermund stößt. Bewegt sich in der Votze, der Möse, der Schwanz, der Penis, der Rammler... und dazu üppig Wald an Wald. Buschig, Haar an Haar weich und fast das Beste: Nervenberührung auch des Bauches, der Brüste, der Münder Verschmelzung, ich umklammere seinen Hals, er hat die Hände unten um meinen Arsch, hebt ihn sich zu... Mehr, mehr, jajajajaja, stöhnt die andere aus mir... wie sie am Schluß auch schreit, die Andere... wer ist das, wer ist er? Morris, Lyss? Blöd die Assoziation: Gefühl ist alles, Name ist Schall und Rauch, hör ich dauernd von Lov. Angekommen, ohne daß ich bei Morris, er bei Lyss angekommen wäre... kommen... kommen... Ihr sollt ein Fleisch sein!?? Er hatte sie erkannt? Unsinn, als wäre sowas Alles. Ist Nichts. Doch aus dem Nichts kam die Welt. Schreib ich jetzt nachträglich. Dort nur bewußtlos Augen von Dunkelheit erfüllt. Eingeschlafen nicht mal zu zweit, Arm in Arm nebeneinander aufwachen? Er schlief erschöpft, ich nahm seine Tasche, prall gefüllt mit seinen Berechnungen, während er hinüber war, bei ihnen? Lichtete ich das ganze Bündel ab, ich hatte Neugierde gemimt, und er hatte tatsächlich alles mitgebracht, der Doppelspion? Und beim Kaffee am nächsten Morgen, der "Spuk" verflogen, er, genial im Kopf so hell, daß es mir weh tat. Gottseidank, daß ich nicht mit ihm leben, mich von ihm zerstören lassen muß. Es werden Monate vergehen, bis wir dies wiederholen (müssen)? Komisch ist, daß ich den Eindruck habe, als wäre diese Ficknacht auch noch ein Tabubrechen gewesen? Keiner erfährt was, außer Joyce, der immer wieder auch komisch eifersüchtig ist, obwohl er mich zu diesen Hurendiensten schickt. Und verlangt, daß ich am nächsten Abend zu ihm komme. ER meint wohl, mit seinem Schwanz könnte er die vergangene Nacht "auslöschen". Irgendwie stimmts ja auch. Aber alle sind wir doch polygam. Das andere, die "Treue" wurde in uns reingesetzt. Lov schwadroniert da von der Hofmannsthalschen Treuekonzeption, Treue sei Treue zum Einen, grinst dann Joyce. An das jeder denkt! Wüßte gern, wie diese beiden "Einen" zusammenhängen! In der Kabbala scheint einiges darüber zu stehen. Muß mir von Lov das mal ausleihen, der ist mit dem Zeugs vollgestopft im Kopf und in der Bibliothek!"
Nun ja, wäre Lyss auch hier in Italien würde ich ihr den Guido Ceronetti empfehlen: Il silenzio del corpo. Mit Lust las ich auch das Erfolgsbuch der Carmen Covito "Single", wo eine Doktorin Doktoranden die Doktorarbeit (für ein angemessenes Honorar) schreibt, und mit jedem der viel Jüngeren ins Bett geht, im Preis inbegriffen! L. hats übersetzt. Und Sollers: "Femmes", das aber im Manuskript geblieben ist! Die einsame Doktorin, häßlich und Anfang vierzig, entdeckt, wie sexy man sein kann, wenn man seinem Wunderwerk Körper vertraut. Meine Mutter sagt, ein Mann kann nie häßlich genug sein, anscheinend gilt das auch für Frauen, wenn nur ihre V spricht, der Rest der Person ist dann nur V-Anhängsel, auch das Gesicht, gar das Alter werden Nebensache. Ein Freund meinte, naja, da leg ich eben der Mina ein Polster aufs Gesicht, denn unten da ist sie fabelhaft! Und unlängst hier am Strand in V. im heißen Sand und Meeresrauschen, Füße nicht im Feuer, sondern im Meer, lagen zwei deutsche Frauen im Sand, die eine lag auf dem Bauch, Sonne auf dem Rücken, dessen Verlängerung, appetitlich genug, feste Arschbacken, und in Gedanken zog ich sie aus, gespreizt die Beine etwas, und sah von hinten ihr Wundergewächs. Gute Figur, als sie aufstand, lange schöne Beine. Entsetzen, als sie mir dann das Gesicht zuwendete: es war von einer teuflischen Häßlichkeit! Doch ihr Gang entsprach nicht dem Gesicht, sondern war stark selbstbewußt und wiegend, als sie ins Meer stieg, entsprach diesem gut gebauten Frauenkörper. Bei Lyss allerdings gibt’s das nicht, sie strahlt unschuldig bis an die Ränder ihrer Aura, vor allem aber im ersten Gesicht, denn das zweite ist ihre wirklich sehr schöne V (Lov hat mal ihr Kunstfoto mit einem Mühlrad als Kopfkissen beschrieben, verrückte Idee!) Ist sie auch noch eine Ficktheoretikerin? Ihr Lieblingsautor freilich Bataille, auch De Sade, "Justine". Und Miller.
"Also die Tabus, wenn wir an die
Morrisnacht denken, gebrochen. Ja. Er bleibt trotzdem ein schüchterner
Junge. Das reizte mich auch besonders. Als wär da ein unsichtbares
Jungfernhäutchen zu durchstoßen gewesen. Doch auch bei ihm zeigte
es sich: Die Tabuüberschreitung, Brechung der Scham, schafft jene
Mystik, Ekstase, die zu `ihnen` führt. Ich vergaß zu sagen,
daß wir beide während des Orgasmus das Klingen und Singen hörten...
Und Stimmen. Ob sie dann da sind, uns beobachten? Doch ich bin auch überzeugt,
daß wir dann den Körper verlassen (OOBE), und daß arme
Enttäuschte, die wir runterholen sollten, zusehen, warten, und wenn
dann der Samen auf den Bauch oder in den Mund geht, enttäuscht sich
abwenden, gar Schaden nehmen. Außersichsein, Person ablegen - ähnelt
ja der Mystik. Freilich, die Sinne sind nicht abgeschnürt, sondern
im Gegenteil ganz heftig entflammt! Das ist der Unterschied, also die Wand
aufgebaut - auch zu ihnen?"
Doch das schlechte Gewissen vermischt
sich doch andauernd mit der Lust bei Lyss: "War ich eine Hetäre,
Geheimdiensthure. Fick-Spitzel?" Aber viel war da auch nicht rausgekommen.
Sexundpolitik? Sexundbetriebsgeheimnis? Heimlich, verheimlicht, tabu, verboten.
Ach, die Scham und das Sichverstecken ist im Sex das Beste, aus der Kindheit
noch. Beim "Betrieb" ists schändlich, ists erst das Verbrechen: "Komisch,
denk an Mata Haris Erschießung. Mal nachgelesen, und gestern dieser
Film von Sch. Eine baltische Schloßbesitzerin, russische Spionin,
die von ihrem Geliebten, einem deutschen Offizier, standrechtlich erschossen
wird, weil sie, nur um ihn auszuforschen, mit ihm ins Bett gegangen war.
Die hatte wenigsten noch Ideale. Und ich? Ja, ich will nur rausbekommen,
was mit den Extraterrestriern los ist: in uns, außer uns. Und wir
im Außersichsein bei ihnen sind? Auch der Orgasmus letztlich ekstatisch
ein Weg sein kann?. Die Tantriker meinen es."
(...)
"Innerhalb einer Spanne von nur drei Wochen gab es im September in Venado Tuerto, einer drei Autostunden südlich von Rosario gelegenen argentinischen Kleinstadt, vier dramatische UFO-Fälle. Im ersten Fall sah ein junger Tischler namens Alberto sieben Objekte und zwei Wesen auf dem Boden. Im zweiten Fall sah der zwölfjährige Oscar drei Objekte und betrat eines von ihnen, um mit einem sehr großen Mann und einem Roboter zu sprechen. Im dritten Fall, als der Transformator des Ortes ausgefallen war, spürte der sechzehnjährige Bäcker Francisco eine starke Hitze, die von einem leuchtenden Objekt ausging. Im vierten Fall wurde ein dreiundfünfzigjähriger Mann, der nachts mit dem Auto unterwegs war, über sechs Kilometer »teleportiert« und mußte wegen Brustbeschwerden ins örtliche Krankenhaus eingewiesen werden.
Als ich im April nach Venado Tuerto fuhr, sah ich eine
ländliche Gegend, ein sehr ebenes Gebiet mit einigen modernen An-wesen,
vielen Sümpfen und Lagunen. Wir trafen uns mit mehreren Angehörigen
der DC, einer argentinischen Forschergruppe, die uns zusammen mit Fabio
Zerpa und dessen Frau zu der Stelle führten, an welcher der Junge
das Phänomen gesehen hatte...".
Als Jinny gegangen war, nahm Joyce
sich seinen Dr. ETA Hoffmann und lud bei ihm seine Emotionen ab. Und als
sein Mitarbeiter Lewis mit einer dicken Mappe von Fällen erschien,
und auch mit einer Unterschriftenmappe, konnte er sich vom Satz nicht trennen:
"Ist man sich darüber nicht einig, Lewis, wir sind ja hier an der
Quelle: daß die wirklichen Erscheinungen im Leben oft viel wunderbarer
sind, als alles, was die regste Phantasie zu erfinden trachtet. Ich meine,"
sprach Joyce, "daß die Geschichte davon hinlänglichen Beweis
gibt und daß eben deshalb unsere UFO-Geschichten alle sogenannten
historischen Romane übertreffen, Romane, mit ihren Kindereien, deren
Taten sich den ewigen, im Universum wartenden Macht einfach entziehen wollen,
sie "vergessen", obwohl sie davon bestimmt werden! Der arme Marx.- Es
ist die tiefe Wahrheit der unerforschlichen Geheimnisse, von denen wir
umgeben sind, welche uns mit einer Gewalt ergreift, an der wir den über
uns herrschenden, uns selbst bedingenden Geist erkennen. -
Ende Mai. Lange habe ich
keine Aufzeichnungen mehr gemacht, ich war vom Schreiben des Buches völlig
in Anspruch genommen. Doch nun muß ich doch, wenn auch unvermittelt,
preisgeben, was mit der Lyssowa eigentlich los ist und warum sie überhaupt
zu diesem Dienst gekommen ist. Letztlich haben alle, die in diesem gemeinsamen
unsichtbaren "Irrenhaus" leben, etwas mit der anderen Ebene oder gar mit
den Entführungen zu tun. Bei Lyss ist es, ja, ich übertreibe
nicht - eine Entführungsgeschichte, die mit ihren beiden gescheiterten
Ehen zusammenhängt, und die sie ausgerechnet auf diese Weise zu verdrängen
und zu vergessen sucht. Indem sie meint, zur Entlarvung dieser "Lügengeschichten"
so beizutragen, schont und beschwichtigt sie ihr eigenes Unterbewußtsein.
Es ist sicherlich nicht verfehlt, wenn wir diese außerordentliche
Frau als ein äußerst begabtes Flucht-nach-vorn - Genie bezeichnen.
Merkwürdigerweise scheint hier keiner von den Professionellen diesem
Geheimnis auf der Spur zu sein, obwohl gerade Lyss nun mit einer ganzen
Menge von Selbsterlebtem, "Material" also, zur Entschlüsselung des
Rätsels beitragen könnte. Und dies erinnert mich an einen Neurologieprofessor,
Chefarzt eines bedeutenden Krankenhauses im Westen Deutschlands, der mir
gelegentlich eines Besuches bei ihm zu Hause, als die Rede auf die vielen
Todesfälle in seiner Klinik kamen, auf die Frage, wie sie denn mit
den Sterbenden umgehen, nichts darüber sagen konnte, ich von "Thanatologie"
sprach, er verwundert fragte, was das denn sei. Ich ihm mögliche Erlebnisse
der klinisch Toten beschrieb, also das Über-dem-Körper-Schweben,
da rief er verwundert aus: "Aber das, genau das habe ich doch auch bei
einem schweren Autounfall vor vielen Jahren erlebt. Und mehrfach in der
Kindheit!"
28. Mai. Zu Lyss also: Lyss ist ja aber nur der Dienstname unserer Agentin, der eigentliche Name lautete Jinny, die eine ganz normale Hausfrau gewesen war und nach ihrem "Erlebnis" jahrelang Tagebuch geführt hatte, sie enthielten Details der Entführungsgeschichte, Gedichte und viele Reflexionen, denn es ist bekannt, daß solch ein Kontakt mit "ihnen" das Bewußtsein erweitern, die Intelligenz steigern kann und oft schmerzhaft auch die Sinne! Lyss aber hatte ihre Aufzeichnungen aus Angst vor Entdeckung in einem Safe deponiert. Und nach Eintritt in den Geheimdienst nie mehr geschrieben.
Sie war als zweites von vier Kindern in einem Molkereibetrieb auf dem Lande aufgewachsen, die Familie galt als "verrückt", weil auch ihr Bruder Ken in der Kindheit ungewöhnliche Erlebnisse gehabt hatte, weiße und blaue Lichter vor seinem Fenster sah, und "Alpträume" von "jemandem" gehabt hatte, der nachts in sein Zimmer gekommen war. Und der jüngste Bruder wurde mit Lyss zusammen entführt. Es war eine ziemlich kaputte Familie, als Jinny acht war, ließen sich die Eltern scheiden. Die Mutter blieb mit den Kindern in Georgia, der Vater verschwand. Jinny war eine kleine Pferdenärrin, "verliebte" sich in ein Pferd, und hatte bis zu ihrem fünfzehnten Lebensjahr fast keine Kinderfreunde. Auch die Schule hatte sie verlassen. Hatte Jobs als Kassierin und wurde einige Jahre Edelhure. Erst spät studierte sie. Doch schon früh hatte sie in ihrem Tagebuch ein Wissen ausgebreitet, dessen Herkunft rätselhaft schien. Wörter deren Bedeutung sie gar nicht kannte, kamen ihr in den Sinn. Und wenn sie nachschlug, paßten sie genau in den eben ablaufenden Gedankenzusammenhang.
Sie heiratete mit neunzehn Jim, den Vater ihrer ersten Tochter. Den sie dann sexueller Spiele bis hin zu oralem Sex mit Mary, dem Kind, verdächtigte. Doch das schien ihr später eine Ausrede zu sein. Ihr zweiter Mann war Tischler. Sie liebte ihn. Doch vor Sex hatte sie weiter Angst. In ihrem Tagebuch steht, sie habe Angst vor jenen Schmerzen, die ihr bei der Entführung zugefügt worden waren. Sie trank aus Angst vor Sex. Auch ihre Tochter wurde in die Entführung mitverwickelt. Als kleines Kind fürchtete sie sich vor den Puppen der "Sesamstraße", weil diese ihr von den Andern am Fenster "vorgezeigt" worden waren, behauptet sie. Einmal lag sie ganz erschöpft auf der Bettdecke, das Nachthemd hochgeschoben, die Unterwäsche fehlte. Ein andermal kam ein außerirdisches Mädchen, das keine Haare hatte, dafür eine rote Schleife am Kopf, und wollte mit ihr spielen. Dann wieder fehlte ihr eine Stunde, sie hatte bei ihren Hausaufgaben gesessen, gerade auf die Uhr gesehen, es war 16,o5, als sie beim "zweiten Blick" wieder aufs Zifferblatt sah, zeigte dieses 16,58.
Jinny war zum erstenmal mit sieben Jahren entführt worden. Schon früher hatte sie ihre "Spielgefährten" gehabt, die vor dem Fenster standen und sie herausriefen. Mit dreizehn wurde sie entführt. Man hatte etwas "Fremdartiges" mit ihr gemacht. Als sie Jahre später ihrem ersten Freund erlaubte, sie an der Scheide zu berühren, gar zu küssen, und er mit seiner Zunge hineinleckte, rastete sie aus, wurde steif wie ein Brett, bekam einen Panikanfall. "Ich schwitzte , zitterte am ganzen Körper, und mein Herz raste. Ich schaute auf meine Hand, und ganz plötzlich begann sie zusammenzuschrumpfen und runzlig zu werden. Sie verfärbte sich allmählich ins Graue. Ich war wie versteinert," beschrieb sie die Szene.
Die meisten dieser Entführungen liefen ähnlich ab, wie die meisten Opfer hatte sie eine Hypnosetherapie hinter sich: Darin hatte sie sich in ihrem Schlafzimmer mit den rosa Wänden gesehen, wie sie mit ihrem langen Flanellnachthemd mitten im Zimmer stand. Ein merkwürdiges Gefühl von Angst. Der Drang auf den Flur zu gehen. Dann das blendendhelle Licht im Raum. Sie ging in den Flur, ins Wohnzimmer, dann ins Freie. Dort sah sie die zwanzig-dreißig kleinen Wesen. Lief zurück. Im Schlafzimmer konnte sie sich nicht mehr rühren. Drei kamen mitten durch die Wand ins Zimmer. Sie saß zusammengekauert auf dem Fußboden. Die Wesen nahmen sie durchs Fenster mit. Schnell aufwärts. Unten das Dach, die Bäume und Hauser. Ein "großes Etwas" vor ihr, da wurde sie hineingebracht. Und hatte an allem Teil, als bewege es sie sehr. Sah, daß auch ihr Bruder, noch ein Baby "heraufgeschwebt" wurde. Alles eine qualvolle Vibration. Im runden Innenraum des UFOS. Zuerst wars dunkel. Dann alles weiß, kuppelförmig. Geländer. Verschiedene Ebenen. "Sie" ganz oben. Zwei gebogene Tische unten. Da draufgelegt wurde sie. Oben ein dunkles Wesen am Geländer, es beobachtete sie. Neben ihr ein blonder "Anführer", wie ein Chefarzt. Strähnige gelblich-weiße Haare. Das Gesicht schön, aber "fältig und zusammengezogen" der Gesichtsausdruck "als ob er ständig lächeln würde". Goldfarbener Overall. Hände "lang und knochig." Und kannte Jinny gut, sprach sie mit ihrem Namen an. "Das war besonders erschreckend." Dann der "extreme" Eingriff. Todesangst. Einführen von etwas "Scharfem", einer "Nadel" in den Kopf. Sie war in Schweiß gebadet. Schrie. Von einem "hohen Vorsprung herab" drang ein Instrument in ihren Hals ein. Da tropfte etwas aus dem Instrument raus, Blut, Speichel, Sekrete? Früher schon war eine winzige Sonde, eine Art Wanze in sie eingeführt worden! So konnte Jinny von ihnen immer beobachtet werden. Als der Chef gegangen war, sah sie rote und gelbe Lichtblitze und Flecken. Immer wieder geschah es, sie wurde abgeholt, kam in den "blöden" runden Raum. Einmal wurde sie nackt ausgezogen. Sie genierte sich vor den Schlitzäugigen. Der Blonde legte ihr die Hand über die Augen, preßte ein Rohr oberhalb des Nabels in die Bauchdecke. Ein anderer hielt einen hufeisenförmigen Leuchtgegenstand über sie. Dann ein Druck im Innern. Und etwas sei in sie eingepflanzt worden. Und dann ein winziges Baby. Wurde in ein durchsichtiges Gefäß gelegt. An den Wänden viele rechteckige Gefäße. Brutkästen mit Föten? Dürr und langgliedrig wie Fohlen.
Jinny glaubt, es seien Hybriden, eine neue Rasse. Zuerst die Befruchtung. Dann die Veränderung des Embryos mit dem Keimmaterial der Außerirdischen, dann wieder eingepflanzt in den weiblichen Körper. Sie erinnert nur, daß sie ihr die Beine auseinanderspreizten wie beim Gynäkologen. Dann stießen sie ein langes Rohr in die Vagina. Ein " Zwicken" war spürbar. So wurde der Fötus eingesetzt. Beim Entfernen des Embryos empfand sie krampfartige Schmerzen.
Eine kleine runde gezackte Narbe in der Bauchdecke blieb. Und das zerstörte Sexualleben, Sex assozierte sie mit Schmerz. Und den grauenhaften Erlebnissen. "Sie berührten mich überall. Ich denke daran, wenn mein Mann mich berührt, egal wo. Ich stoße ihn immer weg..."
Auch folgende Therapie, die ein Eheberater vorgeschlagen hatte, half nichts: ... daß die Initiative beim Vorspiel und beim Vögeln von ihr ausgehen sollte. Seine Berührungen von ihr gelenkt werden. Und vor allem die Brüste und Brustwarzen berührt werden, weil das die Außerirdischen nie tun. Die hatten nur an der Vagina Interesse, das haarige Wesen, des Ein- und Ausgangs der Welt. Und dann sollte John, so hieß der Ehemann, einen sanften Penis setzen als Gegensatz zur Nadel auf dem weißen Operationstisch. Und sie sollte aktiv werden, ja, hart, vorher Schwanz und Eier scharf massieren, bis er erigiert war. Und die fast schmerzhaften Vögel-Bewegungen sollte sie ausführen, nicht er.
Es half nichts, Jinny ließ
sich scheiden. Konnte einen Mann nur ertragen, wenn sie das Kommando übernahm
und selbst die Aktive wurde, als Hure hatte sie das geübt, und es
war ihr auf ziemlich gewalttätige Weise gelungen, ihre Komplexe einigermaßen
zu verarbeiten; nicht aber die lauernde Erinnerung, dazu mußte sie
in diesen Dienst eintreten, als schütze sie das Ausspionieren der
UFOS vor den Grauen, dem eigenen Grauen in den Erinnerungen des eigenen
Körpers.
Solche Privatheiten, wie sich Joyce ausdrückte, nachdem ihm Lys dann doch gestanden hatte, sich auf die Couch gelegt zu haben (anstatt geheimdienstlich notwendigen Sex zu treiben!), "können wir uns nicht leisten; aber es ist wunderbar", sagte Joyce ganz überraschend, daß Sie das eingefädelt haben, denn beide, sowohl Terplan als auch Lovering sind ganz gewiß Entführungsopfer mit einer posthypnotischen Amnesie. Sehn Sie zu. Lyss, daß Sie das rausbekommen; wir geben Ihnen auch noch den Dr. Albert mit, Sie wissen ja, daß er zu uns gehört, als Therapiehilfe mit, er soll mit untersuchen, und er genießt ja das Vertrauen von Lovering und auch von Terplan in hohem Maße; wie Sie das einfädeln und plausibel machen, ist Ihrem gewitzten Köpfchen wohl zuzutrauen. Es ist eine Aufgabe von hohem Wichtigkeitsgrad, sagen wir Stufe 1. Wir wissen es, von einem UFO geholt zu werden, ist für die Betroffenen gar nicht so leicht zu verarbeiten, und meist wird es "vergessen", wie jeder Schrecken, bricht aber dann langsam durch. Wir sehen es ja auch jetzt bei Lovering und Terplan: Sie suchen häufig professionelle Hilfe bei einem Therapeuten oder werden Mitglieder in Selbsthilfegruppen (in den USA, Sie wissen es ja auch, Lyss, existieren schon entsprechende Einrichtungen). Am schlimmsten ergeht es aber Menschen, die durch ihre Erfahrungen ernsthaft traumatisiert wurden, wie Terplan auch, der zusätzlich zum alten Kulturschock der Ost-West-Erfahrung, nun noch diesen größeren transzendentalen Kulturschock verarbeiten muß; doch dieser steht wahrscheinlich in den nächsten Jahrzehnten allen bevor! Die "Entführten" haben durch ihre Erlebnisse psychische Probleme bekommen (und nicht umgekehrt, wie die ahnungslosen Psychiater meinen!) Doch Sie kennen ja meine Meinung zur Faktizität der Sache, es ist nicht `real` in unserem Sinne, sondern ebenfalls ein Mischphänomen projektiver Art. Gerade deshalb bedürfen die so zu Patienten gewordenen in den meisten Fällen psychotherapeutischer Behandlung, freilich anderer Art, als das unsere gewöhnlichen Therapeuten vermögen! Die Symptome an denen sie leiden, wurden erstmals an Patienten aus den beiden Weltkriegen beobachtet, das wissen Sie so gut wie ich, Annalyss: Soldaten, die in lebensbedrohende Situationen gekommen waren oder schwere Verletzungen davongetragen hatten, bekamen Schlafprobleme, hatten unbegründete panikartige Zustände oder litten an unangenehmen, wiederkehrenden Träumen. Die gleichen Symptome stellte man später auch an Opfern von Naturkatastrophen und Verkehrsunfällen fest, also wieder an Personen, die persönliche Erfahrungen mit lebensgefährlichen Situationen hatten. Am schlimmsten war es bei KZ-Opfern, wo sich die Realität ähnlich wie im Transzendenzbereich in Alpträume verwandelt. Man gab der Krankheit die Bezeichnung Posttraumatisches Streßsyndrom (PTSS), bis heute stellt sie nichts Außergewöhnliches im klinischen Alltag dar und kann von jedem geschulten Therapeuten behandelt werden. Das Wesentliche am PTSS war bisher immer; daß ein externes physisches Ereignis stattgefunden haben mußte, um es überhaupt auslösen zu können. Das heißt, ohne triftigen Grund (durch Einbildung, Träume, Phantasien) ist es nicht möglich, daß ein PTSS induziert wird; ich referiere Ihnen jetzt hier mehr oder weniger den Stand der Veröffentlichungen, vor allem die von ..., ach, der Name tut nichts zur Sache, und scheue mich nicht, wörtlich hier zu zitieren in Anbetracht der Wichtigkeit der Sache, meiner Meinung nach völlig legitim. Sie können dann nachher die Bibliographie in unserem Archiv nachlesen und studieren, holen Sie eben einfach wieder Jinny aus sich raus; wir sahen, wie es bei normalem Schock vor sich ging, nun gab es aber eine Reihe von Psychotherapeuten, die Patienten mit einem PTSS zu behandeln hatten, denen ein offensichtlicher Auslöser für die Symptome fehlte. Rima Laibow, eine Psychiatrin aus New York, konnte sich diese Tatsache zuerst nicht erklären, nichtsdestotrotz erhielt sie immer wieder Patienten mit einer Krankheit (PTSS ohne Auslöser), die es nach gängiger Lehrmeinung nicht geben durfte. Laibow versuchte also zuerst festzustellen, ob die Betroffenen vielleicht schlicht und einfach geistig krank, unzurechnungsfähig, waren. Dies um so mehr, weil die Geschichten, die sie von diesen Leuten zu hören bekam, völlig phantastisch und psychotisch klangen. So stieß Rima Laibow während ihrer alltäglichen klinischen Praxis auf Patienten, die angeblich von fremden Wesen entführt worden seien; und das macht sie nun für uns besonders interessant; wir haben natürlich längst Kontakt mit ihr aufgenommen und sie arbeitet mit. Denn nachdem sie also etwas entdeckt hatte, das in offenem Widerspruch zu gängigen Theorien stand, intensivierte sie ihre Bemühungen, das Rätsel zu lösen. Sie versuchte vorsichtig (um nicht ihren Ruf als seriöse Psychiatrin zu verlieren), einige Berufskollegen zu gewinnen - und tatsächlich, auch einige andere Therapeuten hatten sich schon den Kopf über ähnliche Fälle zerbrochen. Man war sich damals und auch heute noch nicht darüber im klaren, ob sich die Ereignisse, von denen die Patienten sprechen - von denen sie aber jedenfalls gezeichnet sind - wirklich auf der Ebene der physikalischen Wirklichkeit abspielen. Im Laufe der Zeit bürgerte sich für die Erlebnisse der Patienten der Name Erlebtes Ungewöhnliches Trauma (EUT) ein. Damit war es möglich, allen interessierten Kollegen die Gelegenheit zu geben, offen über dic Problematik diskutieren zu können. Denn auch heute noch ist es praktisch unmöglich für die meisten Naturwissenschaftler, über UFOs, Parapsychologie oder sogenannte übernatürliche Phänomene zu sprechen, ohne Gefahr zu laufen, die eigene Reputation zu verlieren. In einem sind sich die Experten, die Rima Laibow im Laufe der Jahre um sich gesammelt hat, sicher: Das Problem mag physikalischer Natur sein oder nicht, EUT ist auf jeden Fall ein psychiatrisches und psychologisches Ereignis von großer wissenschaftlicher Bedeutung. Rima Laibow organisierte im Mai 1989 ein Treffen aller interessierten Kollegen, insgesamt erschienen 43 Fachleute, um sich über Möglichkeiten zur Behandlung und Erforschung von EUT ein Wochenende lang intensiv zu unterhalten. Laibow gab dieser ersten Konferenz der Namen TREAT, Treatment and Research of Experienced Anomabus Trauma (Behandlung und Erforschung des erlebten ungewöhnlichen Traumas). Die Abkürzung ist das englische Wort für Behandlung, es drückt das wesentliche Anliegen der New Yorker Psychiaterin und ihrer Kollegen aus: an erster Stelle ist es notwendig, daß den betroffenen Personen geholfen wird. Ausgegangen wird von den Bedingungen; dem Ort und der Zeit der Beobachtung und Diensträngen der beobachtenden Personen. Im Punkt 8 werden die physikalischen Hinweise behandelt."
Als Anna Lyssowa nachher ins Archiv ging, recht neugierig geworden, da es sie ja nun sehr persönlich auch anging, fand sie dort folgende streng geheime Anweisungen des Luftwaffenministeriums, schön bürokratisch geordnet und aufgeschlüsselt; vor allem Punkt 8 interessierte sie:
8. Hinweise: Physikalische Hinweise (Photographien oder Material) werden unverzüglich weitergeleitet.
a) Photographien: (1) Optisch: Die Negative und zwei Abzüge werden weitergegeben; alle Originalfilme beinhalten wenn möglich beide Abzüge und Negative und werden mit einem Titel oder anderswertig mit Ort, Zeit und Datum des Zwischenfalls versehen (siehe Nachrichtensammlungsbestimmungen (ICI), Juni 1954). (2) Radar: Es werden zwei Kopien von jedem Bild weitergegeben. Abzüge von Radarschirmphotographien werden in Übereinstimmung mit AFR 95-7 betitelt und gemäß AFR 95-6 weitergeleitet." Und unter h:
h) Material: Echte oder vermutlich echte Materialteile, die in den Besitz irgendeiner Luftwaffenabteilung kommen, werden sofort sichergestellt. Die Sicherstellung erfolgt in der Art, daß Beschädigungen oder Veränderungen, die die Untersuchungen beeinträchtigen könnten, verhindert werden.«
Und sie dachte an Joyce´s ketzerische, weil sachgerechtere Meinung, die sie nun plötzlich hier fehl am Platze fand, fast so, wie sie bei Lovering und Terplan als Verräterin da stand, und dennoch weiterhalf. Die Militärs waren die reaktionärsten Typen, die man sich vorstellen konnte, sie übersetzten die offizielle, unheimlich zurückgebliebene Auffassung von der Welt, als wäre alles solide und festgefroren, nun auch auf die Phänomene, die deutlich diese Auffassung entlarvten: Die U.S.-Luftwaffe, die CIA und andere Stellen schienen überzeugt zu sein, daß das UFO-Phänomen etwas Reales ist. Besonders interessant war der Punkt 8 h), der von einer sofortigen Sicherstellung von möglichen Materialteilen spricht. Die amerikanische Luftwaffe bemühte sich, unter allen Umständen in den Besitz dieser hochwertigen Technologie zu gelangen. Punkt 9 klärt das Verhalten gegenüber der Öffentlichkeit:
»Veröffentlichung von Fakten: Das Hauptquartier der amerikanischen Luftwaffe wird mit einer Zusammenfassung der ausgewerteten Daten die Öffentlichkeit informieren. Als Antwort auf lokale Nachfragen ist es zulässig, den Nachrichtendienst in Sachen UFOs nur dann zu informieren, wenn es sich um ein bekanntes Objekt handelt (siehe Paragraph 2 b), ausgenommen, daß die folgenden Datentypen Schutz garantieren und nicht enthüllt werden dürfen. Dazu gehören Namen von Beteiligten, Aufklärungs- und Untersuchungsmethoden, sowie klassifizierte Radardaten. Wegen der großen Anzahl der Objekte, die man nicht erklären kann, sollte nur darauf hingewiesen werden, daß AT. die Daten analysieren wird.«
Anna Lyssowa wußte von Joyce, daß UFO-Sichtungen nur dann der Öffentlichkeit mitgeteilt wurden, wenn man mit Sicherheit wußte, daß es sich bei dem Objekt um einen Ballon, astronomische Körper; Vögel usw. handelte. Gab es aber bei einer spektakulären Sichtung viele Zeugen, verwandelte die Spezialabteilung der Gegeninformation jede unerklärbare Sichtung in eine erklärbare. Die tatsächlich interessanten Daten aber blieben streng geheim und wurden von Spezialisten der CIA, OSI, und möglicherweise von Majestic-12 oder andern Stellen ausgewertet.
Nun, es war genau jenes Enthüllungspapier über die Gegeninformation des CIA. Es kann auch sein daß Morris das Papier Lovering zugespielt und dieser es Dr. Lammla gegeben hatte. Es würde einen Skandal geben. Das Erstaunliche, Joyce hatte gar nichts unternommen, ja, er hatte das Papier überhaupt nicht ins Archiv weitergeben, auch der Professor wußte nichts davon. Jinny rätselte, ob dahinter der Gewissens-Zwiespalt und Joyce´ Liebe zu ihr stand? War es Liebe, eine Bettgeschichte. Oder?
x
Ich bin davon überzeugt, daß Lovering bestens informiert ist. Nur seine Mitarbeiter scheinen einem paranoiden Syndrom verfallen zu sein, die Mirarbeiter haben ja eher mediale Aufgaben, daher müssen sie auch so verrückt wirken, sowohl Terplan, als auch Morris, "spinnen", ja, sie müssen spinnen, um ihre Aufgabe erfüllen zu können (Morris freilich in unserem Auftrag, er ist ein ausgezeichneter Schauspieler!); wir dürfen da nicht mit alter psychiatrischer Nosologie arbeiten. Eher sollte ihre paranoide Komplottheorie genauer untersucht und auf reale Ursachen und Motive abgeklopft werden!"
"Und was ist das für ein Komplott, der ihrer Ansicht nach die Welt im Netz gefangenhält?" Wollte ein Mitarbeiter gestern wissen.
"Nun, die Antwort war leicht: Jetzt scheinen die Ufogläubigen hier alle in ihrer so raffinierten Art einen inneren Höhepunkt der Paranoia erreicht zu haben. Die Begegnung der Freunde des Loveringkreises ist jetzt geprägt von Mißtrauen, denn sie wissen, mit was für einer gefährlichen Materie an der Grenze unserer Vorstellung sie umgehen, die nicht nur die staatliche Sicherheit gefährdet, sondern unser ganzes Zivilisationssytem. Und sie ahnen, daß sie überwacht werden. Die Gefahr ist sehr alt; nur mit Mühe konnte sie im Laufe der Geschichte kaschiert, die Besuche und andauernden massiven Einwirkungen bis hin in die Träume als reine Phantasieprodukte, Märchen, Sagen, unhaltbare Gerüchte, Spinnereien, im Mittelalter auch als Dämonenwesen, Teufelszeug usw. usw. verharmlost oder, mit Feuer und Schwert bekämpft werden - Millionen von Menschen wurden verbrannt, verfolgt Die Wahrheit, durfte auf keinen Fall durchdringen!"
Analyss war mit dem Kollegen Farmer im Archiv allein gewesen, und hatte dort ihr neues Material sortiert und unter GZ eingeordnet. Dann kam der Professor, der aber kurze Zeit später wieder ging, der wies Joyce an: »Vielleicht setzen Sie sie im >White< ab, wenn Sie nach Doddlestone zurückfahren; sie wohnt dort.«
Annalyss begleitete den alten Mann bis zur Treppe. Als er abgefahren war, sagte sie: »Er hat eine besondere Ausstrahlung: als wüßte er viel mehr als er uns sagt.«
Joyce brummte: »Das sagen Sie. Er glaubt wirklich, daß diese Nachrichten von andern Sternen kommen und daß es greifbare Ufos gibt, die in unsere Wirklichkeit einfahren. Haha. Er ist ziemlich stur und vertritt mit Vehmenz das Regierungsprogramm..«
Joyce zog eine Reiseflasche aus der Hosentasche, als müßte er seine Erregung dämpfen, und trank daraus. Dann reichte er sie ihr. Als sie ablehnte, nahm er einen weiteren Zug. Und plötzlich schien von ihm seine vorherige Gleichgültigkeit ihr gegenüber abzufallen; vielleicht, weil er etwas getrunken hatte. Komisch, daß dieser intelligente Mann überhaupt trank. Doch konnte er seine "Berichte", vor allem die vielen Kommetare dazu, die er niemandem zeigte, nur mit Strömen von Whiskey schreiben. So ungeniert offen aber trank er immer nur, wenn er dem Professor begegnen mußte. Eine Spannung war zwischen den beiden Männern spürbar, dicke Luft.
»Kegeln Sie? Unten in Doddlestone gibt es nicht nur Computerkontakte mit ìhnen`, sondern auch eine irdische Bahn... Haha, Lande- und Laufbahn... Kommen Sie und beteiligen Sie sich an unserem so irdischen Sport, mit dem es, da bin ich überzeugt, bald aus sein wird! Wir müssen die Zeit nützen, all die kleinen Dinge im Sichtbereich und Hörbereich tun, als wären sie wirklich ... und auch den übrigen armen Körper mit Lust etwas begeistern« Er sprach hastig,und fast wie ein Automat, als wäre er plötzlich ganz leer, nur sein Blick erfaßte sie und zog sie aus. Sie wußte von seinem "Verzweiflungssex" - generelle Torschlußpanik, die nichts mehr mit Alter zu tun hat.
Sie zögerte. Und mußte leise lachen bei dieser Symbolk: Kegeln, Kugeln, letzte Holzeier, na dann! Panerotik überall in dieser Behörde.
»Na, was denn? Ich lasse Sie nicht in den Händen dieser verrückten Astronomen, gar dem Professor ausgeliefert." Sein Ton klang seltsam besorgt, als habe er sie durchschaut, und es gäbe etwas, das nur auf einsamen Inseln passieren könnte. Als wäre er aber noch allein auf diesr Insel, sie aber schon irgendwie im Kommen, doch noch nicht ganz da!
»Sie sind kein Astronom!?«
»Was glauben Sie! Vielleicht eher Astrologe. Und im Rückwärtsgang bis hin zur alten Alchemie? Na dann! Tieftemperaturen, Computer, Chiffrieren, Dechiffrieren, Berichte auswerten, Planen, was nicht gewußt werden darf, Spionage eben: das ist eigentlich meine Sache, nicht dieses verrückte In-die-Luft-Schauen, als wäre das alles `wirklich` Dieser Kitsch der Frensehufonauten und Filme. Und jetzt die neuen Internauten vom Müllplatz Internet«
Sie sah ihn lange an, er hielt dem Blik stand. Und plötzlich zündete da etwas. Sie verstand mit ihrer weiblichen Intuition mehr als sie jetzt schon wissen konnte. Instinktiv berührte er mit mehr Wissen ihre Ablehnung. Ja, hatte den Nerv ihrer Argumente, warum sie überhaupt hier mitmachte, getroffen!
Sie gingen zu der schmalen Betonfläche hinüber, auf der sein Wagen stand. Als sie das Auto erreicht hatten, blickte Joyce auf.
»Ich habe den Eindruck«, begann er, und seine Stimme klang ruhiger, freundlich und nicht mehr aggressiv. »Ich habe den Eindruck, daß wir in der Naturwissenschaft in eine revolutionäre Phase eingetreten sind, wo es ohne Paraphysik und die Transdinge der Parapsychologen nicht mehr geht. An einem bestimmten Punkt, irgendwo an der Grenze unseres Wissens werden wir -krach! - einfach durchbrechen. Jetzt gehts also los: Mitten hinein in Neuland, und vielleicht geschieht es hier, mit diesem Kram da.« Er knöpfte die Schutzdecke von seinem Sportwagen ab und legte sie hinter seinen Sitz. »Philosophie ist niedergeschrieben in einem großen Buch, das ewig vor unseren Augen aufgeschlagen liegt. Ich will sagen, im Universum! Wer hat das gesagt?«
»Heisenberg?«
»Nein!« Er lachte. »Galilei! >Die Natur ist geschrieben in der lingua mattematica< Brauchbar für eine Presseverlautbarung?«
Sie sah ihn an, unsicher, wie sie reagieren sollte. Er hielt ihr die Tür auf; sie stieg ein. Joyce fuhr schnell und brummte ärgerlich: »Die gehen mir langsam auf die Nerven, auch der Professor, der ist doch General.... Zum Teufel mit der Eröffnung für den Herrn Minister! Im Grunde ist es nichts weiter als ein Stück Laboratoriumseinrichtung. Weil es groß ist - und sauteuer -, wird es öffentliches Eigentum. Ich mache dem Alten keinen Vorwurf. Er hat sich dafür verbürgt und muß Ergebnisse vorweisen.«
»Und, kann er das nicht?« »Keine Ahnung.«
»Ich dachte, Sie hätten es entwickelt?« »Ich und .....«
»Wo ist Doktor Farmer?«
»Unten auf der Kegelbahn. Er erwartet uns und hat hoffentlich eine Bahn reserviert und eine Flasche.«
Während sie die dunkle und kurvenreiche Straße hinunterfuhren, erzählte er ihr von Farmer und sich selbst. Beide hatten an der Universität Birmingham studiert und waren Forschungsassistenten in Cavendish gewesen. Joyce war Theoretiker, Farmer Phantast und Praktiker, Entwicklungsmathematiker und Techniker. Farmer war auf seine wissenschaftliche Karriere bedacht; er wollte soviel wie möglich aus seinem Spezialgebiet herausholen. Joyce war ein reiner Forschertyp, dem alles außer rein wissenschaftlichen Tatsachen gleichgültig war. Aber beide verachteten das akademische System, in dem sie ausgebildet worden waren, und so blieben sie zusammen.
Der Professor hatte sie vor einigen Jahren entdeckt und als Mitarbeiter für sein neues "Forschungszentrum" gewonnen. Da er als der wohl bekannteste und angesehenste Astrophysiker der westlichen Welt galt, hatten sie ohne Zögern angenommen, ohne zu wissen, worauf sie sich da einließen! Und er hatte sie unterstützt, ermutigt und betreut während der langen und mühsamen Entwicklungsarbeit.
An der Art, wie Joyce sprach, war unschwer zu erkennen, wie groß das Vertrauen war, das ihn mit dem älteren Mann verband, trotz seiner Grobheit. Farmer dagegen war gelangweilt und unruhig. Seine Aufgabe war erledigt. Und, wie Joyce ohne jede Bescheidenheit oder Übertreibung sagte, sie hatten dem Alten die besten Apparate der Welt gebaut.
"Aber auch das beste Spitzelsystem der Welt", sagte Lyss leise.
Die Kegelbahn war ein ehemaliges Kino, das sich mit einer
Flut von Neon- und Scheinwerferlicht gegen die dunkle alte Weberstadt abhob.
Sie fanden Farmer an einer Bahn. Er war ein kleiner, nervöser Mann
in Farmers Alter, und er schien ein wenig verlegen. Sein Gesicht war frühzeitig
gealtert und wirkte abgespannt. Zurückhaltend schüttelte er seiner
Kollegin Anna Lyssowa die Hand, da er sie hier nicht erwartet hatte.
x
"Bei der Preisverleihung im Auditorium Maximum der Uni Bern, an Lammer und Sidla, Erforscher der TW´s und ihrer "Landungen" und Kommunikationen mit uns, und an Sarah W. Estep für "Epipsychologie": Psychologie des nachtodlichen Bewußtseins, kam Lovering mit ihnen ins Gespräch. Sie bestätigten ihm, daß es eine Art Mafia gebe, die alle Forschungsergebnisse hintertreibe und lächerlich mache.
Lovering erfuhr hier auch zum erstenmal von der Härte dieser Angriffe.
Daß es aber eine "Verschwörung des Schweigens" und der Diskriminierung durch die Öffentlichkeit und die Verantwortlichen gibt, aus Angst, daß ihr Realitätssystem, ihr way of live, aus den Fugen geraten könnte, das ist sicher. In seinem Vortrag wiederholte Dr. Lammer genau die Daten, die Lyss später in Loverings Archiv gelesen und kopiert hatte, und fügte dann hinzu:
"... Nur zwölf Tage nach der Anhörung im Kongreß kam es wieder zu einem spektakulären UFO-Zwischenfall, in den mehrere Polizisten verwickelt waren. Funkstreifenwagen der Polizei verfolgten ein leuchtendes Flugobjekt mit einem Durchmesser von 10 Metern über 135 Kilometer weit. Vier Polizisten beobachten das Objekt, als es höher stieg, und sahen, daß es rechts an einer Passagiermaschine vorbeiflog. Die Polizisten richteten eine Anfrage an den Tower des Flughafens von Pittsburgh, ob die Besatzung der Maschine nach dem rätselhaften Objekt Ausschau halten könnte. Der Beamte, der dort anrief, teilte den Polizeibeamten mit, daß das UFO auf den Radarschirmen im Flughafenbereich aufgetaucht sei. Diese Aussage wurde später aber demetiert. Im selben Augenblick schoß das Flugobjekt mit sehr hoher Geschwindigkeit senkrecht nach oben und verschwand. Ein anderer Polizeibeamter berichtete, daß er zwei Düsenjäger gesehen habe, die von einem eiförmigen Objekt verfolgt wurden.
Dieser Vorfall war damals Tagesgespräch in Amerika. Die Luftwaffe hatte sofort eine Erklärung bereit. In der Luftwaffenverlautbarung hieß es, daß die vier Polizisten zuerst einen Nachrichtensatelliten und dann den Planeten Venus verfolgt hätten. Dieser Bericht löste in der Öffentlichkeit Empörung aus, und ein ehemaliger Kongreßabgeordneter fand ihn so lächerlich, daß er sagte: "Die Luftwaffe hat in unserer Stadt sehr viel an Ansehen eingebüßt." Der Kongreßabgeordnete William Stanton aus Ohio meinte: "Wenn Leute, denen das Wohl der Öffentlichkeit anvertraut ist, nicht mehr glauben können, daß die Bevölkerung die Wahrheit verträgt, dann kann die Bevölkerung ihrerseits der Regierung nicht mehr vertrauen." Bemühungen des Kongreßabgeordneten Stanton und anderer, die Luftwaffe dazu zu bringen, in ihrer Erklärung Satellit und Venus in Unbestimmtes abzuändern, blieben erfolglos. Mehrere Monate nach dem Vorfall gab der bekannte Astronom Dr. J. Allen Hynek öffentlich bekannt, daß er mit der offiziellen Erklärung der Luftwaffe ebenfalls nicht einverstanden sei. Aber die Polizisten mußten ihren Dienst quittieren und standen vor der Öffentlichkeit als Narren da.
Da auch auf die Regierung Druck ausgeübt wurde, kündigte die Luftwaffe einen Monat nach der UFO-Verfolgungsjagd an, sie werde nun doch bei einer amerikanischen Universität eine UFO-Untersuchung in Auftrag geben. Die beteiligten Wissenschaftler sollten Zugang zu den Unterlagen des Projekts Litte Book bekommen und völlig unbehindert recherchieren können. Fünf Monate später erklärte die Universität von Colorado, daß sie das Projekt übernehmen und daß der Physikprofessor Dr^. Edward U. Condon mit der Leitung der Forschungsgruppe betraut werde. Dr Condon hatte Ende der zwanziger Jahre an der Universität von Kalifornien promoviert und hatte zwei Jahre in Deutschland mit einigen der führenden Physiker der Welt gearbeitet. Später war er in Princeton und an der Universität von Minnesota tätig. Während des Zweiten Weltkrieges hatte er sich ein hohes Ansehen durch seine Beiträge zur Entwicklung des Radars und der Atombombe erworben. Dem Condon-Ausschuß unterstanden zwölf Wissenschaftler; die auch mit der zivilen UFO-Forschungsorganisation NICAP unter Major Keyhoe zusammenarbeiteten.
Die Erwartungen, die man in diesen Ausschuß setzte, wurden von Dr. Condon selbst zunichte gemacht. Er äußerte sich extrem skeptisch gegenüber dem UFO-Phänomen, daß sogar seine an dem Ausschuß beteiligten Kollegen irritiert waren. Nach Condons Bemerkungen kam eine Aktennotiz an die Öffentlichkeit, die verfaßt wurde, als die Universität von Colorado den Luftwaffenvorschlag zur Untersuchung des UFO-Phänomens überprüfte. In diesem Memorandum erörterte Robert Low, ein Dekan der Universität, der Projektleiter des Condon-Ausschusses werden sollte, die Frage, ob die Universität den Auftrag annehmen könne, ohne ihrem Ruf in der akademischen Welt zu schaden. Low sagte damals:
»Der Trick würde meiner Meinung nach darin bestehen, daß wir das Projekt vor der Öffentlichkeit als eine absolut objektive Untersuchung darstellen, uns der Wissenschaft jedoch als vernichtende Skeptiker präsentieren, die sich um Objektivität bemühen, aber so gut wie keine Hoffnung haben, jemals eine fliegende Untertasse zu Gesicht zu bekommen, da es sie nicht gibt!«
Und so ist es, diese Meinung bestimmt bis heute die Öffentlichkeit.
Joyce schritt im Zimmer auf und ab <setzte sich dann neben Jinny und legte den Arm um ihre Schultern.
»Ich tue alles, was Du willst", sagte Lyss. »Wenn Du willst, kannst Du mich vors Kriegsgericht stellen.«
"Schon gut.« Er nahm den Arm
von ihrer Schulter. «Du kannst mir Vertrauen, Lyss. Ich weiß,
daß es sie gibt!«
Exposé zum Roman
ENGELSZUNGEN
"Engelszungen" ist ein literarischer UFO-Krimi und Agentenroman: Die CIA bespitzelt eine Gruppe von Forschern, die unter der Leitung eines deutschen Physikers die Unbekannten Flugobjekte untersucht, wobei ihnen durch besondere mediale Techniken auch eine Kontaktaufnahme mit deren Besatzungen gelingt. Durch Transkontakte versucht diese Forschergruppe, die Wahrheit an den Tag zu bringen. Doch alles bleibt ein schwebendes Verfahren, weil sich die Unbekannten wie Träume immer wieder entziehen, niemals festlegen lassen, so daß schließlich diese rätselhaften Flugobjekte, sowie ihre "Landungen" und "Entführungen" von Menschen, wie eine gigantische irreale Projektion erscheinen, was sie nach Loverings Theorie auch tatsächlich sind. Doch auch die Realität erscheint schließlich nach neueren Untersuchungsmethoden der Physik als nichts anders denn als kollektiver Wahn! Welcher Wahn also gilt dann und ist glaubwürdiger?
Die Öffnung, die Grenzüberschreitung, die Bewußtseinserweiterung ist bei Lov Folge eines Schocks; der Physiker und Psychonaut, der sich noch während des Zweiten Weltkrieges unter dem Pseudonym "Lovering" nach Lareggstone, einer walisischen Stadt, geflüchtet hat, ist seelisch belastet und traumatisiert durch ein Schockerlebnis aus dem Jahre 1945, als er wegen Befehlsverweigerung und Desertion zum Tode verurteilt, in letzter Minute (schon vor dem Erschießungskommando), während eines Luftangriffes doch noch entkommen konnte.
Die brisanten Entdeckungen Lovs und seiner Gruppe, zu denen Morris, ein junger Quantenphysiker und der medial begabte Transsylvanier Terplan gehören, drohen, das amerikanische System und seinen way of live in Frage zu stellen. Am Schluß müssen alle aus dem Kreis dran glauben, sie kommen durch "Unfälle", "Krankheiten" um, oder sie verschwinden spurlos auf Nimmerwiedersehen.
Im Zentrum der Handlung steht neben Lov, eine schöne, raffinierte und intelligente Agentin und Edelhure, die über Bettgeschichten ihre brisanten Informationen aus der Gruppe erhält; meist wachsen sich diese Affären zu heißen und tragischen Liebesgeschichten aus.
Die zweite Hauptfigur auf der Agentenseite ist Joyce, ein dichtender CIA-Oberst; beide, die schöne Agentin und der Oberst (sie, natürlich auch seine Geliebte), erfahren schließlich selbst die Wahrheit, und werden so zu Doppelagenten. Deshalb müssen auch sie am Schluß verschwinden!
"Engelszungen" ist kein Heftchenroman, sondern literarische Science-fiction: Grenzgang des Bewußtseins, wie in alten Häresien zwischen Zweifel und Gewißheit bei einer neu zu erarbeitenden Weltsicht, wo die alte Sicht das Phänomen falsch anpackt und falsch, nämlich zu "empirisch", deutet, und ihre falschen Überzeugungen, wie seinerzeit die Inquisition mit perfiden und gängigen Öffentlichkeits- und Medienmitteln: Gegeninformation, Falschmeldungen, Manipulation, dann mit der Seelenpolizei Psychiatrie, bis zu mörderischen Techniken und Mord verteidigt. Im Zentrum steht eine neue Sprache und Hermeneutik, oder auch neue Grundmuster der Deutung jener Nachrichten über und von "Aliens", den "Fremden", "Toten" und ermordeten "Opfern" der abendländischen Geschichte; es sind neue psychotechnische Möglichkeiten der Sprache, des induzierten Schweigens, der Medialität und des Traumes, der Phantasie, der Traditionserforschung und Deutung, und schließlich aller Formen der Bewußtseinserweiterung vom Liebesfieber, der Meditation, Rückführungstechniken bis zur Hypnose, um überhaupt mit den sich jedem bisherigen Wirklichkeitsbegriff entziehenden Parallelwelten, die es immer neben unserer gegeben hat, kommunizieren zu können.
Gegen die neue Gleichgültigkeit
Was wäre wenn nicht nur ER sich zurückrufen ließe sondern so erkennbar wäre, daß unser Nihilismus nichts ist als Blindheit und Schwäche, und sogar ER ganz anders, nicht nur ahnbar als überlebensgroß und unvorstellbar, sondern daß jene Andere Welt ganz anders ist, ja, daß wir daran teilhaben, teilhaben an einem Jahrtausendeereignis und dieses aus Blindheit und steinzeithartem Vorurteil, ja rationaler Bornirtheit an uns vorbeigeht?!
Würde diese Verweigerung des wahren Inhaltes
auch von Literatur (von LEBEN ganz zu schweigen) die Gleichgültigkeit
und auch die müden Spielchen samt Dauerbrenner, die KLAGE nämlich
darüber: als einziger Inhalt, so daß nicht nur das so lange
herbeigesehnte große Kunstwerk dabei verdampft sondern auch das Publkum
davonläuft, sich dem Trivialen und geschäftstüchtig Esoterischen
zuwendet, gut erklären?!
Das Lebensspendende kann auch die Verzweiflung sein, das Hiobsgefühl jener Revolte, daß Tod sein soll, unsinnig und unvorstell bar. Diese Revolte aber kommt nicht aus der Müdigkeit, sondern aus einer grenzüberschreitenden Kraft, die sich hier betrogen weiß, weil sie weiß, besser, - genau empfindet, daß der Widerspruch nur eine Provokation ist, daß dieser wahnsinnige Spaltung unseres Bewußtseins, daß jene Instanz in uns, die den Tod des Körpers als Ganztod annimmt und erst zu jener Spaltung führt, ein Erbübel ist, selbstverschuldet, weil wir einer Beschränkung anheimgefallen sind, und daß es heute an der Zeit ist, sie abzulegen, durch die Hintertür wieder Eden zu sehen sein kann, wenn wir zweimal vom Baum der Erkenntnis essen, wie es so schön bei Hegel und bei Kleist heißt: erst die Hölle der Negation der Negation voller Zweifel und Schmerz kann die schreckliche Spaltung aufheben, die die Antithese der Geschichte als eine Art Mephistophel uns Chock für Chock gebracht hat, in jüngster Zeit und auch in der nächsten Zukunft, es wird heute mit der Apokalypse und der Kunst des endgültigen Verschwindens mit bewundernswerter Energie und Tag für Tag experimentiert, um meisterlich den Jüngsten Tag zu überholen!
Doch die Augenöffnung durch den Chock geschieht
freilich anders als gedacht! Und auch als erwartet. Und es wird langsam,
für wenige nur, leider, deutlich, daß uns viel mehr bleibt als
die Abwesenheit Gottes in der Literatur?
W. Schiebelers Buch: Nachtodliche Schicksale wichtig.
Scannen. Und kommentieren! Ebenso Engelsgeschichte!.
Wichtig auch auflösen den "Verweser" in einzelne
Geschichten und vorveröffentlichen, als BOD?
Camaiore 17. Mai. per Fax die "Nachricht": Resultat der hsitologischen Untersuchung, es ist wirklich Krebs. Schlaflose Nacht. Die Todesgedanken sind körperlkich spürbar. Aus. Hatte mir bis heute Ferien gegeben. Donnerstag.
Nachdem mich die Röntgenologie in Heidelberg mit der Brachytherapie wegen des hohen PSA-Wertes (34) abgewiesen hatte. Schickte alle meine Daten pre Fax. Telefonisch von Agliano aus: Und machte im Diakonissenkrankenhus einen OP-Termin aus. Es gab sogar noch Platz, wie ein Wunder, meinte die Schwester.
Im Internet suchte ich die besten Spezialisten heraus (mit Foto und Profil): Heidelberg (Krebszentrum Deutschlands, München Prof. Hartung (kannte den Namen von Ilse S.) Machte auch mit ihm einen OP-Termin aus.
Telefonierte wie ein Wahnsinniger, auch einen OP-Tremin bei Prof. Eisenberger in Stuttgart. Im Kathrinenhospital Einweisung 30. OP 31. Mai. Die beiden Profs. Verlangten 8000DM. Liegen konnte ich die zwei Wochen in der Klinik als Kassenpatient.
Über meinen Urologen Dr. Mitschkle kam der
fürchterliche Sintigramm-Termin zustande (radioaktive Knochendurchleuchtung):
Am 24. Am 23. also Dienstag mußten wir zu all diesen Torturen und
zur OP fahren. Jede Untersuchung mit Angst und Zittern, ein Schock, jede
konnte Metastasen anzeigen. Knochen, Lunge, Blase, Niere, Darm usw.
Und dachte, es ist wie eine Strafe, als müßte
ich die Schuld auf mich nehmen: hab mit mir, mit der Welt, auch mit L.
nur Ungeduld und Wut gezeigt. Dann die Unteerlassungssünde, nie eine
richtige Untersuchung gemahct zu haben. PSA etwa.
Bei der Abfahrt trafen wir Ricardo, der verabschiedete
uns mit Tränen in den Augen und einem ernsten Blick. Abschiedsblick
wage ich nicht aufzuschreiben. Und doch hatte ich mich auch von meinem
Arbeitszimmer und dem Haus "verabschiedet", als wäre es für immer.
27 Jahre. Mein Leben versessen, vergessen? Schreiben – ein Fluch, eine
Flucht vor dem Leben, dem Sinnverlust, letztlich vor dem Tod, als würden
wir ewig leben.
Gestern Dieter Hösch im Fernsehen: Die Würde
des Menschen liege im Wissen vom Kommen und Gehen. Das Tier ahnt es, weiß
es aber nicht.
Am Cisa will ich die Schönheit der Landschaft "genießen", hat nicht alles seine Strahlung, Aura, auch mein Körper. Hat mich meine Wut, mein Mangel an Zärtlichkeit und Zuwendung, diese unberechtigte Verachtung krank gemacht? Die Absenz?
Es ist so, dies Erschrecken, wenns mir bewußt wird, daß ich Krebs habe, welch ein Wort, es ist wie das Aufwachen, diese Schläge im Gedanken, im plötzlichen Sichbesinnen: wenn ein lieber Mensch gestorben ist und es wird dir plötzlich bewußt, daß du nie mehr mit ihm sprechen kannst, Niemehr, unfaßbar und doch real. Bei Vater wars so. Doch jetzt ist es in mir selbst, und ich bin nicht mehr trennbar davon.
"All mein Gdanken, die ich hab, die sind bei dir!"
Wie sich das jetzt umkehrt, sie sind bei Ihm, wenn Gott der Tod ist. Umgekehrte
Verliebtheit? Tag und Nacht läßt es mich nicht mehr los!
Und das Nachdenken darüber, was noch in diesem Leben zu ordnen wäre. Das Werk, auf CD kopieren. Die Papiere in Mappen. Marbach. Siebenbürgenisntitut. Heubach. Wegen des Nachlasses.
Dann das Testament. Dann 20000 für einen
Doktoranten, der den Nachlaß ordnen soll. Ein Archiv herstellen.
Reisen nach Siebenbürgen. Und in TK-Gegenden.
Muß ich jetzt viel mit Menschen zusammen
sein. Nicht mehr schreiben, nein, - leben!!?
24.Mai- 30. Mai.
Tizianweg/Stuttgart, 31. Mai 2000
Tagebuchnotizen im "Überlebenstagebuch"
(Abchreiben in der Klinik)
Diese Nacht einen Traum mit Mutter; ich mußte sterben, alles war vorbereitet, bis hin zum Licht im "Raum", der Sarghöhe, dem Grabstein. Als ich aber mit ihr in jene Totenhalle hinging, wie zum Arzt hineingehen mußte, da sagte ich ihr, wie früher als Kind, neinnein, Mama, ich komm nicht, ich ich will nicht! Und sie: Aber das kannst du mir doch nicht antun, ich hab doch schon den Grabstein bezahlt.
Das war mir egal. Und ich haute ab. Floh vor dem
Tod, rannte davon, erleichtert und wieder froh, entkommen zu sein. Ausgelöschte
Geburt, ausgelöschter Tod?
Es war dann irgendwie der Steilhang beim Törle
in S./Transsylvanien, und ich hörte schon die Verfolger, die aber
eigentlich einen andern suchten, einen Verbrecher. Ich rutschte da den
Hang hinab, um mich zu retten. Die Verfolger liefen auch an mir, an uns,
denn auch der andere Gesuchte kam mit mir, vorbei...
Wir versteckten uns in allen möglichen Räumen
und Gebäuden. Labyrinthen. Ich habe viel vom Traum vergessen. Und
ich weiß auch nicht, ob ich schließlich entkam, oder ob ich
gefaßt wurde. Ich glaube manchmal war auch der kleine Felix dabei,
L. aber nicht. Und auch sonst niemand, und es herrschte durchgehend ein
Dämmerlicht, wie am frühen Morgen. Klar, ich mußte ja auch
immer völlig allein sein. Jeder für sich und Gott für uns
alle?
7. Juni. Tag der Einlieferung. Und der Untersuchungen, ich noch "in Zivil".
Besuch vom Anaästhesisen und seinem Assistenten. Der reinkam, meine "Weiße Gegend", die ich "zum Trost", wie alle meine Bücher mitgenommen hatte, als könnten sie mir helfen, Kinder, Freunde, Dr. Hamm nahm die WG, und fragte: "Ist das von ihnen?" Ja. Und der daraus dann "positive" Stellen vorlas, wieter von seinem Schwiegervater erzählte, der nach der OP nun völlig in Ordnung sei und doch einen höheren PSA-Wert als ich gehabt hatte!
Beide Anästäsisten wußten von
den OOEB-Erlebnissen, kannten allerdings das Wort nicht wußten nur
von Moody und diesen Nahtod-Erfahrungen mit dem "Tunnel" etc., die Menschen
in Lebens-Gefahr, aber auch Patienten auf dem OP-Tisch gemacht hatten.
Ich mußte alle Gräßlichkeiten
der Risiken einer Vollnarkose zur Kenntnis nehmen und unterschreiben, etwa
Kreislaufkollaps, dann auch daß durch den eingeführten Tubus
auch die Luftröhre verletzt, Stimmbänder verletzt, werden, Heiserkeit,
ja, Stimmverlust eintreten könne – etc. Die Regionalanästesie
kam bei dieser langen und schweren OP nicht in Frage, etwa die über
das Rückenmark, die sonst bei Unterleibsoperationen empfohlen wird!
Am meisten erschreckte mich, daß man durch
eine intravenöse Injektion quasi klinisch tot gemacht werden kannst,
Herzstillstand- und du an eine Herz-Lungenmaschine angeschlossen wirst!
Doch nur die Atmung würde bei mir blockiert, ich künstlich Sauerstoff
zugeführt bekomme, und einen Tubus in die Luftröhre .
11. Juni, Samstag. Die ersten zwei Tage (9. Und 10. verdämmerte ich. Der dritte Tag, also heute, soll der schlimmste sein. Wahnsinnsnacht, das war die dritte, fühlte mich in meinem Körper eingesperrt, raste trotz der drei Beutel dauernd aufs Klo, denn auch: der Drang sehr groß und konnte doch meinen Darm nicht entleeren, der Schlauch des Katheders innen drückte wohl dagegen... das ging die ganze Nacht so, das Bett war zerwühlt, die Drainagen lagen einfach so am Boden herum, es sah wüst aus, ich völlig verkleckert, sah wohl auch im Gesicht danach aus! und am Morgen das Riesengeschimpfe des Prof. Doch etwas mehr Disziplin bitte, und gerade sie, sie arbeiten doch geistig, wütete er, der Geist baut doch den Kötrper, müßte ihn auch beherschen können! Und gab ihm reumütig recht, sagte, daß ich doch seit 25 Jahren Yoga treibe... und es selbst nicht begreifen könne, doch wer es nicht selbst miterlebt habe... da konterte er, er habe doch täglich Patienten in ähnlicher Lage...
Er: nachher, wenn Ihnen etwas passiert, bin ich
verantwortlich.
Und noch etwas: Jetzt erst wurden die Folgen der
Anästäsie spürbar: tatsächlich wars dann am ersten
und zweiten und dritten Tag so, daß ich kaum reden konnte, der Hals
tat weh und es war viel Schleim und anderes Zeug in der Luftröhre
auf den Stimmbändern und ich konnte kaum reden, L. war die erste,
ie mich besuchte, auch Anita kam, und ich konnte mich kaum aufrichten und
bewegen. Reden nur sehr belegt!
Wie war es dann wirklich gewesen nach der OP? L.s Bruder Gysi, seltsamerweise, er war der erste, der mich danach fragte, ob ich etwas Seltsames erlebt hätte?. Ich dachte nach, sagte: Nein!
Doch nur halbherzig, da blitzte es mir, daß
das nicht stimmte. L. sagte ich, daß vor allem im Halbschlaf allerlei
TraumFetzen hochkämen. Sie meinte, ich solle lieber alles ruhn lassen,
nicht daran rühren, wer weiß was es gewesen sei!
15.6., Kathrinenhospital, Stuttgart.
Gestern erfahren, daß in den Lymphknoten und Samenbläschen Mikrotumoren waren! Also wars nicht lokal auf die Prostata beschränkt, wieder ein Schock, mit L. trauriger Spaziergang im Park, die alten Incubi kamen wieder, die Todesgedanken. Obwohl es ja eine Prophylaxe ist, denn die Knoten wurden wie die Semenbläschen herausoperiert. Hätten sich aber verbreiten können, das läßt sich aber erst in 3 Monaten am PSAwert feststellen, daher ist eine Hormontherapie erst dann fällig? Möchte nicht warten sondern sofort alles stoppen. Besprach das heute mit Dr. Mattes, dem Stationsarzt, enem netten Mann, mit dem Prof. Eisenberger kann man sowas gar nicht besprechen. Er hat ja auch kaum Zeit. Überhaup wird man hier sehr demütig. Schon, daß nur auf der U1 hier der Privatstation des Prof. wöchentlich etwa 7 Patienten am gleichen Prostatakarcinom operiert werden, in der ganzen Klinik der Kassenpatienten, also U3,4 und ca. 50 ist Wahnsinn, zeigt auch wie diese Krankheiteit zugenommen hat, auch weil die Alterspyramite steigt. Neunzigjährige sollen es szusagen alle haben, 80 jährige fast alle!
Prof. E. erscheint schon um 7 zur Visite mit seinem
Team, operiert dann, Ops dauern 2-3 Stunden, er geht erst gegen 19 Uhr
nach Hause, um halb sieben ist er schon wieder hier. Oder die filippinische
Schwester, die um 10 nach Hause ging, um 6 wieder aber wieder in der Tür
stand. Es wird enorm geschuftet.
Also der Tag: 5,30 kommt die Nachtschwester, um nach mir zu sehen, den Katheder zu leeren. Dann um 7 zwei weitere Schwestern, die eine gibt mir eine Spritze, macht "Kathederpflege", die zweite gibt mir ein neues Irrenhemdchen und überzieht das Bett neu. Bist ein offizieller Körper, die fummeln alle an dir herum, alles völlig asexuell, schamlos alles. Die Flipina, die mir das Bett machte, neuen weißen Kittel, der hinten offen ist, der Arsch immer frei, mir dann auch die Thrombosestrümpfe auszog, mir die Füße wusch. Erfuhr dabei, daß auf den Filip. die Leute katholisch sind, Moslems und noch Chniesen, Taoisten. Dann noch der Katheder geleert. Und schließlich die Drainage, wo nimmer noch Wundsekret fließt, täglich hellrotes Wundwasser aus der Wundhöhle, 1 Drainage und 1 Katheder, die ich jetzt wie eine Tasche an der Seite trage, damit kaum schlafen kann, immer auf dem Rücken liegen muß!
7,30 Visiste. Der Prof. mit Dr. Mattes, dem Stationsarzt und der giftblonden Ärztin, Dr. Willms, die Assistentin von Eisenberger. Sagte natürlich nichts zu seiner gestrigen Diagnose. Jetzt warten wir mal ab, das diese Sache, die Harakiri-OP-Wunde 25 cm horizontal übert den Bauch, heilt. Schritt für Schritt. Muß er ja auch, um überhaupt durchzukommen. Vorgestern hatte er auch noch einen Vortrag: Prostata, Lust und Leid im Rathaussaal.
Dann gewaschen, Zähneputzen im Bad, sogar Bartfarbe. Das Klo wieder problematisch, wir nennen das Bad "die Folterkammer", ich sitz da 30 Minuten mit einem Buch. Las Borges Essays: Buddhismus.
Würde diese Verweigerung des wahren Inhaltes
auch von Literatur (von LEBEN ganz zu schweigen) die Gleichgültigkeit
und auch die müden Spielchen samt Dauerbrenner, die KLAGE nämlich
darüber: als einziger Inhalt, so daß nicht nur das so lange
herbeigesehnte große Kunstwerk dabei verdampft sondern auch das Publkum
davonläuft, sich dem Trivialen und geschäftstüchtig Esoterischen
zuwendet, gut erklären?!
Das Lebensspendende kann auch die Verzweiflung sein, das Hiobsgefühl jener Revolte, daß Tod sein soll, unsinnig und unvorstell bar. Diese Revolte aber kommt nicht aus der Müdigkeit, sondern aus einer grenzüberschreitenden Kraft, die sich hier betrogen weiß, weil sie weiß, besser, - genau empfindet, daß der Widerspruch nur eine Provokation ist, daß dieser wahnsinnige Spaltung unseres Bewußtseins, daß jene Instanz in uns, die den Tod des Körpers als Ganztod annimmt und erst zu jener Spaltung führt, ein Erbübel ist, selbstverschuldet, weil wir einer Beschränkung anheimgefallen sind, und daß es heute an der Zeit ist, sie abzulegen, durch die Hintertür wieder Eden zu sehen sein kann, wenn wir zweimal vom Baum der Erkenntnis essen, wie es so schön bei Hegel und bei Kleist heißt: erst die Hölle der Negation der Negation voller Zweifel und Schmerz kann die schreckliche Spaltung aufheben, die die Antithese der Geschichte als eine Art Mephistophel uns Chock für Chock gebracht hat, in jüngster Zeit und auch in der nächsten Zukunft, es wird heute mit der Apokalypse und der Kunst des endgültigen Verschwindens mit bewundernswerter Energie und Tag für Tag experimentiert, um meisterlich den Jüngsten Tag zu überholen!
Doch die Augenöffnung durch den Chock geschieht
freilich anders als gedacht! Und auch als erwartet. Und es wird langsam,
für wenige nur, leider, deutlich, daß uns viel mehr bleibt als
die Abwesenheit Gottes in der Literatur?
W. Schiebelers Buch: Nachtodliche Schicksale wichtig.
Scannen. Und kommentieren! Ebenso Engelsgeschichte!.
Wichtig auch auflösen den "Verweser" in einzelne
Geschichten und vorveröffentlichen, als BOD?
Camaiore 17. Mai. per Fax die "Nachricht": Resultat der hsitologischen Untersuchung, es ist wirklich Krebs. Schlaflose Nacht. Die Todesgedanken sind körperlkich spürbar. Aus. Hatte mir bis heute Ferien gegeben. Donnerstag.
Nachdem mich die Röntgenologie in Heidelberg mit der Brachytherapie wegen des hohen PSA-Wertes (34) abgewiesen hatte. Schickte alle meine Daten pre Fax. Telefonisch von Agliano aus: Und machte im Diakonissenkrankenhus einen OP-Termin aus. Es gab sogar noch Platz, wie ein Wunder, meinte die Schwester.
Im Internet suchte ich die besten Spezialisten heraus (mit Foto und Profil): Heidelberg (Krebszentrum Deutschlands, München Prof. Hartung (kannte den Namen von Ilse S.) Machte auch mit ihm einen OP-Termin aus.
Telefonierte wie ein Wahnsinniger, auch einen OP-Tremin bei Prof. Eisenberger in Stuttgart. Im Kathrinenhospital Einweisung 30. OP 31. Mai. Die beiden Profs. Verlangten 8000DM. Liegen konnte ich die zwei Wochen in der Klinik als Kassenpatient.
Über meinen Urologen Dr. Mitschkle kam der
fürchterliche Sintigramm-Termin zustande (radioaktive Knochendurchleuchtung):
Am 24. Am 23. also Dienstag mußten wir zu all diesen Torturen und
zur OP fahren. Jede Untersuchung mit Angst und Zittern, ein Schock, jede
konnte Metastasen anzeigen. Knochen, Lunge, Blase, Niere, Darm usw.
Und dachte, es ist wie eine Strafe, als müßte
ich die Schuld auf mich nehmen: hab mit mir, mit der Welt, auch mit L.
nur Ungeduld und Wut gezeigt. Dann die Unteerlassungssünde, nie eine
richtige Untersuchung gemahct zu haben. PSA etwa.
Bei der Abfahrt trafen wir Ricardo, der verabschiedete
uns mit Tränen in den Augen und einem ernsten Blick. Abschiedsblick
wage ich nicht aufzuschreiben. Und doch hatte ich mich auch von meinem
Arbeitszimmer und dem Haus "verabschiedet", als wäre es für immer.
27 Jahre. Mein Leben versessen, vergessen? Schreiben – ein Fluch, eine
Flucht vor dem Leben, dem Sinnverlust, letztlich vor dem Tod, als würden
wir ewig leben.
Gestern Dieter Hösch im Fernsehen: Die Würde
des Menschen liege im Wissen vom Kommen und Gehen. Das Tier ahnt es, weiß
es aber nicht.
Am Cisa will ich die Schönheit der Landschaft "genießen", hat nicht alles seine Strahlung, Aura, auch mein Körper. Hat mich meine Wut, mein Mangel an Zärtlichkeit und Zuwendung, diese unberechtigte Verachtung krank gemacht? Die Absenz?
Es ist so, dies Erschrecken, wenns mir bewußt wird, daß ich Krebs habe, welch ein Wort, es ist wie das Aufwachen, diese Schläge im Gedanken, im plötzlichen Sichbesinnen: wenn ein lieber Mensch gestorben ist und es wird dir plötzlich bewußt, daß du nie mehr mit ihm sprechen kannst, Niemehr, unfaßbar und doch real. Bei Vater wars so. Doch jetzt ist es in mir selbst, und ich bin nicht mehr trennbar davon.
"All mein Gdanken, die ich hab, die sind bei dir!"
Wie sich das jetzt umkehrt, sie sind bei Ihm, wenn Gott der Tod ist. Umgekehrte
Verliebtheit? Tag und Nacht läßt es mich nicht mehr los!
Und das Nachdenken darüber, was noch in diesem Leben zu ordnen wäre. Das Werk, auf CD kopieren. Die Papiere in Mappen. Marbach. Siebenbürgenisntitut. Heubach. Wegen des Nachlasses.
Dann das Testament. Dann 20000 für einen
Doktoranten, der den Nachlaß ordnen soll. Ein Archiv herstellen.
Reisen nach Siebenbürgen. Und in TK-Gegenden.
Muß ich jetzt viel mit Menschen zusammen
sein. Nicht mehr schreiben, nein, - leben!!?
24.Mai- 30. Mai.
Tizianweg/Stuttgart, 31. Mai 2000
Tagebuchnotizen im "Überlebenstagebuch"
(Abchreiben in der Klinik)
Diese Nacht einen Traum mit Mutter; ich mußte sterben, alles war vorbereitet, bis hin zum Licht im "Raum", der Sarghöhe, dem Grabstein. Als ich aber mit ihr in jene Totenhalle hinging, wie zum Arzt hineingehen mußte, da sagte ich ihr, wie früher als Kind, neinnein, Mama, ich komm nicht, ich ich will nicht! Und sie: Aber das kannst du mir doch nicht antun, ich hab doch schon den Grabstein bezahlt.
Das war mir egal. Und ich haute ab. Floh vor dem
Tod, rannte davon, erleichtert und wieder froh, entkommen zu sein. Ausgelöschte
Geburt, ausgelöschter Tod?
Es war dann irgendwie der Steilhang beim Törle
in S./Transsylvanien, und ich hörte schon die Verfolger, die aber
eigentlich einen andern suchten, einen Verbrecher. Ich rutschte da den
Hang hinab, um mich zu retten. Die Verfolger liefen auch an mir, an uns,
denn auch der andere Gesuchte kam mit mir, vorbei...
Wir versteckten uns in allen möglichen Räumen
und Gebäuden. Labyrinthen. Ich habe viel vom Traum vergessen. Und
ich weiß auch nicht, ob ich schließlich entkam, oder ob ich
gefaßt wurde. Ich glaube manchmal war auch der kleine Felix dabei,
L. aber nicht. Und auch sonst niemand, und es herrschte durchgehend ein
Dämmerlicht, wie am frühen Morgen. Klar, ich mußte ja auch
immer völlig allein sein. Jeder für sich und Gott für uns
alle?
7. Juni. Tag der Einlieferung. Und der Untersuchungen, ich noch "in Zivil".
Besuch vom Anaästhesisen und seinem Assistenten. Der reinkam, meine "Weiße Gegend", die ich "zum Trost", wie alle meine Bücher mitgenommen hatte, als könnten sie mir helfen, Kinder, Freunde, Dr. Hamm nahm die WG, und fragte: "Ist das von ihnen?" Ja. Und der daraus dann "positive" Stellen vorlas, wieter von seinem Schwiegervater erzählte, der nach der OP nun völlig in Ordnung sei und doch einen höheren PSA-Wert als ich gehabt hatte!
Beide Anästäsisten wußten von
den OOEB-Erlebnissen, kannten allerdings das Wort nicht wußten nur
von Moody und diesen Nahtod-Erfahrungen mit dem "Tunnel" etc., die Menschen
in Lebens-Gefahr, aber auch Patienten auf dem OP-Tisch gemacht hatten.
Ich mußte alle Gräßlichkeiten
der Risiken einer Vollnarkose zur Kenntnis nehmen und unterschreiben, etwa
Kreislaufkollaps, dann auch daß durch den eingeführten Tubus
auch die Luftröhre verletzt, Stimmbänder verletzt, werden, Heiserkeit,
ja, Stimmverlust eintreten könne – etc. Die Regionalanästesie
kam bei dieser langen und schweren OP nicht in Frage, etwa die über
das Rückenmark, die sonst bei Unterleibsoperationen empfohlen wird!
Am meisten erschreckte mich, daß man durch
eine intravenöse Injektion quasi klinisch tot gemacht werden kannst,
Herzstillstand- und du an eine Herz-Lungenmaschine angeschlossen wirst!
Doch nur die Atmung würde bei mir blockiert, ich künstlich Sauerstoff
zugeführt bekomme, und einen Tubus in die Luftröhre .
11. Juni, Samstag. Die ersten zwei Tage (9. Und 10. verdämmerte ich. Der dritte Tag, also heute, soll der schlimmste sein. Wahnsinnsnacht, das war die dritte, fühlte mich in meinem Körper eingesperrt, raste trotz der drei Beutel dauernd aufs Klo, denn auch: der Drang sehr groß und konnte doch meinen Darm nicht entleeren, der Schlauch des Katheders innen drückte wohl dagegen... das ging die ganze Nacht so, das Bett war zerwühlt, die Drainagen lagen einfach so am Boden herum, es sah wüst aus, ich völlig verkleckert, sah wohl auch im Gesicht danach aus! und am Morgen das Riesengeschimpfe des Prof. Doch etwas mehr Disziplin bitte, und gerade sie, sie arbeiten doch geistig, wütete er, der Geist baut doch den Kötrper, müßte ihn auch beherschen können! Und gab ihm reumütig recht, sagte, daß ich doch seit 25 Jahren Yoga treibe... und es selbst nicht begreifen könne, doch wer es nicht selbst miterlebt habe... da konterte er, er habe doch täglich Patienten in ähnlicher Lage...
Er: nachher, wenn Ihnen etwas passiert, bin ich
verantwortlich.
Und noch etwas: Jetzt erst wurden die Folgen der
Anästäsie spürbar: tatsächlich wars dann am ersten
und zweiten und dritten Tag so, daß ich kaum reden konnte, der Hals
tat weh und es war viel Schleim und anderes Zeug in der Luftröhre
auf den Stimmbändern und ich konnte kaum reden, L. war die erste,
ie mich besuchte, auch Anita kam, und ich konnte mich kaum aufrichten und
bewegen. Reden nur sehr belegt!
Wie war es dann wirklich gewesen nach der OP? L.s Bruder Gysi, seltsamerweise, er war der erste, der mich danach fragte, ob ich etwas Seltsames erlebt hätte?. Ich dachte nach, sagte: Nein!
Doch nur halbherzig, da blitzte es mir, daß
das nicht stimmte. L. sagte ich, daß vor allem im Halbschlaf allerlei
TraumFetzen hochkämen. Sie meinte, ich solle lieber alles ruhn lassen,
nicht daran rühren, wer weiß was es gewesen sei!
15.6., Kathrinenhospital, Stuttgart.
Gestern erfahren, daß in den Lymphknoten und Samenbläschen Mikrotumoren waren! Also wars nicht lokal auf die Prostata beschränkt, wieder ein Schock, mit L. trauriger Spaziergang im Park, die alten Incubi kamen wieder, die Todesgedanken. Obwohl es ja eine Prophylaxe ist, denn die Knoten wurden wie die Semenbläschen herausoperiert. Hätten sich aber verbreiten können, das läßt sich aber erst in 3 Monaten am PSAwert feststellen, daher ist eine Hormontherapie erst dann fällig? Möchte nicht warten sondern sofort alles stoppen. Besprach das heute mit Dr. Mattes, dem Stationsarzt, enem netten Mann, mit dem Prof. Eisenberger kann man sowas gar nicht besprechen. Er hat ja auch kaum Zeit. Überhaup wird man hier sehr demütig. Schon, daß nur auf der U1 hier der Privatstation des Prof. wöchentlich etwa 7 Patienten am gleichen Prostatakarcinom operiert werden, in der ganzen Klinik der Kassenpatienten, also U3,4 und ca. 50 ist Wahnsinn, zeigt auch wie diese Krankheiteit zugenommen hat, auch weil die Alterspyramite steigt. Neunzigjährige sollen es szusagen alle haben, 80 jährige fast alle!
Prof. E. erscheint schon um 7 zur Visite mit seinem
Team, operiert dann, Ops dauern 2-3 Stunden, er geht erst gegen 19 Uhr
nach Hause, um halb sieben ist er schon wieder hier. Oder die filippinische
Schwester, die um 10 nach Hause ging, um 6 wieder aber wieder in der Tür
stand. Es wird enorm geschuftet.
Also der Tag: 5,30 kommt die Nachtschwester, um nach mir zu sehen, den Katheder zu leeren. Dann um 7 zwei weitere Schwestern, die eine gibt mir eine Spritze, macht "Kathederpflege", die zweite gibt mir ein neues Irrenhemdchen und überzieht das Bett neu. Bist ein offizieller Körper, die fummeln alle an dir herum, alles völlig asexuell, schamlos alles. Die Flipina, die mir das Bett machte, neuen weißen Kittel, der hinten offen ist, der Arsch immer frei, mir dann auch die Thrombosestrümpfe auszog, mir die Füße wusch. Erfuhr dabei, daß auf den Filip. die Leute katholisch sind, Moslems und noch Chniesen, Taoisten. Dann noch der Katheder geleert. Und schließlich die Drainage, wo nimmer noch Wundsekret fließt, täglich hellrotes Wundwasser aus der Wundhöhle, 1 Drainage und 1 Katheder, die ich jetzt wie eine Tasche an der Seite trage, damit kaum schlafen kann, immer auf dem Rücken liegen muß!
7,30 Visiste. Der Prof. mit Dr. Mattes, dem Stationsarzt und der giftblonden Ärztin, Dr. Willms, die Assistentin von Eisenberger. Sagte natürlich nichts zu seiner gestrigen Diagnose. Jetzt warten wir mal ab, das diese Sache, die Harakiri-OP-Wunde 25 cm horizontal übert den Bauch, heilt. Schritt für Schritt. Muß er ja auch, um überhaupt durchzukommen. Vorgestern hatte er auch noch einen Vortrag: Prostata, Lust und Leid im Rathaussaal.
Dann gewaschen, Zähneputzen im Bad, sogar Bartfarbe. Das Klo wieder problematisch, wir nennen das Bad "die Folterkammer", ich sitz da 30 Minuten mit einem Buch. Las Borges Essays: Buddhismus.