Diese Bezeichnung ist hierzulande sehr gebräuchlich.
Viele bevorzugen jedoch die Bezeichnung Orientalischer Tanz speziell für diese Tanzform.
Auf Arabisch heißt er Raqs Sharqi ("Tanz des Ostens") oder Raqs
Baladi ("Tanz meines Landes, meines Volkes").
Der Raqs Sharqi stellt die klassische Variante des
Bauchtanzes dar, wie sie heutzutage in Hotels und Nachtklubs in Ägypten, dem Libanon und
anderen arabischen Ländern vorgeführt wird.1 Er ist von asiatischen Einflüssen geprägt, oberkörperbetonter
und feiner in der Ausführung als der Raqs Baladi, und kann auch Elemente des klassischen
Balletts, des Modern Dance und des Jazztanzes aufweisen.
Der Raqs Baladi bezeichnet den improvisierten Solotanz der
ägyptischen Frauen,2 wie sie ihn unter sich und füreinander tanzen. Er ist noch
stärker in der ländlichen Folklore verwurzelt als der Raqs Sharqi, aber als lebendige
Tradition und Mittel des individuellen Ausdrucks ebenfalls neuen Einflüssen unterworfen.
Wird er zur Aufführung gebracht, ist er unter anderem am Ablauf der Musik und am Kostüm
(geschlossen, nicht zweiteilig) zu erkennen.
In den USA, wo der Bauchtanz schon in den sechziger Jahren
sehr populär geworden ist, haben sich eigene Stile wie der American Cabaret Style oder
der American Tribal Style entwickelt.3
In allen seinen Stilvarianten basiert der Bauchtanz auf
einem gemeinsamen Vokabular von Bewegungen, deren Charakteristika im folgenden aufgezählt
sind. Die Stile unterscheiden sich aber in Stimmung und Betonung.4
- Der Tanz nimmt ursprünglich wenig Raum ein.5 Anstatt auf
ausgreifende räumliche Bewegung konzentriert sich das Geschehen auf binnenkörperliche
Bewegungen entlang der Wirbelsäule.6,7 In den Raqs Sharqi sind zusätzlich Schritte und Drehungen
aufgenommen worden, um den Tanz bühnengerechter zu gestalten.
- Die Bewegungen gehen von einem niedrigen Schwerpunkt im
Unterleib aus.4 Die Tänzerin ist geerdet - oft mit den bloßen Füßen in Verbindung zum Boden
- und arbeitet mit der Schwerkraft, nicht gegen sie.4,5,6
- Ein typisches Merkmal des Bauchtanzes ist die Isolation,
d.h. einzelne Körperteile - vor allem Hüften und Becken, aber auch Brustkorb, Schultern,
Arme, Hände und Kopf - werden unabhängig voneinander bewegt.4,5,6,7 Dies ist ein Prinzip, das
auch dem Jazztanz zugrundeliegt.7
- Im Tanz werden diese isolierten Bewegungen koordiniert und
zu einem harmonischen Gesamtbild zusammengefügt.7 Sie können weich, fließend und sinnlich, vibrierend oder
rhythmisch-akzentuiert sein, um so die Musik auf vielfältige Weise zu interpretieren. Die
Bewegungen der Arme und Hände verleihen dem Tanz seinen Ausdruck. Die Arme können
schweben oder den Körper einrahmen und seine Bewegungen akzentuieren.4
Der Bauchtanz "...steht in Bezug zu der Ästhetik, die
aller arabischen Kunst zugrunde liegt. Dies spiegelt sich wieder in seiner dramatischen
Verwendung von Wiederholungen, den geometrischen Figuren, die der Körper beschreibt,
kleiner isolierter Bewegung und der Bedeutung der Linienführung, die sowohl stark als
auch lyrisch ist. Die Betonung liegt auf dem komplizierten Detail, das dem Ganzen zugrunde
liegt, und die Sprache ist abstrakt, aber packend emotional. Improvisationen innerhalb
einer Struktur sind ein wesentlicher Bestandteil der Musik, des Gesanges und des Tanzes.
Themen werden vorgebracht, entwickelt und ausgeschmückt und die begeisterte
Reaktion des Publikums ermutigt zu weiteren Höhen der Virtuosität."4
Warum Bauchtanz? Hier sind
noch ein paar persönliche Gedanken zum Thema.

Quellen und weitere Informationen:
1 Shira,
"A Glossary Of Belly Dance Terms",
HTML-Dokument
2 Hossam
Ramzy, "Baladi", HTML-Dokument
3 Shira,
"Styles Of Belly Dance In The United States",
HTML-Dokument
4
"Raqs Sharqi (Eastern Dance)", früheres HTML-Dokument, Veröffentlichungen der
Raqs Sharqi Society entnommen, deutsche Übersetzung von mir (Tatjana)
5
Carolyn, "Some General
Information on Middle Eastern Dance", HTML-Dokument
6 Karol
Henderson Harding alias Me'ira, "The
World's Oldest Dance: The Origins of Oriental Dance", HTML-Dokument
7
Dietlinde Karkutli, Das Bauchtanzbuch, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei
Hamburg, 1983, S. 88-89
