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London
will Medien neu ordnen
Marktbeherrschung
wird eingeschränkt, Beteiligungen erleichtert
Von
REINER GATERMANN London - Die britische Regierung will die Besitzverhältnisse
im Medien-Bereich neu ordnen. Dadurch soll die Meinungsvielfalt gesichert
und Wettbewerbshindernisse abgebaut werden. Als Endziel wird ein Markt
angestrebt, in dem es nur zwei Beschränkungen geben soll: Niemand
darf mehr als 10 Prozent aller Leser, Zuschauer und Zuhörer kontrollieren
oder mehr als 20 Prozent eines Medien-Sektors.
Die
bisher gültige Regel, daß Medien-Unternehmen sich nur bis zu
20 Prozent an Firmen aus einem anderen Medienbereich beteiligen dürfen,
soll aufgehoben werden. Dabei hält London Regulierungen immer noch
für erforderlich, da "Fernsehen, Rundfunk und Presse in der freien
Äußerung von Ideen und Meinungen und somit im demokratischen
Prozeß immer noch eine einmalige Rolle spielen". Jedoch dürfe
die Medien-Industrie nicht untergraben werden, weil man "damit auf Dauer
die Meinungsvielfalt zerstört würde", erklärte Stephen
Dorrell, Minister für das Nationale Erbe.
In
Großbritannien beherrschen derzeit vier Zeitungsgruppen mit 17 Titeln
88 Prozent des überregionalen Zeitungsmarktes. Gut 90 Prozent der
Fernsehzuschauer schalten eins der vier britischen terrestrischen Programme
ein. Ab 1. Januar 1997 sollen sich nun alle Zeitungsverleger, die weniger
als 20 Prozent des britischen Marktes abdecken, frei an TV- und Radiostationen
beteiligen können, solange deren Zuhörer oder Zuschauerzahl unter
15 Prozent des Gesamtmarktes liegt. Diese Neuregelung begrenzt vor allem
den Expansionsdrang des amerikanisch-australischen Medien-Zaren Rupert
Murdoch. Mit seinen fünf Titeln ("Times", "Sunday Times",
"News of the World", "Sun" und "Today") kontrolliert
er derzeit 37 Prozent der überregionalen Presse und ist außerdem
noch mit 40 Prozent an dem Satelliten-Sender BSkyB beteiligt. Das
wäre nach der Neuregelung nicht zulässig. Daher droht er nun
mit der Einstellung von Verlusttiteln wie "Today" oder "Times",
um wieder unter die 20prozentige Auflagenschwelle zu kommen.
Auch
die Mirror-Gruppe (sieben Titel vom "Daily Mirror" bis zum
"Independent") liegt mit 26 Prozent über der Grenze. Im Regionalbereich
dürfen Verleger künftig nicht ins Radio- oder TV-Geschäft
einsteigen, falls sie dort mehr als 30 Prozent des Zeitungsmarktes beherrschen.
Die anvisierte Deregulierung des kommerziellen Rundfunks wird Firmen künftig
erlauben, mehrere Radio-Stationen zu besitzen. Umgekehrt dürfen nun
auch Radio- und TV-Gesellschaften bei Printmedien einsteigen.
Quelle: DIE WELT
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