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INTERCOM 11
Clubzine des Perry Rhodan World Communication Club
Clubinterna, Stories, Grafiken und Rezensionen rund um Perry Rhodan
(dt., INTERCOM erscheint monatlich, INTERCOM 11: November 1996)
INTERCOM 11 überzeugt durch solide technische Umsetzung und ausgezeichnete Farbgrafiken. Der Storyteil fällt dagegen mit einer Ausnahme insgesamt eher schwach aus. Lesenswert: PR- und Fandom-News. Diese sind aber noch ausbaufähig.
Bislang gehörten Zines der Perry-Rhodan Clubs vornehmlich zur oft belächelten "unteren Kategorie", denn mit schöner Regelmäßigkeit erschienen sie uns als mehr oder minder chaotisches Sammelsurium unterdurchschnittlicher Geschichten, Bilder und meist populärwissenschaftlicher und krude zusammengeschriebener Artikel.
Auf IC treffen diese Klischees nur im geringen Maße zu. Das erste, was dem Leser auffällt, ist das durchdachte technische Konzept: IC ist ein eZine und kein herkömmliches, mal eben ins Netz gestelltes Fanzine wie etwa SOLAR-X zur Zeit. Die leserfreundlichen Details: Wer will kann sich IC 11 runterladen und offline zu Gemüte führen. Es gibt ferner und wahlweise das Zine auch in "Frameansicht". Die allerdings unterscheidet sich von der herkömmlichen nur durch einen Rahmen für das - dann nicht mehr strukturierte - Inhaltsverzeichnis. Eine Auswahl wichtiger Links zu Beginn jeder Seite, strukturierende Links im Text und am Ende jedes Beitrags erleichtern das "Blättern" durch das Heft wesentlich. Besonders bei den News könnte hier aber mehr getan werden.
Während die Titelseite noch mit einer Bretterwand (?) als Hintergrund aufwartet, sind die übrigen Seiten mit kleinen Sternen unterlegt. Je nach eingestellter Schriftgröße können die das Lesen ein wenig erschweren. Bei der optischen Gestaltung der Seiten haben die Macher nicht immer eine glückliche Hand bewiesen. Wo farbige Buttons, bunte Balken und poppige Seitenüberschriften zusammentreffen (etwa bei den Astro-News - deren Überschrift anders als im Index allerdings "Astronomie" lautet), fühlt man sich schon manches Mal erschlagen. Da wäre ein wenig mehr Beschränkung angeraten.
Drei News-Sparten (Astro-News, PR-News, Fandom-News) gibt es. Ihnen allen hätte eine Bearbeitung gut getan. Wenig Gedanken haben sich ihre Verfasser nämlich über die Lesbarkeit gemacht. Wer von Überschrift zu Überschrift huschen möchte, um sie nach interessierenden Themen abzugrasen, der wird häufig feststellen: Die Überschriften sagen viel zu oft gar nichts aus: "ARD" (nein, nicht das Erste!), "IUE","Space Thriller", usw. Es gibt schlauere Methoden, um den Leser zur Lektüre des Haupttextes zu zwingen. Die Astro-News fallen darüber hinaus durch zusammenhanglos hingestreute Meldungen und Sätze auf, die manchmal eher neue Fragen aufwerfen als vorhandene zu beantworten.
Einziger sekundärliterarischer Beitrag in IC 11 ist eine Buchrezension von Heiko Satow. Heikos Besprechung des PR-Taschenbuchs TARIGA SEHEN UND STERBEN von Hubert Haensel zeichnet sich insbesondere durch seine differenzierte und begründete Betrachtung aus und ist um so lesenswerter, als sie auch nicht an Ironie spart. Das erlebt der Rezensent ja viel zu selten!
Stories gibt es drei in dieser Ausgabe. Daß es sich bei ihnen allesamt um Fortsetzungsgeschichten handelt, verwundert in einem Zine der PR-Szene nicht, legt aber auch die boshafte Unterstellung nah, daß sich die Autoren nur um die Konstruktion einer rundum funktionierenden Geschichte drücken wollten, die ein erhebliches Mehr an Selbstdisziplin und wohl auch schriftstellerischer Fähigkeiten verlangen würde. Die erste von mir gelesene Geschichte, DIE NERTUS von Thorsten Oberbossel, scheint denn auch der sarkastischen Seele recht zu geben. Die Handlung: Raumpatrouille bringt Händlerschiff auf. Händler ruft Söldner um Hilfe. Und dann wird rumgeballert bis zur angekündigten Fortsetzung. Das ist Senf. Das ist blöde. Das ist vielleicht als humorvoll gedacht, geht aber voll daneben, wenn sich Thorsten etwa über den Chauvinismus des Kapitäns lustig macht. Nicht nur, daß der jede schlechte Comedy-Serie unterbietende Dialog angesichts herannahender Feindschiffe vielleicht doch etwas zu sehr an den Haaren herbeigeschleift wirken könnte. Die Frauen, die sich gegen die Bemerkungen des Kapitäns verwahren, so die wohl unfreiwillig implizierte Ehrenrettung des Mannes im Haus, bzw. Schiff, sind ja eigentlich gar keine Frauen, sondern eine fremde Spezies, die an eine Mischung aus rhodanschen Überschweren und leibhaftigen Walküren gemahnt. Ähnlich schief verläuft die Sache mit dem Raumgeballere. Einerseits wird das Volk, dessen Raumpatrouille da den Händler aufgebracht hat, als durch und durch militaristisch dargestellt. Andererseits erscheint die Lösung des Problems, in das der Händler da geraten ist, die von Thorsten genüßlich zelebrierte Zerschmetterung der Patrouillenschiffe mittels ominösen "Gravohämmern" nämlich, auch nicht gerade als Ausgeburt pazifistischer Gesinnung. Übrig bleibt eine durch und durch klischeeverhaftete Handlung, eine dadurch sterbenslangweilige, durch Anflüge versuchten Humors nur noch schlimmer gemachte Geschichte, deren Fortsetzung man sich ersparen sollte.
Das es ganz anders geht, führt Jens Bertram in "Der Funkspruch" vor. Was bei Thorsten den Kern der Handlung ausmacht, die gewaltsame Konfrontation nämlich, steht bei Jens nur drohend im Hintergrund, als die Korvette GOOD-HOPE versucht, in den Ring der lemurischen Schiffe rund um das Sol-System einzusickern. Als das Schiff schließlich entdeckt wird, kann nur noch ein Täuschungsmanöver die Korvette retten. Jens konstruiert die Handlung geschickt. Wo bei Thorsten die Dialoge die ohnehin dürftige Handlung ruinieren, da nutzt Jens die Gespräche zur Steigerung der Spannung. Überhaupt wirkt diese Geschichte besser durchdacht. Das Ende ist schließlich so arrangiert, daß es neugierig macht auf die nächste Folge. Insgesamt also eine Story, die gelungen ist. Mehr noch: Die Spaß macht zu lesen.
"Plan B: Cynan muß leben" ist der erste Teil einer Geschichte, von der der Autor Marco Hennings selber nicht weiß, ob er sie weiterführen wird. Zwei Warnungen gibt Marco dem Leser in seinen Vorbemerkungen mit auf den Weg: Diese Geschichte sei für Personen, "die Perry Rhodan nicht kennen, wohl recht unverständlich". Und überdies sei er "kein sonderlich geübter Schreiber". Nun, meine Kenntnisse über PR sind ziemlich lückenhaft. Aber daran kann es wohl kaum liegen, wenn die Geschichte ziemlich konfus gerät. Vielmehr ist es Marco selber, der sie zur Tortur werden läßt. Der Inhalt insgesamt ist dabei simpel und rasch erzählt: Cynan, eine von Rache und Haß getriebene Figur, entkommt gleich zu Beginn einer tödlichen Falle, indem sie ihren Geist auf einen anderen Planeten transferieren läßt. Derweil gondelt ein Betrügerpärchen per Raumschiff durch das All. Just als es zur Landung auf einem Planeten ansetzen, erreicht auch Cynans Geist auf der Krone einer mächtigen Energiewoge diese Welt, was weder dem Planeten, noch dem Raumschiff sonderlich bekommt. Ende offen. Auf dem Weg bis zu diesem Ende legt Marco dem Leser allerdings jede Menge Steine in den Weg. Der erste ist ein trivialer: Die Rechtschreibung. Selten hat der Rezensent mehr Schreibfehler in einem Text gefunden als hier. Da sehnt man sich nach den Zeiten zurück, als die Herausgeber die Texte noch abtippen mußten und so manche Peinlichkeit vertuschen konnten. Heute ist das offenbar nicht mehr so. Veröffentlicht wird so, wie es geliefert wird. Und damit fällt alles auf den Autor zurück, dessen Standardausrede früherer Zeiten - Fehler? Hat alle der Lektor reingemacht! - ja nun auch nicht mehr zieht. Zum zweiten hat sich der Autor wenig Gedanken darum gemacht, was an seiner Story wichtig ist und was nicht. Und so erschlägt er mit einer Vielzahl unnötiger Kleinigkeiten, Namen und Begebenheiten, mit ziellosen Perspektivwechseln, Tempiwechseln, eingestreuten Bemerkungen und Ankündigungen des allwissenden Erzählers, kurz: dem ganzen Ballast, der für die Handlung gar nicht nötig ist. Ohne ihn wäre vieles klarer, wäre die Geschichte straffer und lesbarer. Der dritte große Stein kollert dem Leser in Form von zahlreichen Widersprüchen vor die Füße. Es sollte keinem Autoren passieren, daß ein für die Handlung nicht unwichtiger Planet, der eben noch als unbevölkert geschildert wurde, einige Kapitel weiter von einer "primitiver Zivilisation" erfüllt ist, die es immerhin zur Raumfahrt gebracht hat. Und ein Autor sollte seinen Text lieber noch einmal überarbeiten, statt Passagen wie die folgende zu präsentieren: "Thalion: Dieser Name ist auf keiner Karte verzeichnet, Niemand weiß etwas davon - alle die ihn kannten sind tot. Carrigan und Menson hießen sie - sie waren sehr hilfreich. Zurück zu Thalion. Der Planet, oder besser gesagt, der Mond ansich war bereits bekannt." (Fehler im Original.)
Höhepunkt des Heftes sind sicherlich die allesamt farbigen Grafiken. Hier zeigt sich die Überlegenheit des Computers: Gedruckt wäre dieses Zine kaum zu bezahlen gewesen. Zugleich - oder liegt es am Genre? - scheint das Medium die Bildmotive zumindest nahzulegen. Zu bewundern sind jedenfalls in erster Linie Raumschiffe, detailreich strukturierte geometrische Formen, wie sie sich dank diverser Grafikprogramme dem Zeichner ja auch geradezu aufzwingen. Hervorzuheben ist der "Kugelraumer" von Holger Möllers. Dieses Bild zeichnet sich neben der üblichen Schiffsdarstellung durch wirkungsvolle Lichtspiele und -reflektionen aus. Die anderen, von Norbert Schneider und Markus Silbereisen, stehen ihm aber nur wenig nach.
Bei INTERCOM 11 handelt es sich insgesamt um ein Zine, das vor allem durch seine technische Umsetzung und die Grafiken überzeugt. Der Storyteil dagegen ist eher mager, positiv fällt hier lediglich die Geschichte von Jens Bertrams auf. Insgesamt ein Zine, das sich sicher weiterentwickeln läßt - und dem man das auch ehrlich wünscht.
Thomas Schmitz
Bochum, 12.12.1996
(Netscape 2.02)
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