S.H.O.C.K.@

 

 

Rezension

 

Thomas Schmitz

 

     Fanzine für Science Fiction, Fantasy, Comics und Videospiele von Michael Furtenbach.
     (dt., keine Ausgaben, wöchentlich aktualisiert)


     Von Gestaltung und Führung her ist S.H.O.C.K.@ das beste deutschsprachige SF-eZine. Die teils oberflächlichen Beiträge halten da aber nicht immer mit.

     Dieses eZine fand ich nicht auf irgendeiner rastlosen Suche in den Weiten des Netzes. Auch nicht durch einen dieser sonderlichen und manchmal absurden Zufälle, die hin und wieder ergiebiger sind als Anfragen in allen Searchengines zusammen. Auf S.H.O.C.K.@ stieß mich Herausgeber Michael Furtenbach selber.

     Der erste Eindruck ist überraschend positiv: Ein kleines Logo in der linken Ecke, ein farblich abgesetzter Streifen mit Links zu den einzelnen Rubriken am Rand und Hinweise auf die neuesten Beiträge, so präsentiert sich die übersichtliche Titelseite. Gestaltung und der Verzicht auf Frames machen das Auffinden interessanter Themen leicht und schnell. Ans Medium angepaßt ist die Erscheinungsweise: S.H.O.C.K.@ wird mindestens einmal wöchentlich ergänzt. Ausgaben im klassischen Sinne gibt es nicht. Als ich mich hier einklinkte, war es in die Version vom 14.August.

     Natürlich steuerte ich zuerst die Rubrik "SF&Fantasy" an - und erlebte eine kleine Enttäuschung. Denn hier wurden nur Filmbesprechungen und -infos geboten. Wenn es Rubriken für Videogames und für Comics gibt, und wenn diese dann auch so heißen dürfen, warum heißt diese hier dann nicht ganz trivial "Film&Fernsehen"? Denn SF&Fantasy, das findet sich auch in den anderen Sparten! Im August sind in der Filmrubrik fünf Beiträge erschienen. Zwei davon bieten Vorabinfos zu den Serien "Countdown-X" und "StarGate SG-1" von Ursula Osztrovszky. Es sind kurze Beiträge, in denen der Leser über Inhalt, Schauspieler und Macher informiert wird. Gelegentlich mit kritischen Zwischentönen, wenn Ursula schreibt, daß "Countdown-X" in den Staaten auch schon wieder abgesetzt worden sei. Ihr Appell, der Serie trotzdem eine Chance zu geben und "der Sache neutral entgegen zu sehen", mag jedoch nicht zu überzeugen. Ebenso stand ich der passagenweisen Schwärmerei - "Wir werden viele Geheimnisse der alten Erde wieder entdecken und nun auch lösen können. Alte Kulturen und verborgene Mythen und Legenden werden wir bald von einer anderen Seite aus betrachten können. Lassen wir uns überraschen, wie uns der Produzent Jonathan Glassner bezaubern wird." - ein wenig verständnislos gegenüber. Vielleicht weil ich zur neuen Betrachtung alter Kulturen nur Phantasie, aber keiner Fernsehserie bedarf?
Zwei Besprechungen aktueller Filme liefert Michael Furtenbach. Seine Inhaltsangaben zu "Jurassic Park 2" und "Das fünfte Element" sind ausführlich. Wenn sie bei letzterer Rezi ein wenig konfus erscheinen, so mag dies auch am Film selber liegen. Bescheinigten kürzlich nicht erst diverse Filmkritiker, "Das fünfte Element" habe eigentlich gar keine verständliche Handlung? Michael zeigt, daß sie sich geirrt haben müssen. (Pech liebe Profis: lag wohl an der Sommerhitze.) Zu wünschen gewesen wäre der Besprechung aber ein paar wertende Worte mehr.
Michael Taube geht sodann den diversen logischen Problemen mit der Unsterblichkeit in den "Highlander"-Filmen und der Serie nach. Seine Auflistung der Ungereimtheiten ist auch für den Nicht-Fan interessant zu lesen. Seine (vereinzelten) Verrenkungen, wenn es darum geht, Widersprüche irgendwie doch noch miteinander in Einklang zu bringen, bleiben uns Normalsterblichen aber unverständlich.

     Die Rubrik "Videogames" beschert dem Nintendo- und Sega-Freak eine ganze Reihe passabler Spielbesprechungen. Mir allerdings fehlten Beiträge zu Computerspielen. Unter "Games" wird mit "Das schwarze Auge" ein verbreitetes Rollenspiel vorgestellt. Als alter Rollenspieler habe ich mit dem Artikel von Jens Matheuszik keine Schwierigkeiten, doch sind leise Zweifel angebracht, ob nach der Lektüre ein Neuling nun Bescheid weiß, wie eine Rollenspiel nun funktioniert. Erfahrenere Rollenspieler, die vielleicht nur dieses System nicht kennen, hätten Vergleiche zu anderen Rollenspielsystemen wie Rolemaster oder Midgard sicher nützlicher gefunden.

     Ein ausführlicher und schöner Artikel findet sich in der Rubrik "Comics", wo uns Manfred Brosche in "Was macht Anime so besonders?" von japanischen Comics erzählt. Manfred veranschaulicht die unterschiedliche Einstellung zu Comics in der japanischen Gesellschaft ebenso, wie er die andersartigen Stilmittel der japanischen Bildgeschichten plastisch macht. Vorbildlich.

     Auf dem ersten Blick ist S.H.O.C.K.@ ein rundum gelungenes eZine. Was seine Gestaltung betrifft, so sucht man in der deutschsprachigen SF-Szene seinesgleichen vergeblich. Doch gibt es auch Schwächen, und die liegen im textlichen Bereich. Nicht unbedingt die stellenweise haarsträubende Rechtschreibung ist damit gemeint (ändern!), sondern die sich viel zu oft auf Inhaltsangaben und oberflächliche Beschreibungen beschränkenden Kurzbeiträge. Die machen das Gros des eZines aus. Lichtblicke gibt es, wie oben geschildert, aber auch, und das läßt hoffen. S.H.O.C.K.@ hätte jedenfalls ein paar längere und tiefergehende Artikel mit mehr Abwechslung ganz sicher verdient.

Thomas Schmitz
Bochum, 19.August 1997
NN 3.0, IE 3.0, 800x600

 

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