Olaf Flatergast

Hintergrund

...oder die Geschichte von “Druidenrache”

Direkt zu: Kommentar der Internet-Kritiken hier

Tja, was soll ich groß zu mir selbst sagen. Also das Wichtigste in zwei Sätzen, bevor wir zum hier Interessanten kommen:
Geboren an einem (kühlen?) Tag im Firun des Jahres 71, Zeitweilig Redakteur bei unserer Schülerzeitung. Zivildienst (crashtests mit Malteserbussen), danach Studium, Brötchenverdienen. Vor wohl nun rund dreizehn Jahren begann ich als begeisterter AD&D-Spieler (noch mit den guten Erstausgabe-Büchern von AD&D...). Von DSA wurde ich dann auch bald angesteckt. Angefangen hatten wir mit den ersten Boxen, als das Spiel nur eine Hand voll Abenteuer und seine zwei Regelwerke hatte. Und nun stehe ich staunend vor der ständig wachsenden Zahl an Regelboxen, an Abenteuern und Almanachen, vor dieser Welt, die sich überwiegend durch die Fantasie und den Einsatz ihrer Spieler und nicht einfach nur durch das durchstrukturierte Konzept eines Verlages immer weiter verästelt und verfeinert.

Irgendwann habe ich den Entschluss gefasst, selber einen kleinen, ja vermutlich nur einen winzigen Beitrag zu dieser großartigen Welt zu leisten. Nachdem ich unzählige Helden mit eigener Biographie in diverse Abenteuer an unserem Spieltisch geworfen, auch schon mit dem Entwurf für ein Abenteuer begonnen hatte versuchte ich mich an einem ganz neuen, und wie es sich herausstellen sollte, ganz faszinierenden Medium: An einem Roman für DSA.

Meine Freunde ermunterten mich, als sie von meinem großen Vorsatz hörten, dass ich das unbedingt durchziehen müsse. War sicherlich viel “das schafft der eh nicht” dabei.
Natürlich war allein schon die Vorstellung eine ziemlich spannende Sache, schließlich schreibt man nicht alle Tage einen Roman. Klar war, ich musste etwas mit Elfen schreiben. Und über die Salamandersteine, die mich von Anfang an fasziniert hatten und die der Schauplatz vieler unserer Abenteuer gewesen sind. Versunkene Festungen üben eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf mich aus, wie vermutlich auf die meisten FRS-Spieler, und für die Salamandersteine erschien mir so eine auch genau richtig. Also Waldelben aus den Salamandersteinen. Mit Festung. Aber ausdrücklich unter Vermeidung der “aktuellen” DSA-Geschichte mit ihren unzähligen Baronien und Persönlichkeiten und Intrigen usw., wie sie sich im Aventurischen Boten ständig erweitert, und ohne seitenlange Personen- und Landschaftsbeschreibungen,  sondern mehr im “klassischen” und unabhängigeren Fantasystil und dazu waren die Salamandersteine ja auch gut geeignet.  Spaß machen sollte die Geschichte und spannend werden.

Zunächst einmal zu den Waldelfen selbst. Sie sind für mich wie eine Mischung aus griechisch-ästhetischer Hochkultur und den naturverbundenen Indianern des südamerikanischen Regenwalds. Natürlich gelingt es nicht, den Geist der Indianer einzufangen und auf die Elfenkulturen zu transponieren, auch wenn ich mich bemüht habe, und das hat sich in einigen Punkten niedergeschlagen: beispielsweise habe ich mir Mühe gegeben den Zaubervorgang entsprechend “unbürokratisch” und gefühlsbetont zu schildern: Man taucht in die Astrale Ebene ein und formt sie vorsichtig, statt sie mit Zeichen und Befehlen in seine Dienste zu zwingen - so läd der Nebelzauber geradezu zum “Herauskitzeln” der Magie aus dem Waldboden ein. Und für Waldelfen muss spärliche bis gar keine Bekleidung ein alltäglicher Zustand sein, wie auch bei den Waldelfenzaubern wie Unsichtbarkeit oder “Adler, Wolf” erforderlich. Außerdem sind die Sinne der Waldelfen natürlich für den Zustand und die Seele ihres Waldes äußerst geschärft.

Und dann dachte ich - und zwar unabhängig von Harry Potter , den ich erst später gelesen habe!! -, wie wäre es, eine Art Geheimakademie oder -schule in einer vergessenen Festung zu platzieren. DSA zeichnet sich ja auch durch ein faszinierendes Akademiesystem aus. Da konnte ich natürlich nicht die Finger davon lassen. Unwillkürlich kam mein Gedanke in Verbindung mit der abgeschiedenen Burg, die ja im Grunde eine Art Stadt- (oder besser Dorf-) staat darstellt, auf die Stadtstaaten des alten Griechenland wie beispielsweise Sparta. Die dortigen “Akademien” waren ja unter anderem die Gymnasien. Diesen sportlichen - oder kriegerischen - Aspekt mit der Lehre von Wissen zu vereinigen war ein kleiner Schritt, der sich wie von selbst in meine Vorstellung von elfischem Geist einfügte. Also eine Akademie des Kampfes und des Geistes.

Daher beschrieb ich den Ablauf und die Umstände ähnlich denen in einem Gymnasium. D. h. die Schüler lernen bei Magiern theoretisches, bei Elfen gefühlsmäßiges Wissen und lernen waffenlosen Kampf, sie werden trainiert, aber nicht gedrillt oder diszipliniert usw., und verlassen schließlich die Schule mit einer lebenslangen Aufgabe, die ihren gelernten Fähigkeiten angemessen ist.
Natürlich ist eine solche Form der Disziplin sehr unelfisch; aber auch dieses Problem ließ sich einigermaßen lösen - ich hoffe, geschickt. Denn einer, der als Schüler in diese Festung gebracht wurde, sollte sich in ihr zwar nicht wohlfühlen aber später selber auf den Ruinen der Schule seine eigene, elfischere Variante aufbauen, ähnlich dem Kreis der Einfühlung: Ein Treffpunkt von Elfen und Menschen, gleichzeitig eine Ausbildungsstätte für Körper und Geist. Und dann war da noch eine Bedrohung, die auf einer Idee aus einem unserer Abenteuer aufbaute. Ich begann mit all diesen Ideen und Vorsätzen zu schreiben und tatsächlich-je weiter ich kam, desto leichter fiel es mir; nur manchmal hatte ich mir mehr Raum für Ausführungen gewünscht: Es ist schon komisch, einen wochenlangen Marsch auf ein paar Seiten schildern zu müssen.  Siehe dazu
Kritiken.
Ein Vorteil des Geheim-Stadtstaatencharakters lag auch darin, dass die dort geschilderten Ereignisse nicht mit der DSA-Geschichtsschreibung “kollidieren”, da sie sich, wenigstens teilweise, ja weitab im tiefen Wald zutragen. Auf Borbarad-Themen habe ich verzichtet, da wir in unseren klassischen Spielerrunden die neuere Dämonenentwicklung der DSA-Geschichte außen vor lassen.  Aber natürlich weht ein kalter Wind von Glorania.

Meinen DSA-Weggenossen habe ich es zu verdanken, dass der Text schließlich so weit gedieh, dass ich ihn der DSA-Redaktion anbieten konnte. Und dass ich mich überhaupt dazu aufraffen konnte das zu tun.
Das Wunder geschah: Ich bekam eine Mail, in der stand, dass man meinen Roman für die Heyne-Reihe haben wolle. Natürlich gäbe es noch das eine oder andere auszubessern... aber ich war glücklich.

Nach vielem Hin- und Hermailen hatten wir den Text, der natürlich viel zu lang geworden war, fertig gemacht - was ich nicht bedacht hatte: mein W. -Programm hat unter “Zeichen zählen” nicht die Leerzeichen mitgezählt, also war die Gesamtzeichenzahl mit Leerzeichen plötzlich ein wenig größer als die, die die Redaktion vorgegeben hatte... - Dabei erfuhr ich auch einiges über Hexagramme und ihre Form und dass das Hexagramm wie ich es im Roman benutzt habe ein recht ungewöhnliches ist, gerade, was seine Geometrie betrifft  ;-)
Und auch einige Details wie das Alter der Mitwirkenden, half mir die Redaktion in ein vernünftiges Verhältnis zu bringen: Elfen können bekanntlich sehr alt werden, aber dass das für einen Roman nicht unbedingt vorteilhaft ist, habe ich hier gelernt.

Nachdem ich die Korrekturen der Redaktion ins Skript übertragen und an DSA geschickt hatte, ging das Ganze zu Heyne, und da wurde es nun - unter dem Namen eines altgedienten Thorwalers der 13. Stufe, der aus unerfindlichen Gründen - hallo Meister? - mindere und verdammt lästige Geister anzieht wie das Licht die Motten - veröffentlicht.

Na und dann habe ich wie gesagt mein Fett wegbekommen. Die Kritiken haben gezeigt, dass ich noch etwas an meiner Arbeit feilen muss, wenn ich dazu Zeit habe. Ich weiß, teilweise ist die Geschichte... nun ja, etwas sprunghaft, und der Schluss geradeheraus, ebenso wie manche Charaktere.  Ein nicht so gutes Buch ist wirklich etwas ärgerliches... der Text ist mir beim Schreiben einfach unter den Fingern explodiert. Er wurde vieeeel zu lang, und die ursprüngliche Idee ihn in zwei Bücher aufzuteilen hätte wohl vieles besser - und mir deutlicher - gemacht. Dann stand ich bei der Arbeit am zweiten Teil des Buches mehr und mehr unter Zeitdruck. Kein Wunder, dass ich wohl bei den Fleisch&Blut-DSA-Spielern angeeckt bin. Im Namen Hesindes gelobe ich Besserung ;-) Immerhin lag mir viel an der Schilderung der Charaktere und der Magie. Unheimlich gern würde ich den Text von Grund auf umarbeiten, also richtig umschreiben. Das würde mich sehr reizen, und ich wäre es mir und der DSA-Fansgemeinde ja schuldig. Aber leider ist gedruckt gedruckt...
Eine Rezension findet Ihr
hier  - Xovers DSA-Seite.

Euch Hesindes Segen!
 

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