7.10.93, abends

 

Es ist unverantworlich, den Menschen auf die Bedeutung eines Bio-Organismus zu reduzieren, auch wenn sein Verhalten dies rechtfertigt. Wo liegt die Ursache dieser Einstufung? Um näher darauf einzugehen, ist eine Antwort auf die Frage nötig - was ist zuerst, der Mensch oder seine Handlungen? Die Antwort ist eindeutig, weshalb auch die Beurteilung des Menschen ebenso klar und unmissverständlich zu erfolgen hat. Erst ist der Mensch. Erst tritt er in Erscheinung, erst weiss er, dass er ist, bevor er mit seinen Aktivitäten beginnt. Diese Gesetzmässigkeit verpflichtet jeden, der sich mit dem Menschen und seiner Entstehung und Entwicklung befasst, sich darauf auszurichten. Dies verdeutlicht, warum der Mensch keine Bewertung oder Einstufung in Abhängigkeit seiner Handlungen erhalten darf, ansonsten zwangläufig eine Irreführung daraus resultiert. Dass dies eingetroffen ist, beweist die Geschichte.

 

Die Menschdarstellung beginnt dort, wo der ihm zur Verfügung stehende Körper in Erscheinung tritt. Es bleibt auch hier das Gesetzmässige im Verhalten des Menschen übersehen nämlich, dass jeder erst denkt, bevor er handelt. Denken ist ein mentaler Prozess, durch den erst die Handlung in Gedanken vorbereitet wird. Ist dies geschehen, dann werden jene Gehirnzellen durch die vorbereiteten Gedanken in Aktion versetzt, von denen aus mit Hilfe des Körpers die entsprechende Leistung sicht- und erkennbar wird. Es geht hier um ein Prinzip, mit dem der Mensch arbeitet, weshalb die Forderung gestellt wird, zwischen Prinzip und Mensch zu unterscheiden. Wie aber soll dies möglich werden, wenn das Menschsein in Abhängigkeit des Körpers erklärt wird, wenn der Erkenntnisblick nur so weit reicht, wie die Sinne Botschaften von Erfahrungsobjekten, von Gegenständen übermitteln?

 

Solange die bestehende Menschdarstellung nicht durch jene ersetzt wird, die durch jeden Menschen bewiesen wird ohne dieses Geschehen zu berücksichtigen, ändert sich auf dem Planeten Erde letztlich nichts. Die Geschichte beweist dies und zwar unwiderlegbar, weil heute wie eh und je der todlose Mensch in Abhängigkeit seines Bio-Organismus nicht nur als sterbliche Person erwähnt sondern als solche behandelt wird.

 

Auf was beruft sich jener, der vom Menschen, gestützt auf das Gesetz, berichtet und die anerkannte Menschdarstellung lediglich als Prlnzip erwähnt? Was nämlich die Person vorgibt zu sein, beweist sich bei genauer Analyse als das erwähnte Prinzip. Wenn deshalb durch Wissenschaft, Philosophie und Religion ein Bild des Menschen erstellt wird, anerkannt als - Leib, Seele und Geist - in der Wirkung jedoch - Körper, Psyche und Mentalität - beweisend, dann sollte jetzt begriffen werden, dass es um die Beschreibung von dem Prinzip geht, mit dem jeder Mensch, unabhängig in welcher Welt er sich aufhält, arbeitet. Deshalb auch die Forderung, erst den Menschen in bezug auf sein Existentsein, anerkannt als Beweis seiner Ursache, sicher im Gesetz zu fundieren, bevor durch den Einbezug von Handlungen, eine totale Fehldarstellung des Menschen, zur Ursache einer Geschichte wird, in der es den Menschen nicht gibt, wohl aber die Person. Dies belegt, warum nie die Todlosigkeit bestätigt wurde, warum sich das Menschsein nur in Abhängigkeit von Geburt und Tod, hinsichtlich von Anfang und Ende, bestimmen lässt. Wer trägt die volle Verantwortung? Schuldzuweisung verschlimmert lediglich die Lage der Menschheit. Es hat das religöse Gesetz berüchsichtigt zu werden das lautet - ihre Taten folgen ihnen nach - oder - was der Mensch sät, das wird er ernten.

Welche Voraussetzungen müssen deshalb erfüllt sein, um an den Platz der sterblichen Person, den todlosen Menschen zu bringen? Erst wenn das Menschsein aufgrund des Wissens um das Gegenwärtigsein eine Bestätigung erhält, wenn die Ursache davon, die den Menschen aus dem erfahrungsfreien Existentsein, bewiesen als traumloser Tiefschlaf ins Wachsein einführt, als das Bewusstsein begriffen ist, das die verschiedensten Namen und Deutungen erhält, wenn somit nur das eine Merkmal, das den Menschen von allen Geschöpfen unterscheidet, auch von seinen physischen Vorfahren, den Primaten, sind die Bedingungen erfüllt, die ein gestaltloses Bild des Menschen ihm unwiderlegbar, täglich bewiesen, zugestehen. Um dies zu verstehen braucht es die Bereitschaft, sich von allem Wissen und Erkennen, das Erziehung, Schulung, Ausbildung und Erfahrung entstammt, wenn es um den Menschen geht, freizumachen und freizuhalten. Fehlt diese Bereitschaft, dann sind alle Mühen umsonst, dann ist kein Platz für die Wahrheit, dann bleiben alle Worte auf das begrenzt, was sich nur in Abhängigkeit gewordener Erfahrungs- und Ausdruckshilfen belegen lässt.

Karl Friedrich Gauss