Ebbe und Flut

Sand wird von der Strömung mitgeführt und auch wieder abgelagert. So formt das Wasser den Sand. Das passiert aufunterschiedliche Art und Weise. Wenn Wasserwährend längerer Zeit mit einer bestimmten Geschwindigkeit in die gleiche Richtung strömt, entstehen Strömungsriffeln, die an der Luvseite der Strömung eine lange und an der Leeseite eine kurze Kante haben. Sie sind also asymmetrisch geformt. An diesen Riffeln kann man die Strömungsrichtung des Wassers erkennen, das sie gebildet hat. Geologen nutzen diese Eigenschaft der Strömungsriffeln, um die Strömungsrichtung des Wassers zu bestimmen, das die Sedimente zurückgelassen hat. Diese Strömungsriffeln können nämlich im Sediment erhalten bleiben, weil dieses sich verkittet und dann versteinert. Die Strömungsriffeln bleiben so über Millionen Jahre bewahrt, so daß Geologen die Ablagerungsumgebung rekonstruieren können. Nicht alle sedimentären Strukturen bleiben erhalten. Sie können auch wieder verschwinden, weil die Sonne den Sand austrocknet, die Strukturen verpulvern und der Wind den Sand mit sich mitführt. Auch Wattwanderer zerstören die Strukturen.

Die Größe der Riffeln hängt von der Zusammenstellung des Sandes, in dem sie sich bilden sowie der Stärke der Wasserströmung ab. Generell können in feinerem Sand höhere Riffeln entstehen, während die Riffeln bei stärkerer Strömung größer werden. Nimmt die Wasserströmung dann noch weiter zu, schießt das Wasser; es entstehen keine Strömungsriffeln mehr. In einem Gezeitengebiet kommen unterschiedliche Strömungsrichtungen vor, weil das Wasser erst in das Gebiet ein- und dann an der anderen Seite wieder ausströmt. In strömendem Wasser kann Sediment mitgeführt werden, je stärker das Wasser strömt, desto gröber kann dieses Sediment sein.

Da sich in einem Gezeitengebiet die Strömungsrichtung des Wassers umkehrt, steht das Wasser kurze Zeit still, ein Phänomen, das man Nipptide nennt. Beim Übergang von Flut auf Ebbe steht der größte Teil des Gezeitengebiets unter Wasser. Stillstehendes Wasser kann kein Sediment mitführen, dieses sinkt nach unten, und so kann sich eine Lehmschicht über den bereits vorhandenen Strömungsriffeln bilden. Lehm ist ein Sammelbegriff für die feinsten Sedimentteilchen, die als letzte nach unten sinken, wenn das Wasser bereits stillsteht. Sobald das Wasser ins offene Meer zurückströmt, können auf der bestehenden Lehmschicht wieder neue Strömungsriffeln entstehen. Wenn die Strömung wieder einsetzt, bleiben die Lehmteilchen liegen, weil ihre blattartige Struktur das Mitführen erschwert. Die neuen Strömungsriffeln, die sich auf der Lehmschicht ablagern, zeigen in die andere Richtung. Die so entstehende Struktur nennen Sedimentologen herringbone cross bedding, weil ihre Struktur Fischgräten ähnelt. Diese Ablagerung ist sehr typisch für Gezeitengebiete. Im Gebiet unter der Niedrigwasserlinie gibt es auch Lehmschichten, die während des Übergangs von Ebbe auf Flut entstehen. Durch die Ablagerung von Sand und Lehm kann das Watt immer höher werden und schließlich sogar die durchschnittliche Strandlinie überragen, was bedeutet, daß es bei durchschnittlichem Hochwasserstand über Wasse bleibt. Auf diesen Lehmflächen können sich dann halophytische Pflanzen niederlassen, d.h. Pflanzen, die in salzreicher Umgebung gedeihen. .