Die letzten Tage war ich überwiegend mit dem PC beschäftigt. Die fehlenden Treiber finde ich im I-Cafe, die helfen aber nichts. Ich hab's satt und geh zu Edapi (s. Link), dem Toshiba-Service, der sich als erstklassig herausstellt. Ich hätte das mal schon gleich am Anfang machen sollen. Ich rede dort mit dem Geschäftsführer, der sich dem Libretto gleich persönlich annimmt. Obwohl allein die Diagnose normalerweise schon 96 Stunden dauert, kann ich ihn schon am Nachmittag anrufen. Ich erfahre, dass es weiter nichts tragisches ist, nur eine Sache der Konfiguration, die wollen mir Windows95 wieder drauftun, damit würde wieder alles laufen, und kosten wird es mich auch nichts.
Gerhards Kocher hat seinen Geist aufgegeben, und wir suchen noch nach einem neuen, was nicht ganz einfach ist. In den Bergen bekam er die Adresse von Lippi, einem Trekking-Laden in der Avenida Italia, der angeblich Benzinkocher führt. Der Laden stellt sich aber als Werkstatt für Outdoor-Ausrüstung mit GORE-TEX und für Rucksäcke heraus. Ich bin beeindruckt! Dass es mittlerweile auch hier in Chile jemand gibt, der tatsächlich die Lizenz zur Verarbeitung von GORE-TEX bekommt! Nach dem Kocher suchen wir hier zwar vergeblich, stattdessen gibt Gerhard noch einen Überzug für seinen Rucksack in Auftrag, den er am nächsten Morgen abholen kann. Der nächste Laden, zu dem wir wegen dem Kocher geschickt werden, ist ein richtiger Indoor-Kletterpark mit künstlichen Felswänden. Wieder staune ich, so etwas in einem Land wie Chile vorzufinden. Aber den gesuchten Kocher haben sie auch nicht, wir werden von einem Laden zum nächsten geschickt. So verbringen wir den restlichen Nachmittag, bis wir im 5. Laden fündig werden. Gerhard hat nun den gleichen Kocher wie ich, ziemlich genau zum gleichen Preis.
29.12.2000
Als erstes holen Gerhard und ich seinen bestellten Überzug. Ich kann dort auch noch schnell den abgerissenen Riemen an meinem Rucksack richten und die Riemen von meinen Sandalen kürzen lassen. Klasse, der Tag fängt gut an! Indessen verschickt Michi seine letzten Grüsse aus dem I-Cafe. Beim Toshiba-Service ist das Libretto fertig, und es funktioniert soweit alles, bloss sind nun wieder die Programme weg. Erneut muss ich zu Ramón, und schon geht der Ärger wieder los. Ausser dem Bildbearbeitungsprogramm lässt sich nichts installieren!! Immerhin, ich kann die Homepage bearbeiten und komme in's Netz. Damit muss ich mich nun zufriedengeben, denn in der Zwischenzeit war auch Fernando fleissig, und hat die KLR startklar gemacht. Er hat einen neuen Vergaser eingebaut und eingestellt, jetzt läuft sie wie ein Uhrwerk, und springt auch gleich an. Nur der grosse Tank passt leider überhaupt nicht, und ich muss mit dem kleinen von 10 l vorlieb nehmen. Macht nichts, der sieht eh viel besser aus, und zur Not muss ich halt mal Kanister mitnehmen.
Anmerkung:
Wer sich übrigens in Santiago ein Mopped kaufen möchte, oder mit dem eigenen Probleme hat, der kann sich entweder bei mir per email oder telefonisch direkt bei Fernando Morales melden: +56-2-277.4964
30.12.2000
Heute ist endlich Aufbruch. Gleich in der Früh besorgt Fernando heimlich Aufkleber mit den Namen, die unsere Moppeds bekommen. Dann werden sie richtig getauft: die XT von Gerhard heisst jetzt Ronja II, nach seinem Hund zuhause. Er hat kein Kuscheltier dabei, daher sucht Fernanda ihm noch eines aus ihrem Spielzeug. Kann ja nicht angehen, dass er ohne fährt!! Die TT von Michi wird nach dem schwarzen Schaf -Oveja Negra- benannt, welches er von Handan, seiner Kundenberaterin bei der Bank, geschenkt bekommen hat. Und die KLR heisst ganz einfach Violeta, wegen ihrer Farbe, und weil es natürlich ein Mädel ist.
Gegen Mittag sind wir soweit. Fernando und seine Familie geleiten uns noch im Pick-Up bis kurz hinter Santiago, wo wir an einer Raststätte noch gemeinsam was trinken. Wir haben uns alle schon richtig an die Familie gewöhnt, und es fällt schwer, Abschied zu nehmen. Aber es geht recht schnell, wie sie so im Rückspiegel immer kleiner werden. Mein km-Zähler steht bei 30022, als wir wieder auf die Panamericana Richtung Süden fahren.
Wir machen lediglich einen kurzen Tankstopp, ansonsten fahren wir durch bis kurz vor Talca, das sind 220 km. Hier lassen wir uns an einem netten Campingplatz nieder, der sogar Strom an den Plätzen hat, sodass ich am Abend noch fleissig am Lappi arbeiten kann. Diesmal gönnen wir uns ein Abendessen im zugehörigen Restaurant, es gibt chilenische Küche.
31.12.2000
Gerhard und Michi wollen unbedingt von der Panamericana ab, und Silvester am Meer in Concepción, der zweitgrössten Stadt von Chile, verbringen. Sie sind nicht davon zu überzeugen, dass das nichts bringt, weil es wirklich keine lohnende und sehenswerte Umgebung ist. Also fahren wir 321 km durch öde rotbraune Hügellandschaft, lediglich gesprenkelt durch vereinzelte grüne Baumgruppen. Immerhin, Michi fährt ein gutes Tempo vor, vielleicht lerne ich so ja doch irgendwann noch das Kurvenfahren. Und den beiden scheint die Landschaft durchaus nicht zu missfallen.
Als wir auf die andere Seite der Precordillera kommen, ändert sich schlagartig das Wetter, es wird kalt und diesig trüb. Richtig unfreundlich. An der Küste entlang gibt es nichts ausser Industrie, statt Hotels findet man nur Wellblechhütten vor, und der einzige Campingplatz irgendwo da mittendrin lädt nicht wirklich zum Verweilen ein. So beschliessen wir, die Nacht direkt an der Playa Blanca, dem einzigen Badestrand in der Umgebung, zu verbringen. Wir haben ihn fast für uns allein, lediglich eine Zigeunerfamilie hat noch hier ihr Lager aufgeschlagen. Gerhard und ich bauen unsere Zelte auf, denn wir müssen mit Regen rechnen. Und nicht mal Michi, der sonst keine Pfütze auslässt, will hier ins Wasser.
Angeblich kann man von hier aus ganz gut das Feuerwerk von Concepción beobachten. Das einzige, was es aber heuer gibt sind ein paar rote Leuchtraketen. Das Volk scheint tatsächlich sichtlich unzufrieden mit der Politik des neuen Präsidenten. Wie auch immer, wir haben uns ein kleines Lagerfeuer gemacht, haben eine Flasche Sekt besorgt und stossen an auf unser bevorstehendes Jahr auf diesem Kontinent. Während Michi den einsamen, ausgestorbenen Strand bevorzugt, besuchen Gerhard und ich noch eine der örtlichen Diskotheken, die sich erst ab 1.00 langsam mit Leben füllen.
01.01.2001
Relativ früh werden wir geweckt von fussballspielenden Jungs, denn neben uns hat sich die erste Grossfamilie eingefunden, um den Feiertag zusammen am Strand zu verbringen. Und das, obwohl das Wetter keineswegs besser wurde. Es nieselt immer noch. Und wir frieren. Weia, das kann ja heiter werden auf Patagonien, denn arg viel mehr zum anziehen hat keiner von uns dabei!! Unsere Nachbarn haben wohl Mitleid mit uns, denn sie bieten uns ihre Kanne mit heissem Kaffeewasser an. Überhaupt sind die Leute alle sehr freundlich und zuvorkommend, natürlich auch neugierig, woher wir kommen und wo wir hinwollen.
Gleich nach dem Frühstück brechen wir auf. Wir wollen zum 130 km entfernten Salto del Laja, zurück durch genauso öde Landschaft wie bei der Hinfahrt. In Concepción verfahren wir uns erst mal, denn die Grossstädte sind kaum beschildert, und die Ausfallstrassen sind nur per Kompass zu finden, oder wie in unserem Fall mit Hilfe eines Ortskundigen, der uns auffordert, ihm hinterherzufahren. Die Landstrassen wiederum sind recht gut ausgeschildert.
Diesmal können wir uns freuen, als wir wieder über die Precordillera drüber in den Sommer zurückkehren. Lediglich Michi beschwert sich schon wieder. Er muss aber selber darüber lachen, wie schwer es ist, es ihm recht zu machen, irgendwie ist es ihm wohl immer entweder zu kalt oder zu warm. Dennoch weiss er nach der unfreundlichen Kulisse in Concepción den Platz hier am Salto zu schätzen. Es wimmelt hier nur so von Campingplätzen, an welche die meisten Chilenen nur kommen, um einen Tag mit Picknick am Wasser zu verbringen. So fällt es nicht schwer, den Preis noch etwas herunterzuhandeln, statt $5000/Platz zahlen wir nur noch $3500 (DM15), und beschliessen, gleich 2 Tage hierzubleiben.
Die Nacht verbringen wir diesmal im Freien, zu dritt unter Michis Moskitonetz. Irgendwie erfüllt das aber nicht ganz seinen Zweck, denn ich bin am Morgen trotzdem total zerstochen.
02.01.2001
Als erstes absolvieren wir das Pflichtprogramm und besuchen den 50 m hohen Wasserfall, noch bevor die Touristenhorden einfallen. Inzwischen führt er wieder ordentlich Wasser, war er doch in den letzten Jahren der Trockenzeit zu einem dünnen Rinnsal zusammengeschrumpft.
Den Rest des Tages verbringen wir recht faul am Campingplatz, und basteln ein wenig an den Moppeds bzw. an der Homepage. Michi gibt immer noch nicht auf und versucht fleissig weiter spanisch zu lernen. Trotzdem geht der Tag zu schnell vorbei, wir gehen daher heute lieber zum Essen aus, statt aufwendig zu kochen.
03.01.2001
Unser nächstes Ziel ist die Región de los 7 Lagos ('Region der 7 Seen', obwohl es deren 12 sind). Gegen 10.00 sind wir startklar. Es ist uns allen klar, dass das diesmal ein recht harter Tag werden wird, denn es geht fast ausschliesslich über die Panamericana. Die wird derzeit auch noch zu 4 Spuren ausgeweitet, damit wird ihr das letzte bisschen Reiz genommen. Unsere einzige Abwechslung unterwegs ist die Polizeikontrolle. Wir werden an den Strassenrand gewunken, weil wir ein Überholverbot missachten und an einem LKW vorbeifahren. Den Carabinero scheinen aber unsere internationalen Dokumente so zu beeindrucken, dass er diesmal noch von einem Strafzettel und der hierzulande dazugehörigen Prozedur absehen will und uns ungeschoren von dannen ziehen lässt.
Nach 210 langweiligen km erreichen wir Temuco, die Hauptstadt der IX. Region. Wir nutzen hier den an der Hauptstrasse liegenden Supermarkt zum Grosseinkauf für die nächsten 3 Tage, bevor 20 km weiter in Freire endlich die Strasse landeinwärts abgeht Richtung Villarrica, das wir nach weiteren 50 km erreichen und das uns mit einem herrlichen Ausblick auf den See und den dahinter liegenden verschneiten Vulkankegel empfängt.
Der erste Campingplatz kurz hinter dem Ort liegt zwar wunderschön direkt am See, ist aber mit $10.000/Tag masslos überteuert. Wir nehmen den nächsten, der zwar auf der anderen Strassenseite liegt, aber er ist ok, die Plätze sind mit Licht, Strom und Wasser ausgestattet, und die Duschen sind sauber und haben warmes Wasser. Weil wir gleich 3 Nächte bleiben wollen, können wir den Preis auch noch auf $4000/Tag herunterhandeln.
Wir schlagen unsere Zelte unter den schattigen Bäumen auf, richten uns häuslich ein, und gehen gleich zum Baden an den See. Sein Wasser ist angenehm warm, total klar und richtig erfrischend! Mann, geht's uns gut!!
Zum Abendessen gibt's heut Kartoffeln mit Broccoli und Schweinekotelett. Gerhard kümmert sich fachmännisch ums Fleisch, und Michi beherrscht das Gemüse. Dafür übernehme ich danach den Spüldienst.
04.01.2001
Der erste Regentag! Nach dem herrlichen Wetter von gestern trifft uns der Regen völlig unvorbereitet und überraschend. Die Nacht habe ich noch in meinem Zelt unter freiem Himmel verbracht, da ich das Aussenzelt nicht aufgestellt habe. Gegen 7.00 am Morgen fallen dann die ersten Tropfen. Schnell bringen wir unser Zeug ins Trockene, das Frühstück muss auch ins Zelt verlagert werden. Die gestern noch ausgearbeitete Tagestour um den See und zu den nahegelegenen Thermen muss wohl leider ausfallen. Ich muss mich nun dringend nach Regenzeug umschauen.
Nachdem der Regen am Nachmittag etwas nachlässt, fahren wir in den Ort nach Villarrica rein. Obwohl wir keine wirklich aussergewöhnlichen Bedürfnisse haben, kann uns das Mädel in der ersten Touristeninfo überhaupt nicht helfen, sie tut sich schon mit den wenigen Strassen im Ort etwas schwer, und schickt uns gleich zum nächsten Stand im Zentrum. Dort bekommen wir schon konkretere Hinweise, und finden sogar Internet-Anschluss, und von irgendwem erfahren wir, dass der Wetterbericht für die weiteren 3 Tage Regen ansagt. Schöne Aussichten!!
Da ich in den Bekleidungsläden nichts passendes finde, erstehe ich schliesslich einen dieser grünen Waldarbeiter-Regenanzüge in einem Eisenwarenladen. Michi ist ganz begeistert davon, während ich mich erst noch dran gewöhnen muss. Aber auch er sieht ein, dass die weisse Kordel nun überhaupt nicht dazu passt, und wir tauschen sie aus gegen eine grüne von Gerhards Zelt.
Auf unserer Speisekarte steht heut Thunfischsalat mit Nudeln. Echt lecker!! Und mein Kocher brennt auch wieder richtig, nachdem ich mir inzwischen schon zweimal schwarze Finger geholt hab, weil ich ihn total zerlegen musste, um die Düse zu reinigen.
Am Abend um 22.00 sollte Freiluft-Kino am Seeufer stattfinden, 'El Gladiador' steht auf dem Programm. Nur muss leider die Veranstaltung aufgrund des schlechten Wetters in eine Sporthalle verlegt werden. Dort findet sich wohl halb Villarrica ein, und das Publikum lässt sich richtig mitreissen, kommentiert die Handlung mit Beifall oder mit Pfiffen. Ein netter Abend, der über den verlorenen Tag hinwegtröstet.
05.01.2001
Die Nacht blieb zwar trocken, aber pünktlich mit Sonnenaufgang setzen auch wieder die bereits bekannten Regenschauer ein. Immerhin schaffen wir es, ohne Regen zu frühstücken. Überhaupt sieht es nicht allzu schlecht aus, und wir wollen nun doch unsere Tagestour um den Lago Caburga herum machen. Wir haben 3 verschiedene Karten, die alle den Weg unterschiedlich weit eingezeichnet haben. Es wird sich zeigen müssen, welche am genausten ist.
Die ersten 20 km sind noch asphaltiert, dann führt der Weg nur noch als Piste weiter. Obwohl am Anfang eigentlich noch ganz gut befahrbar, krieg ich mal wieder Panik in einer engeren Kurve und geh zu sehr vom Gas. Das versteht Violeta wohl als Pause, und geht aus. Da häng ich nun am Hang. Von Michi bekomme ich meine erste Lektion, 'wie befreie ich mich aus einer solch misslichen Lage'. Geht ganz gut, einschlagen und über die Kupplung langsam zurückrollen lassen, bis ich wenden kann, dann den Hang wieder abwärts anrollen. Cool, alles geht! Und weiter geht's. Bis wir nach mittlerweile nicht mehr so komfortablen, etwa weiteren 10 km nur noch an ein geschlossenes Gatter kommen. Ein zufällig vorbeikommender Ortskundiger meint, dass der Weg hier für Autos zu schmal wird, wir aber mit den Motorrädern durchaus problemlos durchkommen können, es wäre halt ein schmaler Mulipfad. Also gut, wir wollen es versuchen und kämpfen uns weiter vor. Gleich dahinter aber hat Gerhard schon etwas mit der ersten Wasserfurt zu kämpfen. Er meistert es aber echt gut. Ich bin sowieso schon nassgeschwitzt, und versuche es lieber gar nicht erst. Michi fährt kurz als Späher vor, und schon bald ist er wieder da, das hätte wohl keinen Sinn. Gerhards Karte taugt also schon mal nicht, denn sie zeigt einen geschlossenen Rundweg um den See an.
Wir kehren um. Mist, den ganzen Weg wieder zurück! Es geht aber erstaunlich gut, ich muss halt wirklich einfach nur mein Tempo fahren, und mich nicht von den andern beiden hetzen lassen.
Noch haben wir nicht genug, und versuchen eine andere Piste, diesmal in den Nationalpark Huerquehue. Aber auch hier kehren wir bald wieder um, der zu zahlende Eintritt ist bei dem Wetter sein Geld nicht wert.
Inzwischen fängt es wieder zu regnen an. Ich fahr lieber zum Campingplatz zurück, somit habe ich heut etwa 120 km gefahren, während Michi und Gerhard noch weiter zu den 11 km entfernten Termas Huife fahren wollen. Ich scheine aber nicht viel zu versäumen, denn auch da müssten sie Eintritt zahlen, und sie ziehen den Rückzug an.
Den Rest des verregneten Nachmittags verbringen wir im Zelt.
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