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vom 26. Januar 2001

Gerhard und Sultan

mitten im Wald

die warme Hütte in Puerto Murta

Gerhard...

...und Michi...

...beim Reifenflicken

bei Señora Yacinta...

...gibt's den Lachs von Don Victor

am Lago Carrera

Benzin aus dem Fass...

...in Rio Tranquilo

auf wackligen Füssen,...

...die Cavernas de Marmol

Catedral de Marmol

Gross-Michi in den niedrigen Höhlen

immer wieder türkis

Gegen 1.00 morgens kommt die Evangelistas in Chacabuco wieder an. Zu der Zeit sind wir noch kräftig am Feiern, und bleiben noch an Bord bis morgens nach dem Frühstück.
In Puerto Aysen ist um die Zeit noch gar nichts los, alles hat noch zu. Wir fahren daher gleich weiter nach Coyhaique zurück.
Michi, der als letzter hinten fährt, darf man keine 2 Minuten aus dem Rückspiegel verlieren, sonst ist er wieder verschwunden. Er biegt einfach ab und nimmt den geschotterten Turistenweg. Inzwischen kennen wir ja aber unseren Pappenheimer und machen uns daher keine Sorgen.
In Coyhaique erledigen wir unsere Besorgungen. Michis fehlenden Wäschestücke sind nicht wieder aufgetaucht, er bekommt daher $5000 ersetzt, die er gleich in eine neue Badehose investiert. Auf dem Schild vor dem Laden steht 'Sastreria' (Schneiderei), daher frage ich gleich auch noch, ob man mir meinen kleinen Tagesrucksack richten kann, der etwas eingerissen ist. Der Maestro schnappt ihn sich gleich und setzt sich an seine alte Maschine, die immerhin schon mit Strom funktioniert. Das Resultat ist zwar optisch nicht sonderlich schön, aber es hält, das ist die Hauptsache. Und gekostet hat es auch nichts, so gesehen ist es durchaus in Ordnung, wenngleich ich von einem Meister seines Fachs doch schon etwas mehr erwartet hätte.

27.01.2001
Ein sehr fauler Tag. Ursprünglich wollten wir einen Tagesausflug, mal wieder ohne Gepäck, zu den umliegenden Seen machen. Aber irgendwie kommen wir nicht so recht in Gang. Wir frühstücken erst genüsslich, und auch danach drängelt keiner zum Aufbruch. Die Pause war wohl nötig, nach insgesamt 3200 gefahrenen km und genau 4 verstrichenen Wochen.
Jeder vertreibt sich irgendwie die Zeit. Michi näht sich die Einzelteile seines Geldbeutels wieder zu einem Ganzen zusammen, Gerhard bastelt sich mit dem zum Lötkolben umfunktionierten Nagel irgendeinen Stecker für sein Mopped, wenn er nicht gerade mit Sultan, dem jungen Hund spielt, und auch ich hab noch ein paar Flick- und natürlich Schreibarbeiten, wenn ich nicht gerade mit den Katzen spiele.
Zum Zeitvertreib teste ich irgendwann, ohne jegliche Hoffnung eigentlich, noch einmal mein Diskettenlaufwerk, das zuletzt nicht mal mehr unter DOS funktioniert hatte. Und siehe da, ich traue meinen Augen kaum: es läuft, sogar unter Windows!! Es ist nicht zu fassen, äusserst merkwürdig, aber natürlich eine freudige Überraschung. Schnell kopiere ich die neusten Dateien auf Diskette und mache mich auf zum nächsten Internet-Anbieter, um alles upzuloaden und zu sichern. Funktioniert einwandfrei, sogar der Trick, den deutschen, in Santiago noch gefälschten Führerschein als Studentenausweis vorzulegen, geht ohne weiteres durch, und ich bekomme verbilligten Tarif. Der Tag ist gerettet!

28.01.2001
Auf geht's zur nächsten Etappe. Ab jetzt ist das für mich auch Neuland, hier war ich noch nicht. Ausserdem wird's ernst, die Strecken ohne Tankstelle werden länger, ich muss mich nach Ersatzkanistern umschauen. Zwei alte Ölflaschen sind schnell gefunden und hinten aufs Gepäck geschnallt.
Wir fahren erst einen kleinen Umweg und nehmen noch den Nationalpark Valle Simpson mit, trotz seiner Nähe zur Stadt ist es noch wildes Land, eine Kombination aus Fluss, Seen, Schluchten und Tälern.
Das Wetter hat sich wohl beruhigt und ist ganz in Ordnung, nur das Klima ist doch merklich rauher geworden. Um nicht zu sagen, es ist schweinekalt mitunter. Bei unserer ersten Rast nach etwa 90 km ziehe ich lieber noch einen Pulli mehr an. Der Wind pfeift doch ganz ordentlich. Ausserdem bin ich froh, das mitgenommene Benzin endlich dahin schütten zu können, wo es hingehört, in den Tank. Denn das zusätzliche Gewicht ist doch deutlich zu spüren.
Beim Ausbruch des Vulkans Hudson wurde 1991 die Gegend um den Cerro Castillo, der angeblich die Form eines Märchenschlosses haben soll, mit Asche überschüttet. Davon zeugt aber nur ab und zu noch der dunkle Untergrund, das Land hat sich sehr schnell wieder erholt. Was sicher auch damit zu tun hat, dass man auch hier mittlerweile kräftig dabei ist, zu asphaltieren. Diese neue Strasse hat bestimmt nicht mehr viel mit der von vorher zu tun. Schade eigentlich, auch wenn man jetzt recht gut vorankommt, aber wer will das schon, in einer Landschaft wie dieser! In das weitläufige Tal hinab führt jetzt eine gut ausgebaute Serpentinenstrasse mit bequemen, weit ausladenden Kurven. Erste Sahne! Da bleibt sogar noch Zeit, sich die Landschaft mit den wilden, hochaufragenden Felsgipfeln und den umliegenden Gletschern anzuschauen.
Bei der Einfahrt zu Villa Cerro Castillo interpretieren wir das Hinweisschild falsch und biegen verkehrt ab. Wir kommen durch den Ort durch, auf der andern Seite wieder raus, durch eine Wasserfurt durch, bis wir auf einmal in einer Baugrube stehen. Gerhard, der vorausfährt, bleibt prompt im Schlamm stecken, Ronja II lässt sich nur mit vereinten Kräften wieder daraus befreien. Hier geht's nicht weiter, also Kehrtwendung und wieder zurück.
Das nächste Mal trauen wir dem vermutlich schon richtigen Nebenweg nicht, weil wir zur Weiterfahrt immer wieder irgendwelche Gatter öffnen und hinter uns wieder schliessen müssen, und der Weg auch immer enger und rauher wird. Wir kehren lieber wieder um. Erst beim nächsten Abzweig finden wir einen schönen Platz in einer Waldlichtung direkt an einem See. Hier bleiben wir!

29.01.2001
Hmmmm, sagte ich was von wegen besserem Wetter?? Also, es hat nicht lange angehalten. Es regnet schon wieder!! Und das, obwohl wir uns in der mit 300 Sonnentagen/Jahr angeblich sonnigsten Gegend im Süden von Chile befinden.
Ich steh gar nicht erst auf und bleib im Zelt. Nur Michi zieht es hinaus, er macht sich auf zu einer kleinen Tour zu den Seen. Trotz Kompass kommt er nach 35 km überraschend im über die Carretera eigentlich 80 km entfernten Puerto Ing. Ibañez raus, wo er zum Glück noch Proviant besorgt, ohne das wir jämmerlich verhungert wären.

30.01.2001
Das Wetter ist uns etwas gnädiger gesonnen, immerhin können wir noch im Trockenen zusammenpacken und losfahren. Aber schon bald danach setzt der Regen erneut ein, diesmal ohne Erbarmen.
Die Landschaft ist atemberaubend, selbst bei diesem Wetter. Wir fahren an smaragdgrünen Seen vorbei, aus denen Wälder von toten Bäumen herausragen. Eine surreale Kulisse. Aber ich habe nur noch Sinn für meinen Kilometerzähler, wann wir endlich in dem 100 km entfernten Puerto Murta ankommen.
Als wären wir nicht eh schon nass genug, hat Gerhard zu allem Überfluss auch noch einen Platten, kurz bevor wir es geschafft haben. Immer dann, wenn man es am wenigsten brauchen kann!! Ich fahr voraus und versuche Michi einzuholen, der macht zum Glück nur wenige 100 m weiter gerade Pause. Während er Gerhard zu Hilfe eilt, fahre ich weiter, um schon mal eine Unterkunft ausfindig zu machen. Gar nicht so leicht. Bei dem Wetter streunen draussen nur ein paar Hunde herum, kaum jemand unterwegs, den man fragen könnte.
Schlussendlich bekommen wir doch noch eine Cabaña, Gerhard konnte den Reifen zunächst flicken, das hält bloss nicht lange, und den letzten km muss er schieben, bevor auch er ins Trockene und an den wärmenden Holzofen kommt. Welch eine Wohltat, nach einem solchen Tag!
Zur Belohnung gibt's am Abend leckeren Lachs, den wir geräuchert beim Fischer Don Victor unten am Strand kaufen. Von Señora Yacinta nebenan lassen wir ihn uns zubereiten, und geniessen den Schmaus in ihrer gemütlichen alten Küche.
Später, in unserer mit TV ausgestatteten Cabaña sehen wir in den Nachrichten, welchen Unwettern mit Überschwemmungen wir weiter im Norden gerade noch entkommen sind. Völlig untypisch für diese Jahreszeit, während Santiago wie immer mit der unerträglichen Hitze zu kämpfen hat.

31.01.2001
Im Schutz unserer trockenen Hütte flickt Gerhard seinen Reifen. Am Nachmittag ziehen wir zu Señora Yacinta, die auch Zimmer vermietet. Den verregneten Nachmittag verbringen wir bei ihr im Wohnzimmer am heimelig warmen Feuer im Ofen, und am Abend lassen wir uns die 2. Hälfte vom köstlichen Lachs servieren.

01.02.2001
Die bequemen Betten unserer bescheidenen Unterkunft sind wohl daran schuld, dass wir ausnahmsweise bis fast um 9.00 durchschlafen. Noch ein gemütliches Frühstück in der mollig warmen Stube zusammen mit den Strassenbauarbeitern, ohne die unser Durchkommen in dieser Gegend erst gar nicht möglich wäre, und die uns versichern, dass das Wetter hinter Río Tranquilo, etwa 25 km von hier, sich bessern würde. Mehr von der Hoffnung als aus Überzeugung getrieben entschliessen wir uns also zum Aufbruch. In Gerhards geflicktem Reifen ist immer noch Luft drin, demnach scheint er diesmal wohl zu halten. Wir brauchen unbedingt noch Benzin, aber im Supermarkt im Ort ist es uns zu teuer. Lieber fahren wir nochmal ein Stück zurück, wo es direkt an der Strasse billigeres geben soll. Bloss, da ist nur gerade keiner da. Hmmm! Und nun? Egal, laut Karte soll es in Río Tranquilo auch welches geben, das ist ja nicht so weit. Ich riskier das, obwohl ich schon auf Reserve geschatet hab.
Die Ausblicke sind wieder unbeschreiblich. Wir haben blauen Himmel, wenn auch bewölkt, darunter leuchtet der See in reinstem türkis, dazwischen die mit Neuschnee gezuckerten Berge. Ich kann mich gar nicht sattsehen.
Arg schnell kommen wir heut nicht voran. Mal will ich langsam fahren, um diese Landschaft besser aufnehmen zu können, mal werde ich trotz Vollgas vom heftigen Gegenwind selbst bei Gefälle bis fast auf Schrittgeschwindigkeit gebremst.
In Río Tranquilo bekommen wir tatsächlich den ersehnten Sprit, wenn auch nicht aus der Zapfsäule, sondern aus dem Fass. Gleichzeitig kontrollieren wir auch mal wieder den Ölstand. Gerade rechtzeitig, denn bei mir sieht das schon wieder ziemlich knapp aus, und Gerhard muss mir welches von seinem leihen, das er sich in weiser Voraussicht schon in Coyhaique gekauft hat.
Von hier aus kann man auch den Bootsausflug machen zu den Cavernas de Marmol, vom Wasser ausgewaschene und glatt polierte Marmorhöhlen, ganz eigenwillige Gebilde, mächtige Felsblöcke scheinen nur noch auf dünnen Stelzen zu stehen.
Auf dem Rückweg ist der Wellengang so stark, dass wir umsteigen müssen in ein etwas grösseres und stabileres Boot. Aus sicherer Entfernung beobachten wir, wie gnadenlos die Wellen mit unserem Kapitän und seiner Nussschale spielen.
Danach geht es in gewohnter Weise auf unseren Rössern weiter südwärts die Carretera entlang. Der Wind nimmt immer weiter zu, wir fahren einer stürmischen Regenfront entgegen. Das muss nicht sein, lieber suchen wir uns an Ort und Stelle einen geschützten Platz. Und das muss man Michi wirklich lassen, er findet immer irgendwo ein nettes Fleckchen. Diesmal liegt es in einer Wiese etwas abseits der Strasse, die gerade eine Schleife dreht, und auf diese Weise eine kleine Bucht formiert. Ich lasse mich direkt an einer plätschernden Quelle nieder, mit Blick auf den See. Herrlich!!

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