Freie Arbeiterinnen und Arbeiter Union [FAU-IAA] - Lokalföderation Bremen |
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Letzte Aktualisierung am 14.02.2004
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Fritz Kater Vortrag über die Aufgaben der FAUD und des Syndikalismus Gehalten auf der III. Konferenz der Föderation
der Bauberufe Deutschlands der FAUD vom 28. bis 30. Dezember 1924) Vor allen Dingen sollte in unseren Reihen volle
Klarheit herrschen über die Aufgaben, welche die syndikalistische Bewegung zunächst
heute und dann in der Zukunft zu erfüllen hat. Leider ist das nicht überall
der Fall. So ist noch immer zu verzeichnen, dass einige Kameraden meinen, und
sich auch dafür einsetzen, die F.A.U.D. (A.S.) sei ausschließlich eine Ideen-
Gemeinschaft und als solche nur eine Kulturbewegung. Eine solche Einstellung ist
falsch. Der revolutionäre Syndikalismus hat zur Voraussetzung, wenn er
verwirklicht werden soll, den engen und festen Zusammenschluß solcher Menschen,
deren Interessen eng aneinander liegen und nicht miteinander kollidieren. Also
Interessen- Gemeinschaften sind zu bilden zu dem Zweck, diese so aktionsfähig
zu gestalten, dass sie - und da es sich hier um Arbeiter Handelt ! - schon heute
in der Lage sind, der kapitalistischen Gesellschaft möglichst hohe Vorteile
abzuringen und gleichzeitig das sozialistische Ideal, die unbedingte Solidarität,
kurz alles, was unsere Prinzipienerklärung beinhaltet, den Mitgliedern geistig
und seelisch zu vermitteln. Wer einer anderen Auffassung ist, hat den Inhalt
unserer Prinzipienerklärung, besonders aber die Aufgaben, welche die Syndikate
(Gewerkschaftlichen Organisationen und Föderationen) zu erfüllen haben, nicht
begriffen. Mit dem Moment, wo der Haupt- oder gar ausschließliche Wert auf die
"Ideen- Gemeinschaft" gelegt wird, ist der Syndikalismus, resp. die
syndikalistische Bewegung, welche sich hier in Deutschland in der F.A.U.D.
(A.S.) verkörpert, erledigt. Denn Syndikalismus ist Wirtschaftsorganisation, zu
dem Zweck, die ökonomische Lage der Arbeiter in der heutigen Gesellschaft zu
bessern. Kurze Arbeitszeit und möglichst gutes Auskommen sind die
Vorbedingungen, um die Arbeiterschaft höheren Idealen zugänglich zu machen.
Dazu die Syndikate, der Syndikalismus. Uns liegt nicht daran, den Staat, den
politischen Überbau zu erobern, der sich nur auf Grund der ökonomischen Macht
der privilegierten Klassen behaupten kann. Uns liegt vielmehr daran, dem Staat
die Quellen abzugraben, also ihm das ökonomische Fundament zu nehmen. Das haben
wir schon mehr als ein halbes Menschenalter gepredigt. Dieses Prinzip muß
aufrecht erhalten bleiben. Selbstverständlich müssen wir bei unseren
wirtschaftlichen Kämpfen immer die Augen offen haben und die uns
aufoktroyierten wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse im revolutionären
Sinne zu meistern suchen. D.h. zur rechten Zeit das Richtige tun. Also uns
Bewegungsfreiheit erhalten. Welche Aufgaben haben denn lebendige Gewerkschaften
zu erfüllen ? Diese Frage stellen, heißt sie beantworten: Nicht stumpfsinnig
hinvegetieren, sondern die Augen und Ohren offen halten. Auch nicht die
Interessengemeinschaft in dem engen Sinne verstehen, daß sie in Berufe- und
Fachsimpelei ausartet. Es gilt die einzelnen Berufe- oder Fachgruppen
zusammenzufassen in Industrie-Organisationen und Industrie- Föderationen. Nur
so kann die wahre Schlagkraft und die dazu gehörige Solidarität zweckdienlich
erreicht werden. Wir haben uns auch Gedanken darüber zu machen, was dann wird,
wenn die elektrischen Kraftquellen nicht mehr erzeugt werden durch die schwarzen
Diamanten, welche von den heutigen Grubensklaven ans Licht der Sonne gefördert
werden. Wenn Licht und sämtliche Antriebskräfte etc. zu Wasser und zu Lande
erzeugt werden ohne die Kohle, wie viel Hunderttausende Arbeitskräfte werden
dann überflüssig. Und wenn auch der Bauberuf darunter nicht direkt so leidet,
wie alle anderen Betriebe, so wird doch die Zeit nicht ferne sein. Wo die
anderwegen überflüssig werdenden Arbeiter diese Industrie überschwemmen. An
all diese Dinge haben wir heut schon zu denken und unsere Agitation darauf
einzustellen, wenn nicht all unser Ringen und Kämpfen doch vergeblich gewesen
sein soll. Das privatkapitalistische Unternehmertum wird sich den Teufel darum
scheren, was aus all den Arbeitern wird, die aus dem Produktionsprozeß
ausgeschaltet werden. Angesichts dieser drohenden Gefahr muß sich das
Proletariat immer mehr als einige Klasse fühlen und mit aller Kraft daran
arbeiten, das Klassenbewusstsein zu heben, um zur rechten Zeit geschlossen den
allumfassenden Befreiungskampf zur Beseitigung der Lohnknechtschaft und
Errichtung der klassenlosen Gesellschaft führen zu können. Voraussetzung hierfür
ist aber auch, dass der Sozialismus schon heute, wie der Embryo im Mutterleibe,
durch die Arbeiter-Organisation entwickelt wird, damit er am Tage nach der großen
Auseinandersetzung mit der kapitalistischen Gesellschaft und ihren
Machtinstitutionen als lebenssprühender Jüngling in Wirkung treten kann. Wir
wollen unsere Berufs- resp. Industrie- Föderation, unsere Orts-,
Kreis-,Provinz- und Landes-Arbeitsbörsen dahin ausbauen, dass sie in der Lage
sind, die Produktion weiterzuführen im Antiautoritäten, sozialistischen Sinne
und die Konsumtion regeln, ohne Obrigkeit und sonstige Autoritäten. Nicht im
Regieren darf die Kunst liegen, des Volkes Wohl zu pflegen, sondern im Verwalten
der Dinge, von denen das Wohl aller Mensch abhängt (...)"
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Zeitung der FAU-IAA Bremen
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Aktionskonferenz gegen Bildungs- und Sozialabbau Bremen
20./21. Februar 2004 Weserterassen/ Osterdeich
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Ich bin stärker als sämtliche Armeen der Welt. Ich habe mehr Menschenleben zerstört als alle Kriege der Welt. Ich bin tödlicher als Bomben und ich habe mehr Heime verwüstet als die mächtigste Belagerungskanone. Ich vernichte jedes Jahr Tausende von Lohnarbeitern. Ich erscheine an ungesehenen Stellen und tue dort am meisten Arbeit, wo ich am wenigsten vermutet werde. Ich bin unstet und überall - in der Fabrik, im Hause, auf der Strasse und auf der See. Ich bringe Krankheit, Hilflosigkeit und Tod, und dennoch suchen nur wenige mich zu meiden. Ich bin euer ärgster Feind. Ich bin der Kapitalismus.
aus: "Der Syndikalist" Nr.49, 1925 |