Judo und Jiu-Jitsu

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  Ursprung und

                                   Entwicklung des Judo

Herkunft aus der Selbstverteidigung

Selbstverteidigung und Selbstverteidigungssysteme gibt es, solange die Menschen leben und durch den Kampf Mann gegen Mann ihre Probleme zu lösen versuchen. Systemen, die mehr oder weniger auf die urige Kraft der in ihrer Blüte stehenden Männer Vertrauen (genannt seien hier das isländische Glima-Ringen, das Schweizer Schwingen und die vielen Formen des Ringens im Vorderen Orient), stehen Formen gegenüber, die mehr auf Geschicklichkeit und Schnelligkeit in Verbindung mit den Hebelgesetzen basieren. Bei den deutschen Landsknechten des Mittelalters und bei den japanischen SAMURAIder gleichen Zeit kam dazu noch eine profunde Kennt­nis der schwachen Stellen des menschlichen Körpers.

Während die lebensnotwendige Brauchkunst der Landsknechte mit deren Verschwin­den in Vergessenheit geriet, überlebte die Selbstverteidigungskunst der SAMURAI ihre Träger und läßt noch heute ihren Einfluß im Judo-Sport erkennen. Ahnlich den deutschen Fechtmeistern etablierten sich an den Höfen der Feudalherren in Japan Meister der Selbstverteidigungskunst, die die Aufgabe hatten, die SAMURAI in der Kunst des Nahkampfes mit und ohne Waffen zu unterrichten. Jeder Meister, jede Schule hatte sich auf einige Griffe und bestimmte Prinzipien spezialisiert und hütete eifersüchtig das Geheimnis ihrer Technik. Wenn auch die Schüler ihren Meister und die~anze Kunst oft dadurch in Mißkredit brachten, daß sie die erlern­ten Griffe an harmlosen Bürgern in einem provozierten Streit ausprobierten, blüh­ten diese Schulen doch solange, wie das seit dem 16. Jahrhundert etablierte Feudal­system sich halten konnte. Ihre Stunde schien geschlagen, als mit der MEIJI-Restau­ration (1867) nicht nur den SAMURAI Privilegien genommen wurden, sondern auch eine nachhaltige Begeisterung für alles Westliche die Beschäftigung mit den traditio­nellen Künsten als rückständig erscheinen ließ.

Der Gründer des Judo: JIGORO  KANO

 Es war ein Deutscher, der an der kaiserlichen Universität unterrichtende Geheimrat Bälz aus Bietigheim, der seine Studenten, von deren schwächlichem, blassem Aus­sehen er entsetzt war, zum Studium ihrer alten Kampfkünste ermunterte. Einer seiner Studenten, der junge JIGORO  KANO, beschränkte sich nicht darauf, die Selbst-verteidigungskunst (JU-JITSU oder JIU-JITSU) einer Schule zu studieren, sondern versuchte, bei mehreren Meistern zu lernen. Ihm fiel die unnötige Härte - immer noch übte man für den Ernstfall auf dem Schlachtfeld - und die relative Einseitig­keit der alten Schulen auf. Nach mehreren Jahren intensiven Studiums, die ihn davon überzeugten, daß neben den vorhandenen Werten für die körperliche Aus­bildung hier auch der Weg zu einer allumfassenden Erziehung und Bildung gefun­den sei, eröffnete er 1882 eine eigene kleine Schule (DOJ), den KODOKAN (Ort zum

 Studium des Weges). Er unterrichtete nicht mehr die simple Kunstfertigkc einzelnen JIU-JITSU-Schulen, sondern unterwies seine ständig wachsende Klasse einem neukombinierten Zweikampfsystem, das er, weil es unter anderem au Prinzip des Nachgebens basierte und der Charakter- und Persönlichkeitsbi breiten Raum gab, JUDO (sanfter Weg) nannte.

Die Uberlegenheit des neuen Systems und die Persönlichkeit JIGORO  KANO später als Leiter eines Lehrerseminars entscheidend dazu beitrug, daß Judo al in Schulen unterrichtet wurde, sind beide verantwortlich für den schnellen 5 zug des Judo in der ganzen Welt.