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Entwicklung des Judo in Deutschland
In Deutschland waren es Erich Rahn, der 1905 die erste Judo-Schule in 1 eröffnete, und Alfred Rhode, Mitbegründer des ersten deutschen Judo-Clu Frankfurt 1920, die ihr Leben dem Judo-Sport
widmeten und das Hauptverc an der Verbreitung des Judo haben. Waren vor dem Zweiten Weltkrieg auch ~ japanische Lehrer in Deutschland, 50 war ihr Einfluß doch dadurch sehr begr daß sie immer nur für einige Tage
im Jahr die lembegierigen Deutschen versam konnten. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg, nach einer von den Alliierten ve:
neten kurzen Zwangspause, nahm Judo als Sport einen ungeahnten Aufschwung Hauptberufliche Lehrer - RIRANO, SUZUKI, KUROKAWA, NAGAOKA, WATANABE, HO SAN -, deren Arbeit dem Leistungssport zugute kam, und
die Eröffnung reicher Judo-Schulen, die bisher abseitsstehende Kreise mit dem Judo ver machten, ließen die Zahl der deutschen JUDOKA bis 1969 auf über 90000 schnell Wie sehr Judo von einer einstigen
japanischen Domäne zu einem weltweiten geworden ist, läßt sich an dem Ergebnis der Olympischen Spiele 1964 in T ablesen: Von den 16 Medaillen in vier Klassen fielen fünf an Asien, eine an Australien, zwei
an Amerika und acht an Europa, darunter die Goldmedaille des meisters Geesink (Holland).
Was ist Judo?
Worin unterscheidet sich Judo von JIU-JITSU ?
Der kurze Blick auf die historische Entwicklung hat gezeigt, daß die Wurzeln Judo in der Selbstverteidigung, wie sie in einem Kampf auf Leben und Tod braucht wird, zu suchen sind. Eine solche
Selbstverteidigung brauchte natü] keine Rücksicht auf den Mitmenschen zu nehmen, im Gegenteil, gerade die Aknen, die dem Gegner größtmöglichen Schaden zufügten und ihn sofort kampf-unfähig machten, waren vom
Standpunkt des Kriegers auEs wurde schon betont, daß es keinerlei allgemeingültige Technik gab, der Zufall bei der Wahl einer Schule oder eines Lehrers bestimmte auch die Art der zu lernenden Griffe.
Wenn heute jemand beschließt, Judo zu lernen, wird er in der ganzen Welt mit dem gleichen, vielseitigen System des KODOKAN-Judo vertraut gemacht. Nehmen auch einige Länder ein unabhängiges System für sich in
Anspruch (Korea, Rußland), so ist doch die Ahnlichkeit zu dem auf jeden Fall zuerst existierenden KODOKAN-Judo frappierend. Der methodische Aufbau des Unterrichts und die Eliminierung aller gefährlichen und
nicht in jeder Phase zu kontrollierenden Griffe, Stöße und Tritte unterscheiden das heutige Judo vom JU-JITSU der alten Zeit. Die lebensnotÂwendige Brauchkunst JU-JITSU und der moderne
Zweikampfsport Judo haben soviel gemeinsam wie aus Baumwipfeln schießende Partisanen und Sportschützen des olympischen Dreikampfes. Natürlich kann man sich auch mit Hilfe des Judo in einer Notwehrsituation
verteidigen, aber wer nur deswegen Judo trainiert, verÂgeudet seine Zeit, eine Tränengaspistole dürfte in den meisten Fällen effektvoller sein. Das alte JU-JITSU lebt fort in den nicht mit Sport zu
verwechselnden BemüÂhungen von Polizei und Spezialtruppen, auch im Kampf Mann gegen Mann überlegen zu sein.
Die zwei Prinzipien des Judo
Zwei Grundsätze verhindern, daß der Kampf auf der Judo-Matte in einen simplen Kräftevergleich, bei dem einer der Gegner mehr oder weniger schwer verletzt auf der »Strecke« bleibt, ausartet. Jede Technik,
jede Bewegung, hat dem Prinzip von der »größtmöglichen Wirkung« zu gehorchen. Daß dieses Prinzip, das sowohl auf die körperlichen als auch auf die geistigen Kräfte anzuwenden ist, im Judo
jederÂzeit beachtet werden sollte, mag ein einfaches Beispiel erläutern: Steht man einem körperlich stärkeren Gegner gegenüber, so widersetzt man sich dem von ihm ausÂgeführten Druck nicht, sondern zieht ihn
sogar noch in die Richtung, in die er stößt. Des erwarteten Widerstandes beraubt, wird der Gegner überrascht nach vorne stolpern und sein Gleichgewicht zumindest teilweise verlieren. In dieser Position kann man
nun die eigene Kraft mit dem größtmöglichen Nutzeffekt einsetzen.
Aus diesem simplen Beispiel wird schon deutlich, daß an diesem technischen Prinzip von der größtmöglichen Wirkung die Gesetze des Nachgebens, des GleichgewichtÂbrechens und des rationellen Einsatzes - nur so
viel Kraft verwenden, wie gerade gebraucht wird - beteiligt sind.
Das zweite Prinzip hebt Judo über den Stand eines bloßen Zweikampfsportes hinaus und läßt es zum Erziehungssystem par excellence werden. 1.lische Prinzip vom »gegenseitigen Helfen und Verstehen«. Jede Ju
mit einem Partner und nicht gegen einen Gegner durchgeführt; ohn willige Freunde, für deren Fortschritt man sich genauso verantwo für den eigenen, ist Judo nicht möglich. Jedes Wissen, jeder erkan:
Partner muß bereitwillig mitgeteilt werden. Lehren und Lernen, unter eine erfahrene Autorität und Führen einer suchenden Gru~ keiten, die den Menschen als soziales Wesen ansprechen und ihn zum vollwertigen
Mitglied einer freien Gesellschaft werden lassen.
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