|
Methoden des Judo-Studiums
Es gibt viele Wege, die alle zum gleichen Ziel führen. Der Phantasie des Lehrers sind keine Grenzen gesetzt, aber alle Trainingsformen gruppieren sich um die drei Hauptmethoden: KATA (Üben einer oder mehrerer
Techniken mit einem Partner, der sich verabredungsgemäß verhält), RANDORI (freies Üben, Übungskampf ohne den letzten Einsatz) und SHIAI (Wettkampf).
Das Studium der KATA, der Form, eines Wurfes oder einer Folge von Würfen ist für die Entwicklung einer ausgefeilten Technik genauso wichtig wie das Lernen grammatischer Regeln beim Studium einer Fremdsprache. KATA
ist die Grammatik des Judo. Der Partner weiß genau, was mit ihm geschieht, wie er sich zu bewegen hat, damit die zu studierende Technik überhaupt angewandt werden kann, und wie er sich anders bewegen sprich
verteidigen müßte, damit sie unmöglich wäre. Die KATA-Methode garantiert, daß trotz der Vielfalt der möglichen Variationen und der persönlichen Eigenheiten der Lehrer ein gewisser Standard in den
TechÂniken überall erhalten bleibt und verbreitet wird.
Ganz anders das RANDORI: War in der KATA jeder Schritt, jeder Zug, jede Bewegung vorbestimmt, »genormt«, so ist im RANDORI »alles erlaubt« - solange man die beiden Grundprinzipien des Judo beachtet. Täuschen,
Überlisten, Kontern des Partners, ihn durch Bestimmen des Tempos konditionell zu ermatten, sind die Mittel des RANDORI, die diese Übungsform zur interessantesten des Judo überhaupt machen. Im RANDORI fühlt der
intelligente JUDOKA sich wohl, denn hier kann und muß man den Kopf gebrauchen; bevor man den Partner »austricksen« kann, muß man ihn »ausdenken«. Die zentrale Stellung dieser Übungsform geht auch daraus
hervor, daß das tägliche Training der japanischen Universitätsmannschaften nur aus einem zweistündigen RANDORIbesteht. RANDORI ist kein Kampf auf Biegen und Brechen; man kämpft nicht verbissen um jeden Punkt,
um jeden »Fußbreit Boden«. Geleitet von der Maxime, daß die Entwicklung des Partners genauso wichtig ist wie das eigene Fortkommen, wird man nicht in der Weise verteidigen, daß der Angriff des Partners durch
die eigene, überlegene Kraft schon im Keime erstickt wird. Man soll zwar nicht für den Partner »springen«, aber doch in der Kampfesführung für ihn immer noch eine Möglichkeit offenlassen. Und wenn der Partner
es verstanden hat, das Gleichgewicht richtig zu brechen, eine Technik sauber anzusetzen, dann soll man auch diesen gelungenen Angriff mit einer korÂrekten Fallübung abschließen. Wer sich darüber, daß er
vorbildlich geworfen wurde und selber in der Lage war, eine gute Fallübung auszuführen, genauso freuen kann wie über einen eigenen Wurf, der hat den Sinn des RANDORI erfaßt.
Um dieses RANDORIauf dem schmalen Pfad zwischen alberner Spielerei und verÂkrampftem Ernst halten zu können, ist es notwendig, regelmäßig an einem wirkÂliehen Kampf, SHIAI, teilzunehmen. Im
SHIAI erst, egal ob er formal im Rahmen des Meisterschaftsbetriebes oder während des Trainings stattfindet, kann man wirkÂlich testen, wie weit der eigene technische Stand ist, welche Praktiken unbedingt
intensiver geübt werden müssen und wie es um die körperliche Verfassung bestellt Ist. Anders als im RANDORI, wo Sieg und Niederlage überhaupt keine Rolle spielen, wird im SHIAl durch einen Punkt,
durch eine gelungene Technik, ein Sieger festÂgestellt - eine Gelegenheit, den einmaligen Einsatz aller Kräfte zu üben.
|