Judo und Jiu-Jitsu

. Seite 6

 

 

 

 

 

TACHI-REI = Verbeugung im Stand

                                                     Die Judo-Etikette Der Gruß (REI)

 Jede Sportart hat ihren eigenen Gruß; die Fechter grüßen sich und das Kampf-gericht mit der Klinge, Ringer schütteln sich die Hände und die Reiter lüften ihre Kopfbedeckung. Es ist nur natürlich, daß die JUDOKA den eigentumlichen asiati­schen Gruß, die Verbeugung, übernommen haben. Man verbeugt sich im Stand oder - formaler - im Kniesitz zueinander und drückt damit aus, daß man das Gegenüber als Partner respektieren, daß man die Regeln achten will und daß von jetzt ab alle Gedanken nur auf Judo konzentriert werden. Man verbeugt sich vor der KAMIZA-Seite,wenn man ein DOJO betritt, man verbeugt sich zum Partner und fordert ihn damit zum Training auf, man verbeugt sich nach dem Training und dankt sich damit gegenseitig. Im Wettkampf verbeugt man sich zum Matten-richter und auf dessen Zeichen hin zueinander. Während bei diesen Gelegenheiten meistens der Gruß im Stand ausgeführt wird, wird bei formelleren Anlässen der Gruß im Kniesitz verlangt: Beim Anfang und Ende einer Unterrichtsstunde sitzen sich Schüler und Lehrer gegenüber und verbeugen sich auf den Ruf »REI« (grüßen) des Schülers mit dem höchsten Grad zueinander. Dieser Schüler mit dem höchsten Grad sitzt vom Lehrer aus gesehen links, seine Kameraden sitzen neben ihm in der Rangfolge der Gürtelfarben in einer Linie. Eine oft außer acht gelassene Regel verlangt, daß bei jedem Gruß der JUDOGI in Ordnung gebracht, der Gürtel richtig gebunden sein muß. Während des wilden Gewoges eines mit vollem Einsatz durch­geführten Trainings sind die Verbeugungen Momente der Sammlung und einzige Gelegenheit, sich wieder »schön« zu machen.

                                     Der Konzentrationssitz (MOKUSO)

 Nach dem Training, vor dem formellen Abgrüßen, wenn Lehrer und Schüler sich im Kniesitz gegenüber sitzen, ist es üblich, sich eine kurze Zeit - bis zu einer Minute - zu entspannen, die Augen zu schließen und tief und ruhig »aus dem Bauch heraus« (Zwerchfellatmung) zu atmen. Dieser Konzentrationssitz wird von dem höchstgraduierten Schüler mit dem Ruf »MOKUSO« (Augen schließen und konzen­trieren) angekündigt und durch sein »REl« beendet.

Für unseren westlichen Sportbetrieb ist das ein seltenes Bild, wir lassen eine Stunde selten »ausklingen«. Auf dem Höhepunkt, abrupt, nach einer die Nerven auf­peitschenden Staffel, werden die Schüler oft in die Umkleideräume geschickt. Be­sinnung und Kontemplation sind bei einem solchen, oft hektischen Übungsbetrieb natürlich nicht möglich. Wer es jedoch einmal selbst errebt hat, möchte diese Mo­mente der Entspannung nach einem erschöpfenden Training, dieses »Schwimmen der Gedanken« nicht mehr missen.