Die Synagoge von Tomar ist das älteste hebräische Gotteshaus Portugals, das sich noch in gut erhaltenem Zustand befindet. Obwohl es schon mindestens seit Beginn des 14. Jahrhunderts eine jüdische Gemeinde in Tomar gab (wie die Grabinschrift des 1315 in Faro verstorbenen Rabbi Joseph von Tomar beweist), gelangte sie erst im 15. Jahrhundert, als ihre Synagoge erbaut wurde (zwischen 1430 und 1460), zu wirklicher Bedeutung. Wenige Jahre wurde sie als Kultstätte und Versammlungsort der Juden genutzt, bis in Dezember 1496 D. Manuel auf Betreiben seiner Braut, der kastilischen Prinzessin D. Isabel, einen Erlass herausgab. In diesem forderte er die Juden ultimativ auf, bis zum Oktober 1497 zum Christentum überzutreten oder Portugal zu verlassen. Einige waren bereit, die Taufe zu empfangen, andere wurden dazu gezwungen und wurden fortan Neuchristen ( Cristãos Novos ) genannt. Aber es gab viele, die heimlich weiter ihre jüdische Religion praktizierten, obwohl sie getauft waren. Diese nannte man die Marranen . Durch einen Erlass von 1496 blieb die Synagoge der jüdischen Gemeinde von Tomar ungenutzt und wurde schliesslich von einem Privatmann gekauft, der sie später wieder verkaufte, damit in ihr das Gefängnis eingerichtet werden konnte, das sich bis dahin (ca. 1516) in der Burg der Stadt befand. - Kurioserweise durften die Neuchristen Tomars aufgrund aussergewöhnlicher Vorrechte, die ihnen D. Manuel 1516 zugestand, nicht gefangengenommen werden. Dies erklärt sich vielleicht dadurch, dass das öffentliche Gefängnis in der ehemaligen Synagoge eingerichtet war, und dass dies für die ehemaligen Juden die grösste aller Beleidigungen dargestellt hätte. Wie lange war dieses Gebäude Sitz des Gefängnisses? Wahrscheinlich bis zur endgültigen Errichtung des Gefängnisses im Gebäude der Gemeindeverwaltung, zwischen 1542 und 1550. Anfang des 17. Jahrhunderts gibt es ein Dokument, das eine neue Verwendung der alten Synagoge anzeigt. Es handelt sich um einen Vermerk im ältesten Gemeinderegister der Kirche S. Joan Batista, durch den wir erfahren, dass in der Rua Nova eine Hermida de São Bartolomeo (Kapelle des St. Bartolomäus) existiert, in der 1613 eine Hochzeit gefeiert wird. Bislang war eine Datierung ihrer Entweihung nicht möglich, aber nach J. S. Simões kann angenommen werden, dass dies schon im 19. Jahrhundert geschah. Am 1. Juni 1885 war die Synagoge ein einfaches Haus mit Lehmboden und diente als Scheune. Besitzer war José Joaquim de Araújo, der sie später an António Vieira da Silva Neves verkaufte. Nach dessen Tode wurde das Gebäude Besitz seines Schwiegersohnes Joaquim Cardoso Tavares. Am 10. Juni 1920, anlässlich eines Studienbesuches von Oberst Garcez Teixeira und einer portugiesischen Archäologengruppe, war das kleine Monument, ganz prosaisch, Weinkeller und Warenlager. Durch Erlass vom 29. Juli 1921 wurde das Gebäude zum Nationalmonument erklärt. Etwa zwei Jahre später, am 5. Mai 1923, schloss der berühmte Judaist Ing. Samuel Schwarz einen Vertrag ab über den Kauf des Synagogengebäudes, mit dem Ziel, es vor dem gänzlichen Verfall zu bewahren. Auf eigene Kosten liess er es zuerst einmal säubern und dann Ausgrabungen vornehmen. Seit 1933 bemühte sich die örtliche Tourismuskommission darum, das Synagogengebäude auf Staatskosten aufzukaufen, um hier ein Luso-Hebräisches Museum einrichten zu lassen. Aus finanziellen Gründen kam es nicht zu der Transaktion, aber die Angelegenheit erledigte sich, als am 29. März 1939 der Besitzer das Gebäude der alten Synagoge dem portugiesischen Staat Schenkte, unter der ausdrücklichen Bedingung dort ein Luso-Hebräisches Museum einzurichten. Die offizielle Eröffnung des Museums wurde durch ministeriellen Erlass vom 27. Juli 1939 rechtskräftig. So begann man schliesslich nach Möglichkeiten zu suchen, hier nicht nur ein Inschriftmuseum einzurichten, sondern auch ein historisches Museum, das die kulturellen Aktivitäten der alten portugiesischen Juden, die die Anerkennung der Nation verdienen, ausstellt. Zur Zeit versuchen wir, mit der wertvollen Hilfe vieler Freunde in aller Welt, ein weiteres Museum mit Bibliothek einzurichten, in dem die Geschichte der Juden in allen Ländern der Welt dokumentiert werden soll.
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Tontöpfe zur Verbesserung der Akustisk in der Synagogen Wand
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