EINE LETZTE DESPOTIE DER ARABISCHEN WÜSTE

Das Öl bleibt ein Garant der Ware, und Chomeinis gesellschaftliche Stärke kann nur darin liegen, dieses Verhältnis stillschweigend anzuerkennen und zu verstärken. Allah ist der Gott im Öl, dem die Förderarbeiter der großen Erdölfelder zu jedem Zeitpunkt alle Macht abschneiden können. Sie stürzten den Schah, indem sie innerhalb eines Jahres mehr Geld vernichteten, als das ganze Regime innerhalb von 15 Jahren.

Das Öl ist der goldene Traum geworden, die vermeintliche Wiederkehr einer großen Zeit - nur, es ist eine andere Zeit dadurch entstanden. Ein letztes Mal blüht die arabische Despotie, vereinigen sich Himmel und Erde, um zu explodieren im selben Moment und Maß, wie sich dieser Traum erfüllt. Schon haben sich neben den Söhnen des Himmlischen die Kinder der neuen Zeit, die Proletarier der Erdölfelder, zu Wort gemeldet. Zwar illustriert die Religion diese geschichtliche Erhebung noch, doch die Form, in welcher das geschieht, ist die einer Karikatur, als Traum, den auch die Gegner lieben, die wahren Freunde - der Schah, die Armee, die Journalisten, die Konzerne - denselben Traum, den eine Welt träumt, die alles verloren hat, woran sie glauben konnte.

Die schöne Einheit des Orients, der lange Schlaf Aladins ist endgültig vorbei, die ganze Misere der modernen Zeit bricht auf, die feudale Epoche wankt auf ihren Sandburgen. Noch wird die Misere nur moralisch angegriffen, als Verklärung einer anderen Zeit, aber die Kraft, den wirklichen Feind zu schlagen, der gleichzeitig auch der neue orientalische Traum ist, besitzt der islamische Ansturm nicht mehr. Er wird vielmehr alles tun müssen, um einen tieferen Schlafzustand zu organisieren, als es die feudalistischen Reliquien vermochten, wobei er zwangsläufig mit den Interessen der aufstrebenden nationalen Bourgeoisie kollidieren wird, die, den Zwängen des Schah entronnen, nun wacher Produzenten bedarf, um die Gesellschaft nach ihren Bedürfnissen einzurichten. (3)

Die Entwicklung der iranischen Gesellschaft von einem Territorium, in dem Exklaven multinationaler Konzerne wie Fettaugen auf einer Gefängnissuppe schwimmen, zu einer moderneren Form der Warengesellschaft, der die ehrgeizigen, aber dilettantischen Projekte der Pahlevi-Dynastie lange genug die archaischen Ornamente einer aufgeklärten Despotie aufprägten, war zu weit gegangen mit dem Versuch, die harmonische Komposition von ökonomischen und sozialen Bedingungen, wie sie die Basare darstellen, zu zerstören. Um dann einige Jahre später mit der Einrichtung von Fußgängerzonen, Passagen und Wochenmärkten (wie etwa in Agadir beim Wiederaufbau nach dem Erdbeben) die reine Warenform an ihre Stelle zu setzen, genau mit dem gleichen Bemühen, mit dem die demokratische Architektur, in den industriellen Zonen in den letzten Jahren versucht hat, günstige Bedingungen für die reibungsfreie Organisation des Scheins zu schaffen.

Der Schah ist dabei gefallen, erkannt als Despot von denen, die ihn lange als Despot ertrugen. Er wurde von jenen fallengelassen, die in ihm einen Garanten ihrer Macht gesehen hatten, als sie erleben mußten, daß dieselbe Macht, die sie gewähren ließen, den Basar in einen Supermarkt und Mekka in einen Flughafen verwandeln wollte.

Das Regime des Schahs ist der historische Übergang zwischen feudaler und bourgeoiser Reaktion gewesen, ein Zustand, in dem alle Zustände eingefroren werden sollten, eine Täuschung der Macht, die sich immer noch wiederholt, weil ein solches bewahrendes und brutal veränderndes Zwischenstadium in sich genau die Kräfte schafft, die es auszuschließen gedenkt. Dieses Regime wurde der orientalischen Welt gerecht: noch in der reinen Idee zu leben und schon im diffusen Nebel des Spektakels zu sein. Von der reinen Abstraktion zur abstrakten Welt der Ware.