Back to Spain
(Teil 4)

by Doro   doro-violet@gmx.de

 

Den ganzen Februar über hatten die Kellys wichtige TV - Termine. Keiner hatte so richtig Lust, und alle stöhnten über den vollen Terminkalender. Zu allem Unglück fingen sich auch noch Joey und Jimmy eine Grippe ein und mussten das Bett hüten.
Paddy sah seine Chance gekommen. Seit der Trennung hatte Jimmy nicht mehr viel mit Paddy geredet. Nun musste er es schaffen!
Jimmy lag schlafend im Hotelzimmer. Paddy durchwühlte Jimmys Koffer nach Cheries Handynummer. Endlich fand er sie und rannte zur Rezeption. "Darf ich mal schnell
telefonieren?" Hektisch wählte er die Nummer. Endlich meldete sich Cherie. "Lay?"
"Hallo Cherie, hier ist Paddy Kelly."
"Hallo." Nun klang Cheries Stimme schon weniger erfreut.
"Du musst sofort herkommen," bat Paddy mit flehender Stimme. "Jimmy ist sehr krank, alle fürchten, dass er sterben könnte. Er möchte dich so gerne noch ein letztes Mal sehen."
"Aber er hat mir Schlimmes angetan..." sagte Cherie lahm.
Paddy nahm seine ganze Phantasie zusammen. "Im Fieber redet er ständig von dir. Er liebt dich immer noch über alles. Bitte komm doch!"
"Mein armer Spatz," säuselte Cherie, "ähm, ich meine natürlich, der arme Jimmy. Ich komme sofort. Wo seid ihr denn gerade?"
"In Neumünster."
"Gut, ich komme mit dem nächsten Zug."
Kaum hatte Paddy aufgelegt, spannte er Barby ein, mit ihm zum Bahnhof zu gehen. "Aber warum denn, Paddy?" fragte Barby überrascht. "Frag nicht! Ich musste mit dir auch Vater bespitzeln!" drängte Paddy sie.
Also gingen sie zum Bahnhof. Doch der Zug hatte Verspätung. Paddy wurde immer nervöser. Schließlich hielt er es nicht mehr aus und weihte Barby ein. "Du bist ja echt hart," stöhnte sie. "Also gut, ich warte hier auf Cherie, du kannst zurück ins Hotel gehen und Jimmy bewachen!"
Paddy raste zurück ins Hotel. Unglücklicherweise war Jimmy nicht im Bett, sondern guckte mit Angelo in der Hotelhalle Fußballübertragungen."Geh zurück ins Bett, du bist krank!" flehte Paddy.
"Von dir lasse ich mir gar nichts sagen!" fauchte Jimmy. Doch zum Glück meinte Angelo: "Paddy hat recht, Jimmy. Geh wieder schlafen!"
Brummelnd verzog sich Jimmy in sein Bett, und Paddy deckte ihn zu. "Wie lange willst du mich denn noch nerven?" knurrte Jimmy. Das fragte Paddy sich auch. Doch zum Glück flog in diesem Moment die Tür auf, und Cherie kam mit einem großen Rosenstrauß hereingefegt. "Jimmy! Mein Liebling!"
"Cherie?" stotterte Jimmy erstaunt.
Cherie warf sich mit voller Wucht auf das Bett, in Jimmys Arme. Die Rosen flogen in alle Ecken des Raumes. "Bin ich froh, dass ich dich noch sehen konnte, Jimmy! Zum Glück bist du noch nicht gestorben!"
"Gestorben?" stammelte Jimmy. "Aber ich habe doch nur.."
Paddy eilte schnell aus dem Zimmer. Draußen machte er vor lauter Freude einen Luftsprung.

Die Tage vergingen, und dann war auch schon die Zeit des Umzugs gekommen.
"Umzug? Ha!" brummte Paddy.
Genauer gesagt: die Kellys fuhren mit einigen wenigen Sachen nach Belascoain, um den Bauernhof wieder herzurichten.
"Wir fahren mit dem Bus," erklärte Johnny. "Ein Zelt nehmen wir auch mit, das bauen wir dann vor dem Haus auf. Dann können fünf im Zelt schlafen und vier im Bus."
Daraufhin gab es Streit, weil alle im Zelt schlafen wollten. Schließlich kamen sie auf die Idee, dass man sich ja abwechseln könne.
"Das wird ein Abenteuer!" freute sich Maite.
"Kann man denn nicht auch schon im Haus schlafen?" fragte Paddy zweifelnd.
"Ausgeschlossen ; da regnet's ja durch," meinte Joey.
"Darf ich denn wenigstens meinen CD-Player mitnehmen?" fragte Angelo.
"Klar, wenn er Batterien hat. Strom gibt's da nämlich net," sagte John.
"Das wird lustig," ächzte Angelo. "Und die ganze Arbeit! Wann soll es denn losgehen?"
"Morgen fahren wir nach Belascoain," sagte Joey.
Daraufhin wollten alle in ihre Zimmer gehen. Kathy hielt Paddy zurück und sagte: "Paddy, kannst du vielleicht eine Kassette mit spanischen Liedern aufnehmen, die wir dann im Auto hören können?"
"Klar," sagte Paddy und ging nach oben. Er schlug seine Zimmertür zu und warf sich aufs Bett. Heute würde er zum letzten Mal für ein halbes Jahr hier in diesem Bett schlafen. Und morgen waren sie dann schon in Belascoain und schliefen im Zelt.

Es war noch dunkel draußen, als Paddy wieder aufwachte. Er machte kurz Licht an und sah auf die Uhr. Halb drei. Er konnte also noch weiterschlafen.
Doch Pustekuchen! Keine zwanzig Minuten später kam Johnny ins Zimmer. "Paddy, du musst aufstehen. Wir müssen bald fahren, sonst sind wir erst heute abend da und können nichts mehr arbeiten!""Das ist doch nicht dein Ernst," brummte Paddy verschlafen.
Doch Johnny riss ihm einfach die Decke weg. Missmutig zog Paddy sich an und ging nach unten. In der Küche saßen schon Barby und Maite und schlürften verschlafen ihre Müslis. Angelo und Kathy packten Koffer, und Joey rannte durch alle Zimmer und rief: "Packt genug zu Essen ein! Die Fahrt ist lang! Denkt an das Geld, wir müssen viel mitnehmen! Johnny, hast du das Zelt? Wer packt die Getränke ein, und vor allem wo? Habt ihr die Termine abgesagt? Patricia?"
"Ach du guter Gott, BRAVO EXTRA hab' ich noch nicht abgesagt," sagte Patricia erschrocken. "Wenn Jimmy mich doch mal ans Telefon lassen würde! Aber der telefoniert mit Cherie!"
"Paddy, hast du die Kassette aufgenommen?" fragte Joey hektisch.
"Ja doch!" sagte Paddy gereizt. "Hier, bitte sehr! Sind die Titel angenehm?" Doch Joey hörte schon gar nicht mehr zu, sondern schrie: "Wir müssen noch tanken!"
"Ach scheiße!" rief Johnny und rannte nach draußen zum Bus. "Der denkt aber auch an gar nichts!" sagte Joey genervt. "Paddy, hilf mir mal, die Reisetaschen nach draußen zu tragen!"
Kaum hatten die beiden mit Hilfe von Patricia angefangen, kam Angelo mit einer großen Tüte die Treppe runter. "Wo soll das hin?"
"Was ist denn das?" schnaufte Patricia.
"Na ja, mein Super Nintendo!"
"Bist du blöd!" fauchte Joey. "Das Ding nimmt doch nur unnötig Platz weg!"
"Und davon abgesehen haben wir dort gar keinen Strom!" sagte Barbarina. Beleidigt brachte Angelo die Tüte wieder nach oben.
Kathy kam in die Halle. "Habt ihr alle eure Klamotten gepackt? Denkt daran, Sachen für warme und kalte Tage mitzunehmen! Es ist nicht immer so warm in Spanien!"
Daraufhin rannten Maite, Paddy und Angelo nochmal schnell nach oben, weil sie nur T-Shirts eingepackt hatten. Paddy warf einen wehmütigen Blick auf sein Zimmer. So lange würde er jetzt nicht mehr hier sein.
Nun trafen sich alle in der Eingangshalle. Maite fragte: "Und wie sehen unsere Pläne jetzt
aus?"
"Wir fahren nach Belascoain und machen dort Haus und Hof wieder bewohnbar," sagte John. "Danach fahren wir zurück nach Köln, packen alles ein und ziehen dann richtig um."
"Haben wir jetzt alles?" fragte Angelo.
"Wo ist die Tasche mit dem Werkzeug?" fragte Paddy.
"Ganz hinten im Kofferraum," sagte Joey. "Okay? Auf los gehts los! Ich fahre!"
Alle Kellys kletterten in den Bus, und Joey fuhr los. Langsam rollte der Bus aus dem großen Park auf die Landstraße. Einige Geschwister schluchzten leise.
"Wir kommen ja wieder," tröstete Angelo. "Jetzt fahren wir erst noch nach Köln und verabschieden uns von Vater und Sylvia!"
Gesagt, getan. Vor dem Hochhaus in der Kölner Innenstadt hielten sie an und fuhren mit dem Fahrstuhl bis in den fünften Stock zu Sylvias Wohnung. Paddy klingelte. Sylvia öffnete die Tür. "Hallo! Seid ihr aber früh! Es ist noch nicht einmal sieben! Zum Glück sind wir schon auf!"
Dan saß in einem Sessel vor dem Aquarium. "Hallo Kinder! Alles in Ordnung? Wollt ihr noch schnell einen Kaffee?"
"Danke, aber dafür ist jetzt keine Zeit mehr," sagte Jimmy bedauernd. "Wir müssen gleich weiter, sonst kriegen wir heute nichts mehr geschafft!"
Angelo rannte zum Aquarium. "Oh, da sind ja plötzlich zwei Fische mehr! Hat da einer Junge gekriegt? Guck doch mal, Paddy!"
Paddy stellte sich zu seinem Bruder vor das Aquarium. Im Glas spiegelten sich Vater und Johnny. Paddy konnte sehen, wie Vater Johnny etwas in die Hand drückte, und Johnny ausrief: "Aber Vater, das wäre doch nicht nötig..."
"Psst!" zischte Dan. "Es ist für euch alle, damit ihr das Haus wieder schön aufbauen könnt! Wenn ihr irgendwo in Spanien eine Sparkasse findet, löst den Scheck ein!"
"Kommt ihr? Wir müssen los!" rief Maite von der Tür aus.
Alle verabschiedeten sich von Sylvia und Dan und umarmten sie zum Abschied. "Ihr werdet das schon schaffen!" trompetete Vater. "Ihr müsst nur fleißig arbeiten! Ihr wisst doch, ein Kelly arbeitet von früh bis spät!"
Die Geschwister fuhren mit dem Aufzug nach unten. Jimmy und Barby wischten sich verstohlen einige Tränen aus dem Augenwinkeln. Paddy legte seine Hand auf Barbys Schulter. Es war ja auch eine komische Situation!
Sie gingen zum Auto. Im fünften Stock wurde ein Fenster geöffnet. Vater Dan lehnte sich heraus und brüllte: "Schreibt so bald wie möglich oder ruft an!"
"Oh Gott, haben wir denn überhaupt unsere Handys dabei?" fragte Johnny erschrocken.
"Du machst mich krank!" fauchte Joey ihn an. "Wir haben schon nichts vergessen! Sei jetzt still, ich will losfahren!"
Der Bus rollte aus der Kölner Innenstadt auf die Autobahn. Joey schob die Kassette in den Recorder. "Mal sehen, was Paddy uns so zusammengemixt hat!" Schon erklang Chi - qui - rri - tin, und alle sangen und klatschten mit.
Doch schon nach zwei Stunden wurde die Fahrt langweilig. "Ich habe Hunger, ich habe Durst!" ertönte Maites Stimme.
"Maite, du hast schon eine Flasche leergetrunken! Es bleibt ja nichts mehr für die anderen!" sagte Kathy böse.
"Gibt mir mal einer meine Gitarre?" maulte Paddy.
"Die liegen ganz hinten im Kofferraum, da kommt doch jetzt keiner dran!" sagte Angelo.
"Seid doch mal ruhig!" fauchte Barby und hielt ihr Strickzeug fest. "Ich habe schon zwei Maschen verloren, weil ihr ständig Terror macht!"
"Halt's Maul!" fuhr Maite sie an. "Was kümmert mich dein dummes Strickzeug, ich hab' Hunger und Durst!"
"Ist jetzt bald Ruhe da hinten, oder soll ich nach hinten kommen?" fragte Johnny gereizt.
Daraufhin beruhigten sich alle wieder so einigermaßen. Doch dann kam auf der Kassette Kathys feuriges neues Lied Yo Te Quiero, und Kath' wurde ganz kribbelig. "Jetzt würde ich gern
tanzen!"
"Wenn du das machst, hau' ich dir eine runter!" sagte Maite.
Kathy versuchte, sich zu beherrschen. Doch irgendwann konnte sie nicht mehr anders und wippte heftig im Takt mir. Eine offene Keksdose fiel von der Rückbank, und der Boden wurde mit Keksen übersäht.
"Bitte halt jetzt still!" flehte Patricia sie an. "In Spanien kannst du tanzen, soviel zu willst. Aber nicht jetzt und nicht hier!""Ich bemühe mich ja," sagte Kathy, doch ihre Arme zuckten schon wieder verräterisch.
"Dreht die Kassette um!" zischte Angelo nach vorne.
Johnny drehte die Kassette um, und nun kam der Song Ares Qui. "Doch, Paddy, das hast du sehr schön gemacht," sagte er. "Aber warum hast du kein einziges Mal Madre Tan Hermosa aufgenommen?"
"Das weißt du genau!" knurrte Paddy.
"Nein, das wissen wir eigentlich gar nicht," sagte Barby.
Paddy machte ein verschlossenes Gesicht und verschränkte die Arme vor der Brust. So ganz genau wusste er ja auch nicht mehr, warum er das Lied nie wieder hören wollte. Er vermutete nur Verschiedenes. Aber eines wusste er genau: er würde niemandem davon erzählen.


© Doro


[ ] [ ]