Die
romanische Malereien in der Elisabethkirche Zeddenick
Die romanischen Malereien des ottonischen Domes in Magdeburg,
der 1207 abgebrannt ist, hatte kurz vor seiner Vernichtung der Domherr
Odo von Magdeburg im Versepos " Ernestus dux" beschrieben.
So wissen wir, "dass Resus, ein Musensohn, in griechischen
Landen bestens geschult, die Malereien entwarf und sie ausführte".
(Siehe: Helmut Asmus: "Metropole der Ottonenkaiser", Scriptum
Verlag Magdeburg.)
Um diese Zeit, Anfang 1200, wurden auch die romanischen Wandmalereien
in der damals noch "unserer lieben Frauen" genannten Dorfkirche
in Zeddenick geschaffen. Im Laufe der Zeit jedoch, eventuell in
der Gotik oder später, wurden diese romanischen Fresken übertüncht
und vergessen. Sie wurden erst bei der Vergrößerung der
Apsisfenster um 1895 wiederentdeckt.
Unter Leitung des damaligen Denkmalschutzes in Halle, der
Kirchengemeinde Zeddenick und des berufenen Restaurierungsmalers
August Olbers aus Hannover konnten die Malereireste, zumeist in
Secco, von den übertünchten Wandfarben befreit werden
und die wiederentdeckten alten Fresken zum großen Teil identifiziert
und dann fotografiert werden.
Besonders das Hauptmotiv, Christus und Maria in der Mandorla war
deutlich zu erkennen und untermauert auch den im Dehio von 2002
vermerkten Satz: "ursprüngl. Maria geweiht, 1583 Unser
lieben Frauen genannt". Links von diesem Mittelbild steht ein
Märtyrer mit der Palme, rechts vermutlich Johannes mit einem
nicht mehr lesbarem Spruchband. In den Ecken sind die Symbole der
4 Evangelisten dargestellt: Links oben ein Mensch als Symbol für
Matthäus, links unten der Löwe für Markus, rechts
oben der Adler für Johannes und rechts unten der Stier für
Lukas, alles geflügelte Wesen wie in der "Offenbarung"
erwähnt. Die Zwickel zieren Engel und Spruchbänder.
Unterhalb dieser Wandmalereien hat August Olbers die Technik
der Marouflagen angewandt. (Marouflagen vom Französischen "maroufle"
= leimen). Er hat also die 8 Heiligen in der Apsis nicht übermalt
oder restauriert, sondern das, was er noch hatte sehen können,
auf gleich große Leinwandstreifen gemalt und auf die ursprünglichen
Bilder aufgeleimt oder anderweitig befestigt. Welche Heilige gemeint
sind, ist nicht zu erkennen, sie haben alle ein Buch in der Hand.
Leider sind die meisten dieser Marouflagen seit ungefähr 1950
abgenommen worden und verschwunden.
Links im Chor, auf der Nordseite fand August Olbers 7 Heilige, die
er nicht alle an ihren Attributen oder der Kleidung identifizieren
konnte. Drei heilige Frauen sind ganz links zu erkennen: Margaretha
mit dem Kreuzstab, Barbara (nicht als Marouflage) mit entweder Kelch,
Hostie oder Turm (ungenau) und Katharina mit dem Rad.
Da auf der Südseite des Chores im 19. Jh. ein größeres
Fenster eingebaut worden ist und von August Olbers im 20. Jh. die
gleichen Schmuckleisten wie auf der Nordseite vorhanden sind, könnten
auch hier 7 Heilige in der Romanik gestaltet worden sein. Aber vom
Begriff "14 Nothelfer" kann im 13. Jh. wohl noch nicht
ausgegangen werden. Jedoch ist es bemerkenswert, dass schon damals
sieben bzw. 14 Heilige dargestellt wurden.
Darstellung des Heiligen Johannes
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Heiligendarstellung mit Marouflagen
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Die gesamte Kirche war also mit Wandmalereien geschmückt
und somit eine gute Hilfe bei der Christianisierung. Dies wurde
in den Vorbereitungen für die Diplomarbeit von Frau Diana Walter,
an der Hochschule Hildesheim, festgestellt. (Dipl. Arbeit 2001)
Sie hat in dieser Zeit auch diese Fresken, besonders in der Apsis,
notgesichert, denn seit 1950 haben die Wandmalereien immer mehr
Schaden genommen. Zuerst gingen die Dächer kaputt, später
wurden Wassergräben zugeschüttet und in der Nachkriegszeit
war Baumaterial zur Behebung der Schäden kaum zu bekommen war.
Zwar wurde in der DDR-Zeit einmal das Kirchenschiff neu gedeckt,
aber nicht mit den passenden Ziegeln, so dass diese bei Sturm reihenweise
davon flogen.
Erst einige Zeit nach der "Wende" (1998) konnte
die evangelische Kirchengemeinde wenigstens den Turm durch die Maßnahmen
einer Baufirma stabilisieren.
Wie schon an anderer Stelle beschrieben, half der durch die Initiative
von Frau Marlis Gräfin vom Hagen neu gegründete Förderverein:
"Rettet die romanische Dorfkirche Zeddenick" e.V. viele
Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten durchzuführen. So wird
zur Zeit der gotische Altar von 1420 ( nach "Dehio" 2002
) von der Restauratorin Frau Maria Meussling aus Plötzky bei
Gommern restauriert und soll bis Mitte diesen Jahres fertig sein.
Aber die Restaurierung der romanischen Wandmalereien zwischen
1900 und 1902 von August Olbers restauriert , bzw übermalt,
konnte noch nicht in Angriff genommen werden.
Zweimal wurden Anträge für die Instandsetzung beim Denkmalschutz
in Halle, bei Totto/Lotto u.a. gestellt mit je 3 Kostenvoranschlägen.
Leider wurden die Anträge in jedem Jahr abgelehnt. Der Denkmalschutz
Halle bekundete jedoch schriftlich, dass die Restaurierung sehr
notwendig und möglich ist. Vorläufig ist aber das notwendige
Geld dafür nicht vorhanden, zumal die Kosten sehr hoch sein
werden.
Zunächst müssten konservatorische Maßnahmen am Putz
und an der Malschicht zur Sicherung des Bestandes vorgenommen werden.
Allein diese Sicherungsarbeiten belaufen sich auf ungefähr
30.000 Euro. Restauratorische Maßnahmen an der Malschicht
können erst später berücksichtigt werden.
Es ist also ein weiter Weg, bis die vormals romanischen Fresken
und die Marouflagen, die heute ebenfalls ihren kostbaren Wert haben,
wieder im alten Glanz erstrahlen.
Wir werden jedenfalls im kommenden Jahr erneut und mit Nachdruck
um Mithilfe beim Denkmalschutz und anderen Gremien bitten und unsere
Anträge einreichen. Ohne die Unterstützung vieler Institutionen
und Spender ist die Rekonstruktion der romanischen und restaurierten
Fresken kaum zu erreichen.
Jegliche
Mithilfe und Spenden sind uns willkommen und ein herzliches Dankeschön
ist Ihnen gewiss.
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