Auszug aus:
der überblick
Zeitschrift für ökumenische Begegnung und internationale Zusammenarbeit
01/2000: Schwerpunktthema:
Hinter Gittern - Strafen, bessern, wegsperren
Viele
Gefängnisinsassen werden nach ihrer Entlassung erneut straffällig. Offenbar
sind Haftanstalten kaum geeignet, aus Straftätern gesetzestreue Bürger zu
machen. Es gibt aber auch Belege dafür, dass unter dem Grundgedanken der
Resozialisierung geführte Gefängnisse Erfolg haben. Ein Beispiel ist ein in
Selbstverwaltung von Häftlingen arbeitendes Modellprojekt in Brasilien.
Die
Außenpforte wird von einem freundlichen jungen Mann geöffnet. Der Besucher wird
höflich begrüßt und findet eine einfache, aber saubere und ordentliche Umgebung
vor. Er sieht sich fröhlich wirkenden Menschen gegenüber, die ihre Hilfe anbieten.
Erst später erfährt er, dass der nette junge Mann an der Pforte ein
Gefängnisinsasse ist, der als "gewalttätiger Mehrfachtäter" bekannt
ist und eine lebenslängliche Haftstrafe abzusitzen hat.
Das
ungewöhnliche Gefängnis in São José dos Campos, einer Stadt in der Nähe von São
Paulo, wird nicht vom Staat oder einer Privatfirma, sondern von einer
Bürgerinitiative betrieben, die dem Gefängnis auch den Namen gegeben hat: APAC.
Diese Abkürzung steht für Assoçiação de Proteção e Assistência aos
Condenados (Vereinigung zum Schutz von Gefangenen und zu ihrer Hilfe).
Entsprechend ist das gesamte Programm darauf ausgerichtet, den Insassen zu
helfen und sie auf das Leben außerhalb der Anstalt vorzubereiten.
Die
Bewohner werden auch nicht als Gefangene gesehen, vielmehr werden sie recuperandos
genannt (recuperar = wiedererlangen, zurückgewinnen). Die recuperandos haben
ein hohes Maß an Mitbestimmung und -verantwortung, so ist ein von ihnen
gewählter Gefangenenrat für Sicherheit und Ordnung zuständig und entscheidet
zum Beispiel darüber, wer den Schlüssel für die Außenpforte und für die Zellen
hat. Im ganzen Gefängnis ist kein Wachpersonal angestellt. Trotzdem - oder
vielleicht auch deswegen - herrschen Disziplin und Ordnung sowie eine
freundliche, von gegenseitigem Respekt getragenen Atmosphäre, ganz anders als
in den meisten übrigen Gefängnissen des Landes, in denen Gewalt und Hass den
Ton bestimmen. Alkohol und andere Drogen haben im APAC- Gefängnis keinen Platz.
Der
Staat hat APAC das Gebäude zur Nutzung überlassen und kommt für die Kosten von
Verpflegung, Strom und Wasser auf. Alles Andere trägt die gemeinnützige
Gesellschaft. Die Behörden zahlen lediglich noch ein symbolisches Gehalt an die
drei zuständigen ehrenamtlichen Gefängnisdirektoren, die sich im Tagesgeschäft
abwechseln.
Die
Geschichte dieses ungewöhnlichen Gefängnisses begann im November 1972. Mario
Ottoboni, ein Rechtsanwalt und Stadtrat, hatte damals mit einer kleinen Gruppe
von Mitgliedern der katholischen Laienbewegung Cursillo Gefangene
besucht. Zur gleichen Zeit bekam Silvio Marques Neto als zuständiger Richter
für den Bezirk die Verantwortung für das Gefängnis in São José dos Campos
übertragen. Als er von den katastrophalen hygienischen Zuständen, der
Gewalttätigkeit und der Überbelegung in dem Gefängnis erfuhr, versuchte er, es
zu schließen. Da es keine freien Kapazitäten in anderen Gefängnissen gab, war
das jedoch nicht möglich. Dr. Ottoboni und Dr. Marques Neto taten sich
daraufhin mit Dr. Hugo Veronese, einem renommierten Psychologieprofessor,
zusammen, um den Gefangenen zu helfen. Dabei übernahmen sie immer mehr
Verantwortung für die materiellen, sozialen und geistlichen Bedürfnisse der
Gefangenen. Während das Gefängnis noch unter polizeilicher Kontrolle stand - in
Brasilien ist die Polizei für Sicherungsaufgaben in den Gefängnissen zuständig
-, war APAC Ende 1973 die Ausgestaltung dees Alltags für etwa die Hälfte der
Gefangenen übertragen worden.
Anfangs
wurden etliche Fehler gemacht, so sind auch einige Insassen geflohen. Dadurch
kam politischer Druck auf, das Projekt zu beenden. Dies konnte jedoch
abgewendet werden. Mit Hilfe von Insassen, Familienangehörigen und
Ehrenamtlichen wurde das Programm stetig verbessert. Nachdem der damalige
Präsident von Brasilien, Ernesto Geisel, im Jahr 1976 das von Dr. Ottoboni und
Dr. Veronese herausgegebene Buch Christo Chorou no Cárcere (Christus
weinte im Gefängnis) über die APAC-Bewegung gelesen hatte, veranlasste er 1976
eine gründliche Studie über das Projekt. Aus Anlass dieser Studie wurde das
Strafvollzugsrecht geändert, um eine humanere Behandlung von Gefangenen zu
gewährleisten.
APAC
eröffnete eine halboffene Abteilung, um die Gefangenen auf die Entlassung
vorzubereiten. Nur die geschlossene Abteilung blieb unter der Kontrolle der
Polizei. Trotz beachtlicher Erfolge im Hinblick auf den Umgang der Gefangenen
und die Rückfallquote bei den Teilnehmern wurde das Gefängnis 1979 wegen der
schlechten hygienischen Bedingungen in der geschlossenen Abteilung und wegen
der Brutalität der Polizei geschlossen.
Die
APAC-Bewegung hatte sich inzwischen zu einer nationalen Bewegung ausgeweitet
und fand viel Zustimmung. So entstanden rund 120 Projekte nach dem Vorbild von
APAC. Zur gleichen Zeit wuchs jedoch die Ablehnung gegen das Programm vonseiten
der Polizeikräfte, die zum einen den konstruktiveren Umgang mit den Gefangenen
ablehnten und zum anderen nicht die Kontrolle über die Gefangenen verlieren
wollten. Dieser Widerstand hatte 1981 seinen Höhepunkt in der Ermordung des
Gründers der Cursillo-Bewegung in São José dos Campos durch die Polizei.
1984
bot die Regierung Figueiredo an, das ehemalige APAC-Gefängnis wieder zu öffnen
und ganz unter die Leitung der Bürgerinitiative zu stellen. Damit wurden APAC
alle Aufgaben, einschließlich der Garantie von Sicherheit und Ordnung
übergeben. Das Gefängnis wurde als eigenständige Institution anerkannt und war
damit nicht länger polizeilicher Kontrolle unterworfen.
Die
Grundgedanken der APAC-Arbeit lassen sich in fünf Punkten zusammenfassen:
Töte
den Kriminellen, um den Menschen zu retten. Die Mitglieder von APAC
unterscheiden zwischen dem "Kriminellen" und der Person des
recuperando. Danach ist der Mensch lediglich in dem Maß ein Krimineller, wie er
ein entstelltes Image von sich selbst, seiner Familie, seiner Umgebung und Gott
angenommen hat. Dieses Bild wurde vom Einfluss seiner Umgebung, seiner Familie
und seiner Freunde sowie den gesellschaftlichen Zusammenhängen geprägt. Um das
Verhältnis zu den Mitmenschen und zu Gott zu verändern, muss sich zuallererst
das Selbstverständnis ändern. Ziel des APAC-Programmes ist es, dieses
deformierte Selbstverständnis zu korrigieren. Die Ehrenamtlichen dienen dabei
als Vorbilder. Respekt, Vertrauen und Verantwortlichkeit gelten als Schlüssel
zum Erfolg.
Einbeziehung
der Familie und der Gesellschaft. Die Familie und die Gesellschaft werden als
Mitursache für die Entstehung der Kriminalität angesehen; um die ehemaligen
Gefangenen in ihre Familien und die Gesellschaft wiedereinzugliedern und
Rückfälle zu verhindern, muss deshalb auch dieses Umfeld mit einbezogen werden.
Verformte Selbstbilder werden zu einem großen Teil durch die
Familienangehörigen geprägt. So wird schon bei der Aufnahme Wert darauf gelegt,
dass die Möglichkeit einer Versöhnung mit der Familie besteht und sich diese am
Prozess der Rehabilitation beteiligt. Gleichzeitig werden jedoch auch
Mitglieder der Gesellschaft dazu aufgerufen, Verantwortung für die recuperandos
zu übernehmen und sich als Paten um diese zu kümmern. Diese Paten werden
zumeist zu einer zweiten Familie für die recuperandos und alle Beteiligten am
APAC-Programm werden als Großfamilie angesehen: "Estamos juntos"
- "wir gehören zusammen".
Veränderung
ist möglich. Die Mitglieder von APAC gehen davon aus, dass jeder die
Möglichkeit auf einen Neuanfang hat und es keine hoffnungslosen Fälle gibt.
Durch die Kraft der Liebe Gottes kann sich jeder ändern, der offen dafür ist.
Vom Tag der Aufnahme an gilt es deshalb in den recuperando zu investieren, ihn
zu stärken, ihm beistehen, damit er Verantwortung für sich selbst und für
andere übernehmen kann.
Gottes
Liebe ist die Quelle für Veränderung. Der Glaube an Gott ist die Grundlage für
das APAC-Programm, und so sehen sich die Mitarbeiter als Gottes Instrument, mit
dem er seine Liebe weitergibt. Den recuperandos wird von den Mitinsassen, den
Mitarbeitern und den ehrenamtlichen Helfern mit Liebe und Respekt begegnet, was
für viele von ihnen eine völlig neue Erfahrung ist und im totalen Kontrast zu
ihren bisherigen Beziehungen steht. Dies bedeutet jedoch nicht, dass alles sich
mit Freundlichkeit von alleine regelt. Es herrschen vielmehr strikte Regeln und
eine strenge Hierarchie. Diese Disziplin wird jedoch aus Liebe eingehalten und
steht in Einklang mit den anderen Aspekten des Programmes.
Dauernde
Veränderung braucht Zeit. Da sich der Prozess, der zu dem verformten Selbstbild
und einem gestörten Verhältnis zu den Mitmenschen und zu Gott geführt hat, über
Jahre hingezogen hat, muss dem recuperando auch Zeit gelassen werden, sich zu
verändern. So wird eine langfristige Verpflichtung vonseiten der Ehrenamtlichen
angenommen, sich um den recuperando zu kümmern und ihm mit bedingungsloser
Liebe und als Vorbilder zu begegnen.
Das
Programm ist in verschiedene Stufen gegliedert, und so können die recuperandos
mit der Zeit mehr und mehr Verantwortlichkeit und Freiheiten erlangen. Um
aufgenommen zu werden, muss ein intensives Auswahlverfahren durchlaufen werden.
Der Bewerber muss einen zwölfseitigen Aufnahmeantrag schreiben. Dadurch wird
festgestellt, ob er weiß, was ihn erwartet und ob er genügend motiviert ist, um
das Programm durchzuhalten. Der schriftlichen Bewerbung folgt ein Interview -
sowohl mit dem Insassen als auch mit dessen Familie. Weder die kriminelle
Karriere noch die Art der Straftat haben einen Einfluss auf die Entscheidung.
Nach diesem Prozess wird eine Stellungnahme an den zuständigen Richter
geschickt, der dann über den Antrag entscheidet.
Nach
dem Erhalt eines günstigen Bescheids wird der Antragsteller an das
APAC-Gefängnis überwiesen. Vor Eintritt in das Gebäude werden die Handschellen
abgenommen, da diese im Gefängnis nicht benützt werden. Der recuperando
verbringt durchschnittlich ein Sechstel seiner Strafzeit in der
Hochsicherheitsstufe. Ziel dieser Phase ist es, ihm Werte und einen Teamgeist
zu vermitteln, seinen Charakter zu stärken und sein Selbstbewusstsein
aufzubauen. Dies soll unter anderem durch wöchentliche Unterrichtsstunden über
Werte und Charakterbildung sowohl in der Großgruppe als auch in der
Zellengemeinschaft, durch produktive und künstlerische Arbeit, durch Übertragen
von Verantwortung und durch das Vorbild der anderen recuperandos und der Paten
erreicht werden.
Es
herrscht ein streng hierarchisches, aber demokratisches System. So sind jeweils
zwei recuperandos füreinander verantwortlich, und Probleme werden zuallererst
in dieser Zweiergemeinschaft gelöst. In jeder Zelle, in der rund zehn
recuperandos zusammen wohnen, sind drei gewählte Leiter für Sauberkeit, Ordnung
und die Lösung alltäglicher Probleme verantwortlich. Die Zellen stehen
untereinander im Wettbewerb, ebenso die einzelnen Personen. Wer beziehungsweise
welche Zelle sich besonders verdient gemacht hat, bekommt auch mehr Freiheiten
eingeräumt.
Wenn
ein Problem nicht in diesem Rahmen gelöst werden kann, kommt es vor die 15
Mitglieder des gewählten Insassenbeirats. Dort wird "Gericht"
gehalten. Dazu darf sich der recuperando einen "Rechtsanwalt" aus dem
Kreis der Mithäftlinge nehmen. Es werden jedoch keine Disziplinarmaßnahmen
ausgesprochen, lediglich Ermahnungen. Zum Nachdenken darüber kann der Ermahnte
sich in eine zur Kapelle umgebaute ehemalige Disziplinarzelle zurückziehen.
Erst wenn ein recuperando dem Rat dieses Beirats nicht folgt, wird Mario
Ottoboni, der hauptverantwortliche Direktor des Gefängnisses, eingeschaltet.
Bei mehrmaligen Verstößen kann ein recuperando in den Normalvollzug
zurückversetzt werden. Dies kommt jedoch äußerst selten vor. So sind in einem
Zeitraum von sechs Jahren lediglich sechs recuperandos entweder aus eigener
Initiative oder auf Wunsch der Anstaltsleitung zurück in den Normalvollzug
verlegt worden.
Jeder
recuperando hat bestimmte Arbeitsaufgaben und nimmt an verschiedenen Kursen
teil. Er kann zum Beispiel Schreibmaschine schreiben lernen, das Druck- oder
Kunsthandwerk sowie das Reparieren von Autos. Zusätzlich gibt es verschiedene
schulische Angebote. Da viele der recuperandos weder lesen noch schreiben
können, ist dies ein sehr wichtiger Teil des Ausbildungsprozesses. Die
Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten im Gefängnis sind aber bedauerlicherweise
sehr begrenzt.
Der
Kontakt mit den Familien ist äußerst wichtig, und so können Familienangehörige
zweimal wöchentlich zu Besuch kommen und sich in der Anstalt relativ frei
bewegen. Viele der Dienstleistungen für die recuperandos werden auch den
Familienangehörigen angeboten, wie zum Beispiel ärztliche Versorgung,
psychologische Beratung und religiöse Veranstaltungen. Auf diese Weise wird
versucht, die Familie enger zusammenzuschweißen und sie am Prozess der
Wiedereingliederung aktiv zu beteiligen.
Da
die Gesellschaft einen Großteil der Verantwortung für das Entstehen der
Kriminalität trägt, werden die Bürger der Stadt von APAC dazu angehalten,
Verantwortung zu übernehmen und praktische Unterstützung anzubieten. Nicht nur
die Paten sind sehr wichtig für den Erfolg des Programmes, auch die
professionellen Dienste werden von Ehrenamtlichen (Ärzten, Krankenschwestern,
Juristen, Psychologen, Lehrern) ausgeübt.
Um
die moralischen und geistlichen Aspekte der Kriminalität anzugehen, bietet APAC
verschiedene Einzel- und Gruppentherapien sowie verschiedene religiöse
Veranstaltungen an, etwa christliche Gesprächsgruppen, Heilige Messen und
Gottesdienste sowie Gebetsgemeinschaften. Die recuperandos werden von Pastoren
verschiedener Denominationen aus den umliegenden Gemeinden betreut. Der
geistliche Aspekt, der die Grundlage und den Mittelpunkt der Arbeit bildet,
zieht sich durch alle Teile des Programmes durch - mitunter auch durch die
Betreuung vonseiten der Ehrenamtlichen. Es gibt aber keinen Zwang, die
Teilnahme an religiösen Veranstaltungen ist freiwillig.
In
der mittleren Sicherheitsstufe haben die recuperandos mehr Freiheiten, und der
Übergangsprozess in die Gesellschaft fängt bereits hier an. Durchschnittlich
verbringt ein recuperando ein Sechstel seiner Haftzeit in dieser Stufe. Während
dieser Zeit bekommt der recuperando den Status als Freigänger. Er arbeitet
draußen und übernimmt mehr Verantwortung innerhalb des Gefängnisses, aber auch
in Bezug auf seine Familie und die Gesellschaft.
Der
recuperando wird dazu angehalten, seine Familie durch seinen Lohn zu
unterstützen. Die Familie kann ihn nun täglich im Gefängnis besuchen, und der
recuperando kann jedes zweite Wochenende bei seiner Familie verbringen. Der
Familienzusammenhalt soll unterstützt und verbessert werden, deshalb kümmern
sich die Paten intensiv um ihn und seine Familie. Weiter wird angestrebt, dass
der recuperando Kontakt zu Kirchen, Bildungseinrichtungen und Vereinen aufnimmt
und sich aktiv am sozialen Leben beteiligt. Unter anderem wird er auch dazu aufgefordert,
gemeinnützige Arbeit zu verrichten.
In
der Phase minimaler Sicherheit, die durchschnittlich zwei Drittel der Strafzeit
ausmacht, wohnt der recuperando bei seiner Familie oder hat seine eigene Wohnung,
arbeitet in der freien Wirtschaft und muss sich lediglich täglich - oder später
auch nur wöchentlich - an der Pforte des Gefängnisses melden. Alle zwei Monate
finden Gruppentreffen statt, und die recuperandos werden durch ihre Paten
betreut und besucht. Ziel dieser Phase ist die volle Integration in die
Gesellschaft, zu der die Gefangenen auch etwas beitragen sollen. So ist
gemeinnützige Arbeit ein wichtiger Aspekt dieser Phase.
Nach
Abschluss dieser Phase werden die recuperandos offiziell aus der Anstalt
entlassen und stehen lediglich unter Bewährungsaufsicht.
Das
Programm ist außerordentlichlich erfolgreich. Die Rückfallquoten liegen nach
von PAC selbst erstellten Statistiken unter fünf Prozent. Mit anderen Worten:
Von allen ehemaligen Gefangenen seit Bestehen des Programms sind lediglich fünf
Prozent erneut inhaftiert worden. Bis vor kurzem gab es jedoch noch keine
unabhängige Studie, um diese Zahlen zu belegen. Byron Johnson von der
Vanderbilt University in Nashville (Tennessee) hat im Februar diesen Jahres die
Ergebnisse seiner vergleichenden Untersuchung des APAC- Gefängnisses und eines
anderen brasilianischen Modellgefängnisses vorgelegt. Dazu wurde der weitere
Lebensweg von 148 ehemaligen recuperandos über einen Zeitraum von drei Jahren
untersucht; lediglich 16 Prozent der Probanden wurden während dieses Zeitraums
erneut verhaftet.
Im
Vergleich dazu liegt die Rückfallquote für alle brasilianischen Gefängnisse
laut der Inter-Amerikanischen Kommission für Menschenrechte bei 85 Prozent. In
solch eine Rückfallstatistik fließen viele unterschiedliche Faktoren ein, und
so ist es schwer, allgemein gültige Schlüsse daraus zu ziehen. Dass ehemalige
recuperandos vergleichweise selten wieder straffällig werden, lässt sich jedoch
mit Sicherheit sagen. Weil der Erfolg inzwischen weithin anerkannt ist, gibt es
nun in rund 160 Gefängnissen Brasiliens, in Peru, Argentinien, Ekuador, den USA
und Großbritannien Projekte, die nach dem Modell von APAC in São José dos
Campos arbeiten. In Norwegen und Neuseeland wird an einer Umsetzung des Modells
gearbeitet. In den meisten dieser Projekte wird das APAC-Programm in einer
Abteilung eines Normalvollzuges durchgeführt, und die Aufgaben der Sicherheit
und Ordnung übernimmt das Gefängnispersonal.
aus: der
überblick 01/2000, Seite 75ff
Ein neues
Paradigma im Strafrecht – Grundlagen und Kriterien für Wiedergutmachung als
Rechtsfolge
Vortrag
bei der Konferenz 2000
Arbeit und Strafvollzug
– und danach?
Betreuungskonzept für straffällige Jugendliche
Fallschirmabsprung für Gemeinde hinter Gittern
Visit
Prison
Fellowship International