Das KZ steht auch heute noch nicht unter Denkmalschutz.
Magna Österreich benutzt unmittelbar neben dem ehemaligen
Konzentrationslager eine LKW-Teststrecke, die 1978 von der
Steyr-Daimler-Puch errichtet worden ist. Nun plant Magna
Österreich als neuer Eigentümer des Geländes eine
PKW-Teststrecke in den Wald zu setzen. Auch die Flächen des KZs
sollen in Bauland-Sondergebiet umgewandelt werden.
Dr. Peter Reif vom Engineering Center Steyr (ECS), einer Tochterfirma
von Magna, meinte zwar, dass das Gelände des Konzentrationslagers
unangetastet bleiben wird. Schriftlich will er dies auch nicht
einmal gegenüber Journalisten bestätigen, da sein Wort
reichen müsse. Das KZ Nibelungenwerk ist noch zur Gänze frei
zugänglich. Ob dies auch in Zukunft so bleibt ist ungewiss.
Bürgermeister Manfred Mießner meinte in einer
Gemeinderatssitzung kurz und bündig zum KZ: »Wir werden
nicht zwei Gedenkstätten brauchen.« Zur Zeit steht eine
kleine Gedenktafel ausserhalb des Werksgeländes auf einem
Gemeindegrundstück. Diese Mahntafel wurde in mühevoller
Arbeit von den Hauptschülern errichtet. Allerdings ist dieses
Mahnmal kein Ersatz für die noch verbliebenen Reste des KZs,
insbesondere deshalb, weil dieses Mahnmal am falschen Platz steht.
Einst stand auch eine Gedenktafel vor dem Haupttor des Nibelungenwerks.
Diese lästige Erinnerung an die Vergangenheit des Werkes wurde
später versetzt, wo sie kaum jemand noch zu Gesicht bekommt -
nämlich im hintersten Winkel am Friedhof in St. Valentin.
Wie hoch das Gedenken an den Nationalsozialismus in der Gemeindepolitik
steht, veranschaulicht folgende Aussage des Bürgermeisters, als es
1993 um ein Mahnmal am Werksgelände selbst ging: »Der
Zeitpunkt ist jetzt alles andere als günstig, wir verhandeln auch
schon über die Vergrößerung des ASK-Trainingsplatzes
auf SDP-Grund [SDP=Steyr-Daimler-Puch], auch da spießt es
sich.« Konfrontiert mit seiner damaligen Aussage unterliess es
Bürgermeister Manfred Mießner bis heute eine Stellungnahme
zu seiner damaligen Aussage abzugeben. Die Pressestelle des
Gemeindeamtes teilte lediglich mit, dass man auf solch unsachliche
Fragen im Zusammenhang mit der geplanten Teststrecke nicht eingehen
wolle.
Von der Pressestelle der Gemeinde heisst es: »Vom KZ selbst ist
nichts mehr da, was man unter Schutz stellen könnte. [...] wie
weit man allerdings Bunkeranlagen der Nazis als erhaltenswert
betrachten soll, ist fraglich.«
Allerdings kann man dies auch mit anderen Augen sehen. Als die
Allierten Österreich von der Schreckensherrschaft der
Nationalsozialisten befreiten, setzten die Nazis alles daran,
möglichst alle Spuren ihrer Gräuel zu verwischen. Das
damalige KZ kann heute als authentisches Mahnmal für alle
nachfolgenden Generation dienen. Dafür ist es notwendig, dieses zu
erhalten und frei zugänglich zu halten. Nie mehr wieder sollen die
Fehler der Vergangenheit wiederholt werden.
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