KZ Nibelungenwerk
20. Februar 2005
KZ NIBELUNGENWERK
Nie mehr wieder Deutsches Reich! Es lebe die Republik!
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 Petition für den Erhalt der Gedenkstätte KZ Nibelungenwerk

Falls Sie auch für den Erhalt und die freie Zugänglichkeit des KZ Nibelungwerk sind, so melden Sie sich bitte bei mir via E-Mail: 
 
Christoph.Seydl@utanet.at

Eine persönliche Stellungnahme wäre dann vorteilhaft.

Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung
Christoph Seydl
 

  Bisherherige Stellungnahmen

Gre Spaeth-Bornstein, Krems-Stein:

Danke für Ihre Initiative. Ich habe eben darüber im Internet gelesen.

St. Valentin ist für mich ein Ort schöner Kindheitserinnerungen.  Meine Taufpatin, Frau Erna Angrüner, lebte mit ihrer Familie in der Hauptstrasse, es gab einen wunderschönen grossen Garten und ein gemütliches Haus, in dem ich mich (Jg. 1954) immer sehr wohlfühlte.

Als ich meine Tante Anfang der 90er Jahre nach langer Zeit wieder besuchte, war sie bereits alt und schwer krank.  Ich sass an ihrem Bett und wir plauderten über Archäologie und ihre Arbeit an der Dokumentation von Flurnamen in der Gegend um St. Valentin.  Plötzlich kam die Rede auf die NS-Zeit, auf das Konzentrationslager Mauthausen, und darauf, dass die Züge mit den Deportierten auf dem Weg nach Mauthausen lange im Bahnhof von St. Valentin gestanden seien.  Es sei sehr heiss gewesen, erzählte Tante Erna, und die armen Menschen in den Zügen hätten "so grossen Durst gehabt und um Wasser gebettelt", aber "man durfte ihnen ja nichts geben".  Sie erwähnte auch, dass "jeder gewusst hätte, was in Mauthausen geschieht", aber "man hat ja nichts wissen dürfen".

Ich war sehr schockiert, diese Worte aus dem Mund meiner lieben Taufpatin zu hören.  Nie vorher wäre ich auf die Idee gekommen, das Konzentrationslager Mauthausen mit dem schönen Ort St.Valentin oder gar mit Tante Erna in Verbindung zu bringen.  In diesem Augenblick aber begriff ich, dass St. Valentin mit dem schönen Garten und dem entzückenden Häuschen eine schreckliche, blutige Vergangenheit hat.  Seitdem muss ich jedesmal, wenn ich mit dem Zug durch St.Valentin fahre, an die vielen Menschen denken, die auf diesem Boden so schrecklich leiden mussten.

Meine Taufpatin ist bald nach unserem Gespräch gestorben.  Es war ihr noch ein Anliegen gewesen, über ihre Erinnerungen zu sprechen, und es erleichterte sie.  Dieses Gespräch war für sie und für mich von grossem Wert, weil es uns beiden ermöglichte, uns besser in der Welt zu positionieren, mit der Wahrheit zu leben, sie als Zeitzeugin und ich als Nachgeborene.

Die Überreste des "KZ Nibelungenwerk" sind ein sehr, sehr wichtiger Teil der Geschichte von St. Valentin.  Die Gemeinde in der Öffentlichkeit einfach als Ort der Hochzeitspaare zu präsentieren, ist  unwürdig und degoutant.  Solch blutbefleckter Boden bedarf besonderer Aufmerksamkeit, um der Komplexität seiner Bedeutung gerecht zu werden, für noch lebende Zeitzeugen, ihre Kinder und Enkel.  Es ist ganz wichtig, an einen solchen Ort *gehen *zu können, um die Trauer und die Scham *empfinden* zu können, die uns, fürchten wir uns vor ihr, ewig quälen wird.

Es wäre sicher im Sinne meiner Tante Erna, die nie den Flurnamen des "KZ Nibelungenwerk" genannt hat, die Überreste dieses bedeutsamen und schrecklich traurigen Ortes zu erhalten und liebevoll zu pflegen.

Mit freundlichen Grüßen,
Gre Spaeth-Bornstein



Roger Salander, Wien:

Todschweigen ist eine österreichische Nationalkrankheit. Wir denken nicht daran, etwas besser zu machen oder, sogar, aus Fehlern zu lernen. Im Gegenteil, es wird auch nach 60 Jahren hart daran gearbeitet, aus der Wahrheit eine Lüge zu machen und die Lüge als Geschichte zu betrachten. Allein dies Aussagen des Bürgermeisters bestätigen die Notwendigkeit einer solchen Gedenkstätte. Konzerne die einen so wichtigen Teil der österreichischen Geschichte des Geldes wegen zerstören gehören so intensiv boykottiert, dass sie in den Konkurs getrieben werden.

Roger Salander, Wien



Norman Holden, Birmingham (Großbritanien):

Die Überreste des Lagers müssen erhalten werden, sowohl als Denkmal für jene, die dort getöten wurden, als auch als Warnung für zukünftige Generationen darüber, wie zerbrechlich die demokratischen Institutionen sind.

Norman Holden

(Vom Englischen ins Deutsche übersetzt)



Martina Oswald, Österreich:

Mit Interesse habe ich die Seite über das ehemalige KZ Nibelungenwerk gelesen. Auch ich habe meine Kindheit in St. Valentin zugebracht, und weiß daher, wie sehr gerade dieses Kapitel der "Stadtgeschichte" totgeschwiegen wird.

Nicht nur die unmittelbare Umbegung und das Nibelungenwerk sind von dieser unerfreulichen Geschichte betroffen, nein, hätte es dieses KZ nicht gegeben, würde es wohl ganze Ortsteile in St. Valentin nicht geben.

Die Geschichte Langenharts und Herzograds sind unzertrennlich mit der Geschichte dieses KZ´s und des Nibelungenwerks verbunden (Nicht nur unterirdisch).

Ich wünschte mir, daß Projektarbeiten an den Schulen über dieses Thema durchgeführt würden, denn man kann die Geschichte doch nicht mehr verändern, was geschehen ist, ist geschehen, aber als Mahnmal für zukünftige Generationen sollte das KZ bestehen bleiben.

LG
M.O.



Rudolf Pautscheck, Wien:

Bin grundsätzlich für jede Erhaltung alter Güter. Auch wenn diese mit schrecklichen Erinnerungen verbunden sind. Dieses Objekt wäre nicht nur als Mahnmal erhaltungswürdig (und sehenswert), sondern würde der Gemeinde auch finanziell (Touristik) etwas einbringen.

Weiter viel Erfolg bei Ihren Bemühungen, wünscht
                    Rudolf Pautscheck



Gratiana Pol, Linz:

Mein Name ist Gratiana Pol. Ich studiere im 7. Semester Handelswissenschaften und bin Leiterin des Referats für Internationales der österreichischen Hochschülerschaft an der Johannes Kepler Universität Linz.

Ich bin der Meinung, daß die Spuren des KZ Nibelungenwerk auf keinem Fall vernichtet werden dürfen. Ich habe selber vor einiger Zeit das KZ Mauthausen besichtigt und war sehr geprägt von den Eindrücken, die 
ich dort gesammelt habe. Es war eine Erfahrung, die einen Teil von mir verändert hat...

Deshalb finde ich, einem jeden von uns soll die Möglichkeit gegeben werden, die dunklen Seiten der Vergangenheit kennenzulernen, um Schlüsse daraus zu ziehen. Das kann jedoch nur erfolgen, indem soche Denkmale wie das KZ Nibelungenwerk erhalten bleiben und allen zugänglich gemacht werden. Sie zu
beseitigen - auch nur teilweise - würde bedeuten, dass man die Vergangenheit leugnet und den kommenden Generationen die Chance, über die Fehler der Geschichte hinauzuwachsen, entzieht.

Gratiana Pol



Markus Landerer, Wien:

Ich unterstütze die Initiative für den Erhalt und die freie Zugänglichkeit des KZ Nibelungwerk. Ich finde es eine Schande für den Ort St. Valentin, wenn dieser geschichtsträchtige Ort vernichtet werden soll.

Markus Landerer



Helga Ratzenböck, Linz:

Es ist wichtig, dass diese Orte und Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten und vor allem die Menschen (und ihre Geschichte), die dort ermordet wurden und zwangsweise dort arbeiten mussten, nicht vergessen werden.

Es ist wichtig zu wissen, dass es viele Firmen-Erfolge ohne ZwangsarbeiterInnen und KZ-Häftling nicht gäbe. Ebendiese ZwangsarbeiterInnen und Häftlinge sowie ihre Angehörigen haben sich zumindest ein Mahnmal verdient.
Ein Mahnmal, damit so eine grausame und menschenverachtende Ausbeutung und Vernichtung von Mitmenschen eindeutig und entschieden verurteilt wird, nicht vergessen wird und ein Mahnmal, das mit dazu beiträgt, zu verhindern, dass sich dieses Grauen wiederholt.
Ein Mahnmal, das den ermordeten Menschen ihre Identität und ihre Geschichte und damit ihren Platz zurück gibt.

Helga Ratzenböck



Martin Seydl, Linz:

Ich bin 1964 in St.Valentin geboren und das Gelände des ehemaligen KZ ist mit meiner Kindheit eng verbunden.

Für mich war das Gelände des ehemalige KZ ein "Spielplatz". Wir spielten dort makabrerweise "2.Weltkrieg".

Niemand der Erwachsenen hat uns erzählt, was es mit dem KZ wirklich auf sich hatte, was dort wirklich passierte und dass dort Menschen ("keine Kriminellen") ermordet wurden.

Alle, die in St. Valentin aufwuchsen wissen wo das ehemalige KZ ist, das ist auch jetzt noch so, und auch heute wissen die Wenigsten, was dort wirklich passiert ist.

Die Familiengeschichte nahezu aller St. ValentinerInnen ist in irgend einer Weise mit dem Nibelungenwerk verbunden.
Sei es durch Grundablösen, oder durch Angehörige die im Werk gearbeitet haben, sei es durch das Aufwachsen in den "Hitlerbauten" (mit den weißen Beschriftungen, wo sich die Luftschutzkeller befanden) sei es durch das Vorhandensein der Bunker mitten in den Wohnsiedlungen oder sei es durch das Befreundetsein mit Menschen, die in Baracken aufwachsen sind.

St. Valentin war vor 1938 ein kleines Dorf und hat aufgrund des Ni-Werks seine Größe und vor allem die Zahl der EinwohnerInnen verzigfacht. Auch aufgrund der ZwangsarbeiterInnen. Darüber wurde nie gesprochen und wird auch heute noch nicht gerne gesprochen. Auch jetzt noch geht es in St.Valentin bei Diskussionen immer nur um Arbeitsplätze und nicht darum, was diese "Arbeitsplätze", dieses Gelände für eine Geschichte haben.

Die ZwangsarbeiterInnen mussten im Nibelungenwerk zwangsweise unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten und sind ermordet worden. Für sie gab es keine Hilfe, keine Gerechtigkeit und selten Rettung.

Nicht einmal eine Erinnerung an ihre Existenz, ihre Namen, ihre Geschichte und ihr Leid ist in St. Valentin geblieben. Das ist unmenschliche Ignoranz und erneute Vernichtung. Deshalb wäre es an der Zeit, das ehemalige Gelände des KZ sowie die ehemaligen Anlagen des KZ sowie Teile des ehemaligen Werkgeländes als Mahnmal unter Denkmalschutz zu stellen.

Martin Seydl