Bevor's losgeht, werfen wir erst noch einen Blick durch das Fenster unserer (virtuellen) Waschstraße, um zu sehen, wie unser Ami auf Hochglanz gebracht wird...

Die Virtuelle Ami 6 Garage
c/o Paris/4496 - Quai De Javel

Wir mußten leider in eine Garage umziehen, denn als wir das letzte Mal uns mit dem Ami nach Paris bewegten (nein, nicht zur Hausnummer 4496 (die ist Teil unserer Web-Adresse), sondern zum "echten" Quai De Javel), war leider vom ehemaligen Citroën-Standort am Ufer der Seine nichts mehr zu sehen: man hat dort einen Bundesgartenschau-ähnlichen öffentlichen Park errichtet. Irgendwo soll da auch eine Gedenktafel über die Historie dieses Geländes aufgehängt sein... Auch der Quai de Javel existiert unter diesem Namen nicht mehr, sondern wurde (allerdings bereits seit dem 9. Oktober 1958, in der Amtszeit des Citroën-Generaldirektors Pierre Beçot) in "Quai André Citroën" umbenannt - so ist wenigstens noch ein wenig Erinnerung vorhanden.

Leute, die sich nicht sonderlich für die Geschichte dieses Geländes interessieren, können den folgenden Abschnitt überspringen. Für alle anderen eine kurze Zusammenfassung:

Der Ursprung des Namens (Javel) ist begründet in einer kleinen Ansiedlung "Javet" vor den Toren der Stadtbefestigung von Paris, den Fermiers Généraux, zu der neben einigen Gehöften auch Teile des Klosters Sainte-Geneviève und eine Windmühle gehörten. Zum Ende des 18. Jahrhunderts trafen sich dort Libertins, Duelle wurden dort ausgetragen, und die freizügige Liebe sowie der Tod gehörten zum Alltag dort.

Rund ein Jahrhundert später kaufte der Graf d'Artois das Gelände auf und errichtete eine kleine chemische Fabrik, die unter anderem auch das damals recht bekannte Bleichmittel "Eau de Javel" produzierte.

Ziwschenzeitlich nutzte auch der geniale Konstrukteur Gustave Eiffel Teile des Areals, um dort größere Elemente des Eiffelturms in Vorbereitung auf die Pariser Weltausstellung des Jahres 1888 vorfertigen zu lassen.

1889 wurden die chemischen Anlagen durch Teile der Pariser Stadtverwaltung sowie eines neu errichteten Stahlwerks, den "Aciéries de France", ersetzt.

Noch bevor es zu der eigentlichen Produktion von Automobilen auf diesem Gelände kam, übernahm André Citroën Teile der mittlererweile aufgegebenen Werkhallen und baute weitere hinzu, um (nach offizieller Eröffnung am 15. Juni 1915) im Auftrage des französischen Kriegsministeriums Granaten zum Zwecke des Einsatzes im ersten Weltkrieg zu produzieren. Nach Kriegsende und etwa 23 Millionen Granaten später, wurden die Fabrikhallen umgewandelt zur Produktion von Automobilen; die ersten verließen im Mai 1919 die Gebäude, der Citroën Typ A, ein drei-sitziger Torpedo, wurde am 4. Juni offiziell vorgestellt.

Die nächste größere Umstellung der Produktionsanlagen wurde Anfang 1933 durchgeführt, nicht zuletzt auch, um den Anforderungen für die Produktion einer neuen Fahrzeug-Generation, dem Traction Avant, Rechnung zu tragen.

Verschiedene Veränderungen fanden im Laufe der Jahre noch statt, bevor dann die Anlagen am Javel in 1974 geschlossen und auf das neu errichtete Werk in Aulnay, vor den Toren von Paris, ausgelagert wurden.

Nun aber machen wir kurzerhand die Garagentür von innen zu. Wer dann doch lieber die Tür aufhalten will, kann ein wenig mehr von (wahlweise Geocities-, die "einzig wahre Missis (im Louvre)") oder dem "echt virtuellen Paris" sehen...

Habe ich übrigens erzählt, daß da eine ganz erkleckliche Menge von Vorteilen bei dieser Art von Garagen existiert? Auf Anhieb fällt mir da ein:

  1. Entgegen jeder üblichen Garage ist der Platz immens (beinahe unendlich). Wer hat das schon?
  2. Man kriegt keine schmutzigen Hände mehr - es sei denn, die Kaffetasse kippt um.
    (Axel gibt jedoch zu bedenken: Man war so daran gewöhnt, sich die Hände erst nach der Arbeit in der Garage zu waschen; jetzt sollte man es vorher tun, sonst sehen die Tastaturen später so aus wie bei ihm an der Uni...)
  3. Die Reparaturhandbücher haben keine öligen Fingerabdrücke mehr (hmm, das gibt's auch?).
  4. Alles hat seinen geregelten Platz. (Muß man sich auch erst dran gewöhnen...)
  5. Man erreicht eine ganze Menge von Gleichgesinnten, ohne dass man auch nur einen Tropfen Benzin verfahren muß, und das binnen kürzester Zeit weltweit.
  6. Man regt die Nachbarn nicht mehr auf, weil die Flex nicht mehr so stört und die Einstellung der Leerlaufdrehzahl wesentlich ohrenschonender funktioniert. (Moooooment, dreht mal Eure Sterero-Mimik bzw. die Soundunterstützung Eures Rechners was leiser...)
    NB: Außerdem hatten die unseren Garagenvorplatz, unsere Fundgrube, stets aus ihren Augen nur als Schrottplatz gesehen!
  7. Der Kollege, mit dem man die Garage teilt, knallt einem beim unachtsamen Öffnen der Autotür nicht schon wieder die x-te Beule in das Seitenblech.
  8. Der Ami 6 (meiner heißt übrigens Jean-Jaques) rostet nicht soooo schnell.

Aber da wäre auch noch zu bedenken:

  1. Wenn die Sonne scheint, sitzt du zu Hause rum und kannst nicht mal eben noch eine Runde zu Deinen Freunden oder Fachleuten fahren.
  2. Das Kurvenverhalten des virtuellen Ami läßt doch stark zu wünschen übrig, man könnte fast meinen, man sitzt im Escort (Tschuldigung, aber ist doch wahr...!)
  3. Wo sind die bequemen Sitze geblieben, die man mal eben zum Piquenique aus dem Ami rausnimmt? Kenner denken dabei an die Werbung zum Ami 6: "Dans la voiture, dans la nature".
  4. Keine spannenden TÜV-Termine mehr...
  5. Ich finde die Flasche französischen Rotwein ("Du Vin, Du Pain, Du Citroën") auf meinem virtuellen Regal nicht mehr. Selbst wenn ich den Chateau Migraine (wenn's ein deutscher wäre, hieße er Schloß Schädelbruch) jetzt hätte, schmeckt das ganze nur halb so gut, wenn man keinen hat, mit dem man direkt anstoßen kann... (Kennt jemand einen guten Weinhändler im Web ??)
  6. Irgendwie fehlen einem auch die Pfingst- und Herbsttreffen desAndré-Citroën-Clubs.

Hmm, die Liste ließe sich endlos fortsetzen.

Normalerweise sollte diese Garage auch nicht "Quai De Javel" heißen, sondern "Rennes - La Janais" oder ähnlich. Dort, in der "Usine Verte", hat Citroën nämlich tatsächlich neue Produktionsanlagen ab 1958 in Planung genommen. Dort hat dann auf einem großzügigen Produktionsareal, "entworfen nach den Maßstäben eines Europa von morgen" (laut Citroën-Pressemitteilung), die Produktion des Ami stattgefunden, rund. 3.600 Menschen haben ca. 6-7 km süd-südwestlich des Stadtzentrums von Rennes den Ami auf die Räder gestellt, nah an der Route Nationale 177. (Wobei man der Genauigkeit halber anmerken sollte, daß der fertige Motor noch aus Paris kam).

Aber es ist doch irgendwie besser, den Quai in Paris zu suchen als Rennes ebendort - das ist ja fast schon, wie wenn Köln der Vorort bzw. Stadtteil von Düsseldorf wäre (grins)...

Bliebe noch die Frage, was einem jetzt zu der Hausnummer "4496" einfällt:

  1. "96" als aktuelles Jahr bzw. Jahr der Erst-Erstellung dieser Seiten ist klar.
  2. "44", hmmm, lass mal nachdenken, 44 = 4x11 (hat jemand 4 Traction Avant's gefahren?), á propos, meiner wird in diesem Jahr auch 44 Jahre alt, oder
  3. "44", nein, der Ami 6 ist in diesem Jahr erst 35 geworden, also genauso alt wie der André-Citroën-Club, wer 'ne gute Idee hat, soll sie mir emailen.

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Copyright (c) Stephan Joest 1996. Letzte Änderung: 16. April 1996