5. Europapläne zweier NS-Institutionen
5.1. Das Arbeitswissenschaftliche
Institut und die Deutsche Arbeitsfront
Der sozialwissenschaftlich-nüchterne Ton der Untersuchungen des Arbeitswissenschaftlichen Instituts zeugt davon, daß diese von einer technokratischen Elite verfaßt wurden. Der Mangel an deutschen Arbeitskräften für den zu verwaltenden Riesenraum zwang dazu, Pläne zur Technisierung und Rationalisierung zu entwickeln. (Giordano 1989: 183) Wie schon angedeutet, war Industrieproduktion im Ostraum nicht erwünscht; für die russischen Völker wurde ein Kontigentsystem entwickelt, das diesen nur gewisse Quoten an Eisen, Kohle, Häuten und Faserstoffen zum Verbrauch freigibt. Das Ziel war, den Lebensstandard auf der politisch gewünschten Höhe zu halten "d.h. in einem merklichen Abstand zum deutschen Volk." (Hepp in Giordano 1989: 186)
Deutschland hingegen sollte zum "high-tech" Land werden, die restlichen Völker folgten rassisch gestaffelt: zuerst Westeuropa und Skandinavien dann das Protektorat Böhmen und Mähren, schließlich Südosteuropa und das Generalgovernment.
Die Deutsche Arbeitsfront versprach
den deutschen Arbeitern eine neue Lohnordnung und Sozialpolitik
d.h. eine vorbildliche Gesundheits-, Alters- und Invalidenvorsorge,
vier Zimmer als Standardwohnung und ein Auto. Im Großraum
würde der deutsche Arbeiter nur für hochwertige und
bestbezahlte Arbeit eingesetzt werden. (Giordano 1989: 232-3)
5.2. Die SS
Himmler entwickelte nicht nur volkstumsmäßige sondern auch wirtschaftliche Ambitionen in Osteuropa: er versuchte dort (mit mäßigem Erfolg) ein SS Wirtschaftsimperium aufzubauen.
In den Niederlanden, Belgien und Norwegen fanden
großangelegte Rekurutierungsaktionen für die Waffen SS statt, da
die Bewohner für die SS mit den Deutschen rassisch gleichgestellt waren.
Außerdem war diese Rekrutierung ein Schritt in die anvisierte Einbeziehung
dieser artverwandten Länder in ein zukünftiges Großgermanisches
Reich (siehe oben). Koordiniert wurden diese Aktivitäten der SS von einer
Germanischen Freiwilligen Leitstelle im SS Hauptamt mit Leitstellen in den jeweiligen
Ländern. (Kroener et. al 1999: 109) Den Rekruten stellte man Sonderrechte
nach Kriegsende in Aussicht. Sie sollten daran mitarbeiten, daß ihr Volk
"als selbstbewußtes Glied einer neuen Europäischen Volksgemeinschaft
den gebührenden Platz einnehmen kann." (Wehrmachtsbefehlshaber
Norwegen in Kroener et. al 1999: 267) Zynischer wurde dies von Berger formuliert:
"Für jeden Fremdländischen der fällt...weint keine deutsche
Mutter." (Berger in Kroener et. al 1999: 268)
siehe auch: NS Europakarte
(Materialien)
Bildquellen: siehe Quellenkritik
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