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Aktuelle Meldungen bei MM-Physik 23. Mai 2000 © email:
Krahmer |
Fast 40
Millionen Chinesen leben unter extremer Strahlenbelastung
Pressemitteilung Universität-GH-Essen,
23.05.2000
von Monika Roegge
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Essener
Wissenschaftler ermittelten: Fast 40 Millionen Chinesen
leben unter extremer Strahlenbelastu Weltweit sind die
Menschen einer Belastung durch radioaktive Strahlung von
durchschnittlich 2,8 Millisievert ausgesetzt. Auf einem
Löß-Plateau in Zentralchina aber leben 30 bis 40
Millionen Menschen mit einer Belastung von ca. 20
Millisievert. Zwei Wissenschaftler der Universität Essen
haben zusammen mit chinesischen Kollegen im Sommer 1997
die Daten erhoben und wissen jetzt: Der extreme Wert wird
durch Thoron erreicht, das natürliche, im Boden
vorkommende Edelgas mit der kurzen Halbwertzeit von 56
Sekunden. Auf dem Plateau ist das noch zu lang, denn
Höhlen im Löß, aus denen das Gas ausströmt, sind dort
die übliche Wohnform. 134/2000 23. Mai 2000 An der
Universität Essen arbeitet der Geologe Privatdozent Jens
Wiegand bereits seit einigen Jahren mit vorwiegend
geowissenschaftlich interessierten Kollegen am Guilin
Institute of Technology in Südchina zusammen. Es lag
also nahe, den auf Radio-Ökologie spezialisierten
Wiegand und seinen Doktoranden Sebastian Feige, den
ersten an der Uni Essen diplomierten
Umweltwissenschaftler, einzuladen, als das chinesische
Umweltministerium im Sommer 1997 eine international
besetzte Arbeitsgruppe auf das Löß-Plateau in der
zentralchinesischen Provinz Shaanxi Sheng schicken
wollte. Aktuelle Daten über die radioaktive Belastung
sollten erhoben werden, denn bereits zu Beginn der
neunziger Jahre waren dort unverhältnismäßig hohe
Radon-Konzentrationen festgestellt worden.
Überraschendes Ergebnis der aktuellen dreiwöchigen
Messaktion: Die Menschen in Shaanxi Sheng und den
Nachbarprovinzen leben unter einer Strahlenbelastung, die
auch durch Radon, vor allem aber durch das dem Radon
verwandte Gas Thoron ausgelöst werden. Die 30 bis 40
Millionen Bewohner des Löß-Plateaus bilden vermutlich
die weltweit größte Bevölkerungsgruppe, die einer
extremen Belastung von etwa 20 Millisievert ausgesetzt
sind. Zum Vergleich: In Deutschland gibt es ein paar
Tausend Arbeitsplätze mit einer Belastung von mehr als
15 Millisievert - vor allem unter Tage. Alle diese
Arbeitsplätze gehören zum Kontrollbereich; die dort
beschäftigten Menschen werden ständig mit
Personendosimetern überwacht. Die Erklärung für die
extreme Thoron-Belastung auf dem Löß-Plateau ist so
simpel wie die Möglichkeit, sie rigoros zu mindern. Die
Löß-Höhlen, in denen die Menschen leben, sind kein
Zeichen besonderer Armut, sondern die übliche Wohnform.
Sie sind geräumig und hoch gewölbt, haben große
Fenster und Türen und bieten einen hervorragenden Schutz
gegen die Sommerhitze von rund 30 Grad plus und die
Winterkälte von rund 20 Grad minus. Viele dieser Höhlen
haben als Schlafstätten den traditionellen
"Kang", einen Löß-Quader, der beim Graben der
Höhlen einfach stehen gelassen wird. Eine dünne
Matratze ist darüber gebreitet, ungeeignet, das aus dem
Löß strömende Thoron "abzufangen" bevor es
zerfallen ist. Vergleichsmessungen zeigen: Menschen, die
statt des Kang ein einfaches Metallgestell als Bett
benutzen, sind einer Gesamtbelastung von 7,42
Millisievert ausgesetzt - 2,43 Millisievert durch Radon,
4,99 durch Thoron. In Höhlen mit einem Kang schnellt der
Gesamtwert auf 17,35 Milllisievert empor - bei gleich
bleibender Radon-Belastung kommt er durch 14,92
Millisievert Thoron zustande. Im Winter liegen diese
Werte wegen des veränderten Austausches von warmer
Innen- und kalter Außenluft noch höher, so dass die
Wissenschaftler die Jahresbelastung auf ca. 20
Millisivert hochrechnen. Nur wenige Häuser gibt es in
Yan'an, der Provinzhauptstadt. Auch dort hat das
deutsch-chinesische Wissenschaftler-Team die
Strahlenbelastung gemessen. Sie liegt mit 2,9
Millisievert (1,11 durch Radon und 1,79 durch Thoron) nur
knapp über dem weltweiten Durchschnitt und übertrifft
auch nur unwesentlich das deutsche Niveau von 1,4
Millisievert. Wegen des hohen Standards der medizinischen
Versorgung - auch durch den Einsatz von Röntgengeräten
- liegt die Gesamtexposition in Deutschland allerdings
bei 4 bis 4,5 Millisievert. Für das Lößgebiet können
sich Jens Wiegand und Sebastian Feige schnelle Hilfe
vorstellen. Eine groß angelegte Aufklärungsaktion der
Bevölkerung wäre notwendig. Schon eine Kunststofffolie
unter der Matratze auf dem Kang würde ausreichen, um die
Menschen vor dem Thoron zu schützen, denn es wäre
zerfallen, bevor es seine schädigende Wirkung ausüben
könnte. Vom chinesischen Umweltministerium wünschen
sich die Essener Wissenschaftler weniger Zurückhaltung
im Umgang mit dem Radon/Thoron-Problem. Erst zu Beginn
dieses Jahres wurden die Ergebnisse der Forschungsreise
vom Sommer 1997 zur Veröffentlichung frei gegeben und
konnten in "Health Physics", dem
internationalen Standardwerk für Gesundheit und Umwelt,
publiziert werden (Health Physics. April 2000. Heft 78/4,
S. 438 - 444). Wissenschaftler verschiedener Disziplinen
in vielen Ländern der Welt dürften sich dafür
interessieren. Denn mehrfach beschrieben sind bereits
einige endemische Krankheiten, Krankheiten also, deren
Auftreten in genau dieser Form nur auf dem Löß-Plateau,
in anderen Regionen bislang aber nicht beob-achtet wurde.
Eine Art des Schilddrüsenkrebs gehört dazu, auch eine
äußerst schmerzhafte Gelenkerkrankung. Für ein Thema,
schätzt Wiegand, könnten Studien im Gebiet von Yan'an
besonders aufschlussreiche Ergebnisse bringen. "7 v.
H. der Lungenkrebserkrankungen gehen auf das Konto von
Radon. Es ist gefährlicher als Asbest", sagt er.
Redaktion: Monika Rögge, Telefon (02 01) 1 83-20 85 |
mm-physik: 40 Millionen haben aber offensichtlich keine strahlungsbedingten genetischen Defekte. Wären es sonst 40 Millionen geworden? |
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