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Aktuelle Meldungen bei MM-Physik 27. Oktober 2000 © email:
Krahmer - Wichtiger
Hinweis |
Generationenwechsel
gefährdet Nuklearkompetenz
Pressemitteilung Forschungszentrum
Karlsruhe GmbH, Technik und Umwelt, 17.10.2000
von Bernhard Kuczera
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Umfrage
belegt dramatischen Rückgang von Hochschulabsolventen in
kerntechnischen Studienfächern Der deutschen Kerntechnik
fehlt der Nachwuchs, ohne den die hohen
Sicherheitsstandards für den Betrieb der 19 deutschen
Kernkraftwerke sowie für deren sichere Entsorgung über
die vereinbarten Restlaufzeiten nicht gewährleistet
werden können. Der Bedarf ist erheblich - allein 1000
Fachkräfte werden bis 2010 gebraucht -, denn der
deutschen Kerntechnik steht ein Generationenwechsel
bevor, und nach den vereinbarten Restlaufzeiten soll noch
einmal so viel Strom aus Kernenergie erzeugt werden wie
seit Anfang der Nutzung dieser Technik. Da der
Bundesregierung keine aktuellen Daten zur
Ausbildungssituation vorliegen, hat der
"Kompetenzverbund Kerntechnik" in der Hermann
von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren
(HGF), dem die Helmholtz-Zentren Jülich und Karlsruhe
sowie das Forschungszentrum Rossendorf und die
Gesellschaft für Reaktor- und Anlagensicherheit (GRS)
angehören, das gegenwärtige und mittelfristige
kerntechnische Lehrangebot an deutschen Hochschulen
ermittelt. Die jetzt vorliegende Auswertung einer
detaillierten Umfrage belegt, dass zur Zeit noch an 16
Universitäten und 11 Fachhochschulen kerntechnische
Studienfächer angeboten werden - mit deutlich fallender
Tendenz für die Jahre 2005 bis 2010. 1999 lag die Zahl
der kerntechnischen Absolventen an den Universitäten bei
nur 44, an den Fachhochschulen bei 21. In diesem Jahr
wird sie noch niedriger ausfallen. Um eine ausreichende
Nuklearkompetenz in Deutschland zu erhalten, hält es der
Kompetenzverbund für notwendig, dass Bund und Länder
jetzt eine ausreichende und stabile Finanzierung von
Forschung und Lehre an Hochschulen und Forschungszentren
sicherstellen. Für den sicheren Restbetrieb der
bestehenden Kernkraftwerke und den entsprechenden
industriellen Service sowie für die Planung, die
Errichtung und den sicheren Betrieb von Endlagern ist mit
einem Bedarf von rund 1000 neuen Fachkräften allein bis
2010 zu rechnen. In den Aufsichtsbehörden des Bundes und
der Länder sowie bei den Gutachterinstitutionen steht
beim Fachpersonal ein Generationswechsel ebenso an wie in
den Forschungs- und Ausbildungseinrichtungen. Im Zeitraum
bis 2010 ist allein bei den Behörden mit 400 bis 500
altersbedingten Abgängen zu rechnen. Um hier den
verbleibenden Bedarf von etwa 300 Fachkräften zu decken,
müsste man die nächsten 6 bis 8 Jahrgänge der
Hochschulabsolventen mit kerntechnischer Fachausbildung
komplett dafür einstellen. Ein vergleichbarer
Generationswechsel hat in den öffentlich geförderten
Zentren und Institutionen der nuklearen Sicherheits- und
Endlagerforschung bereits eingesetzt. Auch hier wird in
den nächsten Jahren ein großer Teil der
Kompetenzträger in den Ruhestand verabschiedet. Darüber
hinaus benötigt Deutschland eine ausreichende Zahl an
Nuklearspezialisten, um im internationalen Bereich
wirksam mitarbeiten zu können. Wie die Antwort auf eine
Kleine Anfrage der FDP zeigt, ist sich die
Bundesregierung der Tatsache bewusst, dass Deutschland
eine weitere Generation kerntechnischer Fachleute braucht
- und dies nicht nur für den begrenzten sicheren
Weiterbetrieb der Kernkraftwerke, sondern auch für deren
anschließende Stilllegung und Beseitigung sowie für die
Endlagerung der radioaktiven Abfälle. Insbesondere beim
Thema nukleare Entsorgung wurde durch die jüngsten
Konsensvereinbarungen zwischen Bundesregierung und
Energieversorgern der Bedarf an Fachwissen erheblich
erweitert. "Um die anstehenden Aufgaben bearbeiten
zu können, ist die Erhaltung einer breiten
Nuklearkompetenz in Deutschland zu gewährleisten",
fasst Dr. Peter Fritz, Sprecher des Kompetenzverbundes
und Vorstandsmitglied des Forschungszentrums Karlsruhe,
zusammen. "Es ist dazu notwendig, dass Bund und
Länder jetzt eine ausreichende und stabile Finanzierung
für die Forschung und Lehre an den Forschungszentren und
Hochschulen bereitstellen. Eine einmal aufgegebene
Kompetenz ist unrettbar verloren und die Entscheidung,
einen Lehrstuhl aufzulösen, kurzfristig nicht
revidierbar." |