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"(...) So much of barbarism, however, still remains in the transactions of most civilised nations, that almost all independent countries choose to assert their nationality by having, to their own inconvenience and that of their neighbours, a peculiar currency of their own."
John Stuart Mill
(Principles of Political Economy, Vol.II)
a) Erörterung der Vor- und Nachteile der flexiblen und festen Wechselkurse.
b) Bestimmung der Länder, die einen gemeinsamen Währungsraum bilden können.
c) Bestimmung der Bedingungen, die über Erreichung des Optimums entscheiden, also vor allem der Kriterien, die einen Staat
als Mitglied einer Währungsunion qualifizieren.
Dabei sind unterschiedliche Möglichkeiten der monetären Integration zu definieren. Ein Wechsel kursverbund (z.B. EWS) bedeutet langfristig gedachte, feste Wechselkurse mit festgelegten, zulässigen Abweichungen des Marktkurses. Wechselkursunion sieht im Vergleich dazu keine Bandbreiten für Abweichungen vor. Man unterscheidet formale Wechselkursunionen (z.B. in Belgien und Luxemburg gelten als Zahlungsmittel die Währungen beider Länder) und de facto Wechselkursunionen (z.B. DM und Gulden/Holland). Eine Parallel-Währungsunion läßt sowohl nationale Währungen als auch eine gemeinsame Währung zu und legt zwischen ihnen flexible Wechselkurse fest. Steigende Attraktivität der Parallelwährung führt zum Absterben der nationalen Währungen, und damit zur Währungsunion. Für die Wechselkursunionen sind jedoch weiterhin jeweilige Notenbanken notwendig. Anders bei einer Währungsunion, die
"ein Währungsgebiet ist, in welchem nur ein Geld verwendet wird (...). In diesem Fall muß die Geldschöpfung und mithin die Geldpolitik unter der Kontrolle einer Zentralbank stehen." (Aschinger 1993, S.23).
(z.B. Schweizer Franken für Schweiz und Liechtenstein). Von anderen Autoren werden jedoch auch Wechselkursunionen, die endgültige Paritätskurse, Konvertierbarkeit und unbeschränkten Handel sowie Kapitalmobilität vorsehen, als Währungsunionen anerkannt (Tavlas 1993, S.32.). Symmetrische Währungsunionen bedeuten gemeinsame Geldpolitik, und asymmetrische eine leader-Rolle eines der Mitgliedsländer.
"Die optimale Größe eines Währungsunions wird im Sinne des Erreichens der makroökonomischen Ziele eines internen Gleichgewichts (niedrige Inflation und geringe Arbeitslosigkeit) und eines externen Geichgewichts (eine tragbare Zahlungsbilanzposition) definiert." (Aschinger 1993, S.32).
Bei Betrachtung der Integrationsprozessen darf man nicht vergessen, daß die wirtschaftliche Integration nur ein relatives Ziel ist. Das, was wirklich angestrebt wird, ist die Steigerung der ökonomischen Effizienz und Maximierung der Wohlfahrt. Die Integration bleibt hier also nur ein Mittel und tritt in Form der Markt- und institutionellen Integration auf. Dabei suggeriert schon der Name die Art des Verfahrens. Unter der Marktintegration ist eine von freien Wettbewerbskräften, bei der Liberalisierung der Märkte, auf demselben Niveau vorangetriebene Verflechtung der Volkswirtschaften zu verstehen. Im Ergebnis kommt es zu Vertiefung der wirtschaftlichen Interdependenz der internationalen Märkte.
Im Gegensatz dazu ordnet die institutionelle Integration die Wettbewerbskräfte einer zentralen Institution unter, womit Interdependenzen durch Erzeugung der Dependenzen gefördert werden sollten. Indem man die gleichen Rahmenbedingungen für internationale Wirtschaftssubjekte errichtet, erwartet man, daß die Vorteile solcher zentralen Harmonisierung des Wirtschaftsgeschehens die unvermeidbaren Kosten überwiegen, sodaß, per saldo, die Effizienz verbessert und Wohlfahrt vermehrt wird.
Monetäre Integration kann sowohl als makroökonomische, institutionelle (Wirtschafts-, Währungs- und Wechselkursunion) als auch als mikroökonomische Marktintegration (Wechselkursverbund, Freihandelszone, Zollunion, Binnenmarkt) auftreten. Der Vergemeinschaftung der Geldpolitik im Währungsunion steht Marktkoordinierung der nationalen monetären Politiken unter der Bedingungen der Abschaffung der Kontrolle des Kapitalverkehrs und unbegrenzter Konvertibilität der Währungen entgegen (vgl. Ohr 1993, S.30). Beide Ansätze haben ihren Ausdruck in zwei Denkrichtungen gefunden: Die Anhänger der Krönungstheorie (Ökonomisten, Nordeuropa) verlangen, daß die Währungsunion erst als Krönung der ausreichenden, wirtschaftlichen Konvergenz errichtet werden kann und Vertreter der Disziplinierungstheorie (Monetaristen, Südeuropa) sind der Meinung, daß die Konvergenz durch Verpflichtung auf konkrete Termine erleichtert, oder sogar erst betrieben wird (vgl. Poser 1994, S.57).
III. Kerneuropa als optimaler Währungsraum
Für einen optimalen Währungsraum ist aus ökonomischer Sicht charakteristisch, daß der Nutzen aus festen Wechselkurse, oder gar einer Währung, bei Transaktionen unter den Mitgliedsländern, und aus flexiblen Wechselkurse für Transaktionen mit dem Umfeld, die Kosten überwiegt. Die Mitgliedsländer müssen einen Wirtschaftsraum bilden, der hinsichtlich bestimmter Kriterien homogener ist als der der anderen Staaten. Den verschiedenen Ansätzen ist hier gemeinsam, daß sie im Ergebnis die Währungsunion auf einen Teil der Mitglieder der EU beschränken.
III.1. Kriterien der mikro- und makroökonomischen Störungen
Mit realwirtschaftlichen, mikroökonomischen Störungen, die einer Volkswirtschaft von außen drohen, beschäftigt sich vor allem die traditionelle Theorie der optimalen Währungsräume. Sie geht der Frage nach, ob feste oder flexible Wechselkurse mit asymmetrischen Schocks in Form von Nachfrageverschiebungen besser fertig werden (a-c). Angenommen werden die Geldillusion der Beschäftigten (Arbeitnehmer sind gleichgültig den Preisänderungen der Importgüter gegenüber) und Lohnstarrheit nach unten. Bei den makroökonomischen Schocks werden der Einfluß der internationalen Konjunktur, eine importierte Inflation, oder die homogenen Präferenzen (d-f) untersucht. Im Zentrum des Interesses steht dabei immer die Auswirkung der Störungen auf Ziele der nationalen Volkswirtschaften: gleichgewichtige Zahlungsbilanz, Stabilität des Preisniveaus und Bekämpfung der Arbeitslosigkeit.
a) Kriterium der Arbeitsmobilität
Im Falle der Nachfrageverschiebung vom Land A zu Land B entsteht in A Unterbeschäftigung und Überschuß an Kapazitäten, sowie ein Defizit in der Leistungsbilanz. Im Land B entsteht dagegen Inflation, ein Überschuß in der Leistungsbilanz, und Überauslastung der Produktionskapazitäten. Diese Ungleichgewichte können durch internationale Faktormobilität aufgehoben werden. Wenn jedoch die Produktionsfaktoren nur national mobil sind, so können die Gleichgewichte durch flexible Wechselkurse wiederhergestellt werden. Das Land A muß dann seine Exportfähigkeit durch Abwertung der eigenen Währung verbessern. Das Land B verfährt umgekehrt und verringert dadurch seine Inflation und Nachfrage. In einer Währungsunion muß also hohe Faktormobilität auftreten und außerhalb ihrer Grenzen eine niedrige (vgl. Mundell 1961, S.657 ff.).
b) Kriterium der Produktdiversifizierung
Asymmetrische Nachfragestörungen können kaum die Gleichgewichte in Ländern mit stark diversifizierten Exporten und Importen beeinflußen, also sind diese für eine Währungsunion prädestiniert.
c) Kriterium des Offenheitsgrads
Entsprechend dem Anteil der handelbaren Güter an Produktion eines Landes beeinflußen die Wechselkurse sein Preisniveau: Je größer dieser Anteil ist, desto größer der Offenheitsgrad. Eine Steigerung der Nachfrage (Export) führt zum Anstieg der Preise der handelbaren Güter im Inland und ihrer Produktion, und in Konsequenz zur vermehrten substitutiven Nachfrage der Inländer nach nichthandelbaren Gütern, die ihrerseits von Produzenten zugunsten des Exports weniger angeboten werden. Infolgedessen steigen die Preise der nichthandelbaren Gütern, was via Kostensteigerung (Löhne) die Produktion der handelbaren Güter verteuert. Eine Abwertung der Währung führt also nur sehr kurz zu einer Verbesserung der Handelsbilanz. Je größer der Offenheitsgrad, desto kleiner ist die Bedeutung der flexiblen Wechselkurse, und desto größer die einer Währungsunion.
d) Kriterium der homogenen Präferenzen
Die Homogenität der Präferenzen hinsichtlich der Wirtschaftspolitik, also z.B. Preisniveaustabilität, ist eine wichtige Voraussetzung für die Integration der Volkswirtschaften in einer Währungsunion.
e) Kriterium der Ähnlichkeit der Inflationsraten
Die Länder, die langfristig ähnliche Inflationsraten vorweisen, sind eher für eine Währungsunion geeignet, weil sie über ähnliche Wettbewerbsstärke verfügen und im Ergebnis keine flexible Wechselkurse benötigen, um ihre Handelsbilanzen auszugleichen. Sie können daher eine Währungs union bilden.
f) Kriterium des internationalen Konjunkturzusammenhangs
Beim international parallelen Verlauf der Konjunkturschwankungen der Preise und Einkommen können Länder, für die dieser konjunktureller Gleichschritt charakteristisch ist, einer Währungsunion beitreten (vgl. Revelas 1980, S.60).
III.2. Kritik des Konzeptes des Kerneuropa
Der traditionellen Theorie optimaler Währungsräume wird von manchen Autoren vorgehalten, daß sie die neuen wirtschaftlichen Entwicklungen nicht zufriedenstellend erklären kann (vgl. Mélitz, J. 1995, "The subject still remains in the same informal state in which Mundell left it, and any effort to delve into the matter soon reveals the absence of agreement about some of the most elementary questions regarding the theory.", S.493, auch Ishyiama 1975, S.378, Issing 1994), S.154.). Insbesondere berücksichtigt die traditionelle Theorie optimaler Währungsräume in zu geringerem Maße das wirtschaftliche Umfeld - z.B. je stärker der Austausch der potentiellen Mitgliedsländer der Währungsunion mit den Drittländern, und je schwächer untereinander, desto weniger verlieren sie durch Verzicht auf die flexible Wechselkurse. Nach der traditionellen Theorie bildet die EU keinen optimalen Währungsraum, und wenn schon, dann kann nur Kerneuropa als Währungsunion den asymmetrischen Störungen den Stirn bieten - für andere Staaten der EU seien die Wechselkurse vorteilhafter. Es ist jedoch nicht zwingend, daß der flexible Wechselkurs in dem Maße variiert, in dem die Wiederherstellung des Gleichgewichts nach einem asymmetrischen Schock gesichert ist. Die Bewegung des nominellen Wechselkurses kann den realen Wechselkurs unvorteilhaft beeinflussen und somit die negative Wirkungen noch verschärfen - z.B. eine nominelle Abwertung nach Steigerung der Nachfrage. Ebenfalls ist die für traditionelle Theorie typische Annahme der Geldillusion und der Starrheit der Preise und Löhne nicht immer erfüllt, weil die EU-Länder sehr hohe Anteile von Export/Import an BSP aufweisen, und Anhänger des Maastrichter Vertrages geradezu auf Vergrößerung der Lohnflexibilität setzen (vgl. Busch 1993, S.540 ff., auch AUME/NIESR 1992), S.101 ff.). Schließlich läßt sich weder verläßlich vorhersagen, ob die befürchteten asymmetrischen Störungen auftreten, noch daß sich sie mit flexiblen Wechselkurse beseitigen lassen, wenn sie z.B. eher internationale Regionen als Länder treffen.
III.3. Das Kosten-Nutzen-Konzept
Im Vergleich zu den Kriterien a) - b) die nur einen Teil der Zahlungsbilanz betreffen, stellt der Kosten-Nutzen-Ansatz eine komplexe Vorgehensweise dar. Entsprechend operationalisiert ermöglichen Kosten und Nutzen einen Vergleich und eine Selektion der Länder als geeignete Mitglieder der Europäischen Währungsunion. Bei aller Attraktivität dieses Verfahrens unterstreicht Ishiyama jedoch mit Recht, daß eine Währungsunion ein dynamischer, evolutionärer Prozeß sei, der eine Beurteilung der Mitgliedschaftsfähigkeit eines Landes nur aufgrund der statischen Vor- und Nachteilen nur in Bereichen der Preisstabilität, der Beschäftigung und der Zahlungsbilanz verbietet (vgl. Ishiyama 1975, S.362, "Currency unification, (...) is a dynamic, evolutionary process. It would therefore be a mistake to judge the desirability of a given country joining a currency union only on the basic of static gains and losses pertaining only to price stability, employment and payments equilibrium, as the traditional approach was doing.").
III.3.1. Kosten einer Währungsunion
a) Abschaffung des inflationshemmend wirkenden Wettbewerbs der Währungen.
b) Erschwerung der Anpassung der realen Vorgänge in der Wirtschaft nach dem Verzicht auf nominelle Wechselkurse und Vereinheitlichung des Preisniveaus. Bei Lohnstarrheit mani festiert sich das international unterschiedliche Produktivitätsniveau mit Arbeitslosigkeit in den weniger effizienten Ländern.
c) Obwohl Sozialleistungen, Löhne, Finanzpolitik die Sache der beteiligten Staaten bleiben, verzichten sie auf das Instrument der Geldpolitik zu gunsten der gemeinsamen Zentralbank.
d) Jede Volkswirtschaft hat eine eigene, optimale Inflationsrate. Falls diese Inflationsraten verschieden sind und in der Währungsunion vereinheitlicht werden, ergeben sich daraus volkswirtschaftliche Kosten.
e) Die allgemeine wirtschaftspolitische Souveränität wird in einer Währungsunion beschnitten. In der Phillipskurve ausgedrückt: Vor der Währungsunion befanden sich die einzelnen Staaten in bestimmten Punkten dieser Kurve. Da aber die Präferenzen hinsichtlich der Inflationsrate vereinheitlicht werden, veranschaulicht die Bewegung auf der Phillipskurve hin zu Punkten, die zuvor zugänglich aber nicht gewollt waren, die volkswirtschaftlichen Kosten der Währungsunion.
III.3.2. Nutzen einer Währungsunion
Eine Währungsunion bedeutet die größte mögliche Freiheit für Kapitalmobilität und Geldverkehr, und eine gemeinsame Währung erlaubt, die Allokation zu verbessern, indem die Spekulationen, die die Kapitalallokation verfälschen, eliminiert werden. Darüber hinaus verleiht die Wirtschaftskraft der Währungsunion der gemeinsamen Währung, im Verhältnis zu den Währungen des Umfelds (vor allem US Dollar und Yen), eine Stärke, die größer ist als der Wert jedes nationalen Geldes der Mitgliedsländer.
Eine Aufstellung des Nutzens verteilt nach Funktionen des Geldes präsentiert Tabelle 1. In Funktion des Geldes als Recheneinheit können Informations-, Umtausch- und Umrechnungskosten reduziert werden. Im Bereich der Zahlungsmittelfunktion sind Transaktionskostenersparnisse zu verzeichnen (bei langfristigen Kapitalinvestitionen - Finanzhedging), sowie eine Verminderung der Reservehaltung.
Recheneinheit | Zahlungsmittel | Wertaufbewahrung |
---|---|---|
Umtausch Information Umrechnung |
Transaktionskosten a)Kurssicherung b)Finanzhedging c)Zinseffekte Opportunitätskosten (Reservehaltung) |
Liquidität Stabilität |
Quelle: Wilhelm 1989, S.32 |
Auch die Wertaufbewahrung wird erheblich verbessert, weil man, bei angenommener gesteigerter oder gleichbleibender Stabilität des gemeinsamen Geldes, weniger Währungen in Portfolio halten muß.
a)Eine Erörterung der Kriterien der Bestimmung optimaler Währungsräume in den Kosten- Nutzen-Ansatz einbindet.
b)Nur auf die wichtigsten Argumente abstellt.
c)Die optimale Lösung als Ausdehnung des DM-Währungsraums auf andere europäische Länder gesucht wird.
"Auf der Suche nach einer rationalen, praxis-gerechten Lösung dürfte allerdings - anders als bei den radikalen Extremlösungen - eine pragmatische Kosten-Nutzen- Abwägung sinnvoll sein. Im hier untersuchten Fall haben wir uns für die einfachste Lösung, nämlich den direkten Vergleich der Kosten- und Nutzenmaßstäbe entschieden."
Das Ergebnis dieser Vorgehensweise ist die Konkretisierung des graphischen Modells in Abbildung 2.
Legende:
"* Berechnet als kumulierte Variationskoeffizienten der jährlichen Inflationsraten (CPI) gegen über der deutschen Inflationsrate (1985-1989).
** Berechnet als Quotient der kumulierten Außenhandelsströme innerhalb der betrachteten Länder zum gemeinsamen Sozialprodukt (1988).
*** Von links nach rechts wird der Währungsraum jeweils um ein Land erweitert. Man beachte die wegen der Anschaulichkeit unterschiedlichen Maßstäbe für Integrationsnutzen und - kosten." (Menkhoff, Sell 1992, S.393)
Trotz gewissen, mit Vereinfachung verbundenen Ungenauigkeiten (vgl. Altmann 1994, S.315: "Dies beinhaltet ein methodisches Problem hinsichtlich der erforderlichen bzw. zulässigen Annahmen und Voraussetzungen, ein Auswahl-, Definitions-, und Abgrenzungsproblem hinsichtlich der zu berücksichtigenden Variablen, ein Gewichtungsproblem hinsichtlich ihrer relativen Bedeutung, ein Umrechnungsproblem, da z.B. Inflationseffekte und Beschäftigungswirkungen ´saldiert´ werden müßten, usw. Dies ist bisher nicht befriedigend gelöst worden.") ergibt das Verfahren in Hinblick auf die Gründung der Währungsunion ein Kerneuropa von fünf Länder: Die Bundesrepublik Deutschland, Österreich, Belgien/Luxemburg und Frankreich. Die Ergebnisse scheinen bis heute nichts an Aktualität verloren zu haben - Berücksichtigung von anderen Zeitperioden würde aller Wahrscheinlichkeit nach die Anzahl der Länder und die Zusammensetzung des so festgestellten Kerneuropa nicht viel ändern. Außer Frankreich wird in erster Linie noch Dänemark, aber auch Großbritanien und Irland genannt (vgl. Altmann 1994, S.315).
IV. Ein nicht optimaler Währungsraum als Rahmen der Europäischen Währungsunion
Selbst wenn die Anhänger der Krönungstheorie akzeptieren, daß die gemeinsame Geldpolitik in Kerneuropa, wegen einigermaßen erfüllten Kriterien der Optimalität der Währungsräume, potentiell bessere Ergebnisse erzielen könnte, als das System der nationalen Währungen, so wird oft verneint, daß dies auch tatsächlich stattfinden kann.
Denn außer der gemeinsamen Geldpolitik und dem gemeinsamen Außenwert gegenüber den Ländern des Umfelds, sowie der gemeinsamen Zinsniveau-, Zinsstruktur- und Geldmengenziele verlangt der tatsächliche Erfolg der Europäischen Währungsunion nach Vergemeinschaftung der Fiskal-, Lohn- und Sozialpolitik, der Mitgliedsländer, also nach der Wirtschaftsunion (vgl. Henkel 1992) S.176 ff., "Wer also das Lied von der "Vergemeinschaftung" der Währungen singt, meint in Wahrheit die Europäisierung unserer bislang noch nationalstaatlichen Sozialsysteme".). Die erfolgreiche Bekämpfung der Inflation hängt nicht nur von der Geldpolitik der EZB, sondern auch von übrigen Politiken ab. Der Europäische Währungsraum in dem keine Wirtschaftsunion realisiert wird, kann folglich kein optimaler Raum für eine Währungsunion sein. Umgekehrt verhindert die Einführung der Europäischen Währungsunion ohne Wirtschaftsunion die optimale Entwicklung des Binnenmarktes, also der schon erreichten Integration.
Vor allem wird die Stabilität des gemeinsamen Geldes in Frage gestellt, weil die Gefahr besteht, daß, angesicht der einheitlichen Zinsen und Preisniveaus, einzelne Staaten der Versuchung erliegen, sich übermäßig zu verschulden. Sie können sich dazu gezwungen sehen, wenn sich die Nachfrage überdurchschnittlich in den Länder konzentriert, die, wegen der überdurschnittlicher Produktivität, niedrigere relative Preise vorweisen. Die Länder mit niedrigerer Produktivität und kleinerer Nachfrage, brauchen dann zusätzliche Mittel, um Arbeitslosigkeit bekämpfen zu können. Wird dann die Inflation zunehmen, so entsteht für das Kapital ein Anreiz, in das wirtschaftliche Umfeld der Währungsunion zu wandern.
Der Entwicklung des Binnenmarktes kann auch abträglich sein, wenn seine Marktmechanismen, infolge der Eliminierung solcher wirtschaftspolitischen Instrumente wie die Wechselkurs- und Geldpolitik (vgl. Ohr 1993) S.45, "Solange noch keine Wirtschaftsunion vorliegt, haben die nationale Währungen eine unbestreitbare Existenzberechtigung und die Wechselkurse zwischen ihnen eine wichtige Steuerungsfunktion".), verstärkt durch interventionistische Maßnahmen der Prozeß- und Strukturpolitik gestört werden, die Lösung der Arbeitslosigkeits- und Einkommensverteilungsprobleme im Wege der Fiskalpolitik und des Kohäsionsfonds, sowie zum Teil Tarifpolitik anstreben. Diese interventionistischen Maßnahmen können eine Ursache von erheblichen Effizienzverlusten sein. Kompakt faßt das obige Ohr 1995, S.31):
"Damit diese vereinheitlichte Währungspolitik für alle beteiligten Länder effizient ist, müssen nicht nur ähnliche gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen vorliegen, sondern auch ähnliche Finanzierungsstrukturen, gleiche monetäre Transmissionsmechanismen, einheitliche wirtschaftspolitische Zielvorstellungen.(...) Der Außenwert einer Währung wird heute vor allem durch das Vertrauen der Anleger bestimmt. Wie aber soll Vertrauen in eine Währung entstehen, wenn hinter dieser Währung kein gemeinsamer Staat, keine abgestimmte Politik, keine europäische Identität steht?"
"- Die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik, die wesentlich vom Grad der geldpolitischen Unabhängigkeit einer Notenbank bestimmt wird,
- die Auswirkungen asymmetrischer monetärer Schocks auf die Geldpolitik, sowie allgemeiner,
- die Stabilität der nationalen und aggregierten Geldnachfrage und die Effizienz des geldpolitischen Instrumentariums in hoch integrierten Finanzräumen."
"steht für das Gebiet der EG heute außer Zweifel, daß die Stabilität der aggregierten Geldnachfrage höher liegt, als die der nationalen Geldnachfragefunktionen."
Die geldpolitischen Instrumente könnten in der Europäischen Währungsunion ebenfalls effizienter benutzt werden. Beispielsweise könnte eine Steuerung der Geldmenge in EU schon deshalb effizienter sein, weil dann die heutigen Probleme mit der Erfassung der Geldbestände entfallen würden (vgl. Bofinger 1994, S.145 ff., "Schon heute weisen die Daten für die um Euro-Einlagen und kurzfristige Bankschuldverschreibungen erweiterte Geldmenge M3 erhebliche und bisher von der Bundes bank nicht erläuterte Abweichungen von der traditionellen Geldmenge M3 auf (...)."): Deutsche Anleger unterhalten z.B. ihre DM-Guthaben zum Teil auch in Banken im europäischen Ausland. Die Mindestreserve könnte durch die Europäische Zentralbank einheitlich gestaltet werden, was "den nationalen Wettbewerb um die niedrigsten Regulierungen" (vgl. Bofinger 1994, S.147) beenden würde.
Sofern die traditionelle Theorie der optimalen Währungsräume eher dazu tendiert, Kerneuropa aus den EU-Ländern herauszufiltern, spricht der sehr hohe Grad der Integration der Finanzmärkte in der EU für Beitritt aller Kandidaten. Die europäische Integration der Finanzmärkte fördert die Entwicklung des Binnenmarktes und eröffnet im Falle der Gründung der Europäischen Zentralbank weitere Möglichkeiten.
VI. Resümee
Die Frage, ob die Europäische Union ein optimaler Integrationsraum für eine Währungsunion darstellt, ist aus vielen wohlüberlegten Gründen zu verneinen. Die Krönungstheorie betont mit Recht, daß die Konvergenz innerhalb der EU noch zu wenig fortgeschritten sei, daß die Fiskal-, Lohn- und Sozialpolitik müßten zunächst vergemeinschaftet werden, also daß die Wirtschaftsunion der Währungsunion zuvorkommen sollte, wenn nicht unerhebliche wirtschaftliche Verluste vermieden werden sollen. Das Problem aber ist, daß das Verschieben der Währungsunion noch größere Verluste mit sich bringen könnte. Die monetäre Integration aufgrund der flexiblen Wechselkurse kann im Binnenmarkt noch sehr, sehr lange auf Konvergenz der europäischen Volkswirtschaften warten lassen. Angesichts der Globalisierung und der dynamischen Entwicklung des Dollar- und Yen-Raumes, sowie der wachsenden Rolle der chinesischen Wirtschaft, ist die Frage berechtigt, ob sich die EU erlauben kann, ein nicht-optimaler Währungsraum zu sein.
Darüber hinaus ist nach Kaku die Europäische Union ein Schritt auf dem Weg zur planetaren Zivilisation (Michio Kaku, "Zukunftsvisionen. Wie Wissenschaft und Technik des 21. Jahrhundert unser Leben revolutionieren", 1998, S. 387). In dieser Perspektive wäre der gelungene EURO eine äußerst wertvolle Erfahrung für den ganzen Planeten. Der EURO bedeutet dann nicht nur Konkurrenz zum US Dollar oder Yen, sondern auch Partnerschaft in der Erfüllung der Aufgabe der Stabilisierung der globalen Wirtschaft.
Wenn man die theoretischen Optimalitätskriterien betrachtet, so sind sie zum Teil widersprüchlich, indifferent, oder lassen sich nicht operationalisieren. Auch der Kosten-Nutzen-Ansatz kann nur als Anhaltspunkt für das Herausfiltern der Kerneuropa-Kandidaten benutzt werden. Im Gegenteil zu der traditionellen Theorie stellen die im Maastrichter Vertrag angenommenen Abgrenzungskriterien ein dynamisches Konzept dar. Als pragmatischer Ansatz baut es auf einer Kompromißlösung auf: Entsprechend der Disziplinierungstheorie beinhaltet sie einen konkreten, verbindlichen Zeitplan und verlangt Erfüllung der strengen, objektiven Konvergenzkriterien in Anlehnung an die Krönungstheorie.
Im Ergebnis ist es zu erwarten, daß die Europäische Währungsunion in zwei Stufen verwirklicht wird. Zuerst sollen die ausgewählten Länder eine Währungsunion der Kerneuropa bilden, und die übrigen Staaten nach und nach dazustoßen. Das Modell von Menkhoff und Sell zeigt, daß nur zu wenig oder zu viel Kandidaten zum Überschuß der Kosten über den Nutzen vom EURO führen kann.
Mit dem währungspolitischen Konzept Kerneuropa ist jedoch das Problem der Erfüllung der Konvergenzkriterien verbunden. Wie es scheint, werden sie zur Zeit von kaum mehr als zwei, drei Staaten eingehalten. Dabei könnte gerade der Beitritt zur Europäischen Währungsunion manchen Staaten eben diesen Beitritt erst ermöglichen: Z.B. Italien muß seine Staatsverschuldung zu um Risikoprämie erhöhten Zinssätzen bedienen - die Aufnahme in die Währungsunion würde ihr via niedrigere Zinssätze ca. 1,5 % des BSP jährlich ersparen (vgl. Zycie Gospodarcze 1995, S.40). Es ist also anzunehmen, daß die letztliche Entscheidung von politischen Erwägungen beeinflußt wird (vgl. Issing 1994, S.155, "Die politische Dimension kann in einer Abwägung der Optimalitätsbedingungen nicht ausgeklammert werden.").
Angesicht der Perspektive der schrittweise zu ausbauenden Währungsunion taucht auch die Frage nach der wirtschaftlichen Entwicklung der Länder, die nicht zu dem Kern zugehören werden, auf. Die Befürchtung ist nicht von der Hand zu weisen, daß sich die Unterschiede zwischen diesen beiden Ländergruppen in folge einer begrenzten Währungsunion noch vergrößern werden (vgl. Garcia-Solanes,... 1994, S.17, "Consequently, the likely result would be the progressively widening of economic distance between the two groups of countries".). Es scheint, in Zukunft wird auch die Frage nach der Teilung des Nutzens aus der Währungsunion auftauchen. Man kann sich nämlich eine Situation vorstellen, in der Kerneuropa mit seiner gemeinsamen Währung die größten Nutzenzuwächse im Binnenmarkt registriert, und die übrigen Länder, die durch Währungsunion bedingten Vorteile in kleinerem Ausmaß genießen, ohne europäisches Fiskalsystem, das für die Förderung der unterentwickelten Regionen sorgen würde, erhebliche Schwierigkeiten haben könnten, an die Währungsunion anzuschließen.
(1) | (2) | (3) | Integrationskosten Kummulation von (3) |
||
---|---|---|---|---|---|
NL | 4,23 | 0,92 | 0,73 | 0,73 | |
A | 6,35 | 1,13 | 0,89 | 1,62 | |
L/B | 7,97 | 1,26 | 1,00 | 2,62 | |
F | 31,99 | 2,53 | 2,00 | 4,62 | |
IRL | 36,77 | 2,71 | 2,15 | 6,77 | |
DK | 50,71 | 3,18 | 2,52 | 9,29 | |
GB | 82,07 | 4,05 | 3,21 | 12,50 | |
I | 132,34 | 5,14 | 4,08 | 16,58 | |
ESP | 178,52 | 5,98 | 4,74 | 21,32 | |
POR | 683,43 | 11,69 | 9,27 | 30,59 | |
GR | 1397,40 | 16,72 | 13,27 | 43,86 | |
Quelle: Menkhoff, ... 1992, S.397/398 |
Die Reihenfolge der Länder ergibt sich aus der Summe der quadrierten Abweichungen der Inflationsraten von den Inflationsraten der BR Deutschland (1), den Standardabweichungen (2) bzw. den Variatioskoeffizienten (3) im Zeitraum von 1985 - 89.
(1) Summe der Außenhandelsströme (in Mrd. US-Dol.) |
(2) Kummulierte Werte von (1) |
(3) BSP (in Mrd. US-Dol.) |
(4) Kummulierte Werte von (3) |
(5) Quote (2)/(4) (in Prozent) |
|
---|---|---|---|---|---|
D | 1202 | 1202 | |||
NL | 54 | 54 | 227,50 | 1429,50 | 3,70 |
A | 30,7* | 84,70 | 120,50 | 1550 | 5,50 |
L/B | 73,20 | 157,90 | 160,60 | 1710,10 | 9,20 |
F | 125,10 | 283 | 949,20 | 2659,30 | 10,60 |
IRL | 8,40 | 291,40 | 30,50 | 2690,30 | 10,80 |
DK | 19,20 | 310,60 | 103 | 2793,30 | 11,10 |
GB | 134,40 | 445 | 807,50 | 3600,80 | 12,40 |
I | 141,70 | 586,70 | 828,80 | 4429,60 | 13,20 |
ESP | 58,60 | 645,30 | 340 | 4769,60 | 13,50 |
POR | 19,50 | 664,80 | 34,70 | 4804,30 | 13,80 |
GR | 14,90 | 679,70 | 45 | 4849,30 | 14,00 |
Quelle: Menkhoff, ... 1992, S.397/398 |
Beispiel: Die Ex- und Importe zwischen Österreich und der BR Deutschland sowie den Niederlanden beliefen sich im Jahr 1988 auf 30,7 Mrd. US-Dollar (Außenhandelswert mit D=28,9 Mrd. US-$, Außenwert mit den NL=1,8 Mrd. US- $).