Strafe & Folter
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Scheren der Haare

Eine Strafe, die sowohl als Körperstrafe wie als Ehrenstrafe einzuordnen ist, denn sie war zutieftst ehrverletzend, veränderte aber auch das körperliche Erscheinungsbild erheblich. Den Straftätern wurden entweder die Haare geschoren oder auch nur kahle Stellen geschnitten, die dann eine komische Figur darstellten. Um die Wirkung des Scherens zu verlängern, wurden die kahlen Stellen zusätzlich auch mit ätzenden Flüssigkeiten behandelt. Häufig war das Kahlscheren mit dem Staupenschlag verbunden, man sprach dann von der "Strafe an Haut und Haar". Die eigene Haartracht hatte für die Menschen des Mittelalters eine sehr wichtige Bedeutung, ein Verschnitt oder gar die Rasur des Haupthaars war daher ein besonders tiefer Eingriff in das persönliche Ehrgefühl dieser Menschen. Quanter (1906) schlug deswegen sogar vor, das Scheren des Haupthaars zu den verstümmelnden Körperstrafen zu zählen. Ich habe mich hier diesem Vorschlag aber nicht angeschlossen, schließlich wuchsen die Haare ja wieder nach. Das Scheren des Haupthaars ist noch im 20. Jahrhundert in Europa als Strafe praktiziert worden. Nach der Befreiung von Paris wurden französischen Frauen, die sich mit deutschen Soldaten eingelassen hatten, die Haare abgeschnitten. (Quanter 1901, van Dülmen 1985)

Ausschnitt aus dem Sachsenspiegel
Fassung Wolfenbüttel, 14. Jhd.

>>>Verwandte SM-Praktiken: Das Rasieren von Scham- und Körperhaaren ist eine weit verbreitete Praktik. Wie im Mittelalter wird es häufig als Zeichen der völligen Entblößung und der Demütingung verstanden. Die Rasur wird aber auch häufig schlicht aus ästhetischen Aspekten heraus praktiziert. Das Rasieren der Kopfbehaarung kommt eher selten vor.