Jeden
Sonntag zwischen 20 und 24 Uhr läuft in meinem Radio
eine Countrysendung. Countrymusik ist nicht
alltäglich in Europa und somit auch nicht in
Deutschland. Als Fan des Country muss man sich auf ein
paar wenige Sendungen beschränken. Aber diese Sendung
am Sonntagabend ist immer sehr aktuell und
aufschlussreich. Da werden ältere Songs und
natürlich aktuelle gespielt, Grüße und Wünsche
erfüllt und auch Tickets für Konzerte verschenkt. |
Irgendwann, Anfang des
Jahres 2003 kam plötzlich die Nachricht, dass die
Dixie Chicks ein Konzert, während ihrer Promotion
Tour für ihr neues Album Home, in München
geben werden. Das einzige in Deutschland. Keiner
wollte es anfangs glauben. Doch es sollte wirklich
wahr sein. Die Tickets waren schneller ausverkauft,
als die Nachricht, dass die Mädels auftreten werden,
sich verbreitet hatte. Es sollte ein Konzert für nur etwa 1000 Fans sein.
Leider hatte ich erst zu spät von diesem Event
erfahren. |
Wir haben ja unser Antenne
Bayern, der es doch immer wieder möglich macht,
ein paar Menschen glücklich zu machen. Da ich ein
absoluter Fan vom Country bin, habe ich auch an diesem
glücklichen Tage die Countrysendung On the Road
again gehört. |
Ich dachte ich traue
meinen Ohren nicht, als die Moderatorin plötzlich
verkündete, dass drei mal zwei Meet & Greet
Tickets für dieses Dixie Chicks Konzert am 19. März
2003 in der absolut ausverkauften Münchener Georg-Elser-Halle zu gewinnen sind. Ich habe natürlich
sofort mein Telefon und mein Handy genommen und die
Nummer gewählt. Zweimal musste ich leider mit
anhören, dass jemand anderes die Tickets gewonnen
hatte. Beim dritten Mal, ich habe gezittert vor Angst
und vor Freude, habe ich es geschafft, und habe die
dritten Tickets gewonnen. |
Jetzt war es sicher, ich
durfte die Dixie Chicks treffen. Die Freude war
riesengroß. Meine Schwester, weil sie genau so Fan
ist wie ich, ist auch fast vor Freude an die Decke
gesprungen. Wir konnten es jetzt kaum noch erwarten. |
Endlich war der 19.
März 2003 gekommen. Ich holte meine Schwester zu
Hause ab und wir überlegten, ob wir den Dixie Chicks
ein Geschenk machen sollten. Und wenn ja, welches? Wir
entschieden uns für sie ein Buch, einen Bildband
über unsere Region, wo wir wohnen (im Süden
Deutschlands, in der Nähe der Alpen), zu kaufen. |
So fuhren wir dann nach
München. Am Eingang der Halle waren wir mit der
Gästebetreuerin der ausführenden Konzertagentur
verabredet, die uns zu den Dixie Chicks bringen
sollte. Es waren sehr viele Fans, mit und ohne
Tickets, vor der Halle. Alle wollten die Dixie Chicks
sehen. Aus ganz Deutschland waren Fans angereist,
sogar aus Österreich und der Schweiz. Wir mussten uns
in die Reihe der Wartenden eingliedern und wurden auf
alles Mögliche (Schirme, Alkohol, Fotokameras)
kontrolliert. Das alles war verboten. So mussten wir
unsere Fotoapparate abgeben. |
Ich war sauer. Hatte ich
doch die Tickets fürs Meet & Greet gewonnen und
da darf man doch fotografieren. Eine ewige Diskussion
mit der Security brachte auch nichts. Wir mussten die
Kameras wirklich abgeben. Das wollte ich mir
allerdings nicht gefallen lassen und so diskutierte
ich drinnen, im Vorraum, noch weiter. Unsere
Betreuerin hat die Angelegenheit dann geregelt und
wenigstens für die Teilnehmer des Meet & Greet,
die Kameras wieder bekommen. Ich war so froh. |
Alle Konzertbesucher
drängten in die kleine Halle. Wir mussten noch im
Vorraum warten. Später wurden wir in einen kleinen
Raum geführt, in dem wir die Dixie Chicks treffen
sollten. Es war sehr warm und die Zeit schien uns
endlos lang zu sein. Zweimal schauten irgendwelche
Leute, die sich später als Betreuer der Dixie Chicks
herausstellten, nach uns. |
Und dann war es endlich
soweit. Die Dixie Chicks kamen in den Raum,
zurückhaltend und zaghaft. Es hatte den Anschein, als
hätten sie mehr Angst vor uns als wir vor ihnen. Wir
hatten also alle Berührungsängste. Zuerst durften
wir unsere gemeinsamen Fotos mit den Mädels machen
und anschließend hatten wir noch, ich kann nicht
sagen wie viel, Zeit, ihnen unsere Geschenke zu
überreichen und uns ausgiebig mit ihnen zu
unterhalten. Über was spricht man aber mit solch
großartigen Künstlern? |
Da hatte es ja ein paar
Tage vorher Natalies Statement gegen Bushs
Kriegsabsicht gegeben und die grenzenlosen
Hassbekundungen der Bushanhänger in Amerika, mit
ihren ungerechten Reaktionen gegenüber den Dixie
Chicks. Die, die jahrelang die Stars der Amerikaner
waren, waren plötzlich von ihren eigenen Landsleuten
wie Aussätzige behandelt worden. Das war ein
Gesprächsthema. Wir haben ihnen unseren Beistand
bekundet und unsere Empörung über die entsetzlichen
Reaktionen. Aber wir haben auch über ihre geniale
Musik, über ihre und unsere Familien und viele andere
Sachen gesprochen. |
Sie waren so liebevoll,
sympathisch und nett. Es war ein unvergessliches
Erlebnis und wird es auch immer bleiben. |
Als die drei Mädels sich
von uns verabschiedet hatten, gingen sie auf die
Bühne und wir, vollkommen glücklich mit all unseren
Fotos und Autogrammen (ich habe mir die CD und das
Booklet von Home signieren lassen) sind in die Halle gegangen. |
Da wir vorher zum Meet
& Greet waren, hatten wir leider nicht so gute
Plätze. Die Halle war nicht bestuhlt, alle standen
und viele waren sehr groß und trugen Cowboyhüte.
Doch wir hatten schon Sicht zur Bühne und haben die
Mädels und ihre Musiker auch gesehen. Das Schlimmste
aber war die unfassbare Hitze. Aber kein Wunder: eine
so kleine Halle und die Leute dicht gedrängt. |
Der
Aufreißer des Abends war Long Time Gone; gefolgt von
Tortured, Tangled Hearts; Truth No. 2; Travelin'
Soldier; Ready to Run; There’s Your
Trouble; More Love; White Trash
Wedding; Lil’ Jack Slade; Cowboy
Take Me Away; If I Fall You're Going Down With Me;
Some Days You Gotta Dance; Wide Open Spaces;
Sin Wagon; Godspeed und Top of the
World. |
Fast alle konnten
beinahe jeden Song mitsingen und wir taten es auch.
Überall wurde gesungen, gesprungen, geklatscht. Die
Stimmung war vollkommen ausgelassen, absolut super.
Wir merkten gar nicht wie schnell die Zeit verging und
dann war irgendwann auch Schluss. Die Dixie Chicks
verließen die Bühne, kamen aber, zu unser aller
Freude, nach Zugaberufen wieder auf die Bühne und
sangen noch zwei weitere Songs, Landslide und Goodbye
Earl. |
Am Ende des Abends
trafen wir uns dann noch an der Bar mit ein paar
Freunden und später machten wir uns mit all den
Eindrücken des wunderschönen Abends auf den Weg nach
Hause.
|