|
Rezension
Intercom 21 (9/97)
Reaktionen auf diese Besprechung
Clubzine des Perry Rhodan World Communication Club
Clubinterna, Stories, Grafiken und Rezensionen rund um Perry Rhodan
(dt., INTERCOM erscheint monatlich, INTERCOM 21: September 1997)
Ein eZine mit wenigen Überraschungen. Die, die es gab, lagen diesmal im technischen Bereich und dürften manchem ein eher unwilliges Grummeln entlocken.
Man mag mir eine gewisse Vorliebe andichten: Schon die dritte
Besprechung einer INTERCOM-Ausgabe! Doch mit obskuren Präferenzen hat das nichts zu tun. INTERCOM ist nun einmal das umfangreichste deutschsprachige SF-eZine und dazu eines der wenigen, die pünktlich und zuverlässig Monat für Monat neu erscheinen. Insofern hat es eine gewisse Vorbildfunktion . Grund genug nachzusehen, was die neueste Nummer gebracht hat..
Diese 21. Ausgabe ist technisch und optisch völlig umgekrempelt worden. Dabei hat leider auch hier eine Unsitte Einzug gehalten: der "HTMLfetischismus", womit ich den inneren Zwang von Webseiten-Machern meine, möglichst alles an HTML-Techniken in ihr Werk zu packen, was es so gibt. Wobei freilich Nutzen und Lesbarkeit keine Kriterien zu sein scheinen. Früher gab es bei IMPRESSUM die Wahl zwischen einer Ansicht mit und einer ohne Frames. Dankenswerterweise, denn die Rahmen sind zu Recht sehr umstritten. Wäre die Wahlmöglichkeit einfach weggefallen, das wäre zu verschmerzen gewesen. Aber schon auf der Titelseite wird der Leser mit gleich vier Frames empfangen. Zwei davon, um es gleich zu sagen, sind überflüssig. Der eine in der linken oberen Ecke enthält nur das schön animierte Clublogo. Hartgesottene, die die verschwenderischen 96K hierfür nicht scheuen, können sich bei der Lektüre nun über eine drehende Weltkugel und den fliegenden Schriftzug freuen. Normalsterbliche und solche ohne ISDN-Verbindung und High-End Computer werden den Ressourcenkiller spätestens auf der dritten Seite als nervig empfinden und den Rahmen ohne Bild neu laden. Entbehrlich außer für die ganz Vergeßlichen ist auch der zweite Rahmen in Form einer sich den Seiten anpassenden Titelleiste am oberen Bildschirmrand: Damit wir auch ja nicht vergessen, wie das Vorwort heißt, das wir gerade lesen. ("Vorwort" nämlich.). Alle vier Rahmen zusammen haben den Programmierer Rainer Schwippl vor ein großes Problem gestellt: Wie, um Himmels Willen, mehrere Frames gleichzeitig ansteuern? Hier zeigte Rainer wenig Kreativität und verfiel in seiner Not auf JavaScript als eine Art Deus ex machina. Nicht überzeugend! (Und seine Behauptung, es ginge nicht auch ohne js, ist schlichtweg falsch!) Für die anderen aber, die Verarmten, die sich keinen js-fähigen Browser leisten können, und die Ewiggestrigen, die sich gegen alles Moderne sperren, da kam Rainer eine viel, viel intelligentere Lösung: Er schuf zusätzlich eine js-lose Version und ließ dort die zwei Frames für Titellogo und Seitenüberschrift einfach weg! Hätte er jetzt noch bedacht, daß die Seiten nun gänzlich ohne Titel und somit kopflos auf den Bildschirm kommen - die Steuerung wäre nicht zu beanstanden gewesen. Verwundern tut's jedenfalls, wenn sich da jemand eine aufwendige Navigation überlegt und viel Zeit und Mühe in die Programmierung investiert, nur um anschließend den Beweis anzutreten, wie überflüssig die eigene Kreation doch ist! Immerhin: Daß die jetzige Aufmachung nicht der Weisheit gelbes Ei ist, wissen seine Macher. Man wartet nun auf ein Leserecho und will das Layout für die nächste Ausgabe nochmals überarbeiten. (Gerüchteweise ließ Rainer Schwippl bereits verlauten, man werde zum alten Layout zurückkehren.) Vielleicht verzichtet man künftig auch darauf, das komplette Inhaltsverzeichnis auf einer einzigen Seite (bzw. in einem einzigen langgezogenen Rahmen) unterbringen zu wollen und weicht auf Unterverzeichnisse für die einzelnen Rubriken aus. Das würde den häßlichen Scrollstreifen sparen, wenn man schon auf Frames nicht verzichten will, weil die so schön hipp sind.
Thorsten Eyrich amüsiert sich in seinem Vorwort über einen anderen Perry Rhodan-Club, der vor kurzem die Mitgliedsliste seines Vereins für eine Werbekampagne mißbrauchte. Mißbrauchte? Vielleicht würde er etwas weniger grinsen, käme ihm in den Sinn, daß die Veröffentlichung von (zum Teil sehr persönliche Angaben enthaltenden) Mitgliedsdaten im Netz vermutlich gegen deutsche Datenschutzbestimmungen verstößt und er als "Präsident" dafür auch die präsidiale Verantwortung trägt. Solange sich nur ein anderer SF-Club der Adressen bedient, weil der Erfolg des PRWCC die dortigen Verantwortlichen mit Neid erfüllt, sei ein kleines Grinsen erlaubt. Vielleicht sind es nächstes Mal aber findige Firmen, Parteien oder irgendwelche obskuren Sekten, die sich über solcherlei kostenlose Hilfe bei ihrer Kunden- oder Mitgliederwerbung freuen: Glauben Sie an UFOS? Fein, dann hätten wir was für Sie! Mitgliedslisten haben jedenfalls in für alle zugänglichen Netzen nur dann etwas zu suchen, wenn jedes Mitglied auf mögliche Folgen aufmerksam gemacht wurde und sich ausdrücklich mit der Veröffentlichung einverstanden erklärt hat.
Stark verändert hat sich das Aussehen der von Heiko Satow betreuten "Perry Rhodan-News". Die Seite läßt nun an Übersichtlichkeit nichts mehr zu wünschen übrig. Vorbildlich! Weniger gefällt mir, daß Heiko seine Infos lediglich von den Marketingprojekten der Perry Rhodan-Macher bezieht. Da macht er es sich ein wenig zu einfach, zumal INTERCOM durchaus über direkte Kontakte zu Autoren und Redakteuren verfügt. Warum nicht diese nutzen?
Die Geschichten, das habe ich in meiner letzten Kritik (zu Intercom 14) bemängelt, sind nicht unbedingt der stärkste Part bei INTERCOM. Hier liebt man offenbar die Fortsetzungsgeschichten, die manchmal, wie bei Thomas Rabenstein "Auf der Suche nach ES" zur Endlosserie mutieren. Der hätte damals, bei Folge eins nicht gedacht, daß er mal zwei Fortsetzungen schreiben würde (vgl. seinen Leserbrief). Inzwischen ist er bei Teil 12 angelangt und ein Ende seiner "Humoreske" ist nicht in Sicht. Die Handlung schleppt sich dahin, nicht ziellos immerhin, aber doch recht schlaff, die Witze entlocken den Mundwinkeln nur selten ein Zucken - irgendwann gibt es einfach nichts mehr, was man an den SF-Helden noch parodieren könnte. Dann beginnen die Wiederholungen. "Auf der Suche nach ES" hat davon nicht wenige.
"Die Anhörung" von Thorsten Oberbossel geht mit der 5.Folge nun zu Ende. Für jemanden, der wie ich die Geschichte nicht komplett verfolgt hat, ein ziemlich belangloses Stück. Denn was hier präsentiert wird, ist nur der Ausklang. Vielleicht sollte es der Höhepunkt werden, denn es geht darum, daß eine Raumschiffskommandantin ein für sie wichtiges Urteil erwartet. Hatte sie im Einsatz korrekt gehandelt? Hatte sie Fehler gemacht? Und wird man ihr dann das Kommando entziehen? Auch ohne Kenntnis der anderen Teile mutet es da doch mindestens ungeschickt an, wenn Thorsten das Urteil der Untersuchungskommission als Protokoll serviert. Hätte er die Kommandantin vor der Kommission erscheinen lassen, so hätte er dem ganzen wenigstens einen Hauch Dramatik verpassen können.
Wesentlich dramatischer geht es da bei Alexander Nofftz zu, der im dritten Teil seiner Serie "Rebellen von Catron" Perry Rhodan und Getreuen mit ihrem Schiff auf einen Planeten stürzen läßt. Die Versuche der Crew, den Absturz zu verhindern, lesen sich durchaus spannend. Nur am Schluß verrechnet sich der Autor doch ein wenig: Wer mit 5000 m pro Sekunde auf einen Planeten zurast und nur noch 28 Kilometer von der Oberfläche entfernt ist, muß schon durch den Hyperraum spurten, will er noch rasch alle Beiboote unten im Hangar bemannen und das Schiff verlassen.
Highlight bei INTERCOM war immer schon die Galerie, auch wenn die Bilder in der Vergangenheit leider oft ein wenig unterbelichtet waren. (Das trifft diesmal nur auf zwei Bilder zu.) Vertreten sind Werke von Holger Möllers, Lars Weinand, Norbert Schneider, Rene Decker und Markus Silbereisen. Zwei Dinge haben sie gemeinsam: Sie passen nicht auf meinen Monitor (trotz der Standard 800x600 Punkte) und kommen beim Scrolling nicht so gut. (Wofür gibt es WIDTH und HEIGHT?) Und sie zeigen wieder einmal nur - Raumschiffe. Lediglich Holger Möllers ziert sein Bild einer über dem Meer schwebenden Station mit einem Stück Sandstrand und einer ganz passablen Palme. Und Lars Weinand liefert mit seinem "Leuchtturm" ein Bild, das nicht mal SF sein muß. Welche Provokation! :-)
Insgesamt bringt INTERCOM 21 wenige Überraschungen. Die, die es gab, lagen im technischen Bereich und dürften manchem ein eher unwilliges Grummeln entlocken. Vielleicht fehlt es an frischem Blut? Eigentlich ist es enttäuschend, daß die große Leserschar des eZines (jedem ordentlichen Print-Fanzine-Macher dürften die Zahlen Tränen in die Augen treiben) offenbar doch nur aus einer Herde Konsumenten besteht, die sich von einer handvoll Leute das Lesefutter vorlegen läßt. Da sind andere Clubs off der Leine aktiver und andere (Print-)Zines wesentlich lebendiger.
Thomas Schmitz
Bochum, 9. September 1997 NN3.0/IE 3.0/800x600
|
 |